Mit den Preissteigerungen bei den fossilen Brennstoffen und dem Klimawandel nimmt die Bedeutung von regenerativen und klimafreundlichen Rohstoffen zur Energieerzeugung weiter zu. Biomasse, vor allem aus dem Rohstoff Holz erzeugte Energie, nimmt dabei eine zentrale Rolle ein und ist ein wichtiger Faktor in der zukünftigen Energiepolitik. Mitarbeiter des Forstamts Zollernalbkreis hatten deshalb die Idee, die Jungbestandspflege, wo möglich, maschinell durchzuführen und das anfallende Holz für die Hackschnitzelerzeugung zu nutzen.
Damit kann das Forstamt ein zusätzliches, bisher nicht vermarktbares Sortiment nutzen. Bis heute gewinnt man Waldhackschnitzel meist erst ab der Erstdurchforstung, wobei schwache Laubholzbestände den unteren Bereich der Nutzung bilden. Die Autoren untersuchten im Rahmen einer Bachelorarbeit, ob durch die Bereitstellung von Waldhackschnitzeln in der Jungbestandspflege ebenfalls ein Mehrwert entsteht.
Die Eingriffe
Abb. 2: Flächenbearbeitung nach Arbeitsverfahren. Quelle der verwendeten Illustrationen.
Als Datenbasis dienen zwei teilmechanisierte Jungbestandspflegemaßnahmen in einem Laubholz- und einem Nadelholzbestand des Stadtwaldes Albstadt: Ein Fäller-Bündler (Abb. 1) bearbeitet von der Rückegasse aus den Kranbereich; den Mittelblock bearbeiten Forstwirte, die das gefällte Holz mit einem Raup-Trac zur Gasse vorliefern. Anschließend wird es zum Fahrweg gerückt und dort gehackt. Das Arbeitsverfahren ist in der Abb. 2 systematisch dargestellt.
Die Autoren erfassen die Kosten und Erlöse und vergleichen sie mit den Kosten der herkömmlichen motormanuellen Jungbestandspflege von Albstadt und Baden-Württemberg. Inwieweit die Erlöse durch den Verkauf von Waldhackschnitzeln die Bereitstellungskosten decken können, oder ob sogar ein positiver Deckungsbeitrag erwirtschaftet werden kann, wird in dieser Arbeit ermittelt und dargestellt.
Die Versuchsflächen
Das Grundgestein der untersuchten Flächen ist Kalkstein, die Schichtstufe ist der Weißjura Delta. Der Vorbestand wurde auf beiden Flächen durch die Stürme "Vivian" und "Wiebke" 1990 geworfen. Die Standortseinheit der laubholzgeprägten Fläche ist ein montaner Waldgersten-Buchenwald auf mäßig trockenem bis frischem Kuppenhang auf gut basen- und stickstoffversorgtem, teilweise flachgründigem Kalkverwitterungslehm in Höhenlagen von 910–940 m ü. NN. Bei dem Bestand handelt es sich um ein Laub-Stangenholz im Alter von 10–20 Jahren, mehrheitlich aus Naturverjüngung.
Auf der nadelholzgeprägten Fläche ist die Standortseinheit ein montaner Waldgersten-Buchenwald auf frisch bis sehr frischem, eutroph basenversorgtem, oberflächlich versauertem, gut stickstoffversorgtem Schicht- bis Feinlehm in Höhenlagen von 880–890 m ü. NN. Der Bestand ist ein gepflanztes Fichten-Stangenholz mit einzeln beigemischten Laubbäumen und Weiß-Tannen im Alter von 15–25 Jahren. Zu der gepflanzten Fichte stellte sich Naturverjüngung ein, außerdem waren teilweise Weiß-Tannen vorgebaut.
Ergebnisse im Laubholz
Auf der laubholzgeprägten Fläche werden je ha 23,1 Fm (60,1 Srm) entnommen, wobei 80 % Weichlaubhölzer sind. Die durchschnittliche Höhe des ausscheidenden Bestandes ist 12,5 m, der durchschnittliche BHD beträgt 12,5 cm. Tab. 1 zeigt die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse des Eingriffes. Dabei wird die Kombination aus maschinellen und motormanuellen Einsatz als Gesamtsystem dargestellt, in den unteren Zeilen wird der Eingriff getrennt nach dem jeweiligen Arbeitssystem betrachtet. Dabei fällt auf, dass für das Gesamtsystem nach Abzug der Erlöse noch Kosten von knapp 600 € pro ha anfallen. Betrachtet man hingegen nur den Bereich, in dem ausschließlich die Maschine arbeitet, ist festzustellen, dass je ha nur noch Kosten in Höhe von ca. 120 € entstehen. Hier können fast 85 % der Kosten durch die Erlöse aus dem Verkauf von Hackschnitzeln gedeckt werden. Im Mittelblock, wo motormanuell Energieholz bereitgestellt wird, sind die Kosten mit über 1.000 € je ha am höchsten.
Ergebnisse im Nadelholz
Beim Eingriff im Nadelholzbestand ergibt sich ein ähnliches Bild. Es werden 29,5 Fm je ha entnommen, davon sind 87 % Fichten. Die mittlere Höhe des ausscheidenden Bestandes beträgt 11,1 m, der mittlere BHD 12,2 cm. Das Gesamtsystem verursacht Kosten von etwas über 600 € je ha, die Maschine kann ebenfalls sehr kostengünstig arbeiten. Die Handarbeit verursacht erwartungsgemäß auch hier die höchsten Kosten.
Vergleich der Jungbestandspflegekosten
Vergleicht man die Kosten der durchgeführten Jungbestandspflege mit den durchschnittlichen Jungbestandspflegekosten von Albstadt, ergibt sich das in der Tab. 2 dargestellte Bild. Auf beiden Flächen kann durch die Erzeugung von Waldhackschnitzeln mit dem Gesamtsystem eine deutliche Kosteneinsparung gegenüber den durchschnittlichen Jungbestandspflegekosten von Albstadt erreicht werden. Der Maschineneinsatz reduziert die Kosten um fast 90 %. Nur die motormanuelle Bereitstellung von Energieholz ist etwas teurer als die durchschnittlichen Jungbestandspflegekosten.
Legt man das Audit der Landesforstverwaltung Baden-Württembergs von 2008 zugrunde, kann man von durchschnittlichen Kosten in der Höhe von 930 € pro ha für die Jungbestandspflege ausgehen (vgl. Landesforstverwaltung Baden Württemberg (2008): Audit Jungbestandspflege 2008. Landesweiter Ergebnisbericht. Regierungspräsidium Freiburg, S. 12). Damit ist die Jungbestandspflege in Baden-Württemberg im Schnitt etwa 50 € je ha günstiger als in Albstadt. Trotzdem lassen sich auch bei diesem Vergleich durch die Waldhackschnitzelerzeugung noch Kosten einsparen, sodass sich die Erzeugung von Waldhackgut in der Jungbestandspflege auch landesweit wirtschaftlich lohnen würde.
Fazit: Jungbestandspflege wird billiger – inklusive weiterer Vorteile
Durch die Energieholzernte lassen sich die Kosten für eine Jungbestandspflege senken. Darüber hinaus ergeben sich weitere Vorteile: Die Begehbarkeit des Bestandes verbessert sich und folgende Erstdurchforstung können leichter durchgeführt werden. Außerdem entsteht durch den Einsatz einer Maschine ein ergonomischer Vorteil und auch der Waldschutz kann durch den Entzug von bruttauglichem Material verbessert werden. Nicht zuletzt stellt man zusätzliches wertvolles Energieholz bereit.
Als kritisch bei der Energieholzernte muss man aber den Entzug von Nährstoffen ansehen. Außerdem können durch die Ernte des Holzes Schäden am Bestand entstehen.
Sollte in den nächsten Jahren das Preisniveau für Waldhackschnitzel ähnlich stark steigen wie zuletzt, könnte ein Fäller-Bündler in ein bis zwei Jahren kostendeckend in vergleichbaren Jungbeständen die Pflegemaßnahmen durchführen und Hackgut bereitstellen. In Laubholzbeständen ist der durchgeführte Eingriff kompatibel mit den Jungbestandspflegerichtlinien von Baden-Württemberg. Im Nadelholzbestand wäre der Eingriff etwas früher vorzusehen. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob eine Anpassung der Richtlinie für stabile Fichtenbestände gerechtfertigt ist, da ein späterer Eingriff eine höhere Qualität erwarten lässt und auch noch genügend Zeit für die Stabilisierung des Bestands bleibt. Um die Frage nach dem Nährstoffentzug und der Anpassung der Jungbestandsrichtlinie abschließend zu klären, bedarf es noch weiterführender Forschung.
Abschließend stellen die Autoren fest, dass die Jungbestandspflege in den beiden Beständen durch den teilmechanisierten Eingriff deutlich günstiger ist, als die sonst üblichen Maßnahmen in Albstadt und Baden-Württemberg. Im Laubholzbestand liegen die Jungbestandspflegekosten um knapp 40 %, im Nadelholzbestand um ca. 36 %, unter den durchschnittlichen Jungbestandpflegekosten von Albstadt.
Somit kann man festhalten, dass sich eine Energieholznutzung in älteren Jungbeständen vor allem durch den Einsatz eines Fäller-Bündlers wirtschaftlich lohnt, also ein Mehrwert entsteht.