Die Lagerung von Holz in Zeiten von Borkenkäfer-Kalamitäten beschäftigt jeden Waldbesitzer. Insbesondere, wenn es im Zuge der Klimaerwärmung zukünftig häufiger zu grösseren Schadereignissen kommt. Durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer fallen immer wieder grosse Schadholzmengen.
Waldbesitzerinnen oder Waldbesitzer müssen grosse Mengen Holz verkaufen oder lagern. Volle Lager bei den holzverarbeitenden Betrieben führen jedoch dazu, dass grosse Holzmengen zwischengelagert werden müssen. Die grosse Frage bei einer Lagerung ist, wie dabei die Holzqualität ausreichend lange erhalten werden kann.
In Nordrhein-Westfalen wird dazu derzeit ein Versuch gemacht, ob und wie sich die Holzkonservierung durch Folienlagerung dazu eignet. Erste vielversprechende Ergebnisse liegen bereits vor.
Alternative für wertvolle Rundholzsortimente
Die Lagerung von frischem, forstschutzrelevantem Holz in Folie unter Sauerstoffentzug bietet eine zusätzliche Lösungsoption zu Nass- und Trockenlagern. Sie ist geeignet für wertvolle Rundholzsortimente, die frisch vom Borkenkäfer befallen sind. Diese Konservierung von Holz umfasst sämtliche Massnahmen zur Erhaltung des qualitativen Zustandes und soll das Holz vor chemischer, physikalischer und biologischer Zersetzung schützen. Die Holzkonservierung durch Folienlagerung, die von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) und der Technischen Universität Dresden in Tharandt entwickelt wurde, ist somit ein Baustein in der Bewältigung einer Kalamität.
Wirkprinzip
Das Prinzip dieser Behandlung ist, dass das Fichten-Rundholz luftdicht verpackt wird, sodass Sauerstoff durch natürliche Prozesse wie Atmung und Gärung unter Folie verbraucht wird und sich CO2 bildet sich. Alle Verrottungsprozesse, die Besiedlung und Entwicklung von Holz zerstörenden Pilzen werden gestoppt und die für die Weiterverarbeitung wichtige Holzfeuchtigkeit bleibt erhalten. Das Holz lagert in möglichst sauerstoffarmer Atmosphäre. Durch die Folie ist das Holz von aussen geschützt.
Praxisleitfaden
Der Praxisleitfaden "Holzkonservierung im Folienlager" von Wald und Holz NRW zeigt anschaulich die benötigten Materialen und die Arbeitsschritte, wie man dabei vorgehen muss.
Im Anschluss wird das Für und Wider der Folienlagerung aufgezeigt und es werden Hinweise gegeben und erste Erfahrungen aus NRW geschildert. Bei der Versuchsreihe dort zeigte sich beim Öffnen des ersten Folienlagers nach einem Jahr Lagerung, dass es im Holz keine Radialrisse gibt, ein hoher Feuchtigkeitsgehalt herrscht sowie ein leichter oberflächlicher Schimmelbefall und das weisse Schnittholz ohne Verfärbung.
Versuchsreihe in NRW
Abb. 2 - Probeentnahme für die Begutachtung aus dem ersten geöffneten Folienlager. Foto: Michael Blaschke (Wald und Holz NRW)
Erste Ergebnisse zeigen, dass so eingelagertes Holz bis zu fünf Jahren weitestgehend ohne Qualitätseinbussen gelagert werden kann, sofern die Folie unbeschädigt bleibt.
Dass die Methode auch mit frisch vom Borkenkäfer befallenem Holz funktioniert, hat das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft im Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen dokumentiert.
Erste Tests in NRW, ob mit dieser Methode von Borkenkäfern befallenes Holz sicher im Wald gelagert werden kann, zeigen ein vielversprechendes Ergebnis. Im Mai 2019 haben die Experten von Wald und Holz NRW im Arnsberger Wald zehn Folien-Testlager mit je rund 300 Kubikmeter Fichtenholz angelegt. Beim Öffnen des ersten Lagers wurden einige Stämme mit einem mobilen Sägewerk aufgeschnitten, um die Holzgüte festzustellen. Ergebnis: "Top Qualität wie frisch gefällt"; "B-Qualität“, was sehr gute Qualität bedeutet.
Auch nach 26 Monaten Lagerung im Folienlager ist das Holz noch in einem sehr guten Zustand, wie die Öffnung eines weiteren Folienlagers im Sommewr 2021 gezeigt hat. Holzzerstörende Pilze und Insekten sind abgestorben, die Verrottungsprozesse wurden gestoppt und die für die Weiterverarbeitung wichtige Holzfeuchtigkeit blieb erhalten, resumiert der Leiter des Zentrums Waldnund Holzwirtschaft NRW in Arnsberg Dr. Bertram Leder.
Besonders gespannt sind Sägewerker und Wissenschaftler nun auf die Ergebnisse der nächsten Folienlager, welche im Abstand von jeweils sechs Monaten geöffnet werden. Dr. Leder ist zuversichtlich, dass sich die gute Qualität des Borkenkäferholzes auch bei längerer Lagerung halten lässt. Bei Kosten von ca. 15 Euro pro Festmeter lohnt sich die aufwendige Folienkonservierung allerdings nur bei sehr guten Holzqualitäten. Für Industrieholz rechnet sich der Aufwand dagegen nicht.
Abb. 3-6 - Die Öffnung des ersten Folienlagers in NRW: Der erste Blick unter die Folie (oben links). Das Folienlager wird ausgepackt (oben rechts/unten links). Experten begutachten die Qualität des gelagerten Holzes auf der Säge (unten rechts). Fotos: Michael Blaschke (Wald und Holz NRW)
Kosten
Die Autoren geben im Praxisleitfaden auch Auskunft zu den entstehenden Kosten mit einem Berechnungsbeispiel eines üblichen Folienlagers mit 300 m3 Inhalt. Pro Festmeter liegen die Kosten bei der Beispielrechnung zwischen 11 und 18 Euro. Bei den angegebenen Beträgen handelt es sich um einmalige Investitionen, die theoretisch über die Lagerungsdauer (4-5 Jahre) verteilt werden können.
Die Beträge können sich noch verringern, wenn WaldbesitzerInnen beim Aufbau des Polters mithelfen.
Eine Förderung als Trockenlager ist nach der Förderrichtline Extremwetterfolgen in Deutschland ebenfalls möglich.
Nach Abschluss der Lagerung kann die Entsorgung der Folien durch Recycling-Firmen erfolgen. Die laufenden Kosten beschränken sich auf die Kontrolle und ggf. Beseitigung von Schäden.
Am Ende wird im Praxisleitfaden noch weiterführende Literatur aufgeführt.
Bezugsadresse:
Wald und Holz NRW (Flyer-Bestellung oder PDF-Download)