Die Einschlagserhebung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ergab für 2022 eine Holzmenge von 13,76 Mio. Fm im Privatwald und 1,65 Mio. Fm im Körperschaftswald. Die Einschlagsmengen sind somit gegenüber dem Vorjahr im Privatwald um 4 % und im Körperschaftswald um 20 % gestiegen. Aus dem Staatswald (inkl. Nationalparke) wurde eine Einschlagsmenge von 5,4 Mio. Fm gemeldet. Dort war der Holzanfall damit um 25 % höher als 2021. Im Bundeswald wurden etwa 90.000 Fm genutzt, was einem Rückgang von 8% entspricht. Der Gesamteinschlag war mit 20,89 Mio. Fm um 10 % höher als im Vorjahreszeitraum. Abbildung 1 informiert über die eingeschlagenen Holzmengen der vergangenen drei Jahre zum einen nach der Waldbesitzart und zum anderen, jeweils bezogen auf den bayerischen Gesamtwald, nach den Baumartengruppen und den ausgehaltenen Sortimenten.

An der Umfrage zum Holzeinschlag nahmen 597 Privatwald- und 521 Körperschaftswaldbetriebe teil. Gemäß der gesetzlichen Einschlagsstatistik werden in der Erhebung vier Baumartengruppen unterschieden:

  • Fichtengruppe mit Fichte, Tanne, Douglasie
  • Kieferngruppe mit Kiefer und Lärche
  • Eichengruppe mit Stiel-, Trauben- und Roteiche
  • Buchengruppe mit Buche und allen übrigen Laubholzarten

Innerhalb dieser Gruppierungen wird die Holzmenge in Erntefestmetern ohne Rinde (Efm o. R.) nach Stamm-, Industrie- und Energieholz (Scheitholz und Hackschnitzel) aufgeteilt erhoben.

Abbildung 2 gibt für alle Besitzarten und den Gesamtwald Bayerns einen Überblick über die Einschlagsmengen in den Baumartengruppen. Der im Wald verbleibende Derbholzanteil (Durchmesser größer als 7 cm) ist in den Werten enthalten. Die Prozentwerte zeigen die Veränderungen gegenüber dem Jahr 2021. In welcher Menge und in welchem Verhältnis die Sortimente Nadel- und Laubstammholz, Industrieholz sowie Energieholz in den Besitzarten und auf der gesamten Waldfläche ausgehalten wurden, zeigt Abbildung 3. Diese enthält auch die Zu- und Abnahmen der jeweiligen Einschlagsmengen im Vergleich zum Vorjahr. Die Mengenverteilung der Sortimente innerhalb und zwischen den Baumartengruppen und deren Veränderung sind in Abbildung 4 dargestellt. Die Zahlen beziehen sich dabei auf den bayerischen Gesamtwald.

Holzmarkt und Schadholzsituation im Jahresverlauf

Um den völkerrechtswidrigen Überfall der Ukraine durch Russland zu sanktionieren, wurde 2022 die Versorgung Deutschlands mit russischem Erdgas eingestellt. Dies hatte erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Energiemarkt: Sämtliche Energieträger verteuerten sich im Jahresverlauf zum Teil deutlich. Lange war unklar, ob es gelingt, die nationalen Gasspeicher in ausreichender Menge zu füllen, um die Energieversorgung des Landes über den gesamten Winter 22/23 sicherzustellen. Wer die Möglichkeit einer primären oder alternativen Holzfeuerung hatte, versuchte deshalb möglichst schnell, sein Brennstofflager aufzufüllen. Die stark erhöhte Nachfrage bei einem begrenzten Angebot führte landesweit zu einem erheblichen Preisanstieg bei Brennholz. In der Spitze wurde mit über 400 Euro für einen Ster Hartholz der drei- bis vierfache Preis der Vergangenheit verlangt. Trotzdem war ofenfertiges getrocknetes Brennholz am Ende des Jahres vielerorts praktisch ausverkauft.

Die Preise für den Energieträger Hackschnitzel haben sich aufgrund der Sondersituation in 2022 ebenfalls beträchtlich erhöht. Während auf dem Energieholzsektor der Markt florierte, zogen für die heimische Baubranche bereits im letzten Quartal des Jahres dunkle Wolken am Horizont auf. Die Europäische Zentralbank erhöhte seit vielen Jahren erstmals wieder den Leitzins, was zur Folge hatte, dass die Kreditzinsen für Baukredite deutlich angehoben wurden. Zusammen mit den ebenfalls erheblich gestiegenen Preisen für Baumaterialien führte diese Entwicklung zu einem Rückgang von Bauanträgen. Dies wirkte sich auch auf den Bauholzsektor aus: Das statistische Bundesamt meldete für den Monat Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Preisrückgang beim Nadelschnittholz um 16%. Der Preisrückgang beim Nadelstammholz bewegte sich im Jahresverlauf in ähnlicher Höhe. Für Laubstammholz hingegen wurden durchweg sehr gute Preise bezahlt und die Nachfrage war konstant hoch.

Aus der Perspektive des Waldschutzes begann das Jahr 2022 mit drei kurz aufeinanderfolgenden Winterstürmen. Diese verursachten in allen Teilen Bayerns Waldschäden, überwiegend in Form von Einzel- und Nesterwürfen. Der Schadensschwerpunkt lag dabei in Nordbayern. Anfang Juni entstand durch Gewitterstürme in einigen Regionen zusätzlicher Schadholzanfall. Die Borkenkäfergefahr war durch die hohe Ausgangspopulation auch im vergangenen Jahr groß. Vor allem die nicht oder zu spät aufgearbeiteten Schadhölzer aus den Sturmwürfen boten den ab Mai schwärmenden Käfern einen perfekten Brutraum. Stehendbefall in den angrenzenden Bestandesteilen war im weiteren Jahresverlauf die Folge. Die heiße und trockene Witterung ab Juli schwächte die Bäume und verkürzte den Brutzyklus der Insekten. Dadurch konnte zum Ende des Sommers noch eine dritte Käfergeneration angelegt werden. Besonders durch Borkenkäfer betroffen waren wie schon in den vergangenen Jahren die Gebiete in Nordbayern. Aber auch in den östlichen Landesteilen kam es zu verstärktem Befall.

Die außerplanmäßigen Holzanfälle im Jahr 2022 waren in der Summe um 13% höher als 2021. Sie beliefen sich am Jahresende auf 34% des Gesamteinschlags. Die Schadholzzahlen nach Schadursachen für 2022 und deren Veränderungen gegenüber dem Vorjahr sind in Abbildung 6 aufgeführt.

Die Holzeinschlagserhebung im Privat- und Körperschaftswald

Grundlage für die Abfrage des Holzeinschlags ist das Agrarstatistikgesetz. Demnach sind die Erzeugerbetriebe aller Besitzarten verpflichtet, jährlich Auskunft über die eingeschlagenen Holzmengen sowie über den Schadholzanteil und die Schadensursache zu geben. Die LWF führt diese Erhebung im Auftrag des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten seit 1999 im Privatwald und seit 2008 auch im Körperschaftswald durch. Dazu wurde ein mit dem Waldbesitzerverband und dem Bauernverband abgestimmtes Erhebungsverfahren mittels Fragebögen entwickelt. Grundlegender Unterschied zur Erhebung in den anderen Bundesländern ist, dass in Bayern die Teilnahme ausschließlich freiwillig erfolgt. Das bedeutet: Kein Waldbesitzer ist verpflichtet, den Fragebogen auszufüllen. Die erhobenen Daten werden anonym behandelt, sie sind für Dritte nicht zugänglich und werden nicht für andere Zwecke verwendet. Am Jahresende versendet die LWF die Fragebögen zum Holzeinschlag an mehr als tausend Privatwaldwaldbesitzer und an alle Körperschaften mit Waldeigentum. Der Teilnehmerkreis reicht dabei von Kleinprivatwaldbesitzenden mit einer Eigentumsfläche von wenigen hundert Quadratmetern bis zu Großprivatwaldunternehmen und Kommunen mit mehreren tausend Hektar Waldeigentum. Nach Zusammenfassung und Berechnung aller Daten an der LWF wird das Ergebnis für Bayern an das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung weitergeleitet. Über das Landesamt gehen die Daten an das Statistische Bundesamt, das die Ergebnisse aller Bundesländer zusammenführt und letztendlich im Agrarbericht des Bundes veröffentlicht.

Zusammenfassung

Die LWF erhebt jährlich den Holzeinschlag im Privat- und Körperschaftswald. Für das Jahr 2022 meldet die bayerische Holzeinschlagsstatistik ein Einschlagsvolumen von 20,89 Mio. Fm. Die Energieholzmenge war um 15 % höher als im Vorjahr. Die Schadholzmenge betrug 7 Mio. Fm. Die Einschlagsmengen werden getrennt nach Besitzarten, Baumarten, Sortimenten und Schadursachen dargestellt. Zudem zeigt der Beitrag die jahreszeitliche Entwicklung und Hintergründe zum Einschlagsverhalten auf.

Neue Teilnehmer gesucht!
Um den gesetzlichen Auftrag der Holzeinschlagserhebung erfüllen zu können, ist die LWF auf die freiwillige Unterstützung durch die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer angewiesen. Neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind deshalb immer willkommen. Alle teilnehmenden Waldbesitzer leisten einen wichtigen Beitrag für die Holzaufkommensstatistik und für weitere grundlegende forst- und umweltpolitische Entscheidungen.
Kontakt: Holzeinschlag@lwf.bayern.de