Der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) besiedelt lichte Nadel- und Laubwälder sowie halboffene Waldrandbereiche auf kalkhaltigen, basenreichen Lehm- und Tonböden, auf ehemaligen Heiden und Viehtrieben. Die Orchidee ist nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und gilt nach der Roten Liste als gefährdet.
Die Hauptvorkommen des Frauenschuhs in Baden-Württemberg liegen in über 80-jährigen Fichten- und Kiefern-Rein- und Mischbeständen. Nur selten ist er auch in Laub- und Laubmischwäldern anzutreffen. Die Waldbiotopkartierung kartiert das Vorkommen des Frauenschuhs landesweit.
Überblick: der Frauenschuh
Der Frauenschuh ist eine Lichtwaldart. Er wird 15 bis 60 Zentimeter hoch. Bei der Keimung ist er auf symbiotische Pilze angewiesen. Sandbienen bestäuben ihn und er bildet große, langlebige Horste.
Nach vier Jahren blüth der Frauenschuh erstmals – von Mai bis Juni, die Fruchtreife erfolgt dann ab Anfang Oktober. Seine Samen werden mit dem Wind verbreitet.
Waldbewirtschaftung: bestehende Verhältnisse erhalten
Bei der Waldbewirtschaftung stehen die besondere Rücksichtnahme auf bestehende Vorkommen sowie die konservierende Bewirtschaftung der betreffenden Waldbestände im Vordergrund. Insbesondere die Baumartenzusammensetzung und die Lichtverhältnisse, die zum Vorkommen des Frauenschuhs geführt haben, sind in der Regel dauerhaft zu erhalten – der Frauenschuh ist eine Lichtwaldart. Da diese Maßnahmen normalerweise auf vergleichsweise kleiner Fläche stattfinden, lassen sie sich gut in die Waldbewirtschaftung integrieren.
Erhaltungsziele in Baden-Württemberg
Was soll erhalten werden?
Erhaltung von
- wärmebegünstigten Säumen, Waldrändern und Wäldern auf kalkhaltigen Lehm- und Tonböden, Rohböden mäßig nährstoffreicher Standorte mit Moderhumus
- Mosaiks halbsonniger Standorte mit lockerer Strauch- und Baumschicht
- Rohböden als Lebensraum der den Frauenschuh bestäubenden Sandbienen (Andrena spec.)
- Ansprüchen der Art angepassten, bestandsfördernden Bewirtschaftung oder Pflege
- vor Trittbelastungen und Befahrung ausreichend ungestörten Bereichen
Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert der Frauenschuh?
Der Frauenschuh profitiert von dauerwaldartiger Bewirtschaftung mit
- vorsichtiger Auflichtung von Beständen (Kronenschluss 0,6 - 0,8)
- Förderung von Kiefer und Fichte bei der Jungbestandspflege, Durchforstung und Vorratspflege, Beseitigung von dichtem Unterwuchs (Gehölz- und Krautvegetation)
- pfleglicher Holzernte im Bereich der Fundorte (Abräumen von Kronenmaterial, gerichtetes Fällen)
- Einzäunung bei hohem Besuchs- und Verbissdruck (auch bei Beweidung)
- Erhaltung offener, besonnter Bodenstellen in der näheren Umgebung (< 500 m)
Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Beachtung des jeweiligen Managementplans)
- Entwicklung und Pflege von Waldrändern mit Saumbereichen und angrenzenden Halbtrockenrasen
- Herstellung halbschattiger Verhältnisse bereits in der Jungbestandpflegephase (z.B. auf ehemaligen Sturmwurfflächen)
- Einrichtung von Pufferzonen zur Minimierung von Befahrungs- und Trittschäden
- Entwicklung der Sandbienen-Lebensräume im Verbund durch Auflichten und Erhaltung offener, besonnter Bodenstellen (Lichtungen, Waldränder)
- Angepasste Beweidung
In bestehenden, aber extrem kleinen oder reproduktionsschwachen Populationen:
- Im Bereich von Grünland: Mahd nach Samenreife, inkl. Entnahme anfallenden Materials
- Auslichtung über mehrere Jahre verteilen
- Nachsaat mit autochthonem Material
Welche Forstbetriebsarbeiten können Beeinträchtigungen darstellen?
- Kahlhiebe oder starke Auflichtung des Kronendachs, die das Mikroklima deutlich verändern
- Räumung von Sturmholz im Bereich von Vorkommen
- Befahren und Holzrücken sowie Anlage von Rückegassen oder Holzpolterflächen im Bereich von Vorkommen
- Ablagerungen von Schlagabraum auf Wuchsstellen und ihrem direkten Umfeld
- Unterbau oder Zulassen der Sukzession von Schattbaumarten, die zum Dichtschluss führen
- (überhöhte) Schalenwildbestände, die zur Schädigung durch Verbiss führen