Biomassefunktionen für Österreich

Das Thema "Biomasse" wird gegenwärtig heiß diskutiert: Zum einen hängt dies mit der Berichtspflicht zur jährlichen Treibhausgasbilanz im Rahmen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UN-FCCC) zusammen, zum anderen spielt das potenzielle Biomasseaufkommen für die Versorgung von Heiz- und Kraftwerksanlagen eine wichtige Rolle. In Österreich befasste sich daher eine Arbeitsgruppe mit der Sichtung von geeigneten Daten und darauf aufbauend mit der Entwicklung landesweit verwendbarer Biomassefunktionen.

Bisher wurde der Berichtspflicht dadurch entsprochen, dass aus den Daten der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) Zuwachs und Nutzung ermittelt und mit Hilfe von Expansions- und Konversionsfaktoren auf den gebundenen/freigesetzten Kohlenstoff der Gesamtbaumbiomasse hochgerechnet wurde.

Berichtspflichten erfordern Ergänzung der ÖWI

Während die ÖWI repräsentative Daten über Zuwachs und Nutzung im österreichischen Ertragswald liefert, stammen die bisher verwendeten Expansionsfaktoren, die für die Berechnung anderer Baumkompartimente als Schaftholz notwendig sind, zumeist aus wenig repräsentativen Ökosystemstudien. Die Verwendung repräsentativer Daten ist jedoch Voraussetzung für die Erfüllung der höchsten Qualitätsstufe bei der Emissionsabschätzung gemäß UN-FCCC/Sektor „Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft“ (IPCC 2003). Diese höchste Qualitätsstufe ist besonders dann erforderlich, wenn der Wald mehr als 10 % zur nationalen Treibhausgasbilanz beiträgt, was in Österreich der Fall ist. Auf Basis österreichischer Daten versuchte die Biomasse-Arbeitsgruppe, darunter Mitarbeiter des BFW Wien, Funktionen zu erstellen, mit deren Hilfe sich die nicht im Schaftholz erfassten Teile der Baumbiomasse ermitteln lassen.

Datengrundlage, Methoden und Ergebnisse

Das Institut für Waldwachstum und Waldbau des BFW Wien kann auf einen reichen Datenfundus aus dem ertragskundlichen Versuchswesen zurückgreifen. Auf nahezu allen Dauerversuchsflächen wurde zwischen 1920 und 1960 die Astmasse all jener Bäume bestimmt, die aus dem Bestand ausgeschieden waren. Nach eingehender Kontrolle dieser Daten standen letztendlich 8744 Datensätze mit einzelbaumbasierten Messungen von BHD, Baumlänge, Kronenlänge, Kronenbreite und Astmasse zur Verfügung, die sich auf fünf verschiedene Baumarten verteilten. Die meisten Bäume wurden im Zuge von schwachen oder mäßigen Niederdurchforstungen entnommen, daher beschränkt sich der Datensatz auf ein Baumkollektiv, das – bedingt durch die schlechte soziale Stellung der Bäume – durch schwache Durchmesser und hohe H/D-Werte gekennzeichnet war. Für die Baumarten Fichte (Picea abies), Tanne (Abies alba), Buche (Fagus sylvatica), Eiche (Quercus spp.) und Hainbuche (Carpinus betulus) wurden auf Grundlage dieser Daten allometrische Funktionen entwickelt, die für Nadelbäume die Asttrockenmasse (ATM) inklusive der Nadeln, für Laubbäume jedoch die ATM ohne Laub abschätzen (Abb. 1).

Für jede der fünf Baumarten wurden fünf Funktionen entwickelt, die im einfachsten Fall lediglich den BHD (Level 1), im komplexesten Fall BHD, Höhe, Kronenlänge, Kronenbreite und Alter (Level 5) als Eingangsvariable benötigen. Die Ergebnisse zeigen, dass mit dem BHD, dem Kronenverhältnis (Kronenlänge/Höhe) und dem Plumpheitsgrad (Kronenbreite/Kronenlänge) die Asttrockenmasse eines Baumes relativ gut geschätzt werden kann. Weiters geht aus den Ergebnissen hervor, dass die Verwendung von Kronenparametern insbesondere dann wichtig ist, wenn die Daten lediglich von einem eingeschränkten Baumkollektiv (z.B. Durchforstungsmaterial mit überwiegend unterdrückten Bäumen) stammen, und dass dadurch eine weitgehende Übereinstimmung mit Biomassefunktionen erreicht werden kann, die auf einer gänzlich anderen Datengrundlage entwickelt wurden (Abb. 2).

Ergebnisse sind als Sonderheft erschienen


Der gesamte Artikel inklusive aller Funktionen und Koeffizienten ist zusammen mit den Ergebnissen der anderen Arbeitsgruppenmitglieder in einem Sonderband des Austrian Journal of Forest Science (ehemals Centralblatt für das gesamte Forstwesen) erschienen (123. Jg. Heft 1/2) (Bestellung: www.forestscience.at ).