Die Wahl zum "Baum des Jahres", die mit der Stieleiche 1989 begann, fiel für das Jahr 2014 auf die Traubeneiche. Diese beiden heimischen Eichenarten gehören zu den häufigsten und forstwirtschaftlich bedeutendsten Laubbaumarten Deutschlands. Viele Lebewesen, vom Mikroorganismus bis zum Säugetier, nutzen ihren Lebensraum. Dazu zählen mehr als 400 Insektenspezies sowie zahlreiche Groß- und Mikropilze. Damit geht jedoch auch eine Vielzahl von Schädlingen und Krankheitserregern einher, die den Vitalitätszustand der langlebigen Eichen beeinträchtigen können.
Die Traubeneiche (Quercus petraea Liebl.) kommt überwiegend in Mitteleuropa vor. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet ist damit nur etwa halb so groß wie das der Stieleiche (Q. robur L.). Beide Eichen gelten als Lichtbaumart. Während beide Arten nicht sehr anspruchsvoll bezüglich der Nährstoffversorgung sind, gibt es Unterschiede im Wasserhaushalt ihrer natürlichen Standorte, wo die Traubeneiche auf den eher trockenen Lehmsand- und Sandsteinverwitterungsböden stockt. Neben der Wertholzproduktion wird die Traubeneiche – aufgrund der natürlichen Verbreitung und der Standortsansprüche – auch als wichtige Baumart für den naturnahen Waldumbau favorisiert. Im norddeutschen Tiefland wird sie deshalb auf frischen und mittelfrischen terrestrischen Standorten in den durch Waldbrand und Insektenfraß gefährdeten Kiefern-Reinbeständen angebaut, um langfristig unter anderem eine Reduktion der Häufigkeit und Intensität von Insektenkalamitäten zu erreichen.
Eichen gelten als die Baumarten mit der höchsten Anzahl wirtsangepasster Lebewesen in Europa. So werden allein über 400 Insektenarten, davon mehr als 40 gallbildende Arten genannt, die mit der Eiche assoziiert sind, über 300 Flechten, eine Vielzahl Vögel und Säugetiere sowie zahlreiche Groß- und Mikropilze.
Abiotische Schäden
Aufgrund des späteren Blattaustriebes im Frühjahr ist die Traubeneiche im Vergleich zur Stieleiche eher spätfrostgefährdet. Starke Winterfröste führen zu Schädigungen des Bastes mit zum Teil meterlangen Rindennekrosen. Zur Regulierung des Verzweigungsaufbaus und zur Minimierung der Assimilationsmasse bei großer Trockenheit verfügt die Eiche über den als "Kladoptosis" bezeichneten Prozess der Zweigabgliederung, der durch ganze Zweigabsprünge unter der Baumkrone sichtbar wird (Abb. 1).
Schäden durch Wirbeltiere
Auch die Eiche wird gerne von Schalenwildarten angenommen. Mehrjährig andauernder Verbiss führt zu Verbuschung und hat Auswirkungen auf das Höhenwachstum und die Förmigkeit, wobei die Eichen eine hohe Regenerationsfähigkeit aufweisen. Mäuseschäden sind hingegen im Vergleich zum Beispiel zur Buche deutlich weniger zu verzeichnen.
Holznutzung und Holzfehler
Die Bildung von Wasserreisern nach Freistellung im Zuge von Durchforstungen kann zu starker Entwertung des Eichenholzes führen. Als "T-Krankheit" werden Holzfehler bezeichnet, die aus überwallten Rindenschäden (Ursache zum Beispiel: Agrilus biguttatus, Spechtringelung, Gallmückenbefall) hervorgehen und im Stammquerschnitt als Narben erkennbar sind.
Blatt-, Knospen-, Frucht- und Triebschädlinge
Abb. 2: Knopperngallen an Eichelfruchtbechern; aufgeschnittene Galle mit Innengalle.
Abb. 3: Kahlfraß an Eiche durch die Eichenfraßgesellschaft im Mooswald bei Freiburg (Foto: FVA/Delb).
Eine Vielzahl von Schmetterlingslarven ernährt sich von den Blättern, einige von ihnen fressen auch an Blüten. Darüber hinaus werden ca. 20 gallbildende Insektenarten der Gattungen Andricus, Cynips und Neuroterus beschrieben, die ebenfalls Blüten schädigen. Gallen an Eicheln beziehungsweise deren Fruchtbechern werden von Arten derselben Gattungen verursacht, wie beispielsweise Andricus quercuscalicis (Abb. 2). Bei weiteren Insektenarten, darunter auch der Eichelbohrer (Curculio glandium), findet die Larvenentwicklung in der Eichel statt. Die Schadwirkungen der genannten Arten in Kombination mit ungünstigen Klimafaktoren können eine geringe Eichelmast trotz starker Blüte verursachen.
Die Eiche wird insbesondere durch die Larven verschiedener Lepidopterenarten der so genannten Frühjahrsfraßgesellschaft gefährdet. Hierzu zählen der Große (Erannis defoliaria) und Kleine Frostspanner (Operophtera brumata), der Eichenwickler (Tortrix viridana), verschiedene Frühlingseulen (z. B. Orthosia spp.) und seit einigen Jahren auch der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea). Des Weiteren zählen sie gemeinsam mit dem Schwammspinner (Lymantria dispar) zu den bedeutendsten Einflussfaktoren der Eichen-Komplexkrankheit. Der Larvenfraß erfolgt hauptsächlich im Frühjahr (April/Mai) und kann sich zum flächenhaften Kahlfraß ausweiten (Abb. 3).
Tortrix viridana ist der forstlich bedeutendste Blattwickler an Eiche. Er zählt zu den Eichenspezialisten, deren spinnende Larven zunächst an den leicht geöffneten Blattknospen und später in eigens zusammengerollten und eingesponnenen Blättern (sog. Blattwickeln) fressen. Die Verpuppung der Larven erfolgt am Baum in den versponnen Blattresten. Der Eichenwickler neigt häufig zu azyklischen Massenvermehrungen im westpaläarktischen Verbreitungsgebiet, die aber keine Kulturfolgeerscheinungen sind. Unter der Voraussetzung, dass keine größeren Schädigungen in den Vorjahren zu Vitalitätseinbußen an der Eiche geführt haben, führt wiederholter Kahlfraß grundsätzlich nicht zum Absterben der Bäume, da noch im gleichen Jahr ein neuer Austrieb (sog. Johannistrieb) erfolgt. Dennoch sind Zuwachsverluste, Wasserreiserbildung, Ausfall der Mast und eine zusätzliche Gefährdung durch abiotische Faktoren die Folge.
Ebenfalls hauptsächlich an Eiche verbreitet ist der Eichenprozessionsspinner, der erst seit einigen Jahren massiv in Erscheinung tritt. Namensbildend sind die ein- bis mehrreihigen Prozessionen der Larven in die Eichenkronen zur Nahrungsaufnahme. Als ausgesprochener Forstschädling neigt die Art zu Massenvermehrungen, die bei mehrjährig starkem Fraß zu Ausfällen und Vitalitätsminderungen sowie zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Sekundärschädlingen führt. Ebenso bedenklich ist die Gesundheitsgefährdung des Menschen, die eine drastische Nutzungseinschränkung betroffener Areale zur Folge hat. Das humanpathogene Potenzial beruht dabei auf den so genannten "Spiegelhaaren", die ab dem 3. Larvenstadium gebildet werden. Diese Härchen werden leicht mit dem Wind verfrachtet und bleiben auch in den Gespinstnestern enthalten.
Zu den polyphagen Eichenschädlingen gehören die Frostspannerarten Erannis defoliaria und Operophtera brumata, die an Laubgehölzen, vor allem an Obstbäumen weit verbreitet sind. Nach dem Schlupf verzehren die Larven die aufbrechenden Blatt- und Blütenknospen, später fressen sie an den Blättern. Beide Arten sind forstwirtschaftlich relevant und können kurzfristige, sehr intensive Gradationen häufig gemeinsam mit weiteren Eichenschädlingen bilden.
Abb. 4: Schwammspinner: Falter mit Eigelege und Raupe (Fotos: Entomologie WSL).
Einer der gefährlichsten Schädlinge an Eiche ist der Schwammspinner, der ebenfalls polyphag an Laubgehölzen vorkommt. Namensgebend werden die Eigelege mit bräunlicher Afterwolle (Schuppen vom Hinterleib des Weibchens) bedeckt (Abb. 4), die nach dem Schlupf der Eiräupchen an einen Schwamm erinnern. Diese Schmetterlingsart aus der Familie der Trägspinner (Lymantiidae) ist ausgesprochen wärme- und trockenheitsliebend und kann große Gradationen bilden, die in der Folge zu Bestandesausfällen und zu erheblichen Absterbeerscheinungen in Verbindung mit Sekundärschädlingen führen können. Die letzten großen Massenvermehrungen in Deutschland ereigneten sich Mitte der 1990er sowie Anfang der 2000er Jahre. Besonders die Schwammspinner-Kalamität um 1993, die über mehrere aufeinander folgende Jahre einen extrem starken Dichteanstieg zeigte, entwickelte sich in Zentral-Europa zu einer bis dahin nicht gekannten, pandemischen Massenvermehrung.
Stamm- und Astschädlinge
Die Vertreter der Stamm- und Astschädlinge an Eiche sind in erster Linie Verursacher technischer Holzschäden, gelegentlich können sie auch als Folgeschädlinge lebende, geschwächte Bäume zum Absterben bringen. Einige von ihnen sind auch selten und stehen unter Naturschutz. Auf einzelne imposante Arten wird im Folgenden kurz eingegangen.
Der Eichen-Widderbock (Plagionotus arcuatus) gehört zu den Bockkäferarten, die technische Schäden am Holz verursachen. Befallen werden besonders frisch gefällte, noch mit Rinde lagernde Stämme sowie abgestorbenes, noch festes Holz. Die auffallend gelb-gestreiften Käfer sind wärmeliebend und schwärmen erst im Mai/Juni. Die Eiablage erfolgt an besonnten Stammteilen in Rindenritzen. Nach anfänglich kurzem Fraß unter der Rinde nagen sich die Larven bis zur Kernholzgrenze ins Holz und erzeugen am Ende ihrer Entwicklung einen Hakengang, in dem die Verpuppung stattfindet.
Der bedeutendste technische Holzschädling an Eiche ist aber der Schiffswerftkäfer (Lymexylon navale). Er bekam seinen Namen durch ein im Jahre 1746 massives Auftreten in einer Schiffswerft in Gotenburg von Linné. Der Käfer befällt Baumstöcke und geschlagene Stämme, gelegentlich aber auch lebende, geschwächte Eichen als Folgeschädling. Die Larven verursachen im Holz lange horizontale, dicht mit Bohrmehl gefüllte Gänge ohne Pilzmyzel.
Als Sekundärschädling vorwiegend an Quercus-Arten gilt der Eichen-Splintkäfer (Scolytus intricatus), der vorzugsweise schwächere Stämme und Äste von Bäumen mit geringer Vitalität befällt. Er ist ein monogamer Rindenbrüter mit einem charakteristischen Fraßbild, das einen kurzen Quergang mit senkrecht längs verlaufenden Larvengängen zeigt. Hauptschäden treten insbesondere im Garten- und Landschaftsbau an frisch gepflanzten Jungpflanzen auf, die unter Trockenstress leiden. Hierbei kann es zu starken Verlusten kommen. Durch den ausgedehnten Reifungsfraß der Jungkäfer an vorjährigen Trieben können Bläuepilze (zum Beispiel Ceratocystis spec.) übertragen werden.
Einst als Eichengroßschädling bezeichnet, hat der Große Eichenbock (Cerambyx cerdo) oder auch Heldbock genannt, in den letzten Jahrzehnten an seiner forstwirtschaftlichen Bedeutung verloren. Heute gilt er als "Urwaldrelikt" und ist vom Aussterben bedroht, so dass er nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (Anhang II) der EU als streng geschützt eingestuft wurde. Bevorzugt werden nur licht gestellte, ältere und geschwächte, stehende Eichen in trockenen Wärmelagen mit niedriger Luftfeuchtigkeit. Die Verpuppung der Käferlarven erfolgt in einem großen (Länge: 80 mm, Durchmesser: 26 mm) Hakengang im Holz, der sich unter Pilzeinfluss schwarz verfärbt und somit wesentlich zur technischen Entwertung führt.
Tab. 1: Ausgewählte Schädlinge an der Traubeneiche | |||
a.) Blatt-, Knospen-, Frucht- und Triebschädlinge | |||
Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name | Symptome | Quelle |
Acrobasis consociella | Eichentriebzünsler | Raupen einzeln oder gesellig in zu Büscheln zusammengesponnenen Blättern | [3] |
Andricus foecundatrix | Erreger für Eichenrosengallen | Eichenrosengallen ähnlich einer Hopfenfrucht | [6] |
Andricus quercuscalicis | Knopperngallwespe | Gallen (Knoppern) an Fruchtstielen, Eichel z.T. gänzlich umschließend | [6] |
Asterolecanium variolosum | Eichenpockenschildlaus | Rinde nach Abfallen der Läuse pockennarbig, Triebsterben mgl. | [5] |
Attelabus nitens | Eichenblattroller | Gerollte Blätter mit Larve | [3], [5] |
Biorrhiza pallida | Eichenschwammgallwespe | Große schwammartige Gallen | [6] |
Curculio glandinum | Eichelrüssler | Larvenentwicklung in Eichel | [34] |
Cynips quercusfolii | Gemeine Eichengallwespe | Gallen an Eichenblättern | [6] |
Erannis defoliaria | Großer Frostspanner | Raupenfraß an Knospen, Blüten, Blättern, Früchten; Blattadern werden verschont | [12] |
Lachnus roboris | Eichenbaumlaus | Schwarz bis dunkelbraune Blattlauskolonien an Trieben | [3] |
Laspeyresia splendana | Eichelwickler | Fraß der Larven in Eicheln | [5] |
Lymantria dispar | Schwammspinner | Skelettierfraß am Laub bis Kahlfraß | [34] |
Melolontha hipocastani | Waldmaikäfer | Blattfraß der Käfer, Wurzelfraß der Engerlinge | [5], [34] |
Neuroterus numismalis, N. quercusbaccarum | Seidenknopfgallwespe, Linsengallenwespe | Seidenknopfgalle an Blättern, Linsengallen an Blättern | [6] |
Operophthera brumata | Gemeiner Frostspanner | Raupenfraß an Knospen, Blüten, Blättern, Früchten; Blattadern werden verschont | [12] |
Rhynchaenus quercus | Eichenspringrüssler | Platzminen der Larven, Schabefraß der Käfer an Blättern | [12] |
Stenolechia gemella | Eichentriebmotte | Raupe im Mark vorn Trieben, verdickte Triebspitzen | [6] |
Thaumetopoea processionea | Eichenprozessionsspinner | Raupenfraß an Knospen und Blättern. !!!Allergieauslöser durch Raupenbrennhaare!!!! | [34] |
Thelaxes dryophila | Eichenmaskenlaus | Rotbraune bis grüne Blattläuse an Blattunterseite | [3] |
Tscheria complanella | Eichenminiermotte | Minierfraß der Raupen | [3], [5] |
Tortrix viridana | Grüner Eichenwickler | Raupenfraß an Knospen und Blättern, zu Blattwickeln gesponnen, Zuwachsverlust, Ausfall Mast | [12] |
Trioza remota | Eichenblattsauger | Bis 2mm große Larven an Unterseite von Blättern, Saugschaden | [3] |
b.) Ast- und Stammschädlinge | |||
Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name | Symptome | Quelle |
Agrilus biguttatus | Zweipunkt-Eichenprachtkäfer | Serpentinenförmiger Larvengfraß im Kambialbereich | [4] |
Cerambyx cerdo | Eichenbock | Larvenfraß in vorgeschädigten Bäumen | [4] |
Plagionotus arcuatus | Eichenwidderbock | Larvenfraß in Holz und Rinde, technische Stammholzentweertung | [4] |
Platypus cylindricus | Eichenkernkäfer | Bohrgänge der Larven bis ins Kernholz, technischer Schaden | [5] |
Scolytus intricatus | Eichensplintkäfer | Larvenfraß in Kambialbereich, tief in den Splint schürfend, Reifungsfraß | [12] |
Xyleborus dispar | [34] | ||
Xyleborus monographus | Eichenholzbohrer | Technische Entwertung durch bis zum Kernholz reichende Brutröhren | [12] |
Zeuzera pyrina | Blausieb | Zentraler Gang der Larve | [5] |
Samen- und Keimlingserkrankungen
Abb. 5: Mumifizierte Eicheln mit Fruchtkörpern von Ciboria batschiana.
Eichensaatgut wird aufgrund seines hohen Nährstoffgehaltes und der hohen Feuchtigkeit (rekalzitrantes Saatgut) sowie dem Umstand, dass es in der Regel vom Waldboden gesammelt wird, von einer Vielzahl von Mikropilzen besiedelt. Der schädlichste Vertreter ist der Schlauchpilz Ciboria batschiana, der die Eicheln auf dem Waldboden infiziert und an ihnen die so genannte Schwarze Eichelfäule hervorruft. Unter bestimmten Bedingungen können ganze Saatgutpartien oder Saaten zerstört werden (Abb. 5). An den Wurzeln ein- bis dreijähriger Eichenpflanzen können der "Eichen-Wurzeltöter" Rosellinia quercina und verschiedene Phytophthora- oder Pythium-Arten vor allem auf stark vernässten Böden sowie nach vorangehender Schwächung auch die imperfekten Pilze Cylindrocladium destructans und Fusarium oxysporum zu bedeutsamen Schäden führen.
Blatt-, Trieb- und Rindenerkrankungen
Abb. 6: Eichenmehltau (Foto: M. Blaschke).
Der mit hoher Stetigkeit an Eichen auftretende Mehltaupilz Erysiphe alphitoides zeichnet sich wie die meisten "Echten Mehltauerreger" (daneben gibt es auch die zu den Oomyceten zählenden Erreger des so genannten Falschen Mehltaus) durch eine hohe Wirtsspezifität aus. Die Blattkrankheit wurde in Mitteleuropa erstmals 1907 bekannt und hat sich seitdem an den heimischen Eichen in ganz Europa epidemisch ausgebreitet. Der obligat-biothrophe Schlauchpilz bildet auf der Oberfläche der Blätter und grünen Triebe mehlartige Überzüge (Name), von wo aus er die Epidermiszellen parasitiert (Abb. 6). Geschädigt werden vor allem Sämlinge und Jungpflanzen sowie an älteren Bäumen die Johannistriebe, so dass Zuwachsverluste und eine erhöhte Disposition gegenüber Frost die Folge sind. In den Frühjahrs- und Sommermonaten verbreitet sich der Pilz mithilfe seiner ungeschlechtlichen Fruchtform, deren bei günstiger Witterung massenhaft gebildete Sporen (Konidien) oft puderzuckerartig stäuben. Auf geschlechtlichem Weg werden im Spätsommer und Herbst kugelige Fruchtkörper (Chasmothecien) gebildet, die auf dem Falllaub überwintern und im Frühjahr den Baum über das junge Laub erneut infizieren (Abb. 6). Darüber hinaus kann der Pilz in milden Wintern auch in Myzelform in Knospenschuppen überdauern. Bedeutung erlangt der Eichenmehltau auch im Zusammenhang mit der nachfolgend erläuterten "Eichenkomplexerkrankung", wo er vor allem als "schadensverstärkender" Faktor angesehen wird.
Der Schlauchpilz Apiognomonia quercina kommt an der Eiche sowohl in einer endophytischen als auch parasitischen Lebensweise vor. Die parasitische Phase in den Blättern kann durch die Aktivität von Gallwespen zum Beispiel der Gattungen Neuroterus oder Andricus ausgelöst werden. Dabei stimulieren die Insekten das Wachstum und die Fruktifikation des Pilzes, woraus eine Unterversorgung und schließlich das Absterben der Gallen resultieren. Daneben verursacht der Pilz auch entlang von Blattadern unregelmäßig geformte Nekrosen, die der typischen Symptomatik einer Blattbräune entsprechen. Während der Vegetationsperiode fruktifiziert der Pilz mit Hilfe diverser Konidienstadien (ungeschlechtliche Sporen), dagegen erfolgen Neuinfektionen des Laubes im Frühjahr vorwiegend durch die geschlechtliche Fruchtform.
Ebenfalls im Zusammenhang mit dem fakultativen Parasitismus des Pilzes steht das Krankheitsbild des Fusicoccum-Rindenbrandes der Eiche, das vor allem in Baumschulen und jungen Reinbeständen (bis etwa Stangenholzalter) auf sandigen und frostgefährdeten Standorten Bedeutung erlangen kann. Die typische Symptomatik des einjährigen Rindenbrandes ist durch elliptische, rötlich-gelbe Läsionen in der Rinde gekennzeichnet, deren Ausgangspunkt häufig ein Zweigansatz ist. Sofern diese ab dem Frühjahr sichtbaren Nekrosen nicht über den Jahresverlauf durch die Abwehr des Baumes vollständig eingegrenzt oder überwallt werden, kann sich das Krankheitsbild auch zu einem mehrjährigen Rindenkrebs entwickeln und bei Ast- beziehungsweise stammumgreifender Rindenschädigung auch zum Absterben der oberhalb gelegenen Pflanzenteile führen. Die in stromatischen Fruchtlagern auf der Rinde vegetativ entstehenden Sporen gehören dem oben beschriebenen Pilzkomplex von A. quercina an.
Holzfäulen und Wurzelerkrankungen
Abb. 7: Fortgeschrittener Befall (Krebsfäule) mit Eichenfeuerschwamm.
An der Traubeneiche kommt auch eine Vielzahl mehr oder weniger spezialisierter Holzfäuleerreger vor. Als typischer Vertreter sei hier der über Astwunden in das Holz einwachsende Eichenfeuerschwamm (Phellinus robustus) genannt, der eine Form der Weißfäule erzeugt (Abb. 7). Die mehrjährigen, konsolenförmigen Fruchtkörper des Ständerpilzes sind von auffallend fester Konsistenz. Ihre sonst gräulich-braune Oberseite mit heller Zuwachszone wird oft von Algen besiedelt. Die Porenschicht der Unterseite erscheint dagegen zimtbraun. Wird durch den Pilz auch das Kambium angegriffen, wodurch es zu einem partiellen Jahrringausfall kommt, entstehen neben der Holzfäule auch flächige Rindeneinsenkungen und offene Krebswunden ("Krebsfäule").
Ein relativ seltener, aber bemerkenswerter Besiedler sowohl noch lebender als auch bereits abgestorbener, alter Eichen ist der Mosaikschichtpilz (Xylobolus frustulatus). Der selektive Ligninabbau führt zu einer besonderen Form der Weißfäule, einer so genannten Weißlochfäule, durch die das Kernholz löchrig-weißfleckig erscheint ("Rebhuhnholz"). Mitunter kann ein wirtschaftlicher Schaden an Wertholzstämmen entstehen.
Ebenfalls erwähnenswert ist der Leberpilz (Fistulina hepatica), der auch als Ochsenzunge bezeichnet wird. Dieser Ständerpilz bildet blutrot bis braunrote, zungen- oder leberförmige Fruchtkörper an vorwiegend älteren Eichen aus, in deren Kernholz er eine Braunfäule erregt. Da der Pilz im Zuge seiner anfänglichen Besiedlung die Stabilität des Holzes noch kaum beeinträchtigt, wird diese lediglich durch eine rotbraune Holzverfärbung gekennzeichnete Phase auch als "Hartröte" bezeichnet.
Zum Teil unabhängig, aber auch in die nachfolgend beschriebene Komplexerkrankung integriert, treten an Eichen pilzähnliche Feinwurzelzerstörer der Gattungen Pythium und Phytophthora auf. Diese zu den Oomyceten ("Eipilze") zählenden Mikroorganismen können Bäume jeden Entwicklungsstadiums über intaktes Abschlussgewebe infizieren und lebensbedrohlich schädigen. Bei dem mitunter auch als "Wurzel- oder Wurzelhalsfäule" bezeichneten Krankheitsbild findet jedoch keine Holzzerstörung (Lignin- oder Zelluloseabbau) statt, da ausschließlich lebende Gewebe (Kambium, Parenchym) besiedelt werden. Zu den an Eichen bedeutenden Vertretern gehören mehr oder weniger wirt- und standortspezifische Erreger, so ist zum Beispiel Phytophthora quercina sehr eng, P. citricola oder P. cambivora hingegen weniger stark mit der Wirtsgattung Quercus assoziiert. Als Problemstandorte gelten grundsätzlich Böden mit besserer Wasser- und Basenversorgung.
Tab. 2: Ausgewählte Krankheitserreger an der Trauebeneiche (UF: ungeschlechtliches Fruchtstadium bei Pilzen, sofern nicht anders bekannt oder in dem Zusammenhang üblich) | |||
a.) Blüten-, Frucht-, Blatt- und Trieberkrankungen | |||
Wissenschaftlicher Name | Deutsche Bezeichnung | Verursachter Schaden | Quelle |
Apiognomonia quercina | Apiognomonia-Blattbräune | Blattader-Nekrosen, Blattflecken bei Gallwespenbefall (auch endophytisch) | [9] |
Ciboria batschiana | Schwarze Eichelfäule | Abtötung der Eicheln, Mumifizierung der Kotyledonen | [9], [28] |
Cylindrocarpon destructans [UF] | Schwächeparasit an gestressten Baumschulpflanzen | [9] | |
Erysiphe alphitoides | Eichenmehltau | Echter Mehltau, Schädigung grüner Blätter und Triebe, bei älteren Bäumen v.a. Johannistrieb | [4] |
Fusarium oxysporum [UF] | Schwächeparasit an Wurzeln nach Nässe oder Trockenheit, Baumschulpflanzen | [9] | |
Rosselinia quercina | Eichenwurzeltöter | ein- bis dreijährige Pflanzen v.a. auf verrnässten Böden | [34] |
Septoria quercicola [UF] | Blattfleckenkrankheit | häufig, verursacht zahlreiche, rotbraune Blattflecke | [9] |
Tubakia dryina [UF] | Blattfleckenkrankheit | graubräunliche, zonierte Blattflecke | [9] |
b.) Spross- und Rindenerkrankungen | |||
Wissenschaftlicher Name | Deutsche Bezeichnung | Verursachter Schaden | Quelle |
Diplodia mutila [UF] | Diplodia-Rindenbrand | Schwächeparasit; Schädigung v.a. junger Pflanzen | [9] |
Fusicoccum quercus [UF, dem Artkomplex von Apiognomonia quercina zugehörig] | Eichenrindenbrand | Schwächeparasit in Rinde und Spross (Rindenbrand), v.a. Sämlinge und Jungpflanzen auf sandigen und trockenen Standorten | [4], [9] |
Pezicula cinnamomea | Pezicula-Rindenbrand | Schwächeparasit, Schädigung v.a. junger Eichen bis Dickungs-/Stangeholz | [4] |
c.) Wurzelerkrankungen und Holzfäuleerreger | |||
Wissenschaftlicher Name | Deutsche Bezeichnung | Verursachter Schaden | Quelle |
Armillaria mellea s.l. | Hallimasch | Weiß- und Moderfäuleerreger, wurzelbürtige Primär- und Schwächeparasiten | [9] |
Daedalea quercina | Eichenwirrling | Typischer Wundparasit nach Freilegung des Kernholzes, langsame Braunfäule | [34] |
Fistulina hepatica | Leberpilz / Ochsenzunge | Braunfäuleereger an älteren Bäumen, im Anfangsstadium sog. Hartröte | [9], [30] |
Fomes fomentarius | Echter Zunderschwamm | Weißfäuleerreger / (simultane Fäule) | [30] |
Ganoderma lipsiense | Flacher Lackporling | Weißfäuleerreger (simultan und sukzessiv), Wundparasit und Saprobiont in Wurzel, Stock und Stamm | [30] |
Ganoderma adspersum | Wulstiger Lackporling | Weißfäuleerreger (simultan und sukzessiv), Wundparasit, z.T. Saprobiont in Wurzel und Stock | [9] |
Ganoderma lucidum | Glänzender Lackporling | Weißfäuleerreger (simultan und sukzessiv), Wundparasit in Wurzel | [9] |
Ganoderma resinaceum | Harziger Lackporling | Weißfäuleerreger (simultan und sukzessiv), Wundparasit in Wurzel | [30] |
Grifola frondosa | Klapperschwamm | Schwächeparasit, Weißfäuleerreger (selektive Lignifizierung) im Wurzelstock und Stammfuß | [9], [30], [11] |
Gymnopus fusipes | Spindeliger Rübling | Weißfäuleerreger, Wurzelparasit (z.T. bei "Eichenkomplexerkrankung" bedeutsam) | [9] |
Kretzschmaria deusta | Brandkrustenpilz | Moderfäuleerreger, Wund- und Schwächeparasit v.a. in Wurzel und Stock | [30] |
Laetiporus sulphureus | Schwefelporling | Braunfäuleerreger im Kernholz älterer Bäume | [9], [30] |
Meripilus giganteus | Riesenporling | Weiß- und Moderfäuleerreger, Schwächeparasit an v.a. älteren Bäumen | [34] |
Phellinus robustus | Eichen-Feuerschwamm | Weißfäuleerreger, Wund- und Schwächeparasit, auch "Krebsfäule" | [30] |
Phytophthora spp. (z.B. P. quercina, P. cambivora, P. citricola, P. gonapodyides) | Feinwurzel-, seltener Wurzelhalserkrankung, Primärparasiten an Bäumen jeden Entwicklungsstadiums | [20] | |
Pythium spp. (z.B. Py. anandrum, Py. undulatum) | Feinwurzelerkrankung, stärker saprotroph als Phytophthora spp., an Jungpflanzen bedeutsam | [9] | |
Pseudoinonotus dryadeus | Tropfender Schillerporling | Weißfäuleerreger in Wurzel und Wurzelstock | [9], [30] |
Stereum rugosum | Runzeliger Schichtpilz | Weißfäuleerreger ("Krebsfäule") | [34] |
Trametes versicolor | Schmetterlingstramete | Weißfäule im Splintbereich, Wund- und Schwächeparasit | [11] |
Eichenkomplexerkrankung
Seit den 1980er Jahren beschäftigten die Forstwirtschaft starke Schäden in Eichenbeständen, die in Wellen unterschiedlicher Intensität und Regelmäßigkeit auftreten können. In jüngster Zeit tritt dieses Phänomen, das auch als "Eichensterben" bezeichnet wird, jedoch in einigen Regionen wieder verstärkt zutage und zeigt die typische Symptomatik, welche sich vor allem durch eine verlichtete und zurücksterbende Oberkrone, büschelige Restbelaubung sowie Wurzeldegenerationen und exsudierende Bastnekrosen auszeichnet.
Mehrere Ursachen sind hierbei am Schadgeschehen beteiligt, die komplex zusammenwirken und in prädisponierende, schadensauslösende, schadensverstärkende und begleitende Faktoren unterschieden werden. Diese können sowohl abiotischer als auch biotischer Natur sein. Zumeist bei Vorliegen bestimmter Prädispositionsfaktoren (zum Beispiel Baumalter oder genetisch bedingte Empfindlichkeit), bringen wiederholt auftretender Kahlfraß durch die Raupen des Schwammspinners und die so genannte Eichen-Fraßgesellschaft (gleichzeitiges Auftreten des Kleinen und Großen Frostspanners sowie Eichenwicklers) sowie Klimaextreme (unter anderem Dürre oder Frost) den Schadprozess in Gang ("Schadensauslöser"). Als schadensverstärkend gelten Feinwurzelschädigungen, die Vernichtung der Ersatzbelaubung ("Johannistrieb") durch Mehltau nach Kahlfraß, der Reservestoffverbrauch oder Störungen im Wasserhaushalt sowie ein Befall mit Eichenprachtkäfern, wodurch häufig ein irreversibler Vitalitätsverlust bewirkt wird. Die begleitenden Faktoren, zu denen verschiedene nutznießende Käfer- und Pilzarten zählen, beeinflussen den Krankheitsprozess nicht mehr maßgeblich. Für das Jahr 2013 meldeten 11 Bundesländer wirtschaftlich fühlbare oder sogar bestandesbedrohende Schäden.
Quarantäneschadorganismen
Unter dem Namen "Sudden Oak Death" führt Phytophthora ramorum seit Mitte der 1990er Jahren in den USA zum Absterben von Eichen. Zeitgleich trat dieser Erreger auch in Europa, jedoch nicht an Eichen auf. P. ramorum hat ein sehr weites Wirtsspektrum und kommt in Deutschland überwiegend an Rhododendron-Arten vor. Eichen wurden hier bisher nicht als Wirte identifiziert. Nach wie vor gelten jedoch in der EU Notmaßnahmen zum Schutz vor einer Ein- und Verschleppung dieses Schadorganismus, um ein ähnliches Szenario wie in den USA zu verhindern.
Der Pilz Cryphonectria parsitica ist vor allem an Esskastanien bedeutsam, wo er einen gefährlichen Rindenbrand erregt. Wenngleich der Pilz an Eichen nicht virulent in Erscheinung tritt, vermag er dort zumindest Fruchtstadien auszubilden, die zu einer Ausbreitung der Krankheit beitragen können. Daher gelten die eigentlich für die Esskastanie vorgesehenen Quarantäne-Regelungen auch in gleicher Weise für die Gattung Quercus, die nicht nur im internationalen Warenverkehr, sondern auch innerhalb Deutschlands Beachtung finden müssen. Beispielsweise müssen die zur Verbringung vorgesehenen Pflanzen aus einem befallsfreien Gebiet oder Erzeugungsort stammen.
Die Amerikanische Eichenwelke, hervorgerufen durch den Pilz Ceratocystis fagacearum, die in den USA zu starken Schäden geführt hat, konnte bisher durch Quarantänemaßnahmen aus Europa ferngehalten werden. In diesem Zusammenhang müssen zum Beispiel Eichpflanzen aus einem befallsfreien Gebiet stammen und Eichenrundholz in Rinde muss vor dem Export aus den USA in die EU begast werden. Der Pilz wird durch Insekten verbreitet. Als potentielle Vektoren sind in Deutschland heimische Insekten vorhanden, wie zum Beispiel Scolytus intricatus (siehe oben).