Auch künftig wird die Bekämpfung des Fichtenborkenkäfers einen Schwerpunkt der Maßnahmen im Wald darstellen. Die unermüdlichen Bemühungen der letzten Jahre sind angesichts der anhaltenden Massenvermehrungen nach wie vor notwendig. So kann ein Käfer innerhalb eines Jahres bis zu 100.000 Nachkommen haben. Die aus einer Fichte ausfliegenden Käfer sind in der Lage, 20 neue Fichten zu befallen. Dennoch ist eine erfolgreiche Bekämpfung möglich. Wir wollen daher die Waldbesitzer und alle Beteiligten aufrufen, trotz der zu erwartenden Mühen den Kampf nicht aufzugeben und sie in ihrer wichtigen Arbeit unterstützen.

Die Borkenkäfer vermehrten sich in den letzten Jahren massiv. Das lag vor allem an den heißen, trockenen Sommertagen. Die Tiere entwickelten sich sehr schnell, in etwa fünf bis sechs Wochen. Für den Regenerationsfraß ließen sie sich während der Hitzewellen kaum Zeit. In warm-trockenen Regionen Bayerns legte der Buchdrucker bis zu drei Generationen und mindestens drei Geschwisterbruten pro Jahr an. Sogar im höher gelegenen Bergwald wurde 2006 erneut seit 2003 eine zweite Generation angelegt. Auch der Kupferstecher vermehrte sich stark. Die Massenvermehrung der Borkenkäfer 2006 und 2007 kommt derjenigen im Trockenjahr 2003 gleich.

Orkane wie Kyrill schaffen zusätzlichen Nährboden

Stürme wie Kyrill verschärfen regelmäßig die Ausgangslage für das Folgejahr. Vom Sturm angerissene Bestände, am Boden liegende Gipfelstücke, Reststümpfe gebrochener Bäume, durch Kronenbruch geschwächte Bäume oder angeschobene Fichten erhöhen das Befallsrisiko, besonders im Umfeld von noch nicht bis zum jeweiligen April aufgearbeiteten, im Vorjahr entstandenen Käfernestern. Das fängische Material lockt den Käfer an, ein Befall muss hier um so energischer bekämpft werden.

Checkliste: wertvolles Hilfsmittel für erfolgreiche Bekämpfung

Das rechtzeitige Auffinden und Aufarbeiten der Einzel- und Nesterwürfe des Winters sowie der Befallsherde aus dem Vorjahr bis spätestens Ostern des aktuellen Jahres sind entscheidend. Der Großteil der Käfer lebt zu dieser Zeit noch unter der Rinde. Ein Ausschwärmen des Käfers im Frühjahr muss soweit nur irgend möglich verhindert werden. Viele Waldbesitzer, Forstliche Berater oder Betriebsleiter führen seit Jahren einen engagierten Kampf gegen die Borkenkäfer. Zur Unterstützung ihrer Aktivitäten geben wir einen Impuls zu einem örtlich abgestimmten Beratungskonzept und zeigen mögliche Aktivitäten und Handlungsfelder auf. Dazu haben wir eine Checkliste zusammengestellt, die die wesentlichen Punkte einer erfolgreichen Bekämpfungsstrategie beinhaltet und unsere hier in diesem Artikel aufgeführten Überlegungen darstellt.

Prognose des Schadholzanfalls

Um die Aufarbeitungsstrategie zu planen, ist es notwendig einen Käfer- bzw. Sturmholzanfall rasch und möglichst realistisch einzuschätzen. Dabei sollten nicht nur Menge und örtliche Verteilung beachtet, sondern auch örtliche Gefährdungsschwerpunkte festgelegt werden. So beeinflussen z. B. die Standortsverhältnisse nicht nur die Disposition der Fichte gegenüber dem Käfer, sie bestimmen auch die Aufarbeitungsverfahren.

Bohrmehlsuche

Von entscheidender Bedeutung für die Eindämmung des Käfers ist nach wie vor die Bohrmehlsuche im Frühjahr und die regelmäßige Befallskontrolle im Laufe des Sommers. Da diese Suche sehr zeitaufwändig ist, muss sie bereits im Vorfeld geplant werden. Dazu gehört neben den Fragen: "Wer sucht das Bohrmehl?", "Wieviel Zeit habe ich?" und "Wo sucht man?" (Wer, Wo, Wann, Wie lange?) auch die Berechnung der Kosten, falls die Suche einem Unternehmer oder Hilfskräften übertragen wird. In Jahren der Massenvermehrungen sollte sich die eigene Zeit- und Urlaubsplanung an den Hauptschwärmzeiten der Borkenkäfer orientieren, da sie meist genau in die Ferien- und Erntezeiten fallen. Erst wenn man sich bewusst wird, dass oft Zeitmangel diese alles entscheidende Arbeit beeinträchtigt, kann man nach anderen Lösungen suchen.

Planung der Arbeitskapazität

Der Überblick über vorhandene und benötigte Arbeitskapazitäten ergibt sich zum Großteil schon aus der Prognose des erwarteten Schadholzes. Jetzt ist zu klären, ob das anfallende Käferholz in Eigenregie aufgearbeitet werden kann oder Unternehmer bzw. Selbstwerber beauftragt werden müssen. Aufarbeitung, Kosten- und Zeitplanung einschließlich einer Zeitreserve, falls der Käferholzanfall höher ist als geschätzt, sind mit den Unternehmern jetzt abzustimmen. Gerade bei Einzel- und Nesterbefall, die eher mit motormanuellen Unternehmern als mit dem Harvester aufgearbeitet werden, ist die rechtzeitige Kapazitätssicherung notwendig, bevor andere Nachfrager mit vielleicht besserem Angebot vorbeiziehen.

Behandlung des eingeschlagenen Holzes

Nicht allein der Einschlag des Käferholzes dient der erfolgreichen Bekämpfung, sondern auch die Behandlung des eingeschlagenen Holzes. Dazu gehören die rasche Abfuhr der Stämme aus dem Wald bzw. deren Lagerung mindestens 500 m außerhalb des Waldes auf ausreichend großer, gut befahrbarer Fläche, die Entrindung sowie der Insektizideinsatz. Das Häckseln, Mulchen oder Verbrennen des Schlagabraums ist gut vorzuplanen, da die Unternehmer bei den Hauptschwärmflugzeiten der Käfer Arbeitsspitzen haben. Jedes Verfahren bedingt seine eigene rechtzeitige Organisation. Diese reicht von der Planung der Lagerkapazitäten über die fach- und sachgerechte Ausbringung von Insektiziden bis hin zur Überlegung des zeitlichen Ablaufs der Hackschnitzel-Logistikkette oder der Beachtung der Waldbrandgefahr.

Bekämpfungsstrategie

Die Bekämpfungsstrategie ist letztendlich das Ergebnis der vorangegangen Prognosen und Planungen, die nun zeitlich in Verbindung gesetzt werden. Die oberste Prämisse lautet, den Ausflug des Käfers zu verhindern.

Die Reihenfolge der einzelnen Maßnahmen bleibt dabei immer gleich. Erst wenn befallene Bäume gesucht, erkannt und dokumentiert wurden, kann schlagkräftig bekämpft werden. Die Zeitspanne vom Beginn bis zum Abschluss der Aufarbeitung orientiert sich meist am Verlauf der Käferentwicklung. Eine unverzügliche Bekämpfung ist in jedem Fall optimal. Dennoch hat man bei warm-trockenen Bedingungen nach dem ersten Einbohren des Käfer noch vier bis maximal fünf Wochen Zeit, um das Holz aufzuarbeiten und weiterzubehandeln, bevor die Jungkäfer ausfliegen. Sind dagegen bereits fertig entwickelte Käfer im Baum, ist unverzüglich zu handeln! Das setzt die genaue Planung der Arbeits- und Logistikkapazität voraus.

Zuletzt ist sicherzustellen, dass die geplanten Maßnahmen auch zeitnah durchgeführt und abgeschlossen werden. Vorsorglich ist zu kontrollieren, ob das befallene Holz auch vollständig gerückt wurde.

Die Bekämpfungsstrategie beinhaltet demnach ein großes Feld an Maßnahmen, die es zu bedenken gilt. Die Checkliste können Sie sich im Internet unter www.borkenkaefer.org als pdf-Dokument herunterladen oder bei der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) anfordern.