Verbreitung und Ökologie
Die Walnuss (Juglans regia L.) gehört zur Familie der Walnussgewächse und ist in den montanen Lagen Zentralasiens (China) und Vorderasiens, auf der Balkanhalbinsel sowie in den östlichen Mittelmeerländern beheimatet. In Europa wird sie seit der Jungsteinzeit kultiviert, was ihre heutige Arealabgrenzung erschwert.
Die Römer brachten die Walnuss in vielen Teilen Süd- und Mitteleuropas ein, später wurde sie von Karl dem Großen um 800 n. Chr. auch nördlich der Alpen sowie im 18. Jh. von Kaiserin Maria Theresia zur Nussproduktion gefördert. Ihr jetziges Vorkommen ist zerstreut und stark durch den Anbau als Fruchtbaum geprägt. Obwohl die aktuelle Höhengrenze ihrer Verbreitung in Mitteleuropa bei ca. 1200 m NN in den Schweizer Alpen, in Südtirol und Griechenland liegt, ist die Baumart doch meistens auf Standorten unter 800 m NN zu finden. Die größten Vorkommen in Mitteleuropa bilden Nussplantagen in Frankreich, Bestände in der Schweiz und in den im Süden gelegenen Auewäldern. In Deutschland war die Walnuss Anfang des 20. Jh. in der Feldflur verbreiteter als heute, aufgrund der EU-Regelung 2080/92 zu Aufforstungen in der Landwirtschaft wurden jedoch im letzten Jahrzehnt die Pflanzungen wieder verstärkt.
Die Walnuss bevorzugt milde bis mild-warme Klimate, weshalb sie überaus gut in den Weinbaugebieten wächst. Während Juglans regia als junger Baum sehr frostempfindlich ist, werden in höherem Alter Wintertemperaturen bis zu –30° C vertragen. Da sie früh austreibt, bilden jedoch Spätfröste ein Risiko für Triebe und Blätter, was vor allem im Ertragsobstbau zu Einbußen führen kann. In der Holzproduktion besteht erst bei wiederholten Spätfrösten die Gefahr von Zuwachsverlusten.
Von ihren Standortansprüchen her ist sie als "mittel" einzustufen. Besonders günstig sind tiefgründige, frische, nährstoffreiche Lehm- und Tonböden. Sehr trockene, nährstoffarme Böden werden gemieden. Das große Lichtbedürfnis erfordert Freistand oder lichte Bestände, nur in den ersten Jugendjahren wird auch Halbschatten ertragen. Die Walnuss ist in der Lage, mehrere Wochen Überflutung zu überstehen.
Merkmale
Abb. 2: Grüne Nüsse im Sommer.
Abb. 3: Reife Nusskerne im Herbst. (Fotos 1-3: FVA)
Die Walnuss ist ein sommergrüner Baum, der etwa 15 - 25 m, manchmal auch bis zu 30 m hoch werden kann. Walnüsse neigen zur Ausbildung krummer Stämme und breiten, kugelförmigen Kronen. Ihr Höchstalter beträgt 150 - 160 Jahre. Sie bilden lange, dicke Pfahlwurzeln mit relativ geringer Seitenbewurzelung aus. Die Borke der Walnuss ist von silbergrauer Farbe, junge Triebe sind dagegen braun bis grünlich-braun gefärbt und glatt. Ihre Endknospen sind relativ groß, kuppelförmig und tragen behaarte Außenschuppen. Die seitlichen Triebknospen sind kleiner und kugelig, kahl und dunkler. Die Blätter sind wechselständig und setzen sich aus fünf bis neun, meist sieben Fiederblättchen zusammen. Austreibende Blätter sind rötlich-braun gefärbt.
Juglans regia wird durch den Wind bestäubt, männliche und weibliche Blüten befinden sich getrennt angeordnet am gleichen Baum. Männliche Blütenstände sind bis zu 15 cm lang, grünlich-gelb und hängen als Kätzchen herab. Die weiblichen Blüten sitzen einzeln und sind eher unscheinbar. Jeweils 1 bis 5 stehen an den Enden der jungen Triebe. Walnüsse blühen zwischen April und Juni, die männlichen Blüten erscheinen zuerst, vier Wochen später mit dem Blattaustrieb folgen die weiblichen. Die Walnuss kann sich auch ungeschlechtlich vermehren (Apomixis).
Zwischen September und Oktober sind die Früchte reif. Die dicke grüne Fruchtschale platzt auf und gibt den Steinkern frei. Traditionell wurden die Nüsse in der Botanik zu den Steinfrüchten gezählt; neuere Untersuchungen belegen jedoch, dass es sich um echte Nussfrüchte handelt.
Holz
Walnussholz setzt sich aus einem helleren Splint mit graubraunem bis schwarzbraunem Kern zusammen. Je nach Standort und Alter variiert die Färbung des Kernholzes, häufig weist sie streifige oder wolkige Farbverläufe auf. Das Holz ist schwer, mittelhart, zäh und wenig elastisch. Es findet u. a. Verwendung bei der Herstellung von Furnieren, als hochwertiges Möbel- und Innenausstattungsholz, für Musikinstrumente, Gewehrschäfte, Drechsel- und Schnitzarbeiten. Ganz besonders gesucht ist das Holz im Übergangsbereich von Stamm und Wurzel, welches mit dem Wurzelstock ausgegraben wird. Generell gilt Walnussholz als eines der wertvollsten Hölzer und gewinnt gegenwärtig als Ersatz für hochwertiges Tropenholz an Bedeutung.
Nüsse
Die Kultur der Walnuss als Ertragsobst hat einen hohen Stellenwert, Nussplantagen weisen in den milden Gebieten Europas wie z. B. Frankreich einen hohen Umfang auf. Bei großkronigen Bäumen sind in guten Erntejahren bis zu 150 kg Nüsse pro Baum möglich. Die Früchte lassen sich vielfältig verwenden. Sie weisen einen hohen Nährwert und einen hohen Anteil an wertvollen Omega-3-Fettsäuren auf. Daneben ist die Walnuss reich an Zink und Kalium, enthält Magnesium, Phosphor, Schwefel, Eisen, Kalzium, die Vitamine A, B1, B2, B3, C, E und Pantothensäure. Der Genuss von ca. 50 g Walnüssen pro Tag verbessert die Elastizität der Arterien, beeinflusst zu hohe Cholesterinwerte positiv, stärkt die Konzentrationsfähigkeit und die körperliche Anpassungsfähigkeit an Stress.
Die Bedeutung der Nuss als Waldbaumart
Wegen ihrer Holzeigenschaften gewinnt die Walnuss seit einigen Jahren immer mehr an Bedeutung. Aufgrund ihrer klimatischen Ansprüche ist ihr Anbau zwar nicht überall möglich, aber in warmen und kollinen Lagen unter wirtschaftlicher Betrachtung überaus sinnvoll.
Die Walnuss kommt nicht bestandesbildend, sondern nur eingestreut vor. In vielen Fällen handelt es sich dabei um durch Vogelsaat verbreitete Naturverjüngung. Da diese von ihren Formeigenschaften oft waldbaulich weniger geeignet sind, bietet es sich an, geeignete Herkünfte durch Pflanzung einzubringen. Praxisüblich ist die Pflanzung mit einjährigen Sämlingen. Bis vor wenigen Jahren wurden kaum Walnuss-Provenienzen für forstliche Verwendung angeboten, so dass man auf das Sortiment aus dem Obstbau zurückgreifen musste. Mittlerweile stehen jedoch Sorten wie "Nr. 120" und die französische Herkunft "Lozeronne" für den Waldbau zur Verfügung. Darüber hinaus wird derzeit von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) eine Samenplantage mit Herkünften aus dem natürlichen Verbreitungsgebiet der Walnuss im Himalaja angelegt. Nachkommenschaftsprüfungen in der Schweiz belegen die hervorragenden Eigenschaften dieser Nussherkünfte. Erste Erträge aus dieser Plantage sind in ca. drei Jahren zu erwarten.
Beim Einbringen von Nüssen in Waldbestände ist zu beachten, dass sie einen leichten Seitendruck durch umgebendes Gehölz benötigen. Erfahrungsgemäß haben sie auf Freiflächen Probleme mit der Höhenwuchsleistung und neigen zu einem frühzeitigen Abrunden der Krone. Aufgrund der starken Lichtwendigkeit der Baumart muss jedoch beachtet werden, dass ihnen ausreichend Licht im Kronenraum zur Verfügung steht, da sie ansonsten dem Licht hinterher bzw. krumm wachsen können.
Walnüsse erfordern also Pflege im Bestand. Weiterhin sollten sie auf möglichst 5 – 7 m Höhe geastet werden, die verbleibende grüne Krone sollte 40 – 50 % des Baumes ausmachen. Aus pflanzenphysiologischer Sicht sind die späten Sommermonate zur Astung am besten geeignet, da dort die beste Wundheilung stattfindet.
Walnüsse bringen bei richtiger Herkunftswahl, fachgerechter Pflege und nach einer Umtriebszeit von 50 – 70 Jahren Durchmesser von bis zu 50 cm. Auf Submissionen werden je nach Qualität Erlöse von mehreren hundert bis tausend Euro pro Fm erzielt.
Sonstige Verwendungen
Aus den grünen Fruchthüllen, Blättern und Rinde werden Gerb-, Beiz und Färbemittel hergestellt. Die oberirdischen Teile des Baumes werden zudem in der Volks- und Naturheilkunde medizinisch verwendet: Die Blätter gelten unter anderem als antiseptisch, wundheilungsfördernd, wurmtreibend und blutreinigend.
Pathologie
Allgemein gilt Juglans regia als sehr wenig krankheitsanfällig. Schädlinge und Krankheitserreger können jedoch lokal zu Einbußen, speziell in Plantagen, führen. Unter den Pilzen können der Hallimasch sowie Phytophtora-Arten Schäden hervorrufen. Gnomonia leptostyla löst die Blattkrankheit Anthraknose aus. Infiziert werden v. a. junge Bäume bei regenreichen, feuchten Bedingungen. Höhere Temperaturen (über 20°C) begünstigen die Krankheit bzw. beschleunigen die Infektion.
Das Bakterium Xanthomonas campestris pv. juglandis als Verursacher des Bakterienbrands wird über Regentropfen verbreitet und bildet besonders für dichte Kulturen ein Risiko. Rindenkrebs, ausgelöst durch die Bakterien Erwinia rubrifaciens und E.nigrifluens, prädestiniert die Bäume für den Folgebefall durch Pilze und kann darüber hinaus starke Nekrosen hervorrufen, Fruktifikation und Nussertrag mindern.
Aufgrund des hohen Gerbsäuregehaltes und des sekundären Pflanzenstoffs Juglon werden Jungpflanzen kaum verbissen. Die Saat kann jedoch durch Wildschweine, Mäuse, Krähen und Schnecken gefährdet werden.
Übrigens...
...der deutsche Name "Walnuss" entwickelte sich im 18. Jh. aus der Bezeichnung "Walche" oder "Welsche Nuss". Als "Welsche" wurden unter anderem früher die Gallier, also die Bewohner des heutigen Frankreichs bezeichnet, von wo aus der Baum nach Deutschland gelangte.
Der lateinische Name "Juglans" leitet sich von "Jovis glans" ab, was zu deutsch "Nuss" oder "Eichel des Jupiters" bedeutet, "regia" ist die lateinische Form für "königlich".