Die Verwendung von Holz kann langfristig andere Materialien und Brennstoffe ersetzen, die erheblich stärker zur Klimaerwärmung beitragen. Zudem hat Holz als Baustoff den Vorteil einer sehr guten Wärmedämmung. Wird Holz anstelle anderer Materialien oder Brennstoffe verwendet, wird die Atmosphäre weniger mit Kohlendioxid belastet.
Holzeinschlag gesteigert, Potential aber noch nicht ausgeschöpft
Bayern verfügt in seinen Wäldern über sehr große Holzvorräte, die in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts enorm gewachsen sind (Abb. 1). Die Daten der zweiten Bundeswaldinventur (BWI) ergaben, dass jährlich 20,7 Millionen Kubikmeter Holz genutzt werden könnten und die Vorräte dabei auf gleichem Niveau bleiben würden. Holzmengen aus Schutzgebieten mit Nutzungseinschränkungen und aus ertragsschwachen Wäldern sind dabei nicht eingerechnet. Tatsächlich wurden zwischen den ersten beiden BWI jährlich im Durchschnitt nur 15,7 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen.
Seit diese enormen zusätzlichen Nutzungspotentiale deutlich wurden, gibt es Anstrengungen dieses Holz zu mobilisieren. Vor allem im Kleinprivatwald konnte das Holzaufkommen wesentlich gesteigert werden. Sägeindustrie und holzverarbeitende Industrie bauten ihre Kapazitäten erheblich aus. Der hohe Exportüberschuss beim Rundholz wurde abgebaut, sodass Bayern inzwischen eine ausgeglichene Außenhandelsbilanz hat.
Die Initiativen "Cluster Forst und Holz" und "proHolz Bayern" arbeiten auf eine vermehrte Verwendung von Holz hin. Die Erfolge werden beispielsweise in dem steigenden Anteil des Holzbaus deutlich, der im Jahr 2011 bei 17 Prozent lag (2003 noch 12 %). Im Hinblick auf den Klimaschutz wäre ein noch größerer Anteil hilfreich.
Klimapolitische Ziele brauchen Holznutzung
Die Versorgung der Holzindustrie mit genügend Rohholz gestaltet sich gegenwärtig schwierig. Trotz vergleichsweise hoher Rundholzpreise scheint der Holzeinschlag kaum zuzunehmen. In der europäischen Studie EUwood wird ein bevorstehender Holzmangel in der EU prognostiziert. Der Grund ist insbesondere der steigende Bedarf an Holz für die Energieerzeugung. Die Studie zeigt auf, dass die energiepolitischen Ziele der EU mit den vorhandenen eigenen Energieressourcen der EU wohl kaum erreichbar sind. Durch Kurzumtriebsplantagen könnten rasch zusätzliche Holzressourcen aufgebaut werden. Die Holzressourcen könnten auch effektiver genutzt werden. Holz erst nach mehrfacher stofflicher Verwendung energetisch zu nutzen, ist im Hinblick auf den Klimaschutz effektiver, als Waldholz unmittelbar zu verbrennen. Auf jeden Fall widerspricht ein weiterer Verzicht auf Holznutzungen infolge von Waldflächenstilllegungen den klimapolitischen Zielen Deutschlands und der EU.
Holz aus dem Kleinprivatwald zu mobilisieren wird künftig wegen des demographischen Wandels eher noch schwieriger werden. Große Forstbetriebe gewährleisten dagegen am ehesten eine zuverlässige Holzversorgung. Der größte Forstbetrieb in Mitteleuropa sind die Bayerischen Staatsforsten. Forderungen nach Waldflächenstilllegungen zielen – wohl aufgrund der politisch leichteren Durchsetzbarkeit – vor allem auf den öffentlichen Wald. Dies würde jedoch die ohnehin angespannte Versorgungslage der Holzwirtschaft weiter massiv verschärfen.
Forst- und Holzwirtschaft: Wirtschaftsfaktor und Arbeitsplatzlieferant
Der Wirtschaftssektor Forst, Holz und Papier ist in Bayern von großem Gewicht. Die Wertschöpfung bis zur Produktionsstufe des Holzgewerbes (Säge- und Plattenindustrie, Holzkonstruktions- und Fertigbauteile, Verpackung) entspricht mehr als dem zehnfachen des Wertes des eingesetzten Rohholzes.
Arbeitsplätze im ländlichen Raum sind Mangelware. Die Bevölkerung in Bayern wird sich in den kommenden Jahren weiter vom Land hin in die Städte verlagern. Um dem entgegen zu wirken, sollten Arbeitsplätze im ländlichen Raum nicht unnötig geopfert werden.
Zugunsten der großräumigen Stilllegungen wird angeführt, dass auch diese eine regionale Wertschöpfung generieren können. Es bedarf allerdings diverser flankierender infrastruktureller Maßnahmen, um eine relevante regionale Wertschöpfung durch Tourismus zu generieren. Entsprechend beachtlich sind beispielsweise auch die Ausgaben des Nationalparks Bayerischer Wald. Diesen Ausgaben stehen auch einige Einnahmen gegenüber, die zu etwa 90 Prozent aus dem Verkauf des Holzes stammen, welches in der Entwicklungszone eingeschlagen wurde. Eine Einnahmequelle, die sich künftig deutlich reduzieren wird.
Selbst wenn Waldflächen ohne begleitende teure Infrastrukturmaßnahmen stillgelegt werden, bleiben Kosten bestehen; diese Kosten beinhalten unter anderem Verkehrssicherungsmaßnahmen und Versicherungsbeiträge. Andere Kosten, zum Beispiel für die Verwaltung der Liegenschaften und für Waldschutzmaßnahmen, können sich im Vergleich zum bewirtschafteten Wald reduzieren, lassen sich allerdings nicht komplett vermeiden. Waldflächenstilllegungen werden also – auch ohne einen Ausgleich für den Verlust an Wirtschaftskraft im ländlichen Raum – andauernd Ausgaben des Staates zur Folge haben.
Waldschutzmaßnahmen sind gut für den Waldumbau
Der Klimawandel fordert die Forstwirtschaft zum Waldumbau heraus. Die Baumartenzusammensetzung der Wälder muss an die neuen klimatischen Verhältnisse angepasst werden. Entstehen durch unkontrollierte Ausbreitung von Borkenkäferbefall oder Raupenfraß extrem lichte Waldstrukturen, wird dadurch der Umbau zu Wäldern mit geeigneten schattenverträglichen Baumarten erheblich erschwert. Die Nationalparke in fichtenreichen Waldgebieten zeigen, dass stillgelegte Wälder schnell zu enormen Kohlenstoffquellen werden können und dass es dort ein sehr langer Weg hin zu einer natürlichen Baumartenzusammensetzung wird.
Selbst in buchenreichen Gebieten ist die Durchmischung mit Fichte so groß, dass es nur wenige Flächen gibt, die frei von Fichte sind. Großflächige Nutzungsverbote könnten auch in buchenreichen Gebieten Probleme mit Borkenkäferbefall zur Folge haben – mit einer entsprechend raschen Freisetzung des bislang gebundenen Kohlenstoffes. Die folgende Sukzession auf den entstehenden Freiflächen dürfte häufig wieder reich an Fichte und wenig an das künftige Klima angepasst sein.
Verwendung der Buche im Aufschwung
Die Wünsche des Naturschutzes nach Flächenstilllegungen zielen vor allem auf Buchenwälder. Die Nachfrage nach Buche als Brennholz erfährt gerade erst einen Boom. Die Wünsche vieler Bürger nach Buchenbrennholz können aktuell nicht mehr überall befriedigt werden. Die Nachfrage nach Buchenstammholz ist dagegen eher verhalten. Forst- und Holzwirtschaft müssen nach neuen stofflichen Verwendungsmöglichkeiten für starkes Buchenholz suchen. Wenn die Waldbesitzer davon überzeugt sind, dass Buche sich auch als Nutzholz eignet, könnte der Waldumbau zum Selbstläufer werden. Bisher ließen sich große Mengen von Nadelnutzholz vor allem in der Bauwirtschaft verwenden. Die Eignung von Buche in diesem Bereich wurde durch wissenschaftliche Untersuchungen bereits aufgezeigt. Auch die Nachfrage nach der Verwendung von Fasern aus Buchenholz steigt.
Holznutzung und Naturschutz auf der gleichen Fläche
Mit der FFH-Richtlinie hat sich die EU zum integrativen Naturschutz bekannt. FFH-Gebiete bedecken in Bayern 645.000 Hektar, unter den Waldlebensraumtypen weit überwiegend Buchenwälder. Für diese Gebiete werden Managementpläne erstellt mit dem Ziel, Holz nutzen und Natur schützen auf einer Fläche zu gewährleisten. Dieser integrative Naturschutz fordert bereits heute eine Teilmenge des nutzbaren Holzes (Totholz, Biotopbäume, Waldbiotope). Diese Bemühungen werden bislang jedoch kaum durch den Naturschutz wahrgenommen oder honoriert.
Aus Sicht der nachhaltigen Forstwirtschaft bedarf eine Forderung nach Stilllegungsflächen in Bayern einer akzeptablen naturschutzfachlichen Begründung für gefährdete Arten, die ihren Lebensschwerpunkt in Bayern haben und obligat auf Waldflächen angewiesen sind. Sollten für diese Arten weitere Nutzungsverzichte erforderlich sein, können diese in den FFH-Managementplänen berücksichtigt werden. Diese Begründung erfordert jedoch eine streng ökologisch orientierte Herangehensweise und widerspricht der politisch motivierten und pauschalen Forderung nach fünf Prozent Stilllegung, die keinerlei wissenschaftliche Herleitung erfahren haben kann. Für die Forstwirtschaft ergibt sich gleichzeitig der Auftrag, verstärkt auf die naturschutzfachlichen Erfolge im integrativen Naturschutz zu verweisen und diese wissenschaftlich zu dokumentieren.