Seit mehr als 150 Jahren wird die Douglasie auch in Deutschland als Mischbaumart forstlich genutzt, da sie neben einer hervorragenden Wuchsleistung auch eine gute Anpassung an sommerliche Trockenheit zeigt. Wesentliche Erfolgsfaktoren für diese Baumart sind geeignete Standorte, Herkunftswahl und waldbauliche Behandlung. Vorzugsweise sollte sie in Mischwäldern angebaut werden, um sie an die Naturwaldgesellschaft anzubinden und um die Risiken zu streuen
Wissenswertes zum Douglasienanbau vorab
Historie
Wegen der Ähnlichkeit mit der amerikanischen Nadelbaumgattung Tsuga erhielt die Douglasie den botanischen Namen „falsche“ Tsuga (Pseudotsuga). Der Beiname menziesii bezieht sich auf ihren Entdecker, den schottischen Botaniker Archibald Menzies. Die deutsche Bezeichnung Douglasie verdankt die Baumart dem Schotten David Douglas, der sie im 19. Jahrhundert nach Europa brachte. Seit dem 19. Jahrhundert bereichert die Douglasie die Wälder Deutschlands.
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Hinweis
Dieser Artikel entspricht weitgehend einer Übersetzung des Artikels "Management of Douglas-fir" (Management von Douglasie) von Kohnle et al (2019), der versucht, die für einen erfolgreichen Douglasienanbau wesentlichen Aspekte zusammenzufassen. Neben veröffentlichten wissenschaftlichen Untersuchungen werden hierzu auch als gesichert geltende Erfahrungen aus der forstlichen Praxis herangezogen. Außerdem ist er geringfügig durch eigene, noch nicht veröffentlichte neue Befunde ergänzt.
Wuchspotenzial
Abb. 2: Unterschiede in der Gesamtwuchsleistung (GWL; Vfm/ha) zwischen benachbarten Douglasien- und Fichten-Versuchsflächen in Südwestdeutschland, dargestellt entlang eines Gradienten von 5 Bonitätsklassen der Fichte. Die Vergleichsmethodik ist in [34] beschrieben. Es handelt sich um orientierende Bonitätsvergleiche +/- nahegelegenen Fichten- und Douglasien-Versuche. Für die Abbildung wurden die in der Veröffentlichung aufgeführten Wachstumsdaten von Douglasie und Fichte neu analysiert (verändert nach [42]).
Mit ihrem enormen Wuchspotenzial gehören Douglasien in Mitteleuropa zu den produktivsten Nadelbäumen; ihr Wuchspotenzial liegt in Frankreich und Deutschland generell über dem von Fichte:
- Frankreich: knapp 400.000 ha bei mittlerem jährlichem Zuwachs von 14,8 m³/ha [25] im Vergleich zu Fichte mit 13,2 m³/ha/ Jahr
- Deutschland: über 250.000 ha mit 18,9 m³/ha/Jahr (BWI 2012) im Vergleich zu Fichte mit 15,3 m³/ha/ Jahr
Zudem hat die Douglasie gegenüber heimischen Nadelbaumarten wie Fichte, Tanne oder Kiefer ein deutlich höheres ertragswirtschaftliches Potenzial [39].
Vermutlich ist die Amplitude potenziell anbaugeeigneter Areale grösser als das derzeit waldbaulich genutzte Spektrum [62]. Noch sind bzgl. der langfristigen bioklimatischen Anpassungsfähigkeit Fragen offen [19]. Anzunehmen ist, dass die Möglichkeiten des Douglasienanbaus weiter in trockenere und/oder wärmere Bereiche gehen als bei Fichte oder Tanne. Die Douglasie wird daher bei anhaltender Klimaerwärmung verstärkt als mögliche Alternative zu diesen Baumarten aufgefasst [68, 64].
Das derzeitige Anbauspektrum zeigt, dass sich viele der bisher für Fichte geeigneten Standorte auch gut für den Anbau produktiver und stabiler Mischbestände mit Douglasien eignet.
Die Wuchsrelation ist keine Konstante. Beobachtungen in Frankreich [13] und orientierende Versuchsflächenvergleiche in Südwestdeutschland (Abb. 2) deuten darauf hin, dass die Überlegenheit von Douglasie mit zunehmender Standortqualität abnimmt. Diese Hinweise sind noch auf solider Datenbasis zu überprüfen.
Zur optimalen Nutzung des Wuchspotenzials von Douglasie sind folgende Aspekte zu beachten:
- Wahl eines geeigneten Produktionsziels (v. a. Durchmesser und Qualität)
- Begründung standortgerechter, gesunder und wüchsiger (Misch-)Bestände
- Zielorientierte Waldbauregime für die Optimierung der Aspekte von Durchmesserwachstum, Holzqualität und Risiken (z.B. durch Sturm)
Bestandesbegründung – Naturverjüngung
Abb. 3: Auswirkung von Konkurrenz durch Nachbarbäume bzw. von Überschirmung auf die Festigkeit der Wurzelverankerung verjüngter Douglasien. Die Werte des als Konkurrenzindex (CI) gemessenen Einflusses von Konkurrenten bzw. des als Transmissionskoeffizient (TK) gemessenen Einflusses der Überschirmung wurden auf einen Bereich von 0 bis1 standardisiert. Jeweils der Indexwert CI bzw. TK, der den geringsten Einflussgrad repräsentiert, entspricht dem Wert 0, der mit dem stärksten Einfluss dem Wert 1 (verändert nach [58]).
In Europa wird die Douglasie derzeit überwiegend gepflanzt, aber die Naturverjüngung gewinnt an Bedeutung. Vor allem Praxiserfahrungen aus Frankreich zeigen, dass sich unter den meisten Standortbedingungen (besonders auf sauren, sandigen Böden ohne Stauhorizonte) Naturverjüngung im Zuge progressiver Verjüngungshiebe leicht generieren lassen [10, 9]. Bei rascher Nutzung des überschirmenden Hauptbestandes kann sich die Naturverjüngung bereits nach kurzer Zeit bei Verhältnissen entwickeln, wie sie im nordamerikanischen Verbreitungsgebiet charakteristisch sind. Dort wächst Naturverjüngung typischerweise auf Kahlflächen.
Da sich bei Douglasie starke Konkurrenz sehr nachteilig auf Wachstum und Stabilität auswirkt (Abb. 3), ist es in Naturverjüngungen mit hoher Baumzahl dringend nötig, die Dichte über Jungbestandspflege auf etwa 2000 Pflanzen/ha zu reduzieren, ähnlich wie bei Fichte [7].
In Europa kommt es nicht selten vor, dass sich unter dem Schirm des Hauptbestands allmählich Douglasien-Naturverjüngung einstellt. Dies scheint auf den ersten Blick gute Ansatzpunkte für eine Bewirtschaftung der Baumart im Dauerwaldbetrieb zu bieten. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass sich der Spross zwar auch unter Schirm bei ausreichend Licht befriedigend zu entwickeln vermag (Grundfläche des Douglasien-Hauptbestandes i. d. R. unter 30 m²/ha [9, 57]. Längere Überschirmungsphasen wirken sich jedoch negativ auf die Wurzelentwicklung [44, 45, 16, 58] und die Verankerungsfestigkeit der Pflanzen aus (Abb. 3).
Waldbaulich gibt es damit keinen vernünftigen Grund, das Verjüngungspotential von Douglasie unter Schirm nicht zu nutzen. Längere Überschirmungphasen sollten unter Abwägung mit der Wertentwicklung des Hauptbestands allerdings möglichst kurzgehalten werden.
Bestandesbegründung – Pflanzung
Der Erfolg einer Douglasienpflanzung ist abhängig von
- der Größe der Pflanzungsfläche
- der Wahl geeigneter Herkünfte
- der Qualität der Pflanzen
- der Pflanztechnik
Größe der Pflanzungsfläche
Im natürlichen Verbreitungsgebiet in Nordamerika verjüngt sich Douglasie i. d. R. auf großen Freiflächen, wie sie nach Kalamitäten (z. B. Feuer) oder Kahlschlag entstehen.
Im europäischen Anbaugebiet haben sich große Freiflächen in der Praxis für Kulturen als suboptimal herausgestellt. Hier leiden frisch gepflanzte Douglasien oft stark unter sommerlicher Trockenheit oder winterlicher Frosttrocknis. Kritisch wird es bei gefrorenem Boden, wenn die Pflanzen aufgrund relativ warmer Luft zu transpirieren beginnen. Besser gedeihen daher Kulturen im Randbereich höherer Bestände, wo die jungen Pflanzen einerseits keine Konkurrenz durch Überschirmung haben und andererseits noch den Seitenschutz des angrenzenden Bestandes genießen.
Bei Anreicherung von Laubbaum-Naturverjüngungen mit Douglasien sind die Jungbäume in ausreichend große (schirmfreie) Lücken zu pflanzen. Eine Praxisuntersuchung hat gezeigt, dass die Größe der Lücken deutlich oberhalb von 0,1 ha liegen sollte [40]. Gutachtlich geschätzt sollten es für die Halblichtbaumart Douglasie Lücken von 0,3 ha sein.
Herkunft
Im weiträumigen natürlichen Verbreitungsgebiet differenziert sich der Genpool von Douglasie in eine Vielzahl standortangepasster Provenienzen (Herkünfte). Große Bedeutung hat daher die für die Umweltbedingungen des Pflanzortes geeignete Herkunftswahl. Wichtig ist, ob das Vermehrungsgut aus dem Bereich der Küstenform, der Inlandform oder dem Übergangsbereich beider stammt.
Für West- und Mitteleuropa sind Herkünfte grundsätzlich aus dem Bereich der Küstenform zu verwenden, solche aus dem Bereich der Inlandform besonders aus pathologischen Gründen prinzipiell auszuschließen [65, 66].
Viele Versuche belegen, dass sich Douglasienherkünfte sowohl genotypisch (Gengesamtheit) als auch phänotypisch (Erscheinungsbild) unterscheiden. In Regionen, in denen die Herkunftsunterschiede von Wuchsgeschwindigkeit und Erscheinungsbild (Stammform, Astigkeit) bekannt sind, ist es ratsam, den daraus abgeleiteten Herkunftsempfehlungen zu folgen [z. B. 11]. Wo keine solchen Empfehlungen vorliegen, verhindert die Wahl des richtigen Formenkreises (i. d. R. die Küstenform), eine grundsätzlich ungeeignete Herkunft zu verwenden.
So zeigen Langzeitversuche mit Herkünften aus dem Bereich von Küsten- bis Übergangsformen [41, 26, 63, 55], dass anfänglich signifikante Unterschiede im (Höhen-)Wachstum [30, 31] im Verlauf von rund fünf Jahrzehnten Beobachtungsdauer weitgehend verschwanden. Zudem erwies sich die Rangfolge der Herkünfte nach der Wachstumsgeschwindigkeit entlang eines Höhengradienten als inkonsistent und für Prognosen wenig geeignet. Hinsichtlich verwertungsrelevanter Merkmale (z. B. Schaftform, Rindenstärke, Astabgangswinkel, Kernholzanteil) ließen sich statistisch signifikante Herkunftsunterschiede nachweisen. Sie waren aber so gering, dass sie nach fünf Jahrzehnten ökonomisch nahezu irrelevant waren. Unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels kann davon ausgegangen werden, dass alle Herkünfte aus dem Bereich der Küstenform sommerliche Trockenperioden tolerieren können Für den größten Teil des Verbreitungsgebiets der Küstenform, dem „Douglas-fir proper“ [48] sind alljährlich auftretende, mehrwöchige Sommertrockenheiten typisch.
Pflanzgut
Qualitativ hochwertiges Pflanzenmaterial und der Einsatz an Standort und Pflanze angepasster Pflanztechniken sind entscheidende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kultur. Praxiserfahrungen weisen darauf hin, dass bei der Douglasie die Frische des Pflanzmaterials ein besonders kritischer Faktor ist. Die Pflanzen sollten daher möglichst rasch nach dem Ausheben wieder gesetzt werden. Douglasien werden durch längere Lagerungsperioden stärker beeinträchtigt als andere Baumarten. Containerpflanzen bieten im Vergleich zu wurzelnackten Pflanzen diesbezüglich gewisse Vorteile, aber grundsätzlich ist möglichst frisches Pflanzmaterial zu verwenden.
Erforderlich sind auch gut gestufte Pflanzen mit einem ausgewogenen Spross-Wurzel-Verhältnis. Es ist davon auszugehen, dass sich Pflanzen nach dem Setzen am neuen Standort erheblich schwerer etablieren können, wenn sie durch übermäßige Düngung in die Höhe getrieben oder in zu dicht besetzten Pflanzbeeten bei extremem Konkurrenzdruck angezogen wurden.
Insgesamt ist Douglasie in der Anwuchsphase eine „Mimose“. Außer den geläufigen Problemen durch Wildschäden (besonders Fegen, d. h. Geweihhaut abreiben), Frosttrocknis und Trockenperioden nach der Pflanzung sind die Gründe der besonderen Empfindlichkeit noch nicht abschließend geklärt. In der Praxis ist damit zu rechnen, dass Douglasienkulturen trotz Wildschutz, bester Pflanzqualität und optimaler Pflanztechnik selbst unter regulären Umweltverhältnissen schlechter anwachsen und sich heterogener entwickeln als beispielsweise Fichtenkulturen [33, 14].
Standraum: Entwicklung von Durchmesser und Qualität
Abb. 4: Zusammenhang zwischen Pflanzdichte und Astdurchmesser in Douglasienbeständen. Der stärkste Ast wurde im Quirl bei +/- 5 m Stammhöhe des Kollektivs der rund 150 Z-Bäume/ha gemessen. Die Bestände waren mit 500 bis 4000 Douglasien/ha gepflanzt worden (Versuchsbeschreibung [37]; Ergebnisse [17]).
Pflanzverband, Jungbestandspflege und Durchforstung sind zentrale waldbautechnische Instrumente mit Einfluss auf die Standraumdynamik. Der Verband wirkt sich unmittelbar auf die Kosten und auf die Konkurrenzverhältnisse aus. Mit Jungbestandspflege bzw. Durchforstung lässt sich später in die Konkurrenz zwischen den Bäumen eingreifen und die weitere Entwicklung steuern.
Konkurrenz wirkt sich unmittelbar auf die Entwicklung von Stamm- und Astdurchmesser aus [32, 33, 70, 63]. Bei der Douglasie weist vieles darauf hin, dass Astmerkmale auch provenienzspezifischem Einfluss unterliegen können [61, 63]. Für die Forstpraxis ist dies aber kaum relevant, weil sich der Standraum viel stärker auf die Aststärke und die ertragswirtschaftlichen Konsequenzen auswirkt.
Mit sinkenden Pflanzenzahlen und somit zunehmenden Standräumen profitiert die Durchmesserentwicklung der Bäume von abnehmender Konkurrenz. Einerseits nimmt auch das Verhältnis von Höhe zu Durchmesser (H/D-Verhältnis) ab – allgemein ein guter Indikator für zunehmende Schaftstabilität [50, 43]. Andererseits nimmt jedoch - wie zum Beispiel auch bei Fichte [49, 3] - die Stärke der Äste eindeutig zu (Abb. 4), [32]. Der Ausgleich zwischen dem Einfluss der Standraumdynamik auf die Entwicklung von Stammdurchmesser und Aststärke ist daher eine ertragswirtschaftliche Optimierungsaufgabe.
Abb. 5: Gesamtwuchsleistung an Volumen (A) und Netto-Wertleistung durch Stammholzproduktion (B) in Douglasienbeständen, die mit unterschiedlichen Ausgangsbaumzahlen gepflanzt wurden (Vertrauensbereich in gestrichelten Linien).
In der Netto-Wertleistung sind die Kosten für Pflanzen und Pflanzung nicht berücksichtigt. Auch wurde kein Kalkulationszins veranschlagt (aus [37]).
Für den Pflanzverband ergeben sich aus der ca. 50-jährigen Beobachtungsdauer des „Koordinierten Standraumversuchs bei Douglasie“ [1, 33, 37] folgende Empfehlungen:
- Unter aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen bieten Pflanzdichten zwischen 1000 und 2000 Bäumen/ha einen optimalen Ausgleich zwischen der Entwicklung von Qualität, Stabilität und Durchmesser der Z-Bäume (Zukunftsbäume) und der flächenbezogenen Volumenleistung [37,13].
- Bei deutlich < 1000 Bäumen/ha in der Kultur leidet die Volumenleistung (Abb. 5 A), und es entwickeln sich Aststärken, die die Holzqualität deutlich mindern (Abb. 4).
- Bei deutlich > 2000 Bäume/ha Pflanzdichte, entstehen inakzeptabel hohe Pflanzungskosten ohne adäquate Erhöhung der Volumenproduktivität. Der konkurrenzbedingt reduzierte Durchmesserzuwachs beeinträchtigt zudem die Netto-Wertleistung (Abb. 5 B).
Auch bei Douglasie bietet das „Z-Baum-Konzept“ [28, 2] beste Voraussetzung zur optimalen Förderung ausgewählter Hauptzuwachsträger. Die dafür relevanten Rahmenbedingungen wurden von [35] quantitativ ausgearbeitet. So lässt sich die maximal mögliche Anzahl von Z-Bäumen/ha für den gewünschten Zieldurchmesser aus der Beziehung zwischen Stamm- und Kronendurchmesser berechnen (Abb. 6). Die Intensität der erforderlichen Freistellung lässt sich direkt aus der Durchmesserentwicklung der Bäume ableiten. Dabei gelten folgende Zusammenhänge:
- Mit sinkendem Zieldurchmesser nimmt die mögliche Anzahl von Z-Bäumen zu.
- Je intensiver die Freistellung des Z-Baums, umso stärker wird sein Durchmesserzuwachs gefördert.
- Je grösser der Standraum, umso grösser die Krone und umso stärker werden die Äste.
Aus diesen Zusammenhängen lässt sich je nach Ziel der Waldbesitzenden eine optimale Standraumhaltung aus Pflanzdichte und Durchforstungsintensität herleiten Zu berücksichtigen ist, dass dabei hinsichtlich der empfohlenen Grundfläche der hiebsreifen Bestände regionale und/oder nationale Unterschiede bestehen. So wird in Frankreich empfohlen, dass die Bestände, die mit einer Zielstärke von 55 bis 65 cm Brusthöhendurchmesser (BHD) bewirtschaftet werden, Grundflächen von 40 bis 45 m²/ha nicht überschreiten sollten [59]. In Deutschland bewegen sich die Empfehlungen bei dieser Zielstärke dagegen im Bereich von 50 bis 60 m²/ha [29].
Holzqualität, Astung
In Europa stellt die Bewirtschaftung von Douglasie i. d. R. auf die Produktion von sägefähigem Stammholz ab [24]. Dabei gibt es eine große Spanne wirtschaftlich interessanter Zielstärken. So kann die rasche Produktion mittelstarker Bauholzsortimente durchschnittlicher Qualität rein ertragswirtschaftlich ähnlich attraktiv sein wie die Produktion wertvoller Starkhölzer in langen Produktionszeiträumen [23].
Die Ästigkeit ist für die Qualität des Stammholzes entscheidend. Als mittelstarkes Bausägeholz durchschnittlicher Qualität sind Aststärken von maximal 4 cm zulässig. Diese Grenze ist im Rahmen praxisüblicher Durchforstungen problemlos einzuhalten. Dagegen ist Starkholz nur mit ausreichenden Anteilen astfreien (Kern-)Holzes als Wertholz vermarktbar. Aufgrund der kurzen Produktionszeiten in Wirtschaftswäldern setzt die Produktion astfreien Wertholzes selbst in dichtgepflanzten Beständen (4000 Douglasien/ha) zwingend eine Wertästung voraus [37].
Zielführende Ästungskonzepte müssen folgendes gewährleisten:
- Ausbildung eines großen astfreien Mantels des Stammholzes von mindestens zwei Dritteln des Durchmessers;
- Erhalt einer ausreichend großen Grünkrone von mindestens der Hälfte der Stammlänge.
Mit der Ästung sollte so früh wie möglich begonnen werden, aber nicht zu früh und/oder zu stark. Für die Ästung des Erdstammabschnitts (rund 5 bis 6 m Länge) müssen die Bäume mindestens 10 bis 12 m hoch sein. Herrschende Douglasien haben zu diesem Zeitpunkt einen BHD von 15 bis 20 cm erreicht. Für die Erzeugung eines ausreichenden astfreien Mantels wäre demnach eine Zielstärke von rund 60 bis 70 cm BHD erforderlich [22].
Höher gelegene Abschnitte können erst später geästet werden. Dafür muss dann zwangsläufig der Zieldurchmesser angehoben werden: Soll ein zweiter Abschnitt vergleichbarer Länge geästet werden, ist ein Zieldurchmesser von 80 bis 90 cm in Brusthöhe erforderlich, um auch beim zweiten Abschnitt einen ausreichend starken astfreien Mantel erzeugen zu können. Diese notwendige Anhebung des Zieldurchmessers bedingt ihrerseits eine Verringerung der Anzahl von Z-Bäumen (Abb. 6).
Entsprechend Befunden anderer Baumarten ist auch bei Douglasie anzunehmen, dass grundsätzlich zu jeder Jahreszeit ohne besondere Infektionsgefahren geästet werden kann. Von größter Bedeutung ist die Qualität der Ästung. Während Bäume Astwunden rasch und wirkungsvoll abriegeln können, führen Verletzungen des Stammholzes zu länger anhaltenden Störungen und unerwünschten Veränderungen, z. B. Holzverfärbungen [52, 53, 20, 36].Eine stammebene Ästung ist daher grundfalsch, denn sie verletzt den zum Stammholz gehörenden wulstartigen Ring an der Austrittstelle des Astes aus dem Stamm, den sogenannten Astkragen. Bei der Schnittführung ist also darauf zu achten, dass der Trennschnitt den Astkragen am Stamm belässt und dass die Rinde nicht ausschlitzt.
Die geästeten Bäume müssen auch konsequent freigestellt werden, um ihren Durchmesserzuwachs, ihre Konkurrenzkraft sowie die Geschwindigkeit, mit der sie die Schnittstellen überwallen, zu fördern. Dies dient der Investitionssicherung. Tatsächlich wird die Dauer bis zur vollständigen Überwallung einer Ästungswunde viel stärker von Wuchskraft bzw. Radialzuwachs eines Baumes bestimmt als vom Durchmesser des Astes [52, 20, 36].
Wirtschaftlich erfolgreiche Wertästung setzt voraus, dass die geästeten Bäume tatsächlich die erforderliche Zielstärke erreichen. Deshalb ist die Ästung auf die Anzahl der Bäume zu begrenzen, die beim erforderlichen Zieldurchmesser auf der jeweiligen Fläche Platz finden (Abb. 6) [35].
Der ökonomische Nutzen einer Wertästung sinkt mit steigenden Zinssätzen [23] und zunehmenden Risiken. Der letzte Aspekt ist vor allem für die Beurteilung der Ästung höher liegender Stammpartien relevant. Ohne Einbeziehung von Risiken kann dies zwar kalkulatorisch sinnvoll sein [23], ist aber unausweichlich mit längeren Produktionszeiten und damit höheren Bäumen verbunden. Das ist nicht konfliktfrei, denn auch bei der Douglasie nehmen störungsbedingte Produktionsrisiken - z. B. durch Sturm [60, 4] - mit zunehmender Produktionsdauer bzw. Baumhöhe zu.
Mischbestandswirtschaft
Prinzipiell lässt sich die Douglasie zwar auch in Reinbeständen bewirtschaften. Gängige waldbauliche Richtlinien, z. B. in Baden-Württemberg MLR 2014, empfehlen jedoch eine Mischung mit (natürlich vorkommenden) Baumarten, auch aus Naturschutzgründen [8]. Diese Empfehlungen basieren auf der Erwartung, dass Mischbestände eine erhöhte Widerstandskraft und Resilienz gegenüber Schadorganismen [z. B. 38, 56] aufweisen. Zudem lässt sich so die nichtheimische Douglasie an die natürliche Waldgesellschaft anbinden – ein grundlegendes Anliegen des naturnahen Waldbaus [46, 69, 15]. Die Mischung mehrerer Baumarten auf Betriebs- oder Bestandesebene ist auch ein zentrales Element der Risikoverteilung, das angesichts des Klimawandels weiter an Bedeutung gewinnt.
Eine erfolgreiche Mischbestandswirtschaft mit Douglasie erfordert die Berücksichtigung ihrer Besonderheiten. Dies sind zum einen die Lichtansprüche (Halblicht-Baumart) und zum anderen die Wuchsdynamik. Sobald die Douglasie gut angewachsen ist, wächst sie i. d. R. nämlich wesentlich rascher als die heimischen Baumarten und erreicht deutlich größere Baumhöhen. Soll die Douglasie in Douglasien-geführten Mischbeständen bewirtschaftet werden, ist es ratsam, die Beimischungen heimischer Baumarten auf ausreichend großen Flächen einzubringen. Dort können sie wirkungsvoll von der Konkurrenz benachbarter Douglasien freigehalten werden. Bei der Pflege der beigemischten heimischen Baumarten sollte deren Vitalität und Wuchskraft oberste Priorität haben.
Fazit
Die Douglasie ist eine leistungsstarke Baumart, die unter den sich wandelnden Klimaverhältnissen in Europa bis in Lagen der derzeit montanen und hochmontanen Wärmestufe eine gute Alternative zur Fichte (und Tanne) bietet. Über die waldbaulichen Möglichkeiten, Chancen und Risiken liegen in Mitteleuropa langjährige Erfahrungen vor. Nach Überwindung der kritischen Kulturphase wächst die Douglasie auf produktiven Standorten i. d. R. rascher als alle heimischen Baumarten.
Eine hohe Wertschöpfung lässt sich erzielen bei geeigneten waldbaulichen Maßnahmen:
- geeigneter Standort
- adäquate Pflanzenzahl in der Kultur
- früh einsetzende Z-Baum-orientierte Hochdurchforstung
- Ästung bei Wertholzproduktion
- angemessene Produktionszeiträume
Vorausgesetzt, dass die schwierige Anwuchsphase gemeistert wurde und die Wildpopulationen auf einem waldbaulich tragbaren Niveau liegen, bieten Wuchspotenzial und Holzeigenschaften der Douglasie beste Voraussetzungen für eindrucksvolle Erträge. Gut bringt dies ein Zitat des langjährigen, früheren Leiters des Südschwarzwälder „Douglasien-Forstbezirks“ Kandern, Martin Groß, zum Ausdruck:
„Wie mir scheint, ist Douglasie ziemlich behandlungsresistent – es ist verflixt schwierig, mit ihr kein Geld zu verdienen!“.
Bei entsprechender Behandlung lässt sie sich in Mischbestände mit heimischen Baumarten integrieren, die damit den Anforderungen der Risikoverteilung, Resistenz und Resilienz und des naturnahen Waldbaus auch in Zukunft genügen können.
Quellenangaben
Eine Liste der Literatur, auf die im Text Bezug genommen wird, finden Sie hier.