Der Waldbericht 2025 liefert einen umfassenden Überblick über den Zustand, die Nutzung und die Entwicklung des Schweizer Waldes. Er enthält Zahlen und Fakten zu allen wichtigen Themen, die den Wald betreffen. Rund neunzig Expertinnen und Experten haben die Informationen aus einer Vielzahl von Langzeitbeobachtungen gesammelt und in thematische Kapitel gegliedert. Der Bericht soll die Grundlage für fundierte Diskussionen und Ent­scheide bieten.

Auf die Frage «Wie geht es dem Schweizer Wald?» gibt es keine einfachen Antworten. Doch eines ist sicher: Der Klimawandel macht sich auch im Wald bemerkbar.

Datengrundlage

Der Waldbericht fusst auf einer ausserordentlich breiten Datengrundlage aus Langzeiterhebungen, die sich nach den standardisierten und anerkannten Indikatoren von Forest Europe richtet. Berücksichtigt wurden diejenigen Informationen, die bis Juli 2023 verfügbar waren. Die langfristig erhobenen Daten und ihre Interpretation über das gesamte Spektrum der Indikatoren erlauben es, die Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung fundiert zu beurteilen. Datengrundlagen sind unter anderem:

 

Ausgewählte Ergebnisse

1) Waldfläche

Mit 1,3 Millionen Hektaren oder umgerechnet 13'000 Quadratkilometern bedeckt der Wald 32 % der Schweiz. Dabei gibt es grosse regionale Unter­schiede. Besonders stark bewaldet ist die Alpensüdseite mit einem Waldanteil von knapp 55 %. Es folgen der Jura mit 40 %, die Voralpen mit 35 % und die Alpen mit 28 %. Im dicht besiedelten Mittelland ist der Waldanteil mit 24 % am niedrigsten.

Seit über 150 Jahren nimmt die Waldfläche in der Schweiz zu. Zwischen 1983 und 2022 wuchs die Waldfläche um 11,6 % (Abb. 2). In der letzten Dekade (2015–2025) betrug die jährliche Zunahme 230 kmoder 0,2 %. Diese Zunahme war deutlich geringer als in den Jahrzehnten zuvor. Im Jura, im Mittelland und in den Voralpen blieb die Waldfläche seit 2015 konstant, während sie sich im selben Zeitraum in den Alpen um jährlich 0,4 % und auf der Alpen­südseite um 0,3 % ausgedehnt hat.

Fast 75 % der Waldflächenzunahme fanden in Lagen von über 1400 m ü. M. statt, dies insbesondere auf Flächen, auf denen die landwirtschaftliche Nutzung aufgegeben wurde und in der Folge Bäume aufkommen konnten. Der Bund unterstützt die Offenhaltung von Kulturlandschaften und die Bewirtschaftung von landwirtschaftlich wertvollen Flächen mit Direktzahlungen und schafft damit Rahmen­bedingungen, um einer Ausdehnung der Waldfläche auf diesen Flächen entgegenzuwirken.

2) Holzvorrat

Das Volumen der Bäume im Schweizer Wald wird im Landesforstinventar (LFI) regelmässig erhoben. Es wird zwischen dem Volumen der lebenden Bäume (Holzvorrat) und der toten Bäume (Totholzvolumen) unterschieden. Die Summe ergibt das Gesamtholzvolumen.

Gemäss einer Zwischenauswertung des LFI5 (2018–2022) beträgt das Gesamtholzvolumen in der Schweiz 459 Millionen Kubikmeter, umgerechnet knapp ein halber Kubikkilometer. Davon entfallen 39 Millionen Kubikmeter oder rund 8 % auf tote Bäume. In der letzten Dekade (2015–2025) hat das Totholzvolumen um einen Drittel zugenommen.

Der Holzvorrat beträgt landesweit rund 420 Millionen Kubikmeter, was durchschnittlich 347 Kubikmeter Holz pro Hektare entspricht (Abb. 3). Seit dem LFI4 (2009–2013) ist der Vorrat gesamthaft gleich gross geblieben, dies jedoch bei regional unterschiedlichen Veränderungen. In den Alpen und auf der Alpensüdseite hat er um 7 % bzw. 12 % zugenommen, weil hier erstens weniger Holz genutzt wurde, als nachgewachsen ist, und weil zweitens der Wald auf aufgegebenem Kulturland neu eingewachsen ist. Im Jura (– 3 %) und im Mittelland (– 5 %) hat der Vorrat vor allem wegen erhöhter Mortalität der Bäume und Zwangsnutzungen abgenommen, die durch Trockenheit, Krankheiten oder Borkenkäferbefälle verursacht wurden.

Der Vorrat im Schweizer Wald besteht zu 68 % aus Nadelbäumen und zu 32 % aus Laubbäumen. Die Fichte stellt mit 42 % den höchsten Anteil (Abb. 4). Sie ist in allen Regionen ausser dem Jura die vorratsreichste Baumart. In den Alpen hat ihr Vorrat in der letzten Dekade um 6 % zugenommen, im Mittelland und im Jura hat er dagegen um 15 % bzw. 10 % abgenommen. Die Buche verzeichnet mit 18 % landesweit den zweithöchsten Vorratsanteil. Im Jura erreicht diese Baumart mit 31 % sogar am meisten Vorrat, wobei er hier um 7 % gesunken ist. Im Mittelland hat die Buche mit 26 % den zweithöchsten Vorratsanteil. Der Buchenvorrat ist auf der Alpensüdseite um 20 % und in den Alpen um 8 % angewachsen. Die Weisstanne hat mit 16 % Vorratsanteil landesweit den dritthöchsten Anteil. Vor allem im Jura und in den Voralpen ist ihr Holzvorrat verhältnismässig hoch. In den Voralpen und auf der Alpensüdseite hat der Tannenvorrat um 9 % bzw. 18 % zugenommen.

Landesweit kommt die Lärche bezüglich Holzvorrat mit 6 % Anteil an vierter Stelle. Sowohl auf der Alpensüdseite als auch in den Alpen hat ihr Vorratsanteil stark zugenommen. Der Bergahorn ist die einzige Baumart, die in allen Regionen eine signifikante Vorratszunahme von durchschnittlich 19 % verzeichnet hat. Landesweit weist das LFI für diese Baumart einen Vorratsanteil von 4 % aus. Damit ist der Bergahorn – zusammen mit der Esche – die Laubbaumart mit dem zweit­höchsten Vorratsanteil nach der Buche. Der Eschenvorrat (– 10 %) war aufgrund des Eschentriebsterbens stark rück­läufig. Noch geringer sind die landes­weiten Vorratsanteile weiterer Baumarten wie der Föhre und der Eiche mit 3 % bzw. 2 %. Die Edelkastanie wächst fast ausschliesslich auf der Alpensüdseite. Sie macht hier mit 13 % einen bedeutenden Anteil der Baumarten aus.

3) Kohlenstoffvorrat

Wälder spielen eine wichtige Rolle im globalen Kohlenstoff­kreislauf. Der in der Waldbiomasse gebundene Kohlenstoff (C) setzt sich aus dem Kohlenstoff in der Biomasse der lebenden Bäume, des Totholzes, der organischen Auflage und der Böden zusammen.

Gemäss verschiedenen Berechnungen speichert der Schweizer Wald rund 144 Millionen Tonnen Kohlenstoff in der Biomasse der lebenden Bäume. Dieser absolute Kohlen­stoffvorrat ist in der letzten Dekade nahezu konstant geblieben.

Bezogen auf die Fläche, sind in den lebenden Bäumen durchschnittlich 119 Tonnen Kohlenstoff pro Hektare (t C/ha) gespeichert (Abb. 6). Die Menge der lebenden Biomasse ist regional jedoch sehr unterschiedlich. Die Wälder mit dem grössten Kohlenstoffvorrat in der lebenden Biomasse relativ zur Fläche befinden sich in den Voralpen. Hier herrschen optimale Wachstumsbedin­gungen für den Wald. Und weil im steilen Gelände auch die Erntekosten oft hoch sind, wird tendenziell weniger Holz geerntet als zum Beispiel im Mittelland.

Im Totholz bleibt der Kohlenstoff gespeichert, bis das Holz vollständig abgebaut ist. Durchschnittlich sind darin rund 10 t C/ha gebunden. Der Totholzanteil hat in der letzten Dekade schweizweit um 38 % zugenommen.

Der grösste Kohlenstoffspeicher in den Wäldern ist der Boden. Eine Analyse von über 2000 Bodenprofilen, welche die heterogenen Standortverhältnisse in der Schweiz gut abbilden, hat ergeben, dass der mineralische Waldboden (inkl. organischer Auflage) mit durchschnittlich 140 t C/ha mehr Kohlenstoff speichert als die lebende Biomasse. Die Waldböden in der Schweiz enthalten zudem rund 50 % mehr Kohlenstoff als die Waldböden in anderen zentraleuropäischen Ländern. Die Ursachen dafür sind das kühle und feuchte Klima, die naturnahe Waldnutzung sowie das im europäischen Vergleich relative hohe Alter der Schweizer Wälder.

Waldbäume nehmen während ihres Wachstums CO2 aus der Luft auf und speichern den daraus gewonnenen Kohlenstoff in der Biomasse. Beim Abbau oder bei der Verbrennung der Biomasse wird wiederum CO2 gebildet und an die Atmo­sphäre abgegeben. Wenn ein Wald mehr CO2 aufnimmt, als er abgibt, ist er eine Kohlenstoffsenke. Im umgekehrten Fall ist er eine Kohlenstoffquelle. Die CO2-Bilanz eines Waldbodens und seiner organischen Auflage hängt von den klimatischen Gegebenheiten, von den Baumarten und von den physikalisch-chemischen Eigenschaften des Bodens ab.

4) Stickstoffbelastung

Dank zahlreichen Luftreinhaltemassnahmen sind die Schadstoffemissionen seit 1980 rückläufig. Trotzdem sind die Reduk­tionsziele für Emissionen von stickstoffhaltigen Luftschad­stoffen wie Ammoniak und Stickoxiden noch nicht erreicht. Heute stammen etwa zwei Drittel dieser Emissionen aus der Landwirtschaft und ein Drittel aus Verbrennungspro­zessen in den Bereichen Verkehr, Heizung und Industrie.

Stickstoff gelangt als Gas, in Aerosolen oder im Nieder­schlag gelöst in den Wald. Als Nährstoff fördert Stickstoff zunächst das Pflanzenwachstum, doch eine Überver­sorgung hat negative Auswirkungen auf den Wald. Die Stickstoffeinträge liegen in der Schweiz bei knapp 90 % der Waldfläche über den kritischen Belastungswerten (Abb. 8).

5) Zuwachs, Nutzung und Mortalität

Zuwachs, Nutzung und Mortalität sind wichtige forstliche Kenngrössen für die Beurteilung der Produktivität der Wälder und der Nachhaltigkeit des Ressourcenverbrauchs. Der Bruttozuwachs umfasst gemäss LFI die Volumenzunahme der lebenden Bäume, das Volumen der über die Kluppschwelle (12 cm) eingewachsenen Bäume und die modellierte Volumenzunahme der genutzten und der natürlich abgestorbenen Bäume, die nicht forstlich genutzt werden (Mortalität).

Der Nettozuwachs ist der Bruttozuwachs abzüglich des Volu­mens der natürlichen Mortalität. Demgegenüber steht die Nutzung, die gemäss LFI das Schaftvolumen einschliess­lich Stock und Rinde aller gefällten Bäume umfasst, auch wenn Teile des Schafts im Wald liegen bleiben. Nutzung und Mortalität zusammen werden auch als Abgänge bezeichnet.

Landesweit betrug der Bruttozuwachs in der Periode vom LFI4 (2009–2017) bis zum LFI5 (2018–2022) 10,6 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Er lag damit um 2,2 % tiefer als zwischen dem LFI3 (2004–2006) und dem LFI4, als sich der Bruttozuwachs auf 10,8 Mio. m3/Jahr belief. Vor allem im Jura (– 9,0 %) und im Mittelland (– 7,3 %) hat der Bruttozuwachs deutlich abgenommen.

Die letzte Dekade war geprägt von einer Zunahme der Mortalität. Sie stieg von 1,7 Mio. m3/Jahr auf 2,6 Mio. m3/Jahr und machte zuletzt bereits 24,7 % des Bruttozuwachses aus. Dementsprechend ist der Nettozuwachs landesweit um 12,8 %, von 9,1 Mio. m3/Jahr auf 8,0 Mio. m3/Jahr, gesunken. Im Jura hat sich die Mortalität mit + 129,6 % mehr als verdop­pelt. Deshalb hat der Nettozuwachs hier am meisten abge­nommen (– 28,1 %). Auch in den Alpen wurde eine Zunahme der Mortalität gemessen: + 25,6 %. 

Die Nutzung hat dagegen schweizweit leicht abgenommen und belief sich zuletzt auf 7,1 Mio. m3/Jahr. Bei der Esche mit 148,0 % haben Nutzung und Mortalität den Bruttozuwachs in der letzten Dekade deutlich überstiegen (Abb. 9). Auch bei der Fichte, der Föhre und der Edelkastanie übersteigen Nutzung und Mortalität den Bruttozuwachs, weshalb auch bei diesen Baumarten der Holzvorrat abgenommen hat.

Der Anteil der Zwangsnutzungen, also der Nutzungen, die ungeplant aufgrund von Störungen erfolgen müssen, ist gestiegen. In der Periode LFI3–LFI4 wurden durchschnittlich 1,1 Mio. m3/Jahr als Zwangsnutzung deklariert, was 13,9 % der gesamten Nutzung entsprach.

6) Artenvielfalt

Mit ihrer heterogenen Topografie und den grossen Höhen­unterschieden weist die Schweiz eine grosse Vielfalt an Standortbedingungen auf, was sich in einer artenreichen Pflanzenwelt widerspiegelt, so auch im Wald. Gegen 700 Gefässpflanzen gelten als typische Waldarten, darunter 39 einheimische Laub- und 7 Nadelbaumarten.

Drei Baumarten herrschen in den Schweizer Wäldern vor und stellen zusammen rund zwei Drittel der Bäume: die Fichte (36 %), die Buche (18 %) und die Tanne (11 %). Je nach Höhenlage und Region unterscheidet sich die Baumartenzusammensetzung jedoch wesentlich. So kommt etwa auf der Alpensüdseite die Kastanie mit einem Anteil von 15 % ebenfalls sehr häufig vor. 

Die Veränderung in der Zusammensetzung der Wald­bestände in der Schweiz hat verschiedene Gründe: die natürliche Sukzession, veränderte Klimabedingungen, Schadorganismen, Störungsereignisse und Waldbe­wirtschaftung. Während der Ahorn bei der Erhebung der Stammzahl zwischen dem vierten und dem fünften Landesforstinventar um 1,4 % pro Jahr und die Arve um 1,1 % pro Jahr zuge­nommen haben, hat die Fichte in dieser Periode um 0,5 % pro Jahr abgenommen (Abb. 10). Landesweit wurde bei der Esche, die unter dem Eschen­triebsterben litt, mit jährlich 2,2 % die grösste Abnahme verzeichnet.

Der Rückgang der Esche hat Konsequenzen für die Wald­wirtschaft und die Artenvielfalt. Denn diese Baumart bietet ein Habitat für viele Schnecken- und Insektenarten, vor allem aber für blütenlose Lebewesen (Kryptogamen) wie Moose, Flechten und Pilze. So können in der Schweiz rund 150 Moosarten, über 450 baumbewohnende Flechtenarten und gegen 850 saprophytische oder parasitierende Pilz­arten auf Eschen nachgewiesen werden.

Die Esche zeichnet sich unter den einheimischen Laubbäumen durch eine pH-neutrale Borke aus. Dies macht sie besonders für baumbewoh­nende Flechten zu einem bevorzugten Lebensraum. Die Folgen des grossflächigen Verlustes der Esche für die Entwicklung dieser Arten sind noch schwer abzuschätzen. Gesunde oder wenig befallene Eschen sollten erhalten und gefördert werden, um das Weitergeben einer möglicher­weise vorhandenen Resistenz gegen den Erreger des Eschentriebsterbens an künftige Baumgenerationen zu gewährleisten.

Der Artenreichtum im Wald ist im Verhältnis zu seiner Fläche überdurchschnittlich gross. Von rund 56’000 in der Schweiz nachgewiesenen Arten leben ca. 40 % im oder vom Wald. Der Anteil der Waldarten unterscheidet sich allerdings je nach Organismengruppe. Überdurchschnittlich hoch ist er mit jeweils über 80 % bei Fledermäusen, Bockkäfern (Abb 11), Grosspilzen und Flechten, wogegen der Waldanteil der einheimischen Gefässpflanzen mit weniger als 25 % deutlich geringer ist.

Von den rund 6000 in der Schweiz beschriebenen Grosspilzen werden 3650 Arten als Waldarten eingestuft. 428 Moos- und 130 Schneckenarten sowie 27 Arten von Tagfaltern und Widderchen werden regelmässig im oder am Wald nach­gewiesen. Obwohl im Wald der Anteil der gefährdeten Brutvogelarten mit 9 von 59 Arten deutlich tiefer ist als im gesamtschweizerischen Durchschnitt, gibt es Waldvo­gelarten, deren Population abnimmt, z. B. Waldschnepfe, Turteltaube, Grauspecht, Baumpieper, Waldlaubsänger und Zitronenzeisig.

Das Biodiversitätsmonitoring Schweiz (BDM) hat von 2000 bis 2020 eine kontinuierliche Zunahme der Artenvielfalt von Waldschnecken und Waldmoosen auf den untersuchten Waldflächen ausgewiesen. Bei den Waldschnecken hat sowohl die Anzahl der Arten als auch jene der Individuen zugenommen. Die Zunahme der Individuenzahl steht in direktem Zusammenhang mit dem Zuwachs des Totholzangebots. Die Artenvielfalt der Gefässpflanzen insgesamt hat sich dagegen nicht signifikant verändert. 

7) Totholz

Die quantitative Totholzentwicklung im Schweizer Wald ist insgesamt positiv. Gemäss dem LFI5 (2018–2022) hat sich das Totholzvolumen in der letzten Dekade in vielen Regionen vergrössert und beträgt heute im Durchschnitt 32 Kubikmeter pro Hektare. Im Mittelland, der totholzärmsten Region, gab es jedoch keine oder nur eine geringe Erhöhung (Abb. 12). Die Totholzmengen liegen dort in gewissen Regionen noch unter den vom Bund fest­gelegten minimalen Zielwerten von 20 m³/ha.

Die meisten xylobionten Arten benötigen grössere Mengen, nämlich 30–50 m³/ha in Eichen- und Buchenwäldern. Für die anspruchsvollsten Arten sind gar urwaldähnliche Totholz­mengen von über 100 m³/ha nötig. Deshalb haben unbewirtschaftete Wälder eine grosse Bedeu­tung für die xylobionte Artenvielfalt, insbesondere in totholz­ärmeren Regionen wie dem Mittelland. Dort sind gemäss LFI jedoch nur 3 % der Waldfläche unbewirtschaftet. Deshalb sind spezifische Massnahmen wie Naturwaldreser­vate, Altholzinseln und das Erhalten von Habitatbäumen bis zu ihrem Zerfall besonders wichtig.

Der Schweizer Wald ist arm an alten, dicken Bäumen, die Garanten für die Mikrohabitatvielfalt und das künftige Angebot von dickem Totholz sind. Es dauert Jahrzehnte, bis Bäume genügend dick werden und spezi­fische Mikrohabitate wie Mulmhöhlen ausbilden. Gemäss den Zwischenergebnissen des LFI5 gibt es je nach Region zwischen 0,3 und 3,7 Giganten pro Hektare. In Naturwäldern sind es etwa 10 bis 17 Giganten pro Hektare.

8) Waldreservate

Bund und Kantone beabsichtigen, bis ins Jahr 2030 10 % der Waldfläche als Reservate auszuscheiden, wobei je 5 % als Natur­waldreservate (NWR) und als Sonderwaldreservate (SWR) ausgewiesen werden sollen. Im Jahr 2022 entfielen gemäss Erhebungen des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) 4,16 % der landesweiten Waldfläche auf NWR und 3,18 % auf SWR (Abb. 14). Insgesamt belief sich der Anteil der Waldreservate damit auf rund 7,3 %.

Noch vor zwanzig Jahren machten die Waldreservate nur rund 2,5 % der Waldfläche aus. Diesbezüglich war die Waldreservatspolitik von Bund und Kantonen bisher sehr effektiv, wobei sich der Anteil von Region zu Region unterscheidet. So herrscht im Mittelland ein grösseres Defizit an geschützten Waldflächen als im Jura, in den Voralpen und in den Alpen.

Auch bezüglich der Grösse der Waldreservate wurden in der letzten Dekade deutliche Fortschritte erreicht. Mit 39 ausgeschiedenen Grossreservaten im Jahr 2022 wurde das ursprüngliche Ziel von mindestens 30 grossen Wald­reservaten mit einer Fläche von über 500 Hektaren bereits übertroffen. Allerdings sind auch hier grosse regionale Unterschiede zu verzeichnen. Vor allem im Mittelland ist es schwieriger, grosse Reservate zu schaffen, weil die Waldflächen tendenziell stärker fragmentiert sind und die Holznutzung aufgrund der besseren Erschliessung attraktiver ist.

9) Wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe

Das Gesamtergebnis der Schweizer Forstbetriebe hat sich zuletzt leicht verbessert. Dies ist massgeblich auf die ab 2021 deutlich gestiegenen Holzpreise zurückzu­führen. Insgesamt hat sich die wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe in der letzten Dekade allerdings kaum verändert. Die Betriebe sehen sich einerseits mit hohen Kosten und andererseits mit eher tiefen Holzerlösen konfrontiert. 

Gemäss der Schweizerischen Forststatistik betrugen die Kosten der Forstbetriebe 2021 in der Schweiz rund 590 Millionen Franken. Die Erlöse lagen bei rund 583,5 Millionen Franken. So hat sich ein Verlust von 6,5 Millionen Franken ergeben. Trotz des negativen Ergeb­nisses war dies eine deutliche Verbesserung. Zwischen 2010 und 2020 lag der durchschnittliche Verlust pro Jahr noch bei mehr als 41 Millionen Franken.

Die Kennzahlen 2021 aus dem forstwirtschaftlichen Test­betriebsnetz der Schweiz (TBN) – einer Stichprobe von 160 ausgewählten Forstbetrieben – zeigen, wie heterogen die finanzielle Lage der Forstbetriebe ist. Die Ergebnisse streuten innerhalb der gleichen Forstzone stark (Abb. 15). Dies deutet darauf hin, dass die finanziellen Ergebnisse nicht nur durch natürliche Einflussfaktoren wie z. B. die Topo­grafie bestimmt werden.

Die wichtigste Erlösposition der TBN-Forstbetriebe ist die Waldbewirtschaftung mit 51 %, die sich in die Holzerlöse (26 %), in öffentliche Förderungen und Abgeltungen der Schutzwaldbewirtschaftung (23 %) sowie in sonstige Erlöse aus der Waldbewirtschaftung (2 %) aufteilt. Weitere Erlös­quellen der Forstbetriebe sind die Dienstleistungen mit 35 % und der Sachgüterverkauf mit 14 %. Ökosystemleistungen, die nicht explizit durch die öffentliche Hand bestellt sind, wie z. B. Erholungsleistungen, können hingegen vielerorts nach wie vor kaum in Wert gesetzt werden.

10) Förderung der Waldwirtschaft durch den Bund

Im Gegensatz zu den sehr stabilen Kernelementen der Waldpolitik wie dem Walderhaltungsgebot entwickelt sich die Waldförderpolitik dynamisch. Anfänglich beschränkte sich die Förderpolitik auf Aufforstungen, Verbauungen und forstliche Infrastrukturanlagen wie Waldstrassen.

Mitte der 1980er-Jahre folgten Beiträge für die Bewirtschaftung der Gebirgswälder, und kurze Zeit danach wurden im Kontext der Debatte um das Waldsterben die Förderbeiträge auf sämtliche Wälder der Schweiz ausgeweitet. Dadurch sind die Bundesbeiträge erheblich ange­stiegen, zeitweise auf jährlich über 300 Millionen Franken in den Jahren nach den verheerenden Sturmereignissen Vivian (1990) und Lothar (1999).

Die «Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen» (NFA) im Jahr 2008 bedeutete die Abkehr von der kostenorientierten hin zur leistungsorientierten Vergabe der Bundesbeiträge für die Förderung der Waldbewirtschaftung.

Die Förderung des Waldes (Abb. 17) setzt sich aus den drei Programmen «Schutzwald», «Waldbiodiversität» und «Waldwirtschaft» sowie den «übrigen Beiträgen» zusammen. Zu den Bundesbeiträgen für die Waldwirtschaft zählen auch die Investitionskredite zur Verbesserung von Betriebsstrukturen und Arbeitsver­fahren, die eine grosse Bedeutung insbesondere bei der Bewältigung der Auswirkungen des Sturms Lothar hatten. Neben der Förderung des Waldes wird der Schutz vor Naturgefahren wie Rutschungen, Steinschlägen und Lawinen über das Programm «Schutz­bauten und Gefahrengrundlagen» unterstützt.

Die seit 2008 steigenden Bundesbeiträge zeigen, dass Politik und Gesellschaft gewillt sind, die Waldwirtschaft in ihren Bestrebungen zur Erhaltung des Waldes und seiner vielfältigen Leistungen unter den erschwerten Bedin­gungen des Klimawandels zu unterstützen.

Ausführliche Informationen zu diesen und vielen weiteren Themen finden Sie im kompletten Waldbericht 2025 (PDF).

(TR)