Das Bayerisches Amt für Waldgenetik (AWG) beschäftigt sich bereits seit knapp fünfzig Jahren mit dem Thema Gastbaumarten. Anfangs bemühte man sich vor allem um kontrollierte Ernten in den Ursprungsgebieten der USA und zügige Bereitstellung herkunftsgesicherten Saatgutes von Douglasie und Küstentanne. Ab 1973 hat man in Bayern zahlreiche Herkunftsversuche für fremdländische Baumarten angelegt, wobei die regionalen standörtlichen Gegebenheiten berücksichtigt wurden. In den letzten beiden Jahrzehnten kam die genetische Charakterisierung von Herkünften im Labor hinzu. Das AWG beschafft herkunftsgesichertes Vermehrungsgut aus unterschiedlichen Regionen und zieht Pflanzmaterial für Anbauversuche heran.
Herkunfts- und Anbauversuche zu nichtheimischen Baumarten
Douglasie (Pseudotsuga menziesii)
In Bayern wurden zwischen 1973 und 1993 über zwanzig Versuchsflächen mit Douglasie angelegt. Sie umfassen etwa 200 Herkünfte, vornehmlich aus Nord-Oregon, Washington und British Columbia. Die Versuchsschwerpunkte liegen im Spessart, der Rhön und den ostbayerischen Mittelgebirgen. Mit dem Saatgut, das 1971 durch kontrollierte Ernten in den USA und Kanada gewonnen wurde, entstanden 1975 die Versuchsflächen in Hammelburg und Bad Brückenau. Herkünfte, die sich in diesen Versuchsserien gut entwickelt hatten, wurden ab 1980 auf weiteren Standorten getestet. Auch das dabei verwendete Saatgut stammte überwiegend aus Beerntungen in den Ursprungsgebieten der Douglasie. 2008 folgte die erste Nachkommenschaftsprüfung von deutschen Erntebeständen, in denen zum Vergleich auch amerikanische Herkünfte ausgebracht sind. Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit von Abkömmlingen aus Erntebeständen der Douglasie in Deutschland zu prüfen.
Alle Versuche zeigen, dass Herkünfte vom Westabhang der Kaskaden in Washington für den Anbau auf den meisten Standorten in Bayern gut geeignet sind. Für wärmere Regionen sind auch Herkünfte von der Olympischen Halbinsel empfehlenswert. Herkünfte aus Oregon bleiben im Wachstum fast überall zurück. Diese Erkenntnisse sind auch in die Herkunftsempfehlungen für Bayern eingearbeitet worden.
Große Küstentanne (Abies grandis)
Durch ältere Versuche war bereits bekannt, dass die Große Küstentanne extrem rasch wächst, aber auch Herkunftsunterschiede zeigt. Daher wurden ab 1980 weitere Versuchsflächen mit Saatgut aus kontrollierten Ernten in Washington und Oregon angelegt. Die bayerischen Versuchsstandorte liegen bei Selb, Kronach und Zwiesel. Bei insgesamt großen Unterschieden ist die Wuchsleistung auf der Fläche Zwiesel sehr gut, auf der Fläche Selb unterdurchschnittlich. Aktuell beträgt die vom AWG betreute Versuchsfläche der Küstentanne in Bayern etwa vier Hektar.
Die wüchsigsten Herkünfte kommen aus dem küstennahen Gebiete westlich des Kaskadenkammes und nördlich des 45. Breitengrades (Oregon, Washington und British Columbia – Vancouver Island). Am besten bewährt hat sich an allen Prüforten die Herkunft Elwha – Port Angeles – Samenzone 221 Washington (Abb. 1). Sie kann zurzeit unter der Bezeichnung "Louella" aus den USA importiert werden. Gute Leistungen bei geringerer Frostempfindlichkeit zeigen auch die Herkünfte bei Darrington. Herkünfte aus Oregon und Kalifornien sind frostempfindlich. Inlandsherkünfte sind zwar frosthart, jedoch langsamwüchsig.
Edeltanne (Abies procera)
Die Edeltanne ist eine Hauptbaumart der kühltemperierten pazifischen Tannenwaldzone. Sie wächst vor allem in den Hochlagen (900 – 1.600 m) der niederschlagsreichen westseitigen Kaskadenhänge. Zwischen 1980 und 1999 richtete das AWG Anbauversuchsflächen im Alpenbereich Südostbayerns, den östlichen Mittelgebirgen und auf der Rusel ein. In den höheren Gebirgslagen zeigte sich die Edeltanne in ihrem Wuchspotential anderen Baumarten (Fichte, Douglasie) gleichwertig oder überlegen. Als besonders geeignet für den Anbau in Bayern erwiesen sich Herkünfte aus den Kaskaden im nördlichen Oregon und aus Washington, darunter vor allem die Herkunft Wasco.
Schwarzkiefer (Pinus nigra)
Die Schwarzkiefer ist eine wärmeliebende Baumart mit geringen Ansprüchen an den Boden, die Dürreperioden und Frostereignisse gut übersteht. Das macht sie für den Anbau im Klimawandel interessant. Sie hat ein großes, zersplittertes Verbreitungsgebiet im südlichen Europa, innerhalb dessen man mehrere Unterarten unterscheidet. 2009 startete am AWG ein breit angelegter Versuch mit mehr als 35 Herkünften. Die Flächen liegen auf der Fränkischen Platte (Abb. 2), im nördlichen Tertiär-Hügelland und im Weidener Becken. Parallelflächen wurden in Baden-Württemberg, Hessen, Brandenburg, Osterreich und Kroatien begründet.
Bei den Spätfrösten 2011 erwies sich die Schwarzkiefer als sehr frostresistent, zeigte im Gegensatz zu Buche oder Tanne keine sichtbaren Frostschäden. Bereits im Alter von vier Jahren wurden signifikante Wuchsunterschiede beobachtet. Vor allem Herkünfte aus Kalabrien sind in diesem frühen Stadium sehr wüchsig. Die bislang in Bayern angebaute österreichische Schwarzkiefer bleibt dagegen weit hinter diesen Werten zurück. Eine abschließende Beurteilung wird allerdings erst nach fünfzehn bis zwanzig Jahren möglich sein.
Abb. 2: Schwarziefern-Herkunftsversuch "Gickelhausen" (Fränkische Platte) zwei Jahre nach der Pflanzung (Foto: G. Huber, AWG)
Japanbirke (Betula maximowicziana)
Auf den Inseln Hokkaido und Honshu im Norden Japans ist die Japanbirke beheimatet. 2006 hat das AWG zwei vergleichende Anbauversuche von Japanbirke mit Sandbirke und Moorbirke begründet. Eine Fläche befindet sich in Nordostbayern bei Tännesberg, die andere in Südbayern bei Laufen. Erste Ergebnisse zeigen eine zum Teil höhere Wuchsleistung der Japanbirke. Außerdem ist sie im Vergleich zu den beiden heimischen Birkenarten unempfindlicher gegen Sommertrockenheit sowie Schneedruck. Vor allem aber besticht sie durch ihre Formeigenschaften. Sollte sich dies positive Entwicklung fortsetzen, könnte die Japanbirke eine Alternative zur Esche (Fraxinus excelsior) darstellen und Birkenwertholz erzeugen.
Begleitende genetische Laboruntersuchungen
Die Feldversuchsforschungen begleitet das AWG bei nichtheimischen Baumarten mit genetischen Untersuchungen im Labor. Bei Douglasie ist die Trennung der Varietäten und Herkünfte mittels Isoenzym- und DNA-Genmarkern inzwischen Routine. Zusätzlich wurden auch alle Erntebestände in Bayern einem "genetischen Check" unterzogen. Bei Küstentanne und Edeltanne wurde hier eine unerwartet niedrige genetische Diversität und Einförmigkeit der Herkünfte festgestellt. Sollten weiterführende DNA-Untersuchungen dies bestätigen, müssten die Einbringungsstrategien überdacht werden, um die Anpassungsfähigkeit sicherzustellen. Bei Schwarzkiefer konnten drei Gruppen abgegrenzt werden: eine südöstliche, eine mitteleuropäische und eine nördliche Gruppe. Zurzeit wird nach adaptiven Genmarkern gesucht, die mit der Trockenresistenz in Verbindung stehen könnten.
Ausblick
Die vorliegenden umfangreichen Daten zu Herkunfts-, Anbau- und Frühtestversuchen an fremdländischen Baumarten werden zurzeit neu gesichtet, zusammengeführt und für eine Auswertung in Zusammenhang mit Klima- und Standortsdaten aufbereitet. Ein Teil der älteren Versuche soll in Saatguterntebestände überführt werden. Dafür werden Herkünfte mit überdurchschnittlichen Eigenschaften erhalten, ungeeignete aus den Flächen entfernt. Um die Versorgung mit hochwertigem Vermehrungsgut von Douglasie und Küstentanne zu sichern, werden Saatguterntebestände mit Herkünften, die sich in Bayern besonders bewährt haben, angelegt. Die genetische Feld- und Laborforschung wird auf weitere Gastbaumarten und neue Genmarker ausgeweitet.