Die Eibe ist die eigenartigste unter den einheimischen Nadelbaumarten. Sie unterscheidet sich durch folgende Eigenschaften von Fichten, Tannen, Föhren und Lärchen:
- Sie ist extrem schattenertragend und langsamwüchsig (pro Jahr lediglich 1 bis 3 cm).
- Sie besitzt keine Harzgallen und entwickelt keine Zapfen.
- Sie ist zweihäusig (das heisst: die männlichen und die weiblichen Blüten sind nicht auf dem gleichen Baum).
- Die weiblichen Blüten besitzen nur je eine Samenanlage.
- Sie hat ein starkes Ausschlagvermögen und kann demzufolge vegetativ (durch Stecklinge) vermehrt werden.
- Das Eibenholz zählt zu den härtesten und schwersten Holzarten und ist sehr dauerhaft. Das rare Holz ist heute sehr gesucht für Drechslerarbeiten, Möbelbau und für die Herstellung von Musikinstrumenten. Früher verkauften betrügerische Händler das Eibenholz, nach entsprechender Beizung, als "Ebenholz"!
- Von den einheimischen Nadelbaumarten kann sie mit etwa 3000 Jahren das höchste Alter erreichen. Sie wird allerdings oft älter eingestuft, weil ältere Eiben sogenannte "Scheinstämme" bilden, das heisst: Um einen beschädigten, abgestorbenen Stamm schlagen ringförmig dicht um dessen Basis zahlreiche Wurzelschösslinge oder frische Triebe aus Adventivknospen aus und verwachsen dann miteinander.
- Alle Teile der Eibe (ausgenommen der Samenmantel, Arillus) enthalten das giftige Taxin sowie die ebenfalls giftigen Stoffe Myricylalkohol und Taxicatin. Bei Nadelfrass reagieren Pferde am empfindlichsten; 0,2 bis 2,0 Gramm Nadeln je Kilo Lebendgewicht sind todbringend. Im Gegensatz dazu vertragen Wiederkäuer bis zu 10 Gramm je Kilo Lebendgewicht. Das Wild hat sogar eine Vorliebe für diese Baumart, was etwelche Verjüngungsprobleme mit sich bringen kann. Heute gewinnt das Taxin als Heilmittel gegen Krebs zunehmend an Bedeutung.
Abb. 2 - Die Eibe ist zweihäusig, das heisst es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Nur die Weibchen entwicklen Samen mit den roten Samenmänteln (Arillus). Es handelt sich botanisch nicht um Beeren. Foto: Thomas Reich (WSL)
Geschichtliches
Abb. 3 - Die charakteristische Borke der Eibe. Foto: Thomas Reich (WSL)
Vorgeschichtliche Funde aus verschiedenen Mooren deuten auf die vielseitige Verwendung der Eibe in früheren Zeiten hin. Die alten Ägypter verwendeten sie vor allem für kultische Zwecke. Die Römer hingegen schätzten eher das elastische, aber harte Holz dieser Baumart. Sie und im Mittelalter vor allem die Engländer verwendeten das Holz der Eibe für Pfeilbogen und Armbrust.
Der Name "iwa" bedeutete im Althochdeutschen "Eibe" als Baum wie auch (Pfeil-)Bogen aus Eibenholz. Ortschaften, wie beispielsweise Ibach, Ibenmoos oder Iberg verdanken ihren Namen der Eibe. Die Römer nannten sie Taxus; dies ist wohl eine Ableitung des griechischen "toxon", was ebenfalls "Bogen" bedeutet. Der lateinische Zunahme "baccata" weist auf die beerentragenden Äste dieser Baumart hin.
Im germanischen Sprachraum galt die Eibe einerseits als "zauberwehrend"; so schützten kreuzweise gelegte Eibenzweige in Wohnräumen angeblich vor Ungeistern und stehlenden Zwergen. Andererseits galt sie bei den Germanen als Symbol der Ewigkeit. Darauf ist wohl der bis heute erhaltene Brauch zurückzuführen, auf Friedhöfen als Zeichen des ewigen Lebens Eiben zu pflanzen.
Trotz alldem: die Eibe ist bei uns selten geworden. Vom Altertum bis ins Mittelalter hat der Mensch einerseits dem wertvollen Holz dieser Baumart nachgestellt. Anderseits wurde diese Baumart wegen der hohen Giftigkeit für Pferde durch Pferdehalter und Fuhrleute systematisch ausgerottet. Der bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in unsern Wäldern "geduldete" Weidgang durch das Vieh hatte einen starken Verbiss von jungen Bäumen, auch von Eibensprösslingen, zur Folge. Heute sind, wie bereits eingangs erwähnt, junge Eiben durch die hohen Wildbestände stark gefährdet. Zu all dem wurde der schnelle Rückgang durch das langsame Wachstum der Eibe begünstigt.
Abb. 4 - Die Eibe kann sich nur natürlich verjüngen, wenn die Bestände von Reh, Hirsch und Gämse nicht zu hoch sind. Foto: Thomas Reich (WSL)
Waldbauliche Bedeutung
Gemäss Angaben des Schweizerischen Landesforstinventars (1988) sind in unseren Wäldern insgesamt 12 Nadelbaumarten zu finden. Von diesen erfassten 308'089'000 Bäumen mit einem Brusthöhendurchmesser von mehr als 12 cm, sind lediglich 748'000 Eiben. Trotzdem wird dieser nur spärlich vertretenen Baumart eine wichtige waldbauliche Bedeutung zugeordnet. Einige Fachleute weisen darauf hin, dass die Eibe als dienende Baumart, speziell bei Eichenanbau, wertvolle Dienste leisten könnte.
(TR)