In der Schweiz nimmt die Anzahl Pflanzenarten, die aus anderen Kontinenten eingeführt werden, stetig zu. Diese gebietsfremden Arten können verwildern und haben das Potenzial, einheimische Pflanzenarten zu verdrängen, wirtschaftliche Schäden zu verursachen oder die Gesundheit der Menschen zu gefährden. Viele dieser Arten werden als Zierpflanzen für Gärten und Balkone in die Schweiz eingeführt. Ein Teil der Zierpflanzen fallen nach kurzer Zeit als Grünabfall an. Wird dieser illegal im Wald deponiert, können die Pflanzen aus Stängel- und Wurzelstücken regenerieren und standortfremde Bestände bilden. Die Entfernung dieser Pflanzen ist für den Forstdienst sehr aufwendig.

Es vergeht kaum ein Monat, ohne dass in den Medien über Pflanzen- und Tierarten berichtet wird, die in der Schweiz neu auftauchen und sich verbreiten. Hierzulande gibt es rund 3000 wild wachsende Farn- und Blütenpflanzen.

Der grösste Teil von ihnen ist seit der letzten Eiszeit aus den eisfreien Gebieten eingewandert. Die klimabedingte Arealausdehnung der Arten ist ein natürlicher Prozess.

Im Unterschied dazu werden nicht einheimische oder gebietsfremde Arten durch den Menschen bewusst oder unbewusst von anderen Kontinenten in die Schweiz eingeführt. Die Geschichte der Ausbreitung nicht einheimischer Arten begann mit der Entdeckung der neuen Kontinente durch die europäischen Seefahrer. Die Entdeckung Amerikas von 1492 gilt daher als eigentlicher Beginn der Globalisierung und des Erscheinens nicht einheimischer Arten. Die gestiegene Mobilität und der globalisierte Handel führen immer häufiger zu einem zufälligen Einschleppen oder gezieltem Einführen nicht einheimischer Arten.

Als Neophyten werden Pflanzenarten bezeichnet, die seit der Entdeckung Amerikas in einem neuen Gebiet auftreten und dort verwildern. In der Schweiz kommen heute rund 350 Neophyten vor. Ein Teil dieser Neophyten kann sich an den neuen Standorten stark vermehren und negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Diese sogenannten invasiven Arten verursachen ökonomische, gesundheitliche und/oder ökologische Schäden. In der Schweiz gelten nach den Richtlinien der Schweizerischen Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen (SKEW) derzeit 23 Neophyten als besonders invasiv (Schwarze Liste, www.infoflora.ch).

Wo kommen Neophyten vor?

Neophyten sind häufig im Siedlungsgebiet zu finden. In Basel kommen beispielsweise 221 Neophyten vor, was etwa einem Fünftel der dort vorkommenden Pflanzenarten entspricht . Viele dieser Neophyten wurden als Zierpflanzen und -gehölze für Balkone, Gärten und Parkanlagen kultiviert und eingeführt. Die Gesamtzahl der nicht einheimischen Zierpflanzenarten, die in Europa eingeführt wurden, wird auf über 25 000 geschätzt. Ein Teil dieser Arten hat sich in naturnahe Lebensräume ausgebreitet . Gebietsfremde Pflanzen immer häufiger auch in Wäldern gefunden.

Dank seiner räumlichen Ausdehnung und strukturellen Vielfalt ist der Wald ein bedeutender Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere. Im Schweizer Wald kommen schätzungsweise 500 Gefässpflanzenarten und 20 000 Tierarten (darunter zahlreiche Insekten) vor. In grösseren zusammenhängenden Waldarealen finden wir heute noch vergleichsweise naturnahe bis natürliche Vegetationsformen. Im 20. Jahrhundert hat der Wald zudem eine Bedeutung als Ersatzlebensraum und Rückzugsgebiet für Pflanzen- und Tierarten erhalten, deren ursprüngliche Lebensräume heute zerstört sind oder intensiv genutzt werden. So kommt insbesondere in stadtnahen Gebieten dem Wald für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität eine grosse Bedeutung zu.

Die steigende Zahl von Grüngutdeponien in siedlungsnahen Wäldern weist darauf hin, wie unbedacht Menschen mit diesem Naturraum umgehen. Unter dem Motto "Zurück zur Natur" und" Grün ist schliesslich Grün" werden heutzutage zahlreiche Waldgebiete als Entsorgungsorte für Grün- und Gartenabfälle benutzt. Häufig sind diese illegalen Grüngutdeponien an Waldrändern und Einmündungen von Waldwegen zu finden. Besonders schlecht einsehbare Parkplätze scheinen Grüngut-Entsorgungstouristen geradezu magisch anzuziehen.

Dabei wird fast alles deponiert was Grün ist: Gartenabfälle, Erd- und Pflanzenmaterial aus Blumenkisten und -töpfen, Wohnungspflanzen, Hecken- und Strauchschnitt und Rasenschnittgut. Das Deponieren von Abfällen – dazu zählt auch das Grüngut – im Wald ist jedoch verboten (Art. 16 WaG 1991). Grüngutdeponien sind nicht nur illegal und unschön. Es wird auch angenommen, dass sie die Verbreitung von Neophyten oder invasiven Pflanzenarten in den angrenzenden Waldgebieten fördern. In einer umfangreichen Untersuchung wurde diese Annahme in der Region Basel überprüft. Bei 20 von 78 bekannten Stellen mit regelmässiger Grüngutdeponie, die alle in unmittelbarer Nähe von Parkplätzen oder an Einfahrten von Waldstrassen lagen, wurde zum einen die Menge des abgelagerten Grüngutes erfasst, zum anderen wurden die in der näheren Umgebung vorkommenden Pflanzenarten bestimmt. Im Vergleich dazu wurde die Pflanzenvielfalt in 100–200 m entfernten Gebieten erfasst, welche nicht durch Grüngutablagen betroffen waren.

Wie viel Grüngut wird entsorgt?

Die abgelagerte Grüngutmenge zu erfassen, ist schwierig, da das Pflanzenmaterial fortlaufend abgebaut wird und die Abbaurate von der Art und Zusammensetzung der Pflanzenteile sowie von der Jahreszeit abhängt. Deshalb wurde der jeweilige Zuwachs der Grüngutmenge im Abstand von ein bis zwei Monaten während eines Jahres erhoben (Abb. 4). Die Grüngutmenge variierte je nach Ablagestelle und Jahreszeit zwischen 0,1 m3 und 12,5 m3. Auf das ganze Jahr bezogen bedeutet dies eine Menge von 2,2 m3 bis 35,8 m3 (Durchschnitt: 17,8 m3) pro Ablagestelle. An den 20 Stellen wurden insgesamt 281 m3 Grüngut abgelagert. Die grösste Menge wurde im Spätherbst deponiert.

Viele Neophyten bei den Grüngutdeponien

Insgesamt 37 (22,7%) der 163 gefundenen Pflanzenarten sind Neophyten. Alle diese 37 Neophytenarten kamen bei den Grüngutablagestellen vor, aber nur drei Arten (8,1%) in den Vergleichsflächen. Die botanische Untersuchung zeigte, dass die Gesamtzahl der Pflanzenarten bei den Deponiestellen höher war als in den ungestörten Vergleichsflächen. Dies ist auf die grosse Zahl der Neophyten zurückzuführen. Bei Deponiestellen wurden durchschnittlich rund 5 Neopyhtenarten gefunden, auf den Vergleichsflächen nur 0,2 Arten (Abb. 5). Die Zahl der einheimischen Waldarten wurde jedoch nicht reduziert. Der häufigste Neophyt war das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera). Aber auch andere Gartenpflanzen wie die Goldnessel (Lamium argentatum), der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus), Bambussorten (Fargesia var.) und der Weichhaarige Pfeifenstrauch (Philadelphus pubescens) kamen häufig vor (Abb. 3).

Warum wird Grüngut im Wald entsorgt?

Werden Gartenabfälle im Wald deponiert, weil es zu wenig Entsorgungsmöglichkeiten gibt oder weil diese zu teuer sind? Die illegale Grüngutentsorgung im Wald scheint in Ballungsräumen besonders verbreitet zu sein. In allen untersuchten Gemeinden stehen den Einwohnern eine gut organisierte Grüngutabfuhr oder zentrale Deponiestellen für Gartenabfälle zur Verfügung. Die Kosten für die Entsorgung von 100 Liter Grüngut belaufen sich je nach Art der Entsorgung und Gemeinde auf drei bis fünf Franken. In der Region Basel fallen pro Jahr zwischen 12 800 und 14 000 Tonnen Grüngut an, von denen zwischen 510 und 2800 Tonnen illegal entsorgt werden.

Unsere Hochrechnung ergab, dass 1400 m3 oder 190 bis 350 Tonnen Grüngut pro Jahr in den Wäldern der Region Basel illegal entsorgt werden. Die Kosten für die legale Entsorgung dieser Menge durch die Grünabfuhr würden sich insgesamt auf 42 000 bis 70 800 Franken pro Jahr oder auf 40 bis 70 Rappen pro privaten Haushalt und Jahr belaufen. Diese Zahlen weisen darauf hin, dass die illegale Entsorgung von Grüngut im Wald kaum eine Frage des Geldes ist. Vielmehr zeigen die Leute eine sehr geringe Bereitschaft, für die Entsorgung ihres Grüngutes zu bezahlen. Diese Vermutung wird durch die Ergebnisse einer Umfrage bestätigt: Ein Grossteil der Bevölkerung von Basel-Stadt ist bereit, für die Entsorgung ihres Haushaltmülles zu bezahlen, aber nicht für die Entsorgung der Gartenabfälle. Es scheint auch, dass viele Leute nicht wissen, welche ökologischen Probleme die Entsorgung der Gartenabfälle im Wald verursachen. Angepasste, leicht verständliche Information der Bevölkerung über die Problematik der Neophyten ist deshalb von grosser Bedeutung.