Durch die Jungbestandspflege kann die Baumartenzusammensetzung in Dickungen gesteuert werden. Ziel ist dabei eine den klimatischen Änderungen angepasste Baumartenmischung. Mit einer positiven, einzelbaumbezogenen Jungbestandspflege werden stabile, vitale und hochwertige Bestände auf praxistaugliche Weise erzogen.
Grundsätze und Ziele für die Dickungspflege
Die einzelnen Baumarten weisen in der Phase der Dickungspflege eine sehr unterschiedliche Wuchsdynamik auf. Ohne oder mit falscher Bestandspflege können konkurrenzschwächere Baumarten für immer verloren gehen. Andere Baumarten bauen ihre Dominanz weiter aus. Auch Stabilität und Werterwartung können leiden. Die Eingriffsnotwendigkeit sollte punktuell in regelmäßigem Turnus (drei bis fünf Jahre) beurteilt werden. Für die Dickungspflege (Oberhöhenbereich zwischen 4 und 12 m) empfehlen wir folgende Grundsätze und Ziele:
Laubholzbestände, Bestände mit führendem Laubholz:
- Ziel: geschlossene, zielgerecht gemischte Dickung mit ausreichend Optionen
- Dickung muss Dickung bleiben (Selbstdifferenzierung, Astreinigung,…)
- nur einzelne Entnahmen, keine Stammzahlreduktion
- Eingriffe möglichst früh
- schlechtes (z.B. Superprotz) nur entnehmen, wenn Option jetzt oder bald deutlich bedrängt wird
- Hiebsruhe bei günstiger Bestandssituation
- bei schlechter Qualität frühzeitig vorsichtige Positivauslese; Vitalität und Stabilität i.d.R. vor Qualität
- eine (bis zwei) Entnahme(n) pro Ar (100 m2)
Nadelbaumbestände, Mischbestände mit führendem Nadelholz:
- i.d.R. kein Eingriff in differenzierten Nadelholzdickungen
- keine Stammzahlreduktion in undifferenzierten Beständen
- beigemischtes Laubholz und Tannen erhalten
- früher Übergang zur Auslesedurchforstung bei Gefahr von Stabilitätsverlusten und bei Lichtbaumarten (Lä, Kie)
Vorbereitung
Bevor man sich mit der eigentlichen Pflege des Bestands selbst befasst, muss der Blick auf dem gesamten Ausgangsbestand und seiner Umgebung liegen. Die Feinerschließung sollte komplett angelegt werden, auch wenn das anfallende Material im Bestand verbleibt. Das erleichtert ein effektives schematisches Vorgehen und eine gute Orientierung in den entstehenden Arbeitsfeldern. Der Bestand wird analysiert und Pflegeziele (z.B. Qualität steigern) hergeleitet. Danach ist es hilfreich, für einzelne Baumarten festzulegen, wie diese in der Pflege behandelt werden sollen. Welche Baumart soll anteilsmäßig gesenkt, welche Baumart soll unbedingt gefördert werden? Letzteres trifft insbesondere für seltene Baumarten zu.
Methodisches Vorgehen im Bestand
- An 100 bis maximal 150 Punkten pro Hektar wird die Eingriffsnotwendigkeit beurteilt; dies setzt eine ausreichende Begehbarkeit voraus.
- Alle acht bis zehn Meter wird systematisch eine Option mit einem grünen Farbband markiert (Abb. 1).
- Um die Option (auf rund einem Ar) finden eine, keine, höchstens jedoch zwei Maßnahmen statt.
- Nur wenn die Option bedrängt wird, ist ein vorsichtiger (positiver) Eingriff zugunsten der Option erforderlich (Abb. 2); die Entnahme bzw. Zurücknahme eines Superprotz kann in ihrem Umfeld (1 Ar) notwendig sein.
- Übergang zur Auslesedurchforstung
Die Optionen werden am besten mit Papierbändern gekennzeichnet. In sehr jungen Beständen können die Bedränger im gleichen Arbeitsgang sofort geknickt oder mit einem Handgerät bearbeitet werden. In älteren Beständen markiert man die Entnahmen mit Sprühfarbe oder andersfarbigem Band. Für das reine Auszeichnen (ohne Anlage der Feinerschließung) benötigt man je nach Ausgangslage drei bis fünf Stunden je Hektar. Eine mechanisierte Holzernte wird aufgrund der geringen Eingriffe nur in Frage kommen, wenn gleichzeitig die Feinerschließung angelegt wird.
Sollen Bedränger oder Superprotzen durch Ringeln langsam absterben, ist die richtige Technik ausschlaggebend. In einem zehn bis fünfzehn Zentimeter breiten Band muss man die Rinde, einschließlich Kambium auf Brusthöhe stammumfassend gründlich entfernen und mit der Drahtbürste nacharbeiten (Abb. 3). Dazu eignet sich am besten ein Ringeleisen. Die Verletzung muss nicht ins Holz vordringen!