"Kern"-Problem der Buchenwirtschaftung

Die Buche ist in fast allen Waldentwicklungstypen von Baden-Württemberg vertreten und nimmt derzeit im öffentlichen Wald einen Flächenanteil von 23% ein. Sie ist damit aus Sicht des Waldbaus und des Holzverkaufs die wichtigste Laubbaumart; betriebswirtschaftlich bestehen jedoch erhebliche Probleme infolge eines zu geringen Anfalls qualitativ hochwertigen Stammholzes. So lag der A-Holz-Anteil am Gesamtaufkommen der Stammholzklassen L3-L6 im Jahr 1999 unter 5, der C-Holz-Anteil dagegen bei 58%, und dies bei Durchschnitterlösen von nur 45 €/fm (gegenüber 351 €/fm für A- und 111 €/fm für B-Qualität). Eine Hauptursache für den hohen C-Holz-Anteil ist die Entwertung des Stammholzes durch den Rotkern, dessen Reduzierung eine große Herausforderung für den Waldbau darstellt.

Lösungsansatz: Z-Baum-orientierte Lichtwuchsdurchforstung

Bereits vor 30 Jahren schlug Altherr zur Lösung dieses Problems die Z-Baum-orientierte Lichtwuchsdurchforstung vor (Tab. 1). Hierzu legte er in den wichtigsten Buchengebieten Baden-Württembergs zahlreiche Versuche an.

Eine Auswertung dieser Versuche nach 25-jähriger Laufzeit ergab eine deutliche Überlegenheit der Z-Baum-bezogenen Lichtwuchsdurchforstung gegenüber Behandlungskonzepten ohne Z-Baum-Auswahl hinsichtlich Vitalität sowie Sorten- und Wertleistung.

In jüngerer Zeit erhielt die Diskussion um die Buchenbehandlung durch die Ideen Wilhelms aus Rheinland-Pfalz neue Anstöße. Aufgrund von Beobachtungen in französischen Buchen-Mittelwäldern entwickelte er ein Behandlungskonzept, das zwar ebenfalls auf den Prinzipien einer Z-Baum-orientierten Lichtwuchsdurchforstung basiert, gegenüber dem Modell Altherr jedoch einige Abweichungen aufweist (Tab. 1). So ist die Anzahl an Z-Bäumen mit maximal 50 pro Hektar sehr niedrig, eine Folge deutlich höherer Zieldurchmesser (die in ca. 100 Jahren erreicht werden sollen) und einer noch stärkeren Durchforstung. Die Kriterien für die Z-Baum-Auswahl sind sehr streng. In Frage kommen nur absolut vorherrschende (so genannte "supervitale") Buchen mit großer und gleichmäßiger Kronenausbildung, deren astfreie Schaftlänge nicht wesentlich über 25% der erreichbaren Endhöhe liegt. Zwar macht Wilhelm keine quantitativen Angaben zur Durchforstungsstärke, jedoch soll diese so bemessen sein, dass sich der Kronenansatz nicht weiter nach oben verlagert. Im Absterben von Starkästen sieht Wilhelm die entscheidende Ursache für die Rotkernbildung.

Tab. 1: Z-Baum-orientierte Behandlungsmodelle für Buche nach Altherr bzw. Wilhelm.
 Modell AltherrModell Wilhelm
Z-Baum-Anzahl/ha100-120/110<= 50
Zieldurchmesser> 50 cm>= 80 cm
Zeitpunkt der Z-Baum-Auswahl und 1. Df.Astfreie Schaftlänge 8-10 mAstfreie Schaftlänge 25% der erreichbaren Endhöhe
DurchforstungsstärkeWährend der Lichtwuchsphase Grundfläche nach der Df. 20 m²Df. so stark, dass kein weiteres Absterben von Starkästen und keine weiteres Hochwandern der Krone erfolgt
ProduktionszeitraumCa. 120 Jahreca. 100 Jahre

Wachstum, Standraum und Rotkernigkeit "supervitaler" Buchen

Um Informationen über das Durchmesserwachstum, die Standraumansprüche und die Rotkernigkeit solchermaßen erwachsener Bäume zu erhalten, wurden in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Lothringen ca. 70 Buchen in einem BHD-Bereich von 20 bis 115 cm eingeschlagen und dendrometrisch untersucht.

Zusammenfassung

Die bedeutende Rolle, die die Buche bei der aktuellen Waldbestockung einnimmt, macht eine Verbesserung der betriebswirtschaftlichen Situation durch eine Senkung des Anteils durch Rotkern entwerteten Stammholzes dringlicher denn je. Möglichkeiten hierzu werden in einer früh einsetzenden Z-Baum-bezogenen Lichtwuchsdurchforstung gesehen.

An 70 vorherrschenden und großkronigen Buchen, die sich nach dem Erreichen einer astfreien Schaftlänge von 25% der Endhöhe weitgehend konkurrenzfrei entwickeln konnten, wurden Wachstumsanalysen zur Untersuchung der Aspekte Durchmesserentwicklung, Rotkernigkeit, Standraumbedarf und Flächenproduktivität durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen, dass unter diesen Voraussetzungen für einen Durchmesser von 60 cm etwa 90, für 80 cm 120-130 Jahre erforderlich sind. Die Standraumansprüche von Buchen mit einer derartigen Entwicklung sind allerdings so groß, dass die standörtlich mögliche Flächenproduktivität deutlich unterschritten wird.

Zwar waren diese Buchen nicht frei von Rotkern, anhand des Untersuchungsmaterials ließ sich jedoch eine Durchmesser/Altersgrenze von 60 cm und 120 Jahren bestimmen, unterhalb derer eine Entwertung durch Rotkern noch kaum zu befürchten ist.

Ein Vergleich mit der Entwicklung von Z-Bäumen von Lichtwuchs-Durchforstungsversuchen der Abt. Waldwachstum der FVA Baden-Württemberg ergab, dass die dicksten 20 Z-Bäume eine quasi identische Durchmesserentwicklung aufweisen wie die analysierten Buchen.

Es zeigte sich weiterhin, dass bei Z-Baum-Kollektiven mit einem Umfang von 80 Bäumen im Regelfall auch die Schwächeren einen BHD von 60 cm in 120 Jahren erreichen können, wenn sie frühzeitig, d.h. nach Erreichen einer astfreien Stammlänge von 8-10 m, durch eine Lichtwuchsdurchforstung begünstigt worden sind. Die höhere Z-Baum-Zahl ermöglicht zum einen eine bessere Ausnutzung des standörtlichen Leitungspotentials und zum anderen eine Zielstärkennutzung von etwa 30-40 jähriger Dauer. Eine Auswahl von mehr als 100 Z-Bäumen ist nach der vorliegenden Untersuchung nicht sinnvoll, weil die Rotkernwahrscheinlichkeit bei diesen Bäumen infolge des viel längeren Produktionszeitraum stark zunimmt.

Verspätete Durchforstungen beeinträchtigen die Wertleistung ganz erheblich, weil weniger Z-Bäume innerhalb eines von der Rotkernbildung her gesehenen sicheren Zeitraums in Starkholzsortimente gebracht werden können.