Konnte im Jahr 2016 noch ein Rückgang der eingeschlagenen Schadholzmenge auf 5,4 Millionen Erntefestmeter verzeichnet werden (BMLFUW 2017), so stieg der Schadholzanteil in den darauffolgenden Jahren massiv an: 2017 betrug der Anstieg 20,9 % (BMNT 2018), 2018 steigerte er sich um weitere 53,3 % gegenüber dem Vorjahr, was mehr als der Hälfte des Gesamteinschlags von 19,2 Millionen Erntefestmeter ohne Rinde in diesem Jahr entsprach (BMNT 2019).
Im Jahr 2019 wurde zwar ein Rückgang des Gesamteinschlags von 1,5 % im Vergleich zu 2018 verzeichnet, die Schadholzmenge stieg jedoch abermals um 18,2 % auf 11,7 Millionen Erntefestmeter und somit 62,1 % des Gesamteinschlags an. Als Hauptschadfaktoren im Jahr 2019 sind Borkenkäfer (36,3 %) und Stürme (37,6 %) angeführt (BMLRT 2020). Im Fall beider angegebener Hauptschadfaktoren ist der umgehende Abtransport des befallenen bzw. fängischen Holzes oder eine bekämpfungstechnische Behandlung dessen erforderlich – wozu das Forstgesetz Waldbesitzer*innen bzw. Inhaber*innen des Holzes verpflichtet –, damit ein Ausfliegen von Borkenkäfern aus befallenen Stämmen sowie eine Besiedlung von befallsfähigem Brutmaterial verhindert werden kann.
Holzlagerplätze können sowohl Quelle von Borkenkäfern als auch Ziel für sich in umliegenden Wäldern entwickelnde Käfer sein (Hoch et al. 2012, Putz 2014). Nachdem Nasslagerung eine anerkannte Methode zur konservierenden Lagerung von unbefallenem Holz ist, stellte sich die Frage, ob eine künstliche Beregnung von befallenen Fichtenstämmen mit geringen Wassermengen einen negativen Einfluss auf die Entwicklung und den Schlupf des Buchdruckers (Ips typographus) haben. Eine solche Berieselung könnte eine Alternative zum Insektizideinsatz auf Holzlagerplätzen darstellen.
Diesbezügliche frühere Studien ergaben, dass eine Beregnung mit sehr großen täglichen Wassermengen (> 300 l/m² und Tag) eine Mortalität von bis 100 % bei Larven und Altkäfern bewirkte (Böhm-Bezing 1998). Friedl (2008) konnte zeigen, dass durch die Beregnung von mit Buchdruckern befallenen Stammstücken die Anzahl der Jungkäfer pro Muttergang signifikant geringer war, und dass sich die Entwicklungsgeschwindigkeit von I. typographus verlangsamte.
Wir untersuchten in insgesamt drei Beregnungsversuchen, die 2016 und 2017 am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) in Wien stattfanden, inwieweit die Entwicklung und der Schlupf von bereits weit entwickelten Bruten von I. typographus durch eine geringe Beregnung verhindert oder verzögert werden können.
Material und Methoden
Versuchsstämme
Für die Versuche im Sommer 2016 und Frühjahr 2017 wurden Ende April bzw. Anfang Mai 2016 Fangbäume auf zwei verschiedenen Standorten in Naßwald (Bezirk Neunkirchen) auf 1000 bis 1200 m Seehöhe zur natürlichen Besiedelung durch I. typographus vorgelegt. Am 25.07.2016 wurden vier gut mit I. typographus besiedelte Fichtenbloche an den Versuchsstandort nach Wien transportiert, auf eine Länge von 50 cm abgelängt (durchschnittlicher Durchmesser von 19,8 cm), und zu jeweils gleichen Teilen auf die Käfige der drei Versuchsvarianten aufgeteilt (Set 1). Der Entwicklungszustand von I. typographus in den Stammstücken reichte vom späten Larven-, über Puppen- bis hin zum Jungkäferstadium.
Für den Versuch im Sommer 2017 wurden im April 2017 Fichtenstämme auf einer Seehöhe von 300 bis 400 m im Revier Landersdorf des Forstgutes Walpersdorf vorgelegt. Am 02.06.2017 wurden fünf gut mit I. typographus befallene Fichtenstämme an den Versuchsstandort nach Wien transportiert, und wiederum auf eine Länge von 50 cm abgelängt (durchschnittlicher Durchmesser 23,3 cm) und zu jeweils gleichen Teilen auf die Käfige der drei Versuchsvarianten aufgeteilt (Set 2). Der Entwicklungszustand von I. typographus in den Stammstücken war teils spätes Larvenstadium, teils befanden sich die Tiere bereits im Puppenstadium.
Versuchsaufbau und -ablauf
Die Versuchsanlage bestand aus einem Set von insgesamt 36 mit I. typographus befallenen Stammstücken von 50 cm Länge, die auf drei Versuchsvarianten aufgeteilt wurden: Beregnung 1 (B1), Beregnung 2 (B2) und unberegnete Kontrolle.
Für die zu beregnenden Stämme der Versuchsvarianten B1 und B2 wurden insgesamt 24 Käfige aus Holz gefertigt, mit feinmaschigem Metallgitter (< 4 mm) überzogen, gegen den Ausflug von Käfern abgedichtet und in zwei Reihen nebeneinander platziert, sodass sich pro Beregnungsvariante ein Käfigstrang mit jeweils zwölf Käfigen ergab. Pro Käfigstrang wurde ein Bewässerungsschlauch durch die einzelnen Käfige gezogen, an dem jeweils zwei Nebeldüsen (Micro-Drip-System, Gardena) pro Käfig montiert wurden. Durch das Metallgitter konnte überschüssiges Wasser in den Käfigen ungehindert abfließen, die einzelnen Stammstücke wurden zudem auf Unterlagshölzern platziert, um ein flächiges Aufliegen am Käfigboden zu verhindern (Abbildung 1). Die nicht beregneten Stämme der Kontrolle wurden ebenfalls einzeln in Metallkäfigen mit feinmaschigem Metallgitter gelagert. Eine Überdachung aus Planen diente zur Abschirmung aller Käfige der Versuchsanlage von natürlichem Niederschlag. Jeweils ein EasyLog USB-2+ Datalogger (LASCAR Electronics, England), angebracht unter der Plane der beregneten Käfige sowie bei den Kontrollstämmen, zeichnete stündliche Temperaturwerte auf.
Abbildung 1: Links: Bewässerungsstrang B1, bestehend aus jeweils zwölf Holzkäfigen mit durchgezogenem Bewässerungsschlauch, darüber Planenkonstruktion zum Abhalten von natürlichem Niederschlag. Bewässerungsstrang B2 direkt hinter B1 ist am Bild nicht sichtbar. Foto: BFW
Abbildung 2: Befallenes Stammstück eines Fichtenbloches in einem Käfig während der Beregnung. Foto: BFW
Die Bewässerung erfolgte mittels Bewässerungscomputern. Aufgrund eines Defektes mussten die Computer des Typs Galcon 7001 D gewechselt werden, entsprechend änderten sich einige Parameter bei der Beregnung mittels der ab 18.08.2016 eingesetzten Computer des Typs Gardena FlexControl (siehe Tabelle 1). Abhängig von Käferaktivität und Jahreszeit fanden Kontrollen der Stammstücke und Absammlung der geschlüpften Käfer ein- bis mehrmals wöchentlich statt.
Um allfällige Unterschiede in der Wassermenge zwischen einzelnen Positionen auszugleichen, wurden die Stammstücke im Zuge der Kontrolle wöchentlich in andere Käfige gegeben und so platziert, dass die zuvor trockene Seite oben zu liegen kam. Da aus den Versuchsstämmen von Set 1 während des Versuchszeitraumes im Sommer 2016 nicht alle Käfer die Brutsysteme verlassen hatten, wurden die Versuchsstämme ab 13.10.2016 unter einem Flugdach trocken und unter Freilandtemperaturen in Käfigen gelagert. In den Wintermonaten fand keine Überprüfung der Versuchsstämme statt, die Temperatur wurde weiterhin aufgezeichnet.
Berechnung der Wärmesumme zum Zeitpunkt des 50%-Schlupfes aus den Versuchsstämmen
In Anlehnung an Baier et al. (2007) wurden für den Versuch im Frühjahr 2017 die effektiven Wärmesummen für I. typographus in den beregneten (B1 und B2) und unberegneten (K) Versuchsstämmen anhand der von den beiden Dataloggern aufgezeichneten Lufttemperaturen berechnet. Dazu wurde ab 01.04.2017 die tägliche Differenz von aufgezeichneter Tagesmaximaltemperatur und Entwicklungsnullpunkt des Buchdruckers (8,3 °C) errechnet und bis zu jenem Tag akkumuliert, an dem in der jeweiligen Versuchsvariante 50 % der Käfer geschlüpft waren.
Tabelle 1: Parameter, die sich zwischen den einzelnen Beregnungsversuchen unterschieden (d=Tage).
Auswertung der Brutbilder
Um Aussagen über die unter der Rinde liegenden Brutsysteme von I. typographus treffen zu können, wurden die Versuchsstämme jeweils nach Versuchsende entrindet (Set 1: Sommer 2017, Set 2: Jänner/Februar 2018). Es wurden folgende Parameter erhoben: Anzahl der Muttergänge, Anzahl heller bzw. dunkler Buchdrucker (unterschieden nach tot und lebendig), Anzahl verpilzter und parasitierter Buchdrucker.
Statistische Analyse
Datenanalyse und grafische Darstellung der Ergebnisse erfolgte mit R (R Core Team). Die Normalverteilung der Datensätze wurde mittels Shapiro-Wilk-Test getestet. War diese gegeben, folgte eine einfaktorielle ANOVA mit Überprüfung auf Varianzhomogenität mittels Levene-Test. Ergab die ANOVA signifikante Unterschiede (p ≤ 0,5), folgte ein Dunett-T3-Test inklusive Bonferroni-Korrektur des Signifikanzlevels (p ≤ 0,5/3) (Abdi 2007). Nicht normalverteilte Datensätze wurden mittels Kruskal-Wallis-Test analysiert, gefolgt von paarweisen Mann-Whitney-U-Tests, wiederum mit Bonferroni-Korrektur des Signifikanzlevels (p ≤ 0,5/3) (Abdi 2007).
Ergebnisse
Abbildung 3: Kumulierte wöchentliche Schlupfzahlen von I. typographus der Versuchsvarianten Beregnung 1 (B1), Beregnung 2 (B2) und Kontrolle (K), mittlere Wochentemperatur (strichlierte Linie) und Temperaturspanne zwischen Minimum und Maximum (graue Fläche) für die Beregnungsversuche der befallenen Stammstücke aus Set 1 im (a) Sommer 2016 und (b) Frühjahr 2017 sowie von Set 2 im (c) Sommer 2017.
Anzahl geschlüpfter Käfer: Beregnungsversuch Set 1 im Sommer 2016 und Frühjahr 2017
Abbildung 3a zeigt den Schlupfverlauf der Käfer der drei Versuchsvarianten im Sommer 2016, Abbildung 4a den signifikant höheren Ausschlupf von Käfern pro Muttergang in der unberegneten Kontrollvariante gegenüber den beregneten Versuchsstämmen von B1 und B2. Da eine große Anzahl von Käfern unter der Rinde der Versuchsstämme von B1 und B2 verblieb, wurde der Beregnungsversuch im Frühjahr 2017 mit leicht veränderten Beregnungsmengen (Tabelle 1) fortgesetzt.
Während in den ersten Wochen des Jahres 2017 (KW 15 bis 18, Abbildung 3b) die Schlupfzahlen in der Kontrollvariante kontinuierlich anstiegen, setzte der vermehrte Schlupf aus den beregneten Stämmen von B1 und B2 erst in KW 19 ein und erreichte in der darauffolgenden KW 20 seinen Höhepunkt: In dieser Woche schlüpften aus den beregneten Versuchsstämmen rund 1234 (B1) bzw. 1002 (B2) Käfer von I. typographus, was mehr als 45 % bzw. 38 % aller Käfer (Summe aus geschlüpften und unter der Rinde verbliebenen Käfern) dieser Varianten in Set 1 entsprach.
50 % der Käfer in der Kontrollvariante schlüpften bereits am 26.04.2017 bei einer Wärmesumme (bezogen auf die Lufttemperatur) von 64,3 Gradtagen aus den Versuchsstämmen, während dies bei den beregneten Stämmen erst am 14. bzw. 15.05.2017 bei Wärmesummen von 145,0 bzw. 154,5 Gradtagen der Fall war. Die Hälfte des Schlupfes der Käfer von I. typographus der beregneten Varianten war somit erst zweieinhalb Wochen später sowie bei einer 2,2- bzw. 2,4-fachen Wärmesumme als in der Kontrolle gegeben.
Bei Betrachtung der ausgebohrten Käfer pro Muttergang im Frühjahr 2017 ergibt sich ein signifikant geringerer Schlupf von Käfern aus den Kontrollstämmen gegenüber jenen aus Beregnung 2 (Abbildung 4b), was bereits aus dem Schlupfverlauf (Abbildung 3b) abzulesen war.
Anzahl geschlüpfter Käfer: Beregnungsversuch Set 2 im Sommer 2017
Abbildung 3c zeigt den Schlupfverlauf der Käfer der drei Versuchsvarianten im Sommer 2017, in dem sich der unterdrückte und zeitlich verzögerte Ausschlupf von Käfern nur bei der stärker beregneten Versuchsvariante B2 abzeichnet. Die Zahl der ausgebohrten Käfer pro Muttergang war bei der Variante B2 signifikant geringer als bei den anderen Varianten (Abbildung 4c).
Abbildung 4: Boxplots (Median, 25%- und 75%-Perzentile) der Schlupfzahlen von I. typographus pro Muttergang der Versuchsvarianten Beregnung 1 (B1), Beregnung 2 (B2) und Kontrolle (K) für Set 1 im (a) Sommer 2016 und (b) Frühjahr 2017 sowie für Set 2 im (c) Sommer 2017. Kleinbuchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede (p ≤ 0,05) zwischen den Varianten.
Analyse der Brutsysteme nach Versuchsende: Beregnungsversuch Set 1 im Sommer 2016 und Frühjahr 2017
Die Aufstellung aller Buchdrucker – ausgebohrt und unter der Rinde verblieben – aus dem Set 1 (Tabelle 2) zeigt deutlich die Unterdrückung des Schlupfes durch die Beregnung im ersten Jahr.
Tabelle 2: Summe aller in Set 1 festgestellten Buchdrucker (Käfer geschlüpft und unter der Rinde verblieben), prozentuelle Anteile des Schlupfes (Sommer 2016 und Frühjahr 2017) und der unter der Rinde verbliebenen Käfer (alle tot) sowie Anzahl der festgestellten Muttergänge.
Unter der Rinde der beregneten Versuchsstämme wurden signifikant mehr Buchdrucker pro Muttergang vorgefunden als in den Kontrollstämmen. Alle Käfer waren zum Zeitpunkt der Entrindung tot und sie waren zudem auch signifikant öfter verpilzt (5,5 bzw. 6,2 %) als in der Kontrolle (0,7 %). Zwischen den Beregnungsvarianten gab es hingegen keine signifikanten Unterschiede. Die Parasitierungsrate durch parasitische Wespen lag in allen drei Versuchsvarianten unter 1 %, es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Die Zahl der Muttergänge pro Stamm unterschied sich nicht signifikant zwischen den Versuchsvarianten, weshalb von einer homogenen Befallsintensität der Versuchsstämme ausgegangen werden kann.
Analyse der Brutsysteme nach Versuchsende: Beregnungsversuch Set 2 im Sommer 2017
Die Aufstellung aller Buchdrucker – ausgebohrt und unter der Rinde verblieben – aus dem Set 2 (Tabelle 3) zeigt lediglich für Beregnung 2 eine Unterdrückung des Schlupfes, wobei sich trotz der im Vergleich zu Set 1 in etwa verdoppelten Beregnungsmengen mehr als die Hälfte (52,3 %) aller in diesen Versuchsstämmen festgestellten Käfer ausgebohrt hatte. Aus den Versuchsstämmen von Beregnung 1 hatten sich rund 79 % der Käfer ausgebohrt, obwohl diese in der Variante des Sets 2 mit 12,9 l/m²/d einer höheren Beregnungsmengen ausgesetzt waren als die Stämme der stärker beregneten Variante (B2) in Set 1: Hier schlüpften bei einer Beregnungsmenge von 11,1 bzw. 10,8 l/m²/d im Schlupf 2017 rund 60 % der Käfer.
Tabelle 3: Summe aller in Set 2 festgestellten Buchdrucker (Käfer geschlüpft und unter der Rinde verblieben), prozentuelle Anteile des Schlupfes und der unter der Rinde verbliebenen toten und lebenden
Käfer sowie Anzahl der festgestellten Muttergänge.
Während der Entrindung der Versuchsstämme von Set 2 im Winter 2018 wurden noch einige dunkle lebende Käfer von I. typographus vorgefunden. Auch in Set 2 unterschied sich die Anzahl der angelegten Muttergänge je Versuchsvariante nicht signifikant voneinander, weshalb von einer homogenen Befallsintensität ausgegangen werden kann. Es zeigte sich jedoch während der Entrindung, dass einzelne Versuchsstämme wenig besiedelt waren, weshalb sich die Rinde nur schwer lösen ließ. Mutter- und Larvengänge waren jedoch im Gegensatz zu Set 1 gut erkennbar.
Unter der Rinde der beregneten Versuchsstämme wurden erneut signifikant mehr Buchdrucker pro Muttergang vorgefunden als in den Kontrollstämmen. Zwischen den beregneten Versuchsvarianten gab es keinen signifikanten Unterschied. Hinsichtlich Parasitierung und Verpilzung konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Versuchsvarianten festgestellt werden.
Diskussion und Schlussfolgerung
Eine leichte Beregnung von mit I. typographus befallenen Fichtenstammstücken mittels geringer Wassermengen kann den Ausschlupf von I. typographus trotz gegebener Schwärmtemperaturen bis zu einem gewissen Zeitpunkt unterdrücken, wie die stärkere Beregnungsvariante B2 im Vergleich zur Kontrolle in den Beregnungsversuchen Sommer 2016 und Sommer 2017 zeigte.
Hat sich I. typographus jedoch fertig entwickelt und herrschen im Frühjahr optimale Schwärmtemperaturen, vermag die getestete Berieselung die Käfer nicht vollständig am Ausschlupf und Schwärmen zu hindern, wie die Ergebnisse des Beregnungsversuches im Frühjahr 2017 verdeutlichen. Lediglich eine zeitliche Verzögerung war festzustellen (etwa drei Wochen bezogen auf den Median des Schlupfzeitpunktes).
Um hohe Mortalitätsraten bei verschiedenen Entwicklungsstadien von I. typographus zu erreichen, ist eine Beregnung mit großen Wassermengen notwendig, wie Böhm-Bezing (1998) zeigte. In Bezug auf die Beregnungsversuche, die mit den Versuchsstämmen des Set 1 (Sommer 2016 und Frühjahr 2017) durchgeführt wurden, ist jedenfalls die Herkunft der Fangbäume zu berücksichtigen, da davon auszugehen ist, dass I. typographus im Herkunftsgebiet der Fangbäume teils nur noch eine Generation pro Jahr ausbildet. Univoltine Populationen von I. typographus benötigen vor dem Schlupf eine Abkühlphase (Dobart 2017).
Im Sommer 2016 schlüpften aus den unberegneten Kontrollstämmen lediglich ca. 60 % der insgesamt in Set 1 festgestellten Buchdrucker, was ein Hinweis auf eine möglicherweise teils univoltine Population ist. Es zeichnete sich aber auch im Frühjahr 2017 die verzögernde Wirkung einer leichten Beregnung auf den Schlupf ab, da dieser erst deutlich später und nach Erreichen einer mehr als doppelt so hohen Wärmesumme (bezogen auf die Lufttemperatur) als bei der unberegneten Kontrolle einsetzte. Auch Friedl (2008) konnte eine Verzögerung der Brutentwicklung von I. typographus in den beregneten Varianten beobachten. Die dabei zur Beregnung verwendeten Wassermengen von 140 bzw. 354 mm Niederschlag/Monat sind vergleichbar mit jenen, die in unseren Beregnungsversuchen Sommer 2016 und Frühjahr 2017 angewandt wurden.
In der Zuordnung der Versuchsstämme auf die einzelnen Versuchsvarianten wurde besonders darauf geachtet, dass jeweils gleich viele Stammstücke eines Fangbaumes je Versuchsvariante vorgelegt wurden, um eine homogene Befallsdichte der Versuchsstämme für alle Versuchsvarianten zu gewährleisten. Die nicht signifikant unterschiedliche Zahl der Muttergänge bestätigt dieses Vorgehen.
Bei beiden Sets an Versuchsstämmen wurde nach Versuchsende im Zuge der Entrindung festgestellt, dass lediglich ca. 9 % der Käfer von I. typographus unter der Rinde der Kontrollstämme verblieben waren, während in den beregneten Versuchsstämmen in Summe signifikant mehr Buchdrucker (21-48 %) unter der Rinde vorgefunden wurden (Tabellen 2 und 3). Obwohl im Beregnungsversuch Sommer 2017 kein signifikanter Unterschied zwischen den Schlupfzahlen der Versuchsvarianten B1 und K festgestellt werden konnte, verblieben doch signifikant mehr Käfer unter der Rinde der beregneten Variante B1 als bei der Kontrolle.
Beregnung mit geringen Wassermengen kann eine Methode darstellen, um von Borkenkäfern befallenes Holz über einige Zeit gefahrlos zu lagern. Im vorliegenden Versuch erfolgte der Test der Methode unter möglichst kontrollierten Bedingungen. Eine technische Herausforderung bleibt die praktische Umsetzung einer geringen Beregnung mehrerer Meter hoher Polter auf großen Holzlagerplätzen im Sinne einer gleichmäßigen Befeuchtung der verschiedenen Polterebenen bei laufender Ein- und Auslagerung von Holz.
Vor allem bei oben am Polter liegenden, am stärksten sonnenexponierten Stämmen ist daher besonders auf eine möglichst durchgehende und konstante Befeuchtung zu achten. Wie die Variante mit geringer Beregnung im Sommer 2017 zeigte, boten sich durch das temporäre Abtrocknen der Stämme in den sieben- bzw. achtstündigen Pausen zwischen den Beregnungen immer wieder geeignete Bedingungen für den Ausflug der Käfer. Die Beregnung sollte daher in häufigeren Zyklen erfolgen, um dies zu verhindern. Der vorliegende Versuch lässt keinen Schluss auf die exakt mögliche Pause zwischen den Beregnungen zu. Wenn diese während der Tagesstunden nicht länger als eine Stunde ist, sollte jedoch genügend Befeuchtung gegeben sein.