Die Elsbeere (Sorbus torminalis) ist in den vergangenen 150 Jahren in Mitteleuropa stark zurückgegangen. Das lag in erster Linie an der großflächigen Umwandlung ehemaliger Nieder- und Mittelwälder in Hochwälder. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig:
- Die Elsbeere erreicht im Vergleich zu den Wirtschaftsbaumarten eine geringere Baumhöhe. Im Hochwald kann sie sich dadurch gegen diese in der Regel nicht dauerhaft behaupten.
- Begrenzend wirkt außerdem ihre spärliche generative Reproduktion.
- Die Elsbeere ist stark anfällig gegen Wildverbiss. Dieser verstärkt die Konkurrenzwirkungen schattentoleranterer Baumarten noch.
(Wertholz-)Königin statt Aschenputtel
Das waldbauliche Interesse an dieser Baumart stieg in den letzten Jahren deutlich. Sie ist fähig, auch sehr trockene Standorte zu besiedeln. Das eröffnet vor dem Hintergrund des Klimawandels unter Umständen neue Möglichkeiten. Außerdem sind mit Elsbeerenholz guter Qualität gute Erlöse zu erzielen. Auch ihre Bedeutung für den Artenschutz trug dazu bei, dass das Interesse an dieser Baumart neu geweckt wurde.
Von der Buche in die Mangel genommen
Viele Bestände, in denen die Elsbeere nennenswert beteiligt ist, gehen auf die Mittelwaldwirtschaft zurück. Im Hochwald macht ihr insbesondere die Konkurrenz der Buche zu schaffen, vor allem dann, wenn die Elsbeere nicht in Gruppen oder Horsten, sondern einzeln beigemischt ist.
Eine 1999 begonnen Analyse in Unterfranken beruht auf dem Vergleich des Wuchsverhaltens von insgesamt 64 Elsbeeren. Dazu wurden in einem Naturwaldreservat (NWR) und in einem angrenzenden Wirtschaftwald jeweils 32 unregelmäßig in den Beständen verteilte Elsbeeren ausgewählt. Zu Versuchsbeginn waren die Elsbeeren zwischen 80 und 200 Jahren alt, besonders zahlreich waren Bäume im Alter von 100 bis 120 Jahren. Die Versuchsflächen liegen am südwestlichen Rand des Steigerwaldes. Sie sind etwa einen Kilometer voneinander entfernt und jeweils um die drei Hektar groß. Bodenbildend sind die Schichten des Gipskeupers, schwere Tonböden (Pelosole) und Steinmergelböden aus Gipskeuper herrschen vor.
Die vorhandenen Laubholzbestände lassen sich auf eine geregelte Mittelwaldbewirtschaftung zurückführen. Die letzten Stockhiebe wurden zwischen 1876 und 1910 geführt. Im Laufe der Jahrhunderte wurden damit die Eiche und die ausschlagfähigen Laubhölzer wie Elsbeere, Hainbuche oder Linde zulasten der Buche bevorzugt. Diese hat sich jedoch inzwischen auf vielen Flächen wieder eingefunden.
Im Wirtschaftswald wurden in den Wintern 2000/2001 und 2006/2007 durchforstet, mit dem Ziel die Kronen der Elsbeeren wirkungsvoll von bedrängenden Konkurrenten zu befreien. Der Erfolg ist in der Veränderung der Konkurrenz bedrängender Nachbarn zu sehen (Abb. 2). Für den Wirtschaftswald sind die Verhältnisse vor und nach den beiden Durchforstungen, für das NWR die Situation im betreffenden Aufnahmejahr dargestellt. Mit den Durchforstungen wurde ein deutlicher Rückgang der Konkurrenzwerte bzw. der Grundfläche der bedrängenden Bäume erreicht. Im Gegensatz dazu nahm die Konkurrenz im NWR von 2000 bis 2006 zu. Auch im Wirtschaftswald hatte der Konkurrenzdruck nach der ersten Durchforstung wieder zugenommen.
Geringere Konkurrenz erfreut auch alte Kämpfer
Entgegen der landläufigen Meinung haben auch bedrängte ältere Elsbeeren positiv auf eine Entlastung von der Konkurrenz der Nachbarbäume reagiert. Im Wirtschaftswald erhöhten sich die Durchmesser deutlich stärker als beim Vergleichskollektiv im NWR (Abb. 3). Deutlicher wird das noch, wenn man die Durchmesserentwicklung auf den mittleren Ausgangsdurchmesser bezieht (Abb. 4).
Es fällt auf, dass die Durchmesserzuwächse auf beiden Flächen von Jahr zu Jahr nach einem ähnlichen Muster schwanken. Das Niveau dieser Schwankungen ist jedoch unterschiedlich hoch. Der Durchmesserzuwachs verringerte sich im Naturwaldreservat im Vergleich zum Wirtschaftswald im Beobachtungszeitraum von 45 auf etwa 35 Prozent. Mit anderen Worten: Der anhaltende Konkurrenzdruck im Naturwald wirkt sich immer stärker auf die Bäume aus (Abb. 6 und 7).
Der Elsbeere kann geholfen werden
Die Elsbeere ist nur beschränkt fähig, sich gegen die Konkurrenz anderer Baumarten insbesondere der Buche, dauerhaft zu behaupten. Daher ist die frühe, zielgerichtete und wiederholte Freistellung lebensfähiger Elsbeeren eine notwendige waldbauliche Maßnahme. Aber auch stark bedrängte Elsbeeren, die in Mischbeständen überlebt haben, reagieren positiv auf eine Entlastung von der Konkurrenz der Nachbarbäume.
Das darf jedoch nicht dahingehend missverstanden werden, dass es ausreicht, Elsbeeren erst spät zu durchforsten. So behandelte Bäume haben für ihr Alter oft einen nur geringen Durchmesser. Stattdessen sollen die Befunde dieser Arbeit dazu ermutigen, auch ältere Elsbeeren, die trotz starker Konkurrenz überlebt haben, dauerhaft und kräftig zu fördern und damit zum Erhalt dieser Baumart und ihrer forstwirtschaftlichen Nutzung beizutragen. Darüber hinaus können richtig geführte waldbauliche Eingriffe der Erhöhung der Baumartendiversität dienen.
Interessant wird sein, ob die Elsbeeren im NWR ohne einen helfenden Hand tatsächlich von der Bildfläche verschwinden werden. In jedem Fall aber kann der Waldbau mit einer gezielten Förderung der Elsbeere zur angemessenen Beteiligung dieser in jeder Hinsicht wertvollen Baumart am Aufbau gemischter Wälder beitragen.