Zum dritten Mal nach Schwarzspecht 1981 und Buntspecht 1997 wurde vom Naturschutzbund (NABU) ein reiner Waldvogel mit dieser Ehre bedacht. Der Vogel ist in unseren Wäldern der einzige Vertreter der Gattung "Spechtmeisen", was schon einiges über sein Wesen erzählt: Er ist einerseits ein wenig Specht, da er sich wie diese als Stammkletterer von Insekten und Früchten der Bäume ernährt. Andererseits erinnert sein auffälliges, hektisches Verhalten sowie seine überaus häufigen und auffälligen Lautäußerungen, insbesondere im Frühjahr, eher an eine Verwandtschaft mit Meisen.
Nachmieter von Spechthöhlen
Abb. 2: Der Kleiber "kleibert" den Eingang eines Hohltaubenkastens auf sein gewünschtes Maß zu. (Foto: Th. Ullrich)
Allen gemeinsam ist die Brutökologie bezüglich der Wohnungswahl als Höhlenbrüter. Der Kleiber gehört dabei zu den klassischen Nachmietern von Spechthöhlen, da er mit seinem spitzen Schnabel nicht selbst zimmern kann. Doch weist der Kleiber auch ganz eigene Besonderheiten auf: Sein Name rührt von Maurertätigkeiten, die in unseren Landen sonst nur bei Schwalben bekannt sind. Findet er eine mögliche Bruthöhle, deren Eingang aber für den 12- 15 cm großen Vogel zu groß ist und damit das Sicherheitsbedürfnis der Jungvögel in Frage stellt, so kann er mittels Lehm und Holzresten den Höhleneingang zu-"kleibern". Er kann dabei den Eingang einer Schwarzspechthöhle (oder wie auf dem Bild einen Hohltaubenkasten) von ca. 15 cm Durchmesser auf seine gewünschte Größe von ca. 3 cm Durchmesser verkleinern, um Marder und Eichhörnchen den Eintritt zu verbieten oder ihn räuberischen Spechten zumindest zu erschweren.
Kopfüber den Stamm abwärts!
Die zweite "Einmaligkeit" des, auch optisch attraktiven Vogels, besteht in seiner Fähigkeit kopfüber Stamm- abwärts klettern zu können, was kein heimischer Specht oder Baumläufer ihm nachmachen kann.
In seinen Bestand ist der Kleiber nicht gefährdet. Man findet ihn in allen alten Waldteilen vorzugsweise Laubwälder, sowie in Parks und dichten Obstbaumwiesen. In Waldreservaten, die größere Flächen von zerfallendem Wald mit hohem Totholzanteil aufweisen, kann der Kleiber Brutdichten von über 6 Brutpaaren auf 10 ha erreichen.
Dennoch gibt es gute Gründe Ihn als Vogel des Jahres auszuwählen. Ein inzwischen weit beachteter Artikel "Kleiber statt Wiedehopf" von Herrn Martin Flade (s. Links) brachte vor knapp 10 Jahren das Verantwortlichkeitsprinzip zunächst für den Vogelschutz und anschließend für den gesamten Naturschutz ins Rollen.
Dem Kleiber kommt dabei als Leitart für eine naturnahe Waldbewirtschaftung eine wichtige Rolle zu. Es sollte bei uns keinen größeren Waldteil geben, in dem der attraktive Vogel nicht beobachtet werden kann.