In Mecklenburg-Vorpommern ist seit 2022 der forstliche Umgang mit nichtheimischen Baumarten im Landeswald durch den neuen Bestockungszieltypen-Erlass geregelt. Im Anhang 3 des Erlasses findet sich eine Auflistung von 47 nichtheimischen Baumarten. Diese sind eingewertet in vier Kategorien von 1 – “als führende Baumart möglich” bis hin zu 4 – “ein Anbau ist ausgeschlossen”. Beweggründe für diese Kategorisierung waren ganz wesentlich der Kenntnisstand über die Standortseignung, potentielle Invasivität und waldbauliche Erfahrungen. Gänzlich unberücksichtigt blieb jedoch das Thema der anschließenden Holzverwendung.
Gerade durch die aktuell geringe Häufigkeit und damit auch Relevanz ist zu dem Thema Holzverwendung nichtheimischer Hölzer nur spärliches Wissen vorhanden und auch in der forstlichen Literatur finden sich hierzu nur wenige, zu meist sehr alte Werke (empfehlenswert die Neuauflage von 1888, Hough, Leistikow 2019).
Der Waldbau mit der Holzverwendung im Austausch
Anfang letzten Jahres hat es sich ergeben, dass ein Holzimporteur aus Paderborn auf das Forstliche Versuchswesen von MV zugekommen ist und über mögliche Anbauten von nichtheimischen Baumarten in MV sprechen wollte. Der Zeitpunkt war passend. Das Projekt “BeNi in MV” zu den bestehenden nichtheimischen Baumarten wurde gerade abgeschlossen und im Sachgebiet Waldbau / Waldwachstum war man damit beschäftigt, 25 der einst 92 Bestände aus dem BeNi-Projekt ins langfristige Versuchsflächenmessnetz aufzunehmen. Damit trat das Thema Holzverwendung mit auf den Arbeitsplan.
Der Holzimporteur aus Paderborn, Johannes-Hubert Liekmeier, arbeitet seit 1968 in der Holzbranche. Über die Jahrzehnte hat er sich auf den Verkauf und die Weiterverwendung von nichtheimischen Hölzern spezialisiert. Als studierter Betriebswirt und Bauingenieur kam er über sein Hobby, den Segelsport, zum Schiffsbau und damit auch zur Anwendung exotischer Hölzer. Er hat in der ganzen nördlichem Hemisphäre Hölzer gehandelt und treibt seit den letzten Jahren mit großem Engagement die Etablierung der nichtheimischen Hölzer aus hiesigen Wäldern auf dem heimischen Holzmarkt voran.
Nichtheimische Baumartenliste und deren Verwendung
Durch den regen Austausch zwischen Schwerin und Paderborn entstand der Gedanke, die nichtheimische Baumartenliste von MV bezüglich der Holzverwendung einzuwerten. Dabei ist es sicherlich das Naheliegendste, die Einwertung anhand eines “harten Kriteriums” wie etwa den gängigen Marktpreisen durchzuführen.
Da für fast alle der 33 Hölzer derzeit so gut wie kein Markt in Deutschland existiert, wurde versucht, eine Einwertung anhand von “weichen Kriterien” durchzuführen. Herr Liekmeier hat in dem Fall die Holzeigenschaften wie Holzdichte, Bearbeitbarkeit, aber auch Beliebtheit und Anwendungsbereiche aus den Ursprungsländern zusammengefasst und damit eine Einschätzung getroffen. Der Inhalt dieser Tabelle gibt letztlich wieder, welches Potential die Baumarten auf den heimischen Märkten einmal haben könnten.
Fazit
Die Tabelle 1 hat derzeit noch an einigen Stellen Lücken. Gerade bei den Holzpreisen bestehen Unsicherheiten und wirkliche Durchschnittswerte für Stärkeklassen und Qualitäten entstehen erst, wenn größere Mengen auf dem Markt gehandelt werden. Neue Verwendungsmöglichkeiten und Holztechnologien sind ebenfalls ein Thema, welches die Holzpreise maßgeblich beeinflussen. Und letztlich war selbst das scheinbar stabile Maß der Holzdichte ein Wert, der nicht konstant ist, sondern neben Standortsbedingungen auch abhängig von der Bewirtschaftung und damit der Zielverwendung ist.
Trotz der Unsicherheit soll die Tabelle 1 einen Anstoß geben, sich mehr mit den Wertschöpfungsoptionen der Baumarten zu befassen und so auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit von nichtheimischen Baumarten aufgreifen. Denn trotz der teils sehr heißen Klimaprojektionen gilt: nur für den “Walderhalt” finden sich gerade bei den heimischen Baumarten zumeist günstigere Alternativen.

Tabelle 1: Die Holzeinwertung von 33 nichtheimischen Baumart, die in MV laut der Kategorie 1– 3 anbaufähig sind. Die Einwertung von 1 (sehr geeignet) bis 4 (kaum geeignet) basiert auf der Experteneinschätzung von Herr Liekmeier. Die Rohdichte ist angegeben bei einer Luftfeuchtigkeit von rd. 12 %. Die Quellenangaben sind bei den Autoren anzufragen. Für Kreuzungen und Subspezies wurden die Rohdichten abgeleitet von der Art. Preise sind erzielte Erlöse in Euro pro Fm ohne Spezifikation von Stärke und Qualität. Die Spalte FoVG kennzeichnet die Baumarten, die dem Forstvermehrungsgutgesetz unterliegen. Quelle: Dr. Eric A. Thurm, Johannes-Hubert Liekmeier