Stürme sind zum Leidwesen vieler Forstleute ein fester Bestandteil unseres Klimas. Ver-gangene Stürmen wie "Vivian", "Wiebke", "Lothar" und "Kyrill" zeigen zudem das enorme Schadausmaß, das mit solchen Extremereignissen einhergehen kann. Neben den direkten, durch Windwurf verursachten Schäden ist auch mit Folgeschäden im Bereich der Schutz- und Erholungsfunktion von Wäldern zu rechnen. Vor diesem Hintergrund und den Tatsachen, dass das Eintreten eines Sturmes nicht zu verhindern ist, spielt die Vorbereitung und Prävention eine bedeutende Rolle.

Ist mein Wald sturmwurfgefährdet?

Faktoren, die entscheidend dafür sind, ob und mit welchem Ausmaß ein durch Sturm verursachter Schaden entsteht, können in fünf Kategorien unterteilt werden. Dazu gehören

  • die Wettersituation wie Sturmstärke und Sturmdauer,
  • die Topographie,
  • Bestandseigenschaften wie Bestandsdichte, Baumart, Baumhöhe und Alter,
  • anthropogene Einflüsse wie Straßenränder oder Stromleitungen sowie
  • Bodeneigenschaften, z. B. der Bodenwassergehalt zum Zeitpunkt des Sturms.

Daneben gibt es auch noch weitere Faktoren, die einen Einfluss auf die Gefährdung haben, die allerdings oftmals nur ortskundige Personen kennen. Dazu gehören unter anderem die waldbauliche Behandlung, das Vorhandensein von Lücken aufgrund von Kalamitäten oder früheren Windwürfen sowie weitere destabilisierende Faktoren wie Pilzbefall und spezielle standortsspezifische Faktoren.

Wie kann ich mich auf den Sturm vorbereiten?

Ein wichtiger Schritt, um sich auf ein Ereignis wie einen Sturm vorzubereiten, ist sich früh-zeitig mit der potentiellen Gefährdung, die ein solches Ereignis darstellt, auseinanderzusetzen. Denn dadurch gewinnt man die benötigte Zeit, um auch langfristige waldbauliche Maßnah-men wie die Gestaltung eines strukturreichen, standortgerechten Mischbestandes mit ange-passten Umtriebszeiten und Zieldurchmessern umzusetzen (Wie senke ich das Sturmrisiko meines Waldes?).

Neben diesen langfristigen präventiven Maßnahmen, die zum Ziel haben die Eintrittswahr-scheinlichkeit eines sturmbedingten Schadens durch waldbauliche Mittel zu verringern, gibt es auch Maßnahmen, die auf die rasche Bewältigung einer Krise und die Vermeidung von Folgeschäden abzielen.

Engstellenproblematik

Die Erfahrung mit vergangenen Sturmereignissen zeigt, dass es aufgrund der erhöhten Menge und Frequenz der zu bewältigenden Aufgaben immer wieder zu Problemen in standardmäßigen Prozessabläufen kommt. So kann es regional durchaus vorkommen, dass keine Vermarktung des Holzes mehr möglich ist und Kapazitätsengpässe in Transport und Lagerung entstehen. Dies hat nicht nur zur Folge, dass eine deutlich längere Zeitspanne zur Bewältigung einer Krise benötigt wird, sondern geht damit auch ein ökonomischer und ökologischer Schaden einher. Denn neben den Schäden, die primär durch den Sturm verursacht wurden, gilt es vor allem die Folgeschäden, z. B. durch Käferbefall, so gering wie möglich zu halten.

Um auch während einer Krise handlungsfähig zu bleiben und Sekundärschäden so weit wie möglich zu verhindern, gilt es daher die gesamte Prozesskette von der Aufarbeitung des Sturmholzes über den Abtransport, die Zwischenlagerung, z. B. in Nasslagern, und dem Verkauf hinsichtlich etwaiger Engstellen zu analysieren und zu bewerten (Abb. 1). Denn die erfolgreiche Bewältigung einer Krise wird maßgeblich dadurch bestimmt, was tatsächlich erreicht werden kann und nicht davon, was man erreichen will. Als Folge der Analyse können dann z. B. Lagerplätze für den Krisenfall ausgewiesen, Genehmigungen eingeholt und Absprachen mit den jeweiligen Unternehmern und Holzabnehmern getroffen werden. Durch die Auseinandersetzung mit möglichen Engpässen, der Planung alternativer Prozesse, der Ausweisung von Lagerplätzen und der Einbindung relevanter Stakeholder wird nicht nur sichergestellt, dass sowohl ökonomische wie ökologisch Folgeschäden so gut es geht vermieden werden, sondern ermöglicht diese auch eine rasche Wiederherstellung des "Normalzustandes" und die Rückkehr zum alltäglichen Geschäft.

Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse – Solidargemeinschaft

Fallen aufgrund eines Sturmes sehr große Mengen an Holz an, kommt es neben Problemen bei der Aufarbeitung, dem Transport und der Vermarktung auch zu einer Verschlechterung der Holzqualität und zu sinkenden Holzpreisen. Als besonders schwierig stellt sich diese Situation dabei für private Kleinwaldbesitzer dar, da aufgrund der verhältnismäßig geringen Menge an Holz oftmals keine Kapazitäten zu Aufarbeitung und Abtransport zur Verfügung stehen. Gerade für einen solchen Fall bietet sich der Beitritt in einen Forstwirtschaftlichen Zusammenschluss an. Neben den Vorteilen, die durch eine überbetriebliche Zusammenarbeit entstehen, bieten Forstwirtschaftliche Zusammenschlüssen auch die Möglichkeit zur Bildung einer Solidargemeinschaft. Im Rahmen dieser Solidargemeinschaft organisiert der Zusammenschluss im Falle eines Sturmereignisses die Aufarbeitung und Weitervermarktung des Holzes. Durch die Bündelung der anfallenden Holzmenge und die koordinierte Aufarbeitung kann so sichergestellt werden, dass auch im Falle von privaten Kleinwaldbesitzern die benötigten Arbeitsschritte zur Bewältigung des Schadens umgesetzt werden.

Risiko- und Krisenmanagement

Eine systematische und vorrausschauende Auseinandersetzung mit den potentiellen Auswirkungen und Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf Stürme und andere Risiken erfolgt im Rahmen eines Risiko- und Krisenmanagements.

Durch ein Risikomanagement kann die tatsächliche Gefährdung durch ein Ereignis wie einen Sturm analysiert und bewertet werden. Zudem ermöglicht es die Entscheidung darüber, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um mit der Gefährdung umzugehen. Ein strukturierter Umgang mit potentiellen Krisen kann dann im Rahmen eines Krisenmanagements erfolgen. Die rechtzeitige Auseinandersetzung und das regelmäßige gedankliche Durchspielen der be-nötigten Schritte und Vorgehen zur Bewältigung von Schadereignissen wie Stürmen im Kontext eines Risiko- und Krisenmanagements haben neben der Umsetzung präventiver Maßnahmen auch noch weitere Vorteile. Denn die Erfahrungen mit größeren Schadensfällen zei-gen, dass die Verunsicherung und Belastung unter den Betroffenen häufig groß ist. Das re-gelmäßige gedankliche Durchspielen einer Krise gibt Sicherheit, stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und senkt so die Angst vor Fehlentscheidungen.

Studium von Leitfäden

Ebenfalls zu den Vorsorgemaßnahmen gehört das Studium von Leitfäden zur Bewältigung von Sturmschäden, z. B. das Themensammlung Sturm – Eine Arbeitshilfe für die Sturmschadensbewältigung. Ist eine Krise bereits eingetreten, bleibt nur wenig Zeit, um sich mit dem oftmals umfassenden Infomaterial auseinanderzusetzen. Daher ist es sinnvoll sich bereits in sogenannten "ruhigen Zeiten" mit den angebotenen Informationen auseinanderzusetzen und zu klären:

  • Welche Informationen das Handbuch beinhaltet?
  • Wie kann ich diese Informationen nutzen?
  • Wo sind für mich relevante Informationen zu finden?

Die meisten der aufgeführten Maßnahmen werden aufgrund der Dringlichkeit der alltäglich zu erledigenden Aufgaben gerne auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Ist das Kind dann aber erst einmal in den Brunnen gefallen, bleibt keine Zeit mehr für selbstbestimmtes und vorsorgliches Handeln. Nur wenn in störungsfreien Phasen etwas Zeit in Vorkehrungen und Planung für den Ernstfall investiert wird, gibt es den benötigten Gestaltungsspielraum, um Maßnahmen umzusetzen und so unnötige Schäden zu vermeiden.

Verwendete Literatur und Links

  • Bundesamt für Umwelt (Hrsg.) (2008): Sturmschaden-Handbuch - Vollzugshilfe für die Bewältigung von Sturmschadenereignissen von nationaler Bedeutung im Wald. 3. Aufl. Umwelt-Vollzug, Nr. 0801, BAFU, Bern, 241 S. LINK
  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.) (2017): Extremwetterlagen in der Land- und Forstwirtschaft - Maßnahmen zur Prävention und Schadensregulierung. Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, Berlin, 27 S.
  • Fischer, A. & Fischer, H.S. (2010): Sturmwurf – und was dann? 25 Jahre Waldentwicklung mit und ohne forstlichen Eingriff. LWF aktuell (77), 46-49 LINK
  • Fröhlich, D.; Schulz, C.; Zimmermann, L. (2012): Sturmwurfgefährdung der Wälder Bayerns. LWF aktuell (86), 38-40 LINK
  • Hartebrodt, C. & Hengst-Ehrhart, Y. (2019): Entwicklung von regionalen Krisenmanagement-Konzepten. AFZ-DerWald 74 (7), 62-65
  • Kaulfuß, S. (2012): Nach dem Sturm ist vor dem Sturm oder Wie senke ich das Sturmrisiko meines Waldes. waldwissen.net LINK
  • Mayer, H.; Schindler, D.; Kunz, M. et al. (Hrsg.) (2010): Strategien zur Reduzierung des Sturmschadensrisikos für Wälder (Verbundprojekt RESTER). Berichte des Meteorologischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Nr. 21, 148 S. LINK
  • Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Hrsg.) (2002): Sturmholz sicher aufrüsten. 2. Aufl., Luzern, 28 S. LINK
  • Unseld, R. (2013): Anpassungsstrategie Baden-Württemberg an die Folgen des Klimawandels -Fachgutachten für das Handlungsfeld Wald und Forstwirtschaft - Teil B: Wissenschaftlicher Hintergrund. Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Freiburg, 30 S.
  • Wald und Holz NRW (Hrsg.) (Stand 2013): Sturmkatastrophe -Empfehlungen zur Bewältigung für Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse. Münster, 12 S. LINK
  • Waldbauernverband NRW e.V. (Hrsg.) (Stand 2013): L1 - Mustersatzung FBG. Loseblattsammlung, Münster, 5 S. LINK
  • Waldbauernverband NRW e.V. (Hrsg.) (Stand 2013): L2 - Eckpunkte zur Solidargemeinschaft. Loseblattsammlung, Münster, 2 S. LINK

Ratgeber Forstliches Krisenmanagement

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