Eine Diskussion über die verschiedenen Arbeitsverfahren der Pflanzung findet – im Gegensatz zur Holzernte – praktisch nicht statt. Mag es daran liegen, dass heute praktisch niemand mehr eine Pflanzung ausführt und unsere Jungwüchse nur noch aus Naturverjüngungen bestehen? Oder weil die Pflanzung so oder so viel kostet und man nicht noch mehr ausgeben will? Oder weil die gepflanzten Bäume anwachsen und man somit eine erfolgreiche Arbeit geleistet hat?

Sobald man beginnt, gepflanzte Bäumchen nach drei, vier oder fünf Jahren wieder auszugraben und die Wurzeln beurteilt (seine eigene Arbeit), merkt man, dass das gewählte Pflanzverfahren vielleicht falsch war. Man muss daran denken, dass eine Pflanzung immer etwas mit Wurzeldeformation oder Wurzelschäden zu tun hat. Eine gewisse Schädigung kann der Baum ohne Problem ausgleichen, andere Schäden hingegen sind irreparabel und nach Jahrzehnten noch sichtbar.

Häufige Pflanzfehler

  • zu kleines Loch
  • zu grosse Pflanze
  • Wurzeln werden umgebogen
  • Wurzeln werden alle in die gleiche Richtung gebogen
  • Wurzeln werden im Pflanzloch unten aufgesetzt und eine Pfahlwurzel wird so zu einer Horizontalwurzel
  • der Wurzelschnitt wird nicht gemacht und somit werden die Wurzeln unnatürlich verbogen
  • der Wurzelschnitt wird viel zu stark gemacht
  • die Pfahlwurzel wird eingekürzt, was ihr Wachstum in die Tiefe stoppt

Wenn wir uns für eine Pflanzung entschieden haben, dann ergibt sich das Pflanzverfahren aus der Grösse der Wurzeln. Die Winkelpflanzung sowie die T-Pflanzung mit der Wiedehopfhaue ergibt fast zwangsläufig eine Wurzeldeformation, die durch ein zu kleines Loch verursacht wird. Die Blattlänge beträgt nur 20 cm. Die Wurzeln werden in eine unnatürliche Richtung gebogen. Die Winkelpflanzung sollte wegen ihren negativen Folgen nicht mehr angewendet werden. Bei der T-Pflanzung kann mit ein paar Schlägen mehr und kleinen flachwurzelnden Bäumchen und einer sorgfältig ausgeführten Arbeit eine genügende Pflanzqualität erreicht werden. Die Buchenbühler Schrägpflanzung ist geeignet für schlanke Wurzeln bis 21cm Wurzellänge auf skelettarmen Böden. Die Pflanzung mit dem Hohlspaten eignet sich für Wurzellängen bis 23 cm. Der Hohlspaten ist nicht geeignet auf steinigen und lehmigen Böden.

Das Rhodener Verfahren ist für Wurzeln mit grösserem Umfang und einer Wurzellänge bis 28 cm geeignet. Das Verfahren kann auch auf lehmigen und steinigen Böden angewendet werden. Der Pflanzlochbohrer ist für die Pflanzung von grösseren Pflanzen mit umfangreicherem Wurzelwerk geeignet. Der Bohrdurchmesser sollte mindestens 20 cm sein. Auf lehmigen und tonigen Böden ist der Einsatz nur mit Einschränkungen möglich, da der Bohrer die Wände und den Boden des Pflanzlochs verschmieren kann. Die Folgen davon sind, dass sich das Wasser im Loch staut und dass die Wurzeln des gepflanzten Bäumchens nicht durch die verschmierten und verdichteten Lochwände wachsen.

Der Wurzelschnitt

Der Wurzelschnitt wird, wenn es nötig ist, bei jeder Pflanze angewandt. Diese Arbeit wird mit einer scharfen Schere ausgeführt. Eine Schere, welche die Wurzeln nicht mehr sauber schneidet, kann problemlos mit einer Feile geschärft werden. Die überlangen dünnen Seitenwurzeln werden eingekürzt, so dass sie nicht ins Pflanzloch gestaucht oder gedreht werden müssen.

Als Anhaltspunkt: Die Pflanze umdrehen (auf den Kopf stellen), die lang durchhängenden Seitenwurzeln können gekürzt werden. Pfahlwurzel und starke Hauptwurzeln dürfen auf keinen Fall gekürzt werden. Eine Pfahlwurzel, die zu stark eingekürzt wurde, entwickelt sich nicht mehr richtig. Zu grosse Schnittstellen sind Eintrittspforten für Krankheitserreger. Pflanzen mit einem für das Pflanzverfahren zu grossen Wurzelwerk sollten nicht einfach geschnitten werden, sondern aussortiert und mit einem geeigneten Pflanzverfahren gesetzt werden.

Die Wurzeln in die natürliche Lage ausrichten

Wenn die Wurzeln in das Pflanzloch eingeführt werden, ist auf eine möglichst natürliche Ausrichtung und Verteilung zu achten. Bäumchen, die mit schwachen Wurzeldeformationen aus dem Pflanzgarten kommen, können teilweise durch ein gezieltes Richten wieder in ihre natürliche Lage gebracht werden. Durch ein Anheben oder leichtes Herausziehen der Bäumchen während des Schliessens des Pflanzloches werden die Wurzeln nach unten gerichtet. Es ist wichtig, dass die Wurzeln, vor allem die Pfahlwurzel, nicht unten im Pflanzloch aufgesetzt werden. Sonst wächst die Pfahlwurzel nicht mehr nach unten, sondern waagrecht weiter. Das Aufsetzen der Wurzeln ist der Hauptfehler bei der Pflanzung mit dem Pflanzlochbohrer.

Kontrolle

Die Kontrolle der Pflanzqualität begnügt sich nicht mit dem Schauen, ob alle gerade stehen und wie viele nach einem Jahr ausgefallen sind. Der feste Sitz der Pflanze, der mit starkem Antreten zustande kam, ersetzt die Probegrabungen nicht. Wenn man die Arbeit objektiv beurteilen will, muss man einzelne gepflanzte Bäumchen ausgraben.

Das Rhodener Pflanzverfahren (siehe Foto-Serie)

Das Rhodener Pflanzverfahren eignet sich vor allem für Laubholzsortimente mit einer Wurzellänge bis etwa 28 cm. Aufgrund der dem Verfahren zugrunde liegenden Pflanztechniken und der Konstruktion der Haue wird eine hohe Vielseitigkeit erreicht, sowohl hinsichtlich der verschiedensten Standorte als auch der unterschiedlichsten Pflanzensortimente. Gerade auf skelettreichen oder stark durchwurzelten Böden ist es allen gängigen, manuellen und motormanuellen Verfahren in Bezug auf Pflanzgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit überlegen. Mit dem Rhodener Pflanzverfahren kommt die Pflanze tief in den Boden. Die Blattlänge von 30 cm kann voll ausgenutzt werden und das Bäumchen erhält einen festen Sitz. Begrenzender Faktor für das Pflanzverfahren sind nicht so sehr die Sprosslänge, sondern die Wurzellänge und das Wurzelvolumen.

Die meisten Pflanzsortimente sind von der Baumschule her bei zirka 25 cm unterschnitten. Deshalb lassen sich auch noch relativ grosse Pflanzen mit einer Sprosslänge von über 100 cm pflanzen, solange die Wurzeln nicht so sehr in die Breite gehen, was zum Beispiel bei der Esche der Fall sein kann. Eine Variante des Rhodener Pflanzverfahrens mit seitlich versetztem Doppelschlag kann allerdings noch relativ starke Wurzeldurchmesser bewältigen. Grosse Pflanzensortimente, die bei 25 cm unterfahren sind, weisen teilweise sehr schwerwiegende Wurzelschäden auf. Die Pfahlwurzel bei einer Eiche ist lang und dick, mit einer Sprosslänge von 50 cm. Wenn zum Beispiel 1cm dicke Pfahlwurzeln eingekürzt werden, hat das Folgen für das Tiefenwachstum der Wurzel. Grössere Schnittstellen sind Eintrittspforten für Krankheitserreger.

Als Faustregel: Eine Pfahlwurzel, die dicker als 2 mm ist, sollte nicht geschnitten werden. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist, dass an die Schlagräumung keine hohen Ansprüche gestellt werden müssen. Ergonomische Untersuchungen haben für das Verfahren günstige Ergebnisse gebracht. Die Werte liegen etwa im Bereich des Buchenbühler Schrägpflanzverfahrens. Sie sind damit besser als bei der Winkelpflanzung, vor allem weil das Verfahren den Pflanzer zwingt zu knien. Das Rhodener Pflanzverfahren ist leicht zu erlernen, es bedarf jedoch eines gewissen Übungsaufwandes, bis man es perfekt beherrscht.

Foto-Serie: Der Pflanzvorgang mit der Hartmann-Haue

alle Fotos: Christian Künzi

 

(TR)