Eine bundesweite Onlineumfrage gibt Einblick über das Wissen in der Forstbranche
Im Rahmen des Projekts BARDI der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wurde der Wissensstand zu forstlichen Klimawandelanpassungsmaßnahmen untersucht. Drei Gruppen forstlicher Akteure wurden im Rahmen einer bundesweiten Onlineumfrage befragt: Forstpersonal, Forstliche Auszubildende sowie private Waldbesitzende. Erfragt wurden Bekanntheit, Wissen und Erfahrung mit forstlichen Klimawandelanpassungsmaßnahmen.
Eckdaten der Onlinebefragung
- Befragungszeitraum: 15.02.22 – 30.04.22
- Zielgruppe: Forstpersonal, Forstliche Auszubildende, Waldbesitzende
- 27 offene und geschlossene Fragen zu Bekanntheit, Erfahrung und Informationsquellen forstlicher Anpassungsmaßnahmen
- 800 Studienteilnehmende befragt, davon: 162 Forstliche Auszubildende, 374 Forstpersonal, 264 Waldbesitzende
Maßnahmen der Klimawandelanpassung
Die neun abgefragten Maßnahmen umfassten jeweils drei waldbauliche (M1, M2, M3), drei praxisbezogene (M4, M5, M6) und drei forstbetriebliche (M7, M8, M9) Maßnahmen.
Forstliche Maßnahmen der Klimawandelanpassung nach Hengst-Ehrhart 2019 | ||
Maßnahme 1 (M1) | Anreicherung mit mehr Baumarten (Mischbestände/ Baumartendiversifikation) | Waldbauliche Maßnahmen |
Maßnahme 2 (M2) | Anbau trockenheitsresistenter Baumarten | |
Maßnahme 3 (M3) | Kürzere Umtriebszeiten zur Erhaltung der Bestandesstabilität | |
Maßnahme 4 (M4) | Durchforstung zur Stabilisierung der Bestände | Praxisbezogene Maßnahmen |
Maßnahme 5 (M5) | Gute Erschließung der Bestände zur Schadkontrolle und Schadabwehr im Krisenfall | |
Maßnahme 6 (M6) | Regelmäßige Kontrollgänge zur Erkennung potentieller Schäden | |
Maßnahme 7 (M7) | Anpassung der betrieblichen Zielsetzung an neue klimatische Bedingungen | Betriebliche Maßnahmen |
Maßnahme 8 (M8) | Kooperationen zwischen Forstbetrieben im Schadensfall | |
Maßnahme 9 (M9) | Zeitweise Unterbrechung der Bewirtschaftung zur Erholung der Bestände |
Ergebnisse der bundesweiten Onlineumfrage
Forstpersonal mit Stärken im Bereich Waldbau und Praxis
Die Gruppe des Forstpersonals besitzt für die waldbaulichen, praxisbezogenen sowie betrieblichen Maßnahmen ein durchschnittlich größeres Wissen gegenüber den Gruppen Forstliche Auszubildende und Waldbesitzenden (vgl. Abb. 2).
Mit fast 90 % Wissen ist die Gruppe des Forstpersonals am besten zu den Maßnahmen M1, M4 und M6 informiert (vgl. Abb. 2)
Die Gruppen der forstlichen Auszubildenden und der Waldbesitzenden haben ein sehr ähnliches Wissensniveau
Zu der Maßnahme M1 „Anreicherung mit mehr Baumarten (Mischbestände/Diversifikation)“ hatten die Gruppen mit 83,75 % (Forstliche Auszubildende) und 80,25 % (Waldbesitzende) das durchschnittlich größte Wissen.
Defizite im Bereich Waldbau und Betrieb
Die Maßnahme M3 sowie die betrieblichen Maßnahmen M8 und M9 zeigen die größten Wissensdefizite für alle Gruppen. Auch die Gruppe des Forstpersonals hatte in der Befragung nur zu 61,25 % Wissen zur Maßnahme M8 und zu 55,25 % Wissen zur Maßnahme M9.
Zu den betrieblichen Maßnahmen M8 und M9 liegt dagegen das geringste Wissen mit 45,75 % (Forstliche Ausbildung) und 54,25 % (Forstpersonal) sowie 48,25 % (Forstliche Auszubildende) und 50 % (Waldbesitzende) vor.
Informationsquellen zu Klimawandelanpassungsmaßnahmen
Die wichtigsten Informationsquellen sind Literaturquellen sowie Fort-/Ausbildungen
Für alle abgefragten Maßnahmen über alle Gruppen hinweg zeigt sich, dass besonders Literaturquellen (41 %) zur Information genutzt werden. Hier werden primär wissenschaftliche Ausarbeitungen für die Praxis wie Handreichungen (Artensteckbriefe, Waldentwicklungstypen) genannt.
An zweiter Stelle werden Fort- und Ausbildungen (28 %) als Informationsquelle genannt. Zu jeweils gleichen Anteilen folgen die Quellen Fachgespräche (11 %), also der direkte fachliche Austausch mit Personen im Fachgebiet; Forschungsinstitute (11 %) wie Forschungseinrichtungen der jeweiligen Bundesländer (z. B. LWF Bayern, FVA Baden-Württemberg sowie Internetquellen (9 %) wie forstspezifische Plattformen u.a. das Portal waldwissen.net (vgl. Abb. 3).