Das über Europa gespannte Natura-2000-Netz soll die Vielfalt des Lebens in der europäischen Kulturlandschaft sichern, Arealverschiebungen zulassen und als Frühwarnsystem für heilbare Negativentwicklungen dienen.
Jedes Bundesland liegt in einer oder mehreren "Biogeographischen Regionen (BR)". Über die BR werden Räume abgegrenzt, die eine eigenständige Arten- und Lebensraumausstattung aufweisen. Bayern hat Anteil an zwei BR:
- die "kontinentale" Biogeographische Region (KBR) = circa 95 Prozent der bayerischen Landesfläche
- die "alpine" Biogeographische Region (AlpBR) = circa 5 Prozent der bayerischen Landesfläche
In diesen wurden alle für Natura 2000 relevanten Arten und Lebensraumtypen identifiziert und ihre Gesamtzahl bzw. Gesamtfläche ermittelt. Geeignete FFH- und Vogelschutzgebiete wurden ausgewählt.
FFH-Lebensraumtypen: gemäß Anhang I der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie
FFH-Arten: gemäß Anhang II der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie
Vogelarten: gemäß Art. 4 der europäischen Vogelschutz-Richtlinie
Natura 2000 und Biodiversität
Grundlegend für die Ausstattung eines Landschaftsraumes mit FFH-Lebensraumtypen sind die Umweltfaktoren (Klima, Lage, Boden) und die Vegetationsgeschichte. In Mitteleuropa spielen außerdem der Einfluss des Menschen und die Nutzungsgeschichte eine prägende Rolle. Deshalb werden folgende FFH-Lebensraumtypen unterschieden:
- Möglichst naturnahe Wälder, Gewässer, Grasland oberhalb der Waldgrenze, Moore, Fels-, Schuttvegetation, Gletscher und Höhlen einerseits und
- "halbnatürliche" Lebensraumtypen wie extensiv genutztes Grünland, Trocken- und Magerrasen, Heideflächen und Binnendünen andererseits.
Daneben gibt es FFH- und Vogelarten, die als "Schirmarten" für eingenischte Gruppen Qualitätsmerkmale ansprechen, die von den FFH-Lebensraumtypen nicht abgedeckt werden:
- Strukturreiche Komplexlandschaften werden beispielsweise von Bechsteinfledermaus und Kammmolch angezeigt
- Laubwälder mit ausreichend Kronentotholz und Höhlenbäumen bewohnen Mittelspecht und Trauerschnäpper
- Eremiten als Bewohner von Mulmhöhlen in alten Laubbäumen sind Zeiger für Habitattradition
- Der Hochmoorlaufkäfer ist eine Art von intakten Moorwäldern mit ausreichender Flächengröße und Habitattradition
Neue Herausforderung Klimawandel
Abb. 2: Moore speichern viel Kohlenstoff (Foto: Boris Mittermeier)
Der Erhalt biologischer Vielfalt berührt unser ureigenstes Interesse einer ökologisch nachhaltigen Waldnutzung sowie einer Abmilderung des Klimawandels und seiner Risiken.
- Das Natura-2000-Netz beinhaltet einige der größten Kohlenstoffspeicher der Erde, vor allem mit Mooren, naturnahen Wäldern sowie Süßwasserseen und Flussauen. Einen günstigen Erhaltungszustand zu bewahren bzw. zu bewirken trägt zur Abmilderung des Klimawandels bei und verlangt höchste Aufmerksamkeit.
- Durch die Vernetzung der Schutzgebiete wird verschiedenen Arten die Arealverschiebung im Klimawandel ermöglicht.
- Durch den Erhalt unseres Naturerbes Buchenwald, werden an Wärme und Trockenheit angepasste Buchenwälder, z.B. der Orchideen-Buchenwald, erhalten. Dieser kann sich dann mit seiner ererbten Anpassung im Laufe der Klimaerwärmung in benachbarte Buchenwälder hineinmischen, die heute noch keinem Wärme- und Trockenstress ausgesetzt sind.
- Die an Trockenheit angepassten Wald-Lebensraumtypen, wie z.B. der Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwald, können im Zuge des Klimawandels an Bedeutung gewinnen. Durch ihre Anpassung könnten sie durch die Klimaerwärmung ihre Fläche erweitern.