Vor etwa 20 Jahren begann eine wissenschaftliche Debatte über die Zukunft der Rotbuche (Fagus sylvatica) in Mitteleuropa. Auslöser war eine Publikation von Rennenberg et al. (2004) mit dem Titel «Die Buche (Fagus sylvatica L.) – ein Waldbaum ohne Zukunft im südlichen Mitteleuropa?». Die Autoren postulierten, dass die Buche unter den zukünftig extremeren und variableren Bedingungen, wie sie von Klimamodellen prognostiziert wurden, an Konkurrenzkraft und Vitalität verlieren könnte. Ammer et al. (2005) wider­sprachen diesen Thesen und sahen keinen Grund, die vorherrschenden Ansichten über die zentrale Rolle der Buche im mitteleuropäischen Waldgefüge in Frage zu stellen. Sie gingen davon aus, dass die meisten Aussagen zur Eignung der Buche auch angesichts der prognosti­zierten Klima­änderungen ihre Gültigkeit behalten würden. 

Die Debatte verdeutlicht die damaligen Un­sicherheiten und die unterschiedlichen Perspektiven bezüglich der Aus­wir­kun­gen des Klimawandels auf die Buche. Ein Blick auf die Entwicklung der Forschung zu Klimawandel und Buche macht deut­lich, wie begrenzt der Wissensstand 2004 war (Abb. 2). 

Heute ist der Klimawandel deutlich wei­ter fort­geschritten und es liegen viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse vor. Es ist an der Zeit, die damalige Diskus­sion vor diesem Hintergrund neu zu bewerten und einen Ausblick auf die Zukunft der Buche in Mitteleuropa zu wagen.

Klimawandel und Extremereignisse: Neue Realitäten

Die extremen Trockenjahre 2018, 2019, 2020 und 2022 haben die Anfälligkeit der Buche deutlich gezeigt (Abb. 3). In diesen Jahren kam es vielerorts bereits im Hochsommer zu vorzeitigem Blattfall und Kronenschäden. Insbesondere 2018 traten in Deutschland, der Schweiz und Österreich massive Schäden auf. Überraschend war, dass auch Buchen auf für sie eigentlich guten und wüchsigen Standorten betroffen waren. Satellitendaten zeigen zudem, dass es in den Jahren 2018, 2019 und vor allem 2022 zu einer bisher nicht beobachteten frühzeitigen und grossflächigen Verbraunung der Wälder in Europa kam, die über das Verbreitungsgebiet der Buche hinausging. Solche Effekte wurden in früheren Extremsommern wie beispielsweise 2003 nicht oder nur sehr lokal beobachtet. 

Besonders betroffen waren Standorte mit geringer Wasserspeicherkapazität, aber auch auf tiefgründigen, gut wasserversorgten Standorten zeigten Buchen eine erhöhte Anfälligkeit. Das Zusammenwirken von aufeinanderfolgenden Trockenjahren und sekundären Pathogenen, wie das Scharlachrote Pustelpilzchen (Neonectria coccinea), haben mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer langfristigen Schwächung der Vitalität der Buche geführt. 

Modelle und Szenarien: Die Zukunft der Buche in der Schweiz

Neue Modellierungen für die Schweiz zeigen ein recht dramatisches Bild für die Zukunft der Buche (Abb. 4): Selbst im gemässigten Klima­szenario (RCP4.5) wird die Buche im Schwei­zer Mittelland grösstenteils keine geeigneten Wuchs­bedingungen mehr vorfinden. Die grössten Verluste werden in Höhenlagen bis 1000 m erwartet, wo geringere Sommer­nieder­schläge und häufigere Extrem­ereignisse die Habitat­eignung stark beeinträchtigen. Kleinere Areal­gewinne in montanen Lagen können die Verluste nur teilweise (etwa 30% des Verlustes) kompensieren. Für «Business as usual»-Szenarien (Abb. 4d) wird prognostiziert, dass die Buche nur noch in Höhenlagen über 1200 m bestehen kann und der Nettoverlust des potenziellen Verbreitungs­gebiets für die Schweiz etwa 8500 km² betragen wird.

Sollten die CO2-Emissionen entsprechend den Zielen des Pariser Abkommens gesenkt werden, könnte sich die Buche in zumindest in Teilen ihres heutigen Verbreitung­sgebiets in der Schweiz weiterhin behaupten, wenn auch nicht auf allen Standorten. Es bleibt aber festzu­halten, dass die globalen CO2-Emissionen zwischen 2005 und 2020 weitgehend den Annahmen des «Business as usual»-Szenarios entsprachen. Dies wirft Zweifel auf, ob die angestrebten Klimaziele tatsächlich erreicht werden können.

Die Unsicherheiten in der Debatte vor 20 Jahren spiegeln sich auch in den heutigen Model­len wider. Die aktuellen Klima­projektionen bestätigen die Temperatur­prognosen von Rennenberg et al. (2004), während die Niederschlags­prognosen unsicherer, wenn auch nicht unplausibel, bleiben.

Physiologische Anpassungen und Trockenheitssensitivität

Die Trockentoleranz der Buche hängt eng mit ihrer Biomasseverteilung und den hydraulischen Eigenschaften ihres Xylems zusammen. Unter optimalen Bedingungen investiert die Buche mehr Ressourcen in die oberirdische Biomasse, während bei anhaltender Trockenheit eine verstärkte Wurzelbildung erfolgt (Abb. 5). 

Trotz dieser Anpassungen bleibt die Buche bei extremer Trocken­heit gefährdet, sobald bestimmte Sicherheits­reserven überschritten werden. Dies ist für normaler­weise gut wasser­versorgte Standorte von besonderer Bedeutung: durch die ausgeprägte Krone und die relativ dazu gesehen niedrige Wurzel­biomasse kann der Wasser­bedarf durch die grosse verdunstende Ober­fläche dann während extremer Dürre­perioden nicht mehr gedeckt werden. Dieser Effekt könnte bei der Buche durch einen weiteren saisonalen Mechanismus verstärkt werden: Eine sehr starke Blatt­entwicklung im Frühjahr bei guter Wasser­versorgung kann in trockenen Sommern zu einem verstärkten Missverhältnis zwischen Wasserbedarf und Wasser­verfügbarkeit führen. Dadurch erhöht sich die Anfälligkeit gegenüber Trockenheit. Beobachtungen zeigen, dass gerade wüchsige Individuen auf tiefgründigen Böden durch diese Dynamiken besonders gefährdet sind. 

Diese Punkte sprechen gegen die eingangs zitierte Argumentation von Ammer et al. (2005), dass die meisten Aussagen zur Eignung der Buche auch unter den prognostizierten Klimaänderungen ihre Gültigkeit behalten würden.

Die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen, insbesondere von Hitzesommern mit extremer Trockenheit, stellt auch Standorte mit guten bis sehr guten Wuchsbedingungen zunehmend in Frage und unterstreicht die Notwendigkeit einer vorsichtigen Planung künftiger Bestände. Die Erholungsfähigkeit von Buchen mit intaktem Wasserhaushalt lässt jedoch Hoffnung, dass zumindest einzelne Extremjahre auch in Zukunft noch kompensiert werden können.

Waldbauliche Massnahmen: Strategien für die Zukunft

Ein klimaangepasster Waldbau mit vielfältigen, trockenheitsangepassten Baumarten und Erhöhung der strukturellen Vielfalt durch unterschiedliche Altersklassen kann die Resilienz der Wälder im Klimawandel erhöhen. Angesichts der raschen klimatischen Veränderungen drohen aber selbst Baumarten, die heute noch gut an die bis Mitte des Jahrhunderts zu erwartenden Klimabedingungen an ihren Standorte angepasst sind, in fernerer Zukunft ihre Eignung zu verlieren.

Moderate Durchforstungen unter Berücksichtigung der lokalen Standortbedingungen können den Wasserverbrauch reduzieren. Zu starke Eingriffe können allerdings kontraproduktiv sein.

Trotz des wachsenden Wissens über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf heimische Baumarten ist es weiterhin notwendig, die Forschung über klimaangepasste Baumarten und Provenienzen voranzutreiben. Ein Beispiel dafür sind die Testpflanzungen der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL: Zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2023 wurde gemeinsam mit kantonalen Forstdiensten, Forstbetrieben und Baumschulen ein Netz von 57 Standorten in der ganzen Schweiz aufgebaut, das eine Vielzahl von Baumarten und Provenienzen umfasst (Abb. 6). Solche Projekte leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger Waldbaustrategien.

Webbasierte Anwendungen bieten heute wertvolle Unterstützung bei der Auswahl klimaangepasster Baum­arten. Platt­formen wie tree-app.ch in der Schweiz oder klimafitterwald.at in Österreich richten sich gezielt an die Forst­praxis. Sie verknüpfen Klima­projek­tionen mit dem lokalen Bewirt­schaftungs­kontext und ermöglichen so eine evidenz­basierte Planung für die zukünftige Baumarten­zusammen­setzung. Diese Ent­wick­lun­gen zeigen, welche enormen Fort­schritte die Wissen­schaft seit 2004 gemacht hat.

Fazit

Die Buche wird auch in Zukunft eine wichtige Baumart in Mitteleuropa bleiben, aber nicht mehr überall dort, wo sie heute noch vorkommt. Weite Teile ihres Kernareals sind betroffen. Die Intensität der Veränderungen hängt stark vom tatsächlichen Verlauf des Klimawandels ab. Besonders wichtig ist es, die Bestände durch waldbauliche Massnahmen klimastabiler zu machen, rechtzeitig geeignete andere Baumarten einzubringen und dabei die lokalen Standortbedingungen zu berücksichtigen. 

Die Forschung der letzten 20 Jahre hat unser Verständnis über die Reaktion der Buche auf den Klimawandel deutlich verbessert und es zeigt sich, dass die 2004 als sehr pessi­mistisch eingeschätzte Studie nach heutigem Kenntnisstand weitgehend bestätigt wird. Die damalige kontroverse Diskussion war aber auch Ausgangspunkt für eine intensive Erforschung der Klimasensitivität von Buchenwäldern. Diese Forschung ermöglicht heute eine bessere Risikoabschätzung und eine gezieltere Anpassung der waldbaulichen Praxis. 

Neue webbasierte Anwendungen helfen, standortgerechte Entscheidungen zu treffen. Dennoch sind weitere Forschungsanstrengungen notwendig, insbesondere um klima­angepasste Herkünfte und deren langfristige Entwicklung zu untersuchen.

Literatur

Ausführliche methodische Informationen und Literaturverweise finden sich in der wissenschaftlichen Publikation, die diesem Artikel zugrunde liegt:

  • Gessler A., Wilhelm M., Brun P., Zimmermann N., Rigling A. (2024) Zurück in die Zukunft – Ein neuer Blick auf die Perspektiven für die Buche nach 20 Jahren Forschung und weiter fortschreitendem Klimawandel. Allg. Forst- Jagdztg. 193(9-12), 206-224. (PDF)