Spricht man von Laubholzbewirtschaftung, meint man die Produktion von hochwertigen wertholztauglichen Stämmen. Nirgendwo sonst ist der Spielraum zwischen höchster Qualität und minderwertigen Sortimenten so gering wie beim Laubholz.
Eines muss klar sein: Will man ein hohes Qualitätsholzniveau erreichen, dürfen in der Waldbegründung und Waldpflege (Standraumregelung und qualitätserhöhende Maßnahmen wie Wertastung und Formschnitt) keine Kompromisse eingegangen werden. Schon geringe Versäumnisse können sich fatal negativ auswirken und den Erfolg vorangegangener Perioden rasch zunichte machen.
30:60:90-Formel
Betrachtet man die Wertleistung von Laubhözern, so wird klar, dass 30 % der Baumhöhe etwa 60 Prozent des Volumens und 90% des Wertes ausmachen. Das bedeutet mit anderen Worten: Das Augenmerk wird auf die ersten zwei bis drei Blochlängen gelegt. Die müssen astrein, kreisrund, gesund und möglichst dick sein. Darüber kann der Baum eine große und leistungsfähige Krone ausbauen.
Jungwuchs – Grundlage des Erfolges
Laubwaldbewirtschaftung ist teuer. Speziell deshalb gilt der Grundsatz: Alles was die Natur uns anbietet – in Form von Naturverjüngung - nehmen wir gerne und dankbar an. Dort, wo Naturverjüngungspotenziale durch Laubholz gegeben sind, soll dieses Potenzial auch in die Gesamtzielsetzung eingebunden werden. Einerseits kann aus einer großen Anzahl naturverjüngter Individuen eine leichtere Selektion erfolgen, andererseits motivieren sich die Jungbäume gegenseitig zum Höhenwachstum und fördern durch die Beschattung des Stammfußes die natürliche Astreinigung. Oft bedeutet eine starke Naturverjüngungstendenz einer Baumart auch hohe Standortsakzeptanz.
Voraussetzung für Wertholzproduktion
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Um im Alter eine hohe Qualität zu erreichen. ist eine richtig aufgebaute und gepflegte Jungwuchsphase die Grundlage. Denn bei der Wertholzproduktion mit Laubbäumen sind die ersten 10 bis 15, maximal 20 Jahre die entscheidende Wachstumsphase. Zur Erreichung von Qualität ist also entweder Dichtstand – vorrangig zur natürlichen Astreinigung – oder konsequente Pflege über Formschnitt und Wertastung erforderlich.
Mischungsform entscheidend
Einen deutlichen Einfluss auf die weitere Pflegeintensität von Mischbeständen aus natürlicher Verjüngung hat die Mischungsform, also wie die einzelnen Mischbaumarten zueinander zu stehen kommen.
- Einzel- oder Buntmischung: Die Mischbaumarten sind wahllos im Verband der Hauptbaumarten verstreut. Durch den meist unterschiedlichen Wachstumsverlauf und Entwicklungsfortschritt der Baumarten ergibt sich Konkurrenz zur Hauptbaumart. Die qualitative Entwicklung der Mischbaumart ist meist nicht gegeben.
- Gruppen- oder horstweise Mischung: Innerhalb der Gruppe ist nur eine Baumart vorhanden, wodurch gleichmäßiges Wachstum der Gruppe mit innerartlicher Konkurrenz erreicht wird. Konkurrenzsituationen zu Baumarten mit unterschiedlichem Wachstumsverlauf gibt es nur an den Gruppengrenzen. Die weitere Bestandespflege gestaltet sich leichter, da – wie bei Reinbeständen – nur eine Baumart gepflegt werden muss.
Bereits bei den ersten Stammzahl- und Mischungsregulierungen ist daher auf die Erreichung gruppen- oder horstweiser Mischungen zu achten.
Künstliche Verjüngung: hohe Stammzahlen pro Hektar?
Der Abstand zwischen den erwachsenen Zukunftsstämmen beträgt im Endbestand bei Laubholz zwischen 10 und 12 Meter. Daraus abgeleitet ergeben sich nun folgende Möglichkeiten zur Kultur:
Abb. 2: Laubbaum natürlich astgereinigt.
- Engverband: hier wird normalerweise bei einigen Baumarten (Bergahorn, Esche, Eiche) die astfreie Stammlänge ohne intensive Pflege erreicht (Pflanzenabstand bei Eiche: 1x2 Meter, bei Esche/Ahorn 1,5x2 Meter).
- Weitverband in Reihen: Abstand zwischen den Reihen 10 bis 12 Meter, Abstand in der Reihe 1 bis 1,5 Meter. Intensive Pflege über Wertastung und Formschnitt ist notwendig. Die Kulturkosten werden durch die großen Abstände zwischen den Reihen deutlich (!) verringert und die weitere Pflege kann sich auf schmale Streifen konzentrieren.
- Teilflächenbepflanzungen: Um die Kultur- und Pflegekosten möglichst niedrig zu halten, werden nur Teilflächenbepflanzungen durchgeführt. Für die Kultur bedeutet das, dass alle 10 bis 12 Meter eine Gruppe von Bäumen – in einem so genannten Suchradius - zu pflanzen ist, aus denen ein Baum ins Reifestadium kommen kann. Innerhalb der Gruppe herrscht Dichtstand. (Pflanzenabstand 1 Meter, bei 20 Pflanzen pro Gruppe ergibt das zwischen 1.500 und 2000 Pflanzen pro Hektar.)
Qualifizierung und Dimensionierung
Die weitere Pflege von Laubwertholzbeständen läuft hauptsächlich in zwei Phasen ab: Qualifizierung und Dimensionierung. In der Qualifizierungsphase muss der Baum eine ausreichende astfreie Schaftlänge im unteren Stammbereich erreichen. Eine Faustregel besagt, dass diese etwa ein Viertel der zu erwartenden Baumhöhe des reifen Baumes betragen soll.
Graphik: Zweiphasen-Modell zur Erziehung von Laubwertholz.
Ist die astfreie Schaftlänge ausreichend groß, muss dem Baum möglichst viel Platz zur Kronenausbreitung gegeben werden. Alle Bedränger, die in den Kronenraum des Zukunftsbaumes ragen und dessen positive und rasche Kronenausbreitung verhindern, sind zu beseitigen. Als Faustregel gilt: Ist die größte Kronenbreite der Laubhölzer in Höhe der angestrebten astfreien Schafthöhe, kann eine starke Freistellung zur erwünschten Kronenausbreitung erfolgen.
Formschnitt und Wertastung
Speziell in Weitverbänden, aber auch bei Totasterhaltern (Kirsche) kommt dem Formschnitt und der Wertastung große Bedeutung zu. Dabei gilt: Arbeitsqualität geht vor Leistung. Der Formschnitt beginnt so früh wie möglich. Durch das Entfernen von mehrfachen Leittrieben, Steilästen und Starkästen soll dem Jungbaum Geradschaftigkeit und Eintriebigkeit verliehen werden.
Die Wertastung soll bei unzureichender natürlicher Astreinigung den unteren Stammbereich von wertmindernden Ästen befreien. Wichtig: keine Aststummel belassen, sondern die Äste hart an der Rinde mit einer geeigneten Schere oder einer feinzähnigen Astungssäge durch einen glatten und splitterfreien Schnitt entfernen. Dem Baum soll dabei nach der Astung immer mindestens die Hälfte der grünen Kronen verbleiben, um ein gutes Weiterwachsen zu garantieren.
Kurze Produktionszeiträume durch rasche Freistellung
Je kürzer der Produktionszeitraum und je rascher die Durchmesserentwicklung abläuft, desto geringer ist das Betriebs- und Produktionsrisiko. Mit zunehmendem Alter wird die Wahrscheinlichkeit wertmindernder Holzverfärbungen oder des Eindringens Holz zerstörender Pilze größer. Durch die konsequente Freistellung in der Jugendphase wird rasches Wachstum garantiert. Als Richtwert kann folgendes gelten:
Baumart | Produktionszeit (Jahre) | Zieldurchmesser (mind., in cm) | Gefährdung |
Kirsche | 60 | 50 | Kernfäule ab 60 Jahren |
Nuss | 60 | 60 | - |
Ahorn | 60-70 | 50 | Holzverfärbungen im Alter |
Esche | 60-70 | 50 | Braunkern ab 60 Jahren |
Buche | 90-(nicht über)100 | 60 | Farbkern im Alter |
Eiche | 80-150 | 60 | - |
Für Laubholz gibt es zwei marktrelevante Qualitätsmerkmale: Dimension und Qualität. Die in der Tabelle angeführten Mindestdurchmesser sollten vor der Ernte des Wertholzes erreicht werden.
Beratungsangebot nutzen
Die Anlage von Laubwertholzflächen muss sorgfältig geplant und durchdacht werden, um unnötige Kosten zu sparen und Erfolg haben zu können. Die Basis dazu wird bereits bei den ersten Entwicklungsphasen gelegt. Der richtigen Pflanzenwahl, dem richtigen Aufforstungsdesign und der qualifizierten Pflege kommt daher höchste Bedeutung zu. Fragen Sie daher ihren Berater der Forstabteilung der Kammer für Land- und Forstwirtschaft oder einen Experten der Forstlichen Ausbildungsstätten vor der Anlage einer Laubwertholzfläche.