Abb. 2: Der "Entenfuß" entsteht bei langer Wurzel und einem Pflanzspalt unzureichender Tiefe durch ein zu kurzes Blatt. Er bleibt dauerhaft und hat negative Auswirkungen auf die Wurzelfunktionen sowie die Stabilität des Baumes. Foto: J. Preller
Abb. 3: Die Blätter der Pflanzwerkzeuge von Neheimer und Rhodener Verfahren sind ähnlich. Mit dem Pflanzspaten ist die Ausrichtung des Pflanzspaltes aber absolut senkrecht. Foto: J. Preller
Abb. 4: Beim Erdbohrgerät ist auf die Pflege der Messer und der Bohrschnecke zu achten. Übermäßig abgenutzte Bohrer nehmen die Form einer Mohrrübe an und verschmälern so das Pflanzloch konisch. Foto: J. Preller
Abb. 5: Wurzeln sollen nach unten wachsen. Bei der Pflanzung verdrehte und deformierte Wurzeln korrigieren ihr Wachstum nur noch sehr eingeschränkt. Foto: J. Preller
Wenn im Wald gepflanzt wird, investiert der Eigentümer in die waldbauliche Zukunft und hofft auf den wirtschaftlichen Erfolg seiner Entscheidungen etliche Jahrzehnte später. "Schon bei der Pflanzung kann für die Wurzel viel verkehrt oder viel richtig gemacht werden", erklärt Martin Nolte, Forstwirtschaftsmeister beim Arnsberger Forstlichen Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik im Hinblick auf die Wahl des richtigen Pflanzverfahrens.
Neben der passenden Herkunft, Pflanzenqualität und Pflanzzeit machen das Werkzeug und die Pflanzmethode eine frühe und wohl überlegte Entscheidung des Wirtschafters notwendig. "Die Wurzel muss im Mittelpunkt stehen", plädiert Nolte für eine größere Beachtung der unterirdischen Baumbestandteile bereits bei der Pflanzung. Grundsätzlich müsse sich immer das Werkzeug der Wurzel anpassen und nicht umgekehrt.
Altes Standardverfahren vor Grenzen
Nicht erst seit der Erfindung des Neheimer Pflanzspatens im Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald haben sich Pflanzverfahren und Pflanzengrößen verändert. "Heute werden überwiegend größere Sortimente wie etwa 50er- bis 80er-Pflanzen ausgewählt", sagt Arbeitslehrer Nolte. Denn die größeren Pflanzen haben Vorteile im nicht immer leichten Zusammenleben des jungen Baumes mit dem Wild und der Konkurrenzvegetation. Außerdem können gegebenenfalls Gatterungskosten gespart werden.
Größeres Pflanzgut verfügt allerdings auch über längere Wurzeln, und durch die Düngung in der Baumschule sind diese zudem besonders üppig ausgeprägt. Da helfen dann nur ein (oft bedenklicher) Wurzelschnitt oder die Wahl eines wurzelangepassten Pflanzverfahrens.
Auch die Setztiefe darf nicht verringert werden. Sie entspricht im Wald der in der Baumschule. "Andererseits sollen die Pflanzen auch nicht beerdigt werden", sagt Nolte, und der Humus müsse je nach Auflagestärke bei der Pflanztiefe mit einkalkuliert und dann eventuell am Pflanzplatz entfernt werden. "Früher waren die Bäume beim Pflanzen grundsätzlich kleiner und wurden standardmäßig mit dem Winkelpflanzverfahren gesetzt", weiß Nolte. Daher sei das Verfahren mit der für Laub- und Nadelholz verwendbaren Wiedehopfhaue jedem Waldbauern gut bekannt und erfreue sich noch großer Beliebtheit.
Dennoch bilden Nolte und seine Kollegen die Auszubildenden im Forstlichen Bildungszentrum heute nicht mehr an der Wiedehopfhaue aus. "Das Verfahren ist zwar relativ einfach, aber durch die gebückte Haltung und das Nachziehen des Transportbehälters ergonomisch ungünstig für den Pflanzenden", erklärt Martin Nolte. Der Gesundheitsschutz des Menschen spiele heute eine enorm wichtige Rolle. Aber wie steht es darüber hinaus mit der Gesundheitsprophylaxe der Wurzel? "Vielfach passt die Haue nicht zu der Größe der Pflanzen", warnt Nolte, "und wir können die Wurzeln nicht übermäßig einkürzen" (Erläuterungen zum Wurzelschnitt im Infokasten unten). Dieses Faktum hat die Einsatzmöglichkeiten der Winkelpflanzung schon vor Jahren eingeschränkt und die Entwicklung von wurzelangepassten Pflanzverfahren gefördert.
Die Wurzel – Leistungsträger unter Tage
Wer im Verborgenen arbeitet, wird leicht übersehen, obwohl er wichtige Leistungen für die Allgemeinheit erbringt. Die Wurzeln der Waldbäume arbeiten nicht nur mit beachtlicher Leistung, sondern übernehmen für den gesamten Baum lebensnotwendige Aufgaben. Sie sorgen für sicheren Stand, nehmen Wasser und Nährstoffe auf und leiten sie in die Leitungsbahnen des Stammes weiter. Beim überwiegenden Teil der Baumarten ist dafür eine Symbiose mit Pilzen im Wurzelbereich entstanden, die wissenschaftlich als Mykorrhiza bezeichnet wird und für den Baum die Aufnahmemöglichkeit von Wasser und Nährstoffen verbessert.
Einige Gehölze wie Robinie oder Schwarzerle sind eine Wurzel-Symbiose mit Knöllchenbakterien eingegangen, die dem Baum ein Mehr an Stickstoff erbringt. Für den Baum wichtige Reservestoffe werden auch in der Wurzel eingelagert. Ihre Form, z. B. die Pfahlwurzel der Eichen oder die Herzwurzel der Buche, ist bei den Arten sehr unterschiedlich.
Der Aufbau der Wurzel mit starken Strängen, Feinwurzeln und Wurzelhaaren erscheint verworren und arbeitet dennoch mit System. Der Stoffwechsel in Blatt und Nadel, das Wachstum des Baumes und damit die Produktion von Holz leiden, wenn die Wurzel in ihrer Funktion beeinträchtigt ist.
Größere Pflanzen und angepasste Pflanzwerkzeuge
Dem entsprechend zählt das Pflanzverfahren nach Hartmann aus den 1980er-Jahren auch heute noch zu den anerkanntesten Methoden. Wie die Winkelpflanzung bedient sich das so genannte "Rhodener Verfahren" einer stabilen Haue und einer schlagenden Pflanztechnik. Es wurde im nordhessischen Rhoden für Pflanzen im Sortiment 50 bis 80 cm entwickelt und trug den längeren Wurzeln mit einem 25 cm langen Blatt Rechnung. "Das Rhodener Pflanzverfahren funktioniert für Pflanze und Pflanzer gut, wenn man es kann", bewertet Nolte das Verfahren in punkto Anwuchserfolg und persönlicher Gesundheitsvorsorge. Denn die Leistung von 60 bis 70 Pflanzen in der Stunde schafft nur derjenige, der die Übungsschwelle von etwa 1.000 Pflanzen hinter sich gebracht hat. Dann stimmt die Quantität.
Aber wie steht es mit der Qualität der gesetzten Pflanzen? "Durch den Winkel der eingeschlagenen Haue entsteht verfahrensbedingt eine etwas schiefe Ebene", erklärt Nolte, "und daher muss der Baum immer ganz gewissenhaft ausgerichtet werden".
Neben der Hartmann-Haue existiert eine Reihe weiterer Pflanzwerkzeuge mit wurzeldienlichem Tiefgang. Von diesen wird der Hohlspaten mit einer Blattlänge von 30 cm auch in Zukunft eine Randerscheinung bleiben, weil das Verfahren wenig steinige und durchwurzelte Böden sowie einen relativ hohen Räumungsgrad der Fläche verlangt. Der Hohlspaten scheidet daher für viele Flächen im Mittelgebirge aus. Wo der Boden passt, ist die Ausrichtung der Wurzel nach der Pflanzung stets gerade. Allerdings ist die körperliche Belastung beim Ausheben des Erdpfropfens hoch. Die Leistung dieses Pflanzverfahrens für Laub- oder Nadelhölzer liegt bei 40 bis 50 Pflanzen (im Sortiment 50 bis 80 cm) pro Stunde.
Im Neheimer Pflanzspaten sind einzelne Komponenten und damit Vorteile der bisherigen wurzelangepassten Verfahren aufgegangen. Die Arbeit mit dem Spaten müsse darüber hinaus aber ergonomisch, leicht erlernbar und gleichzeitig leistungsorientiert sein. "Sonst hat kein neues Pflanzverfahren trotz Wurzelfreundlichkeit eine Chance am Markt", sagt Nolte, der den Spaten insbesondere für die Wiederbewaldung von Kyrill-Flächen mit geringem Räumungsgrad entwickelt hat. Mit dem neuen Pflanzwerkzeug können Pflanzen mit einer Wurzellänge bis 30 cm senkrecht und ohne Hohlraum im Wurzelbereich gesetzt werden. Die Leistung liegt bei 60 bis 70 Pflanzen pro Stunde.
Für noch größere Pflanzen stehen die einfache Spatenpflanzung bei geringen Pflanzenzahlen oder der Einsatz eines manuellen Erdbohrgerätes zur Wahl. Mit dem Bohrer können Bäume bis zum Sortiment von 120 bis 150 cm Größe gepflanzt werden. Dennoch darf auch beim Einsatz des Bohrgerätes die Wurzel nicht vergessen werden. Der Schneckendurchmesser muss sich dem Wurzelmaß anpassen, denn Bäume dürfen keinesfalls mit der Wurzel in das zu schmale Bohrloch gedrückt werden. Die bei tonigen Böden bestehende Gefahr der "Topfbildung" kann durch Spezialmesser mit Aufreißern vermieden werden.
"Für den langfristigen Anwuchserfolg enorm wichtig ist das sorgfältige Verfüllen des Loches nach der Pflanzung", rät Martin Nolte. Es bestehe die Gefahr, dass nur der humusreiche Oberboden in das Loch gescharrt würde, weil sich der Mineralboden während des Bohrvorgangs zu weit verstreut habe. Die Leistung des für zwei Personen (Bohrer und Pflanzer) vorgesehenen Verfahrens liegt ebenfalls bei 60 bis 70 Pflanzen in der Stunde. Auf Flächen mit niedrigem Räumungsgrad kann der Einsatz von schiebbaren Bohrgeräten schwierig werden.
Dem Waldbesitzer steht demnach eine Reihe von Pflanzverfahren zur Verfügung. Jedes ist durch Profis erprobt und kann in Abhängigkeit der Baumart, des Pflanzensortimentes und der Fläche mehr oder weniger breite Anwendung finden. Dabei ist der Blick nach unten, in den Pflanzraum und auf die Wurzel weiter zu schärfen. Daher sollte der Leitspruch bei der Pflanzenkontrolle "fest, tief und gerade" um den Parameter "wurzelfreundlich gepflanzt" ergänzt werden. Denn wenn dieser Aspekt Beachtung findet, sieht die Kultur nicht nur gut aus, sondern wird sich darüber hinaus auch zu einem leistungsfähigen Bestand entwickeln.
Wurzelschnitt – gut überlegt und sehr vorsichtig
Abb. 6: Insbesondere beim Laubholz sollten zu lange Wurzeln mit einem scharfen Werkzeug abgeschnitten und nicht abgequetscht werden, sodass sie dann unverbogen und gerade im Pflanzloch stehen.
Abb. 7: Wie auf dem Bild angedeutet, "steht" die Wurzel nach dem Wurzelschnitt unverbogen und gerade im Pflanzloch. Fotos: Jan Preller.
Trotz der richtigen Wahl des für die Pflanzengröße passenden Pflanzverfahrens kann ein Wurzelschnitt notwendig sein. Das für den Baum notwendige Spross-Wurzel-Verhältnis von 3 : 1 bis 4 : 1 sollte dabei stets berücksichtigt werden. Der Wurzelschnitt dient vornehmlich und ausschließlich der Vermeidung von gebogenen oder gedrehten Wurzeln und nicht der Geschwindigkeit des Pflanzenden.
Nadelholz kommt häufig mit zum Teil sehr langen Fahnenwurzeln aus der Baumschule. Mit einem scharfen Beil können diese Wurzeln mit Bedacht abgeschnitten (nicht "abgequetscht") werden.
Besondere Aufmerksamkeit erfordert der Schnitt der Laubholzwurzeln. Hier ist nicht das Beil, sondern eine scharfe Handschere das Werkzeug der Wahl (Abb. 6).
Wenn Quetschungen beim Abschneiden der Wurzeln nicht vermieden werden, kann Fäulnis die Folge sein. Maximal 2 mm darf der Wurzelquerschnitt an der Schnittfläche betragen, um das Pflanzenorgan vor Pilzbefall zu schützen. Aus einer kleinen Schnittfläche entsteht darüber hinaus auch eine starke Folgewurzel.