Föhren gehören in der Schweiz vielerorts zum Waldbild. In den letzten Jahren gerieten sie zunehmend unter Druck, nicht zuletzt durch neue Pilzkrankheiten aus dem Ausland. Nadel- und Triebkrankheiten spielen bei der Föhre eine grosse Rolle.
Wenn sich das Erscheinungsbild (Habitus) einer befallenen Föhre ändert, fällt sie auf. Nadel- und Triebkrankheiten sind gut sichtbar und verändern damit leicht den Habitus. Gerade an Föhren gibt es viele solche Krankheiten, auch im Vergleich mit anderen Nadelbäumen wie Fichte (Picea abies) und Tanne (Abies alba). Erkennbar wird das auch in der vergleichsweisen grösseren Aufmerksamkeit, die der Föhre sowohl in der Forschung, als auch in der Beratungstätigkeit von Waldschutz Schweiz gewidmet wird.
Nadelkrankheiten verändern allerdings nicht nur den Habitus, sie können den Baum auch schwächen und damit seine Anfälligkeit gegenüber anderen biotischen und abiotischen Einflüssen erhöhen. Umgekehrt machen biotische und abiotische Stressfaktoren einen Baum für eine Infektion mit einer Nadelkrankheit anfällig: Die Infektion geschieht leichter, je geschwächter der Baum ist. Beispiele von abiotischen Stressfaktoren sind Trockenheit, Hagel oder plötzliche Staunässe. Ein Beispiel für einen biotischen Schadeinfluss ist die Infektion mit einem Wurzelpathogen wie dem Hallimasch, auf den gerade die Waldföhre recht anfällig ist.
Häufigkeit und Verbreitung von Schweizer Föhrenarten
Föhren machen etwa 4,7 Prozent vom Schweizer Wald aus. Am häufigsten ist laut dem vierten Schweizer Landesforstinventar die Waldföhre (Pinus sylvestris) mit 2,3 Prozent schweizweitem Waldanteil. Danach folgen Bergföhre (Pinus mugo, 1,2%), Arve (Pinus cembra, 1,2%), Schwarzföhre (Pinus nigra, 0,04 %) und weitere, nicht einheimische Föhrenarten (0,01%).
Abb. 2. Modellierte Verbreitungsgebiete von Schweizer Föhrenarten aus dem Projekt MoGLi (Modellierung Gehölzarten LFI), basierend auf Aufnahmen des Landesforstinventars LFI. Daten wurden auf Gemeindeebene aggregiert (B. A. Augustinus 2021). Die Schwarzföhre ist nicht Teil dieses Datensatzes, da sie kaum im Wald vorkommt.
Die Föhre ist eine Pionierbaumart. In tieferen Lagen verschwindet sie aufgrund ihrer Lichtbedürftigkeit im Laufe der Waldentwicklung ohne aktive Förderung meist aus dem Bestand. Häufig sind Föhren beigemischt oder auf trockene, flachgründige oder sehr feuchte Extremstandorte verdrängt. Gerade Waldföhre, Bergföhre und Arve behaupten sich auf schwierigen Standorten. In manchen Gebieten sind Föhren auch bestandesbildend (z.B. Arvenwälder der subalpinen Stufe, Hochmoore mit Bergföhren) und dementsprechend zentral für die Bereitstellung der Waldfunktionen (z.B. Schutz vor Steinschlag und Bodenerosion).
Bedeutung von Föhrenkrankheiten
Waldschutz Schweiz dokumentiert seit 1984 Krankheiten von Schweizer Baumarten. Seit einigen Jahren erkranken Föhren in der Schweiz zunehmend an zwei «neuen» Nadelkrankheiten: der Rotbandkrankheit, verursacht durch Dothistroma septosporum und Dothistroma pini, und der Braunfleckenkrankheit, verursacht durch Lecanosticta acicola. Da beide Krankheiten bei Föhren grossen Schaden verursachen können, sind sie als besonders gefährliche Schadorganismen (BgSO) eingestuft. Seit 2020 gelten sie als geregelte Nicht-Quarantäneorganismen (GNQO; PGesV-WBF- UVEK, SR 916.201). Um das Schadpotenzial und die Verbreitung der Neuankömmlinge im Auge zu behalten, beobachtet Waldschutz Schweiz die Krankheiten seit 2009 aktiv. Im Zuge dieser Monitoringaktivitäten kam es zu zahlreichen Nachweisen auch anderer Nadel- und Triebkrankheiten an Föhren.
Portraits der Nadel- und Triebkrankheiten
Ausführliche Beschreibungen dieser Nadel- und Triebkrankheiten an Föhren finden sich in der Originalpublikation:
- Lophodermium-Nadelschütten (L. seditiosum und L. pinastri)
- Braunfleckenkrankheit (Lecanosticta acicola)
- Rotbandkrankheit (Dothistroma spp.)
- Föhrentriebsterben (Diplodia sapinea)
- Cenangium-Triebschwinden (Cenangium ferruginosum)
- Scleroderris-Krankheit (Gremeniella abietina)
- Weisser Schneeschimmel (Gremmenia infestans)
- Kiefernrinden-Blasenrost (Cronartium pini)
- Schwarze Schneeschimmel (Herpotrichia pinetorum)
- Cyclaneusma-Nadelschütte (Cyclaneusma minus)
- Schwedische Nadelschütte (Lophodermella sulcigena)
- Sydowia polyspora
- Föhrennadelrost (Coleosporium tussilaginis)
Die Physiologische Nadelschütte ist ein natürlicher Prozess infolge der Nadelalterung, den jede Nadel durchläuft. Betroffen sind dementsprechend vor allem ältere Nadeljahrgänge. Obwohl es sich nicht um eine Krankheit handelt, wird das Phänomen hier der Vollständigkeit halber aufgeführt.
Häufigste Pilze der verschiedenen Föhrenarten
Auf Arvennadeln und Trieben wurde am häufigsten das Cenangium-Triebschwinden (C. ferruginosum) und das Scleroderris-Triebsterben (Gremmeniella abie tina) festgestellt (Abb. 3, Arve). Ebenfalls häufig waren der Weisse Schneeschimmel (Phacidium infestans) und die Physiologischen Nadelschütte (natürliche Nadelalterung, keine Pilzkrankheit). Letzteres ist nicht erstaunlich, da jede Nadel nach einigen Jahren abstirbt. So ist die Physiologische Nadelschütte im Prinzip auf jedem Baum präsent. Der Anteil von Schäden durch die Rotbandkrankheit (Dothistroma spp.) stammt durchwegs aus dem Siedlungsgebiet. Da Arven relativ dünne Nadeln haben, sind Symptome der Rotbandkrankheit teilweise weniger gut sichtbar. Die Entdeckung in Gärten ist damit wahrscheinlicher als im Wald. Die Braunfleckenkrankheit (Lecanosticta acicola) wurde bisher noch nicht an der Arve gefunden.
Von allen hier beschriebenen Föhrenarten ist die Bergföhre am stärksten von der Braunfleckenkrankheit betroffen (Abb. 3, Bergföhre). Zusammen mit der Rotbandkrankheit machen diese beiden eingeschleppten Krankheiten mehr als 75 Prozent der beobachteten Befälle an Bergföhre aus. Am dritthäufigsten trat die Physiologische Nadelschütte auf.
Bei der Schwarzföhre zeigen sich deutliche Unterschiede zu den anderen Föhrenarten (Abb. 3, Schwarzföhre); hier dominieren Schäden durch das Diplodia-Triebsterben (D. sapinea). Bereits deutlich weniger häufig tritt die Rotbandkrankheit auf. Alle weiteren hier beschriebenen Pathogene sind nur für einen kleinen Anteil der an Schwarzföhre gemeldeten Schadsymptome verantwortlich.
Auf der häufigsten Schweizer Föhrenart, der Waldföhre, ist die Rotbandkrankheit die am meisten verzeichnete Schadursache, dicht gefolgt vom Diplodia-Triebsterben (Abb. 3, Waldföhre). Ebenfalls häufig tritt das Cenangium-Triebschwinden an der Waldföhre in Erscheinung, sowie die Physiologische Nadelschütte.
Quelle
Ausführliche Kurzportraits der beschriebenen Nadel- und Triebkrankheiten an Föhren sowie Literaturverweise finden sich in der Originalpublikation.
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