Bockkäfer verbreiten Kiefernholznematode, der Kiefernbestände bedroht
Der ursprünglich in Amerika heimische Kiefernholznematode (Bursaphelenchus xylophilus) wurde 1999 zum ersten Mal in Europa gesichtet. Zur Übertragung auf seine Wirtsbäume nutzt er heimische Käfer der Gattung Monochamus (Bockkäfer). Sein Lebenszyklus ist dabei perfekt auf diese abgestimmt.
Monochamus ist ein wichtiger Akteur im Zusammenhang mit der Kiefernwelkekrankeit und ihrer Bekämpfung. Um dieser gefährlichen Bedrohung Herr zu werden, werden im Rahmen desEU-Forschungsprojekts REPHRAME die Lebensgewohnheiten der Monochamus-Arten erforscht.
MitarbeiterInnen des Bundesforschungszentrums Wald (BFW) untersuchen das Flugverhaltens der in Österreich heimischen Monochamus-Arten Schneiderbock (M. sartor) und Schusterbock (M. sutor) unter dem Einfluss unterschiedlicher Lockstoffkombinationen. Dabei konnte gezeigt werden, dass auch die beiden untersuchten Monochamus-Arten auf eine für den Bäckerbock (M. galloprovincialis) entwickelte Lockstoffmischung reagieren. Dies ist wichtig, da damit bereits Erfolge mit anderen wichtigen Verbreitern der Art Monochamus gemacht wurden und diese somit ein wichtiges Monitoringtool darstellt.
Schusterbock Monochamus sutor
Die Überwachung der Monochamus-Arten ist ein zentrales Thema bei der Bekämpfung der Kiefernwelkekrankheit. Dabei sind die Fragen wie die Käfer reagieren und wie weit sie fliegen essentiell. Die ExpertInnen bestimmen die Flugdistanzen, indem sie die Käfer individuell markieren und wieder freilassen. Begleitend finden Untersuchungen im Labor statt.
Lockstoffe innerhalb und zwischen Arten
In einer zweiten Studie wurden einzelne Inhaltsstoffe genauer untersucht. Der Lockstoff für den Bäckerbock besteht aus einem Monochamus-Aggregationspheromon (= Lockstoff innerhalb einer Art) und Borkenkäfer- Kairomonen (= Botenstoffen zwischen unterschiedlichen Arten). Es wurde deutlich, dass auch Schneider- und Schusterbock auf Signalstoffe von Borkenkäfern reagieren. Sie werden zu den bereits befallenen, geschwächten und somit für sie bruttauglichen Bäumen gelockt.
Durch die Beimengung des Monochamus-Aggregationspheromons erhöht sich aber die Zahl der angelockten Käfer signifikant. Sie reagieren also noch stärker auf die Lockstoffe ihrer Artgenossen. Die so gewonnenen Erkenntnisse über Flugverhalten und chemische Ökologie dieser Arten könnten große forstliche Bedeutung erlangen, sollte der Kiefernholznematode in den Alpenraum eingeschleppt werden (Notfallplan für Österreich).
Exkurs: Die Entwicklung von Wirt und Trittbrettfahrer
Im Herbst, während der Entwicklung des Larvenstadiums der Käfer findet die Fortpflanzung der Nematoden statt. Kaum beginnen sich die Larven des Monochamus zu verpuppen, versammeln sich die Nematoden um die Puppenkammern. Im frühen Sommer besteigen sie zu tausenden die fertigen Käfer und nisten sich hinter den Deckflügeln oder in deren Tracheensystem, dem Gasaustausch- bzw. Atmungssystem der Käfer, ein.
Lebenszyklus des Kiefernholznematoden Bursaphelenchus xylophilus
Die frischgeschlüpften Käfer fliegen aus ihrem Brutbaum aus und begeben sich auf Nahrungssuche. Beim Fraß an frischen Zweigen entstehen am betroffenen Baum kleine Wunden an der Oberfläche. Diese Eintrittspforten nützen die ersten Nematoden, verlassen den Käfer und nisten sich ein. Hier scheint der Vorteil des Zusammenspieles für die Käfer zu liegen, denn die Weibchen nutzen den Schaden, den die bereits übertragenen Nematoden auf die betroffenen Bäume verursacht haben und legen ihre Eier in den geschwächten Bäumen ab. Dabei verlassen die restlichen Nematoden ihren Wirtskäfer und befallen den Baum. Ein Käferweibchen legt 45 bis 120 Eier pro Jahr und kann die enorme Zahl von 15.000 bis 289.000 Nematoden transportieren.
Die Übertragungsrate ist außerordentlich und die Auswirkungen des Befalls für den Baum verheerend. Die Nematoden breiten sich über die Harzkanäle im Baum aus und verursachen durch ihren Fraß, neben Welkeerscheinungen, den Zusammenbruch des Leitungssystems, und somit den Tod des Baumes.
Literatur
Paula Halbig: "Flight activity of longhorn beetles Monochamus sartor and M. sutor: Attractiveness of insect and tree produced volatiles", University für Bodenkultur, Wien, Juni 2013
Paula Halbig, Phillip Menschhorn, Hannes Krehan, David Hall, Gernot Hoch: "Flugaktivitäten der Bockkäfer Monochamus sartor und Monochamus sutor: Attraktivität insekten und baumbürtiger volatiler Substanzen", Silva Fera, Bd.3/April 2014