Entstehungsgeschichte
Bis zum Jahr 1887 gab es in der Schweiz keine systematischen Erhebungen über den Wald bzw. die Forstwirtschaft. Aufgrund dessen konnten konkrete Entwicklungen der Forstbranche sowie der wirtschaftlichen Situation nicht dargestellt und beurteilt werden. Aus diesen Gründen wurde die FS im Jahr 1887 eingeführt.
Organisation der Datenerhebung
Verantwortlich für die FS ist das Bundesamt für Statistik (BFS). Die Datenerhebung erfolgt in Zusammenarbeit mit den kantonalen Forstämtern. Ergänzend zur FS werden via das Forstwirtschaftliche Testbetriebsnetz (TBN) detaillierte betriebsökonomische Daten erhoben (Vollkostenrechnung), die eine detaillierte Beurteilung der Kosten- und Leistungssituation der Forstbetriebe erlauben. Die Daten der FS sind zudem eine wichtige Grundlage für die Forstwirtschaftliche Gesamtrechnung (FGR).
Erhebungsmethodik und Erhebungsmerkmale
Bei der FS handelt es sich um eine jährliche Vollerhebung bei ca. 240’000 öffentlichen und privaten Waldeigentümern der Schweiz (Forstbetriebe und Kleinwaldbesitzende).
Als "Forstbetriebe" gelten neben einzelnen Waldeigentümer/innen auch Zusammenschlüsse von mehreren WaldeigentümerInnen, die ihre Waldflächen gemeinsam bewirtschaften. Die Bewirtschaftungseinheiten müssen zudem über eine minimale Waldfläche sowie eine über die bewirtschaftete Fläche konsolidierte Rechnung verfügen. Die detaillierte Definition ist in Tabelle 1 ersichtlich.
Kriterien | Bescheibung/Bemerkung | Massgrössen |
1) Besitz- oder Verfügungsrechte | Unter Besitz- oder Verfügungsrechte wird die Planungs- und Nutzungskompetenz in der biologischen und technischen Produktion verstanden Arbeiten mehrere Waldbesitzer bei der Pflege und Nutzung ihrer Waldflächen zusammen, gilt die gemeinsame Betriebseinheit als Forstbetrieb, wenn ihr (durch Vertrag, Statuten, Satzungen, Beschluss …) die für die Pflege und Nutzung nötigen Besitz- oder Verfügungsrechte übertragen wurden. | Dauer des Verfügungsrechts ≥ 1 Jahr |
2) Minimale Waldfläche | Die durch diese Besitz- oder Verfügungsrechte definierte produktive Waldfläche einer Betriebseinheit hat mindestens den für die jeweilige Forstzone festgelegten Grenzwert | Jura: ≥ 200 ha |
3) Konsolidierte Rechnung | Eine Betriebseinheit gilt als Forstbetrieb, wenn die Rechnung der einzelnen Betriebsteile für den Gesamtbetrieb (über die gesamte bewirtschaftete Waldfläche) konsolidiert werden und eine gemeinsame Rechnung geführt wird. Dies kann über eine Finanz- oder Betriebsbuchhaltung erfolgen. Werden mehrere unabhängige Rechnungen für einzelne Betriebsteile geführt, müssen sie auf Stufe Gesamtbetrieb zusammengeführt werden. | Gesamtrechnung über die ganze Waldfläche mit Besitz- oder Verfügungsrecht ist vorhanden |
Aufgrund der schweizerischen Waldeigentümerstrukturen (71% öffentlicher Wald) sowie der statistischen Definition eines "Forstbetriebs", handelt es sich bei den Schweizer Forstbetrieben fast ausschliesslich um öffentliche Betriebe. Erfüllt eine Bewirtschaftungseinheit die Mindestkriterien eines «Forstbetriebs» nicht, gilt sie als Kleinwald. Der Kleinwald wird weiter in öffentlichen und privaten Kleinwald unterteilt. Entsprechend dieser Einteilung werden die Bewirtschaftungseinheiten mit unterschiedlichen Fragebogen befragt (Tab. 2). Um die Belastung der Befragten zu minimieren, werden bei den Kleinwaldbesitzenden keine Finanzdaten erhoben.
Fragebogen | Merkmale | Parameter | ||
A | B | C | ||
1 Betriebsmerkmale | Forstzone, Kanton, Gesamtwaldfläche, produktive Waldfläche, zertifizierte Waldfläche, Jahreshiebsatz, Eigentümerstrukturen (öffentlich, privat), Rechtsform, Organisationsform, Flächenanteil mit Steuerhohheit | |||
2 Holzernte | Holzernte Nadel- und Laubholz nach Holzsortiment: Stammholz, Industrieholz, Energieholz, übrige | |||
3 Pflanzungen | Anzahl Pflanzen Nadel- und Laubholz | |||
4 Betriebserträge | Holzerträge, übrige Erträge (Arbeiten für Dritten, Arbeiten für das eigene Gemeinwesen, Christbaumkulturen usw.) Beiträge von Bund und Kantonen, Beiträge von Gemeinden und von Dritten | |||
5 Betriebsaufwände | Personalaufwand, Unternehmerleistungen Waldbewirtschaftung, Abschreibungen, übrige Betriebsaufwände (Material, Mieten, Versicherungen usw.) | |||
6 Einnahmen für Investitionen | Beiträge von Bund und Kantonen, Beiträge Gemeinden und von Dritten, übrige Einnahmen (Desinvestitionen) | |||
7 Ausgaben für Investitionen | Erschliessungsanlagen (inkl. Verbauungen), Wirtschaftsgebäude, Maschinen, übrige Investitionen (Betriebspläne, Aufforstung und Wiederaufforstung, |
Auswertung
Für die erfassten Merkmale werden Summenwerte für jede der Erhebungskategorien (Forstbetriebe, öffentlicher Kleinwakd und Privatwald) pro Kanton, Forstzone (Jura, Mittelland, Voralpen, Alpen, Alpensüdseite) sowie für die Schweiz gebildet.
Struktur der Schweizer Waldwirtschaft
Waldeigentümer
Die Schweizer Waldfläche bedeckt mit 1.27 Mio. ha rund einem Drittel der Landesfläche. Diese gehört mehrheitlich öffentlichen Waldeigentümern, die mehr als zwei Drittel der gesamten Waldfläche der Schweiz bewirtschaften (Abb. 1). Dazu zählen der Bund, die Kantone, politische Gemeinden, Burger- und Bürgergemeinden, Korporationen, Genossenschaften sowie weitere öffentliche Eigentümer wie Kirchen, Stiftungen usw. Die privaten Waldeigentümer bewirtschaften knapp ein Drittel der Waldfläche. Diese setzen sich aus Einzelpersonen, privaten Genossenschaften Korporationen und Bäuerten, privaten Stiftungen, privaten Vereinen sowie weiteren privaten Organisationen zusammen.
Anzahl und Grösse der Forstbetriebe
2019 existieren 672 Forstbetriebe in der Schweiz (Abb. 2). Durchschnittlich bewirtschaftet ein Forstbetrieb 999 ha produktiven Wald. 39% der Betriebe bewirtschaften eine Waldfläche von <500 ha, 30% eine solche von 500 - 999 ha, 19% verfügen über eine Fläche von 1000 - 1999 ha und 11% der Forstbetriebe bewirtschaften eine Waldfläche von > 2000 ha (Abb. 2).
Holzernte
Laub- und Nadelholzernte
In der Schweiz wurden 2019 4.6 Mio. Festmeter Holz eingeschlagen. Davon sind 68% Nadelholz (3.1 Mio. Fm) und 32% Laubholz (1.5 Mio. Fm; Abbildung 3). Am meisten Holz wird im Schweizer Mittelland genutzt. Naturbedingt befinden sich dort auch die Waldstandorte mit den höchsten Zuwächsen (LFI 4).
Holzsortimente
Das wichtigste Holzsortiment ist mit 43% Nadelstammholz gefolgt von Laubenergieholz, das 24% der Holzernte ausmacht (Abbildung 4). Auch Nadelenergieholz hat mit einem Anteil von 18% an der Gesamtnutzung eine gewisse Bedeutung. Industrieholz ist sowohl beim Nadel- und Laubholz mit 7% respektive 4% eher von geringer Bedeutung.
Abb. 4 – Laub- und Nadelholzernte nach Sortimenten in der Schweiz 2019.
Wirtschaftliche Situation der Forstbetriebe
Seit Beginn der Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts ist der Nettounternehmensgewinn der Forstbetriebe in der Schweiz negativ. Hauptverantwortlich dafür sind die Verluste in der Waldbewirtschaftung. Die Schweizer Forstbetriebe weisen 2019 einen Nettounternehmensverlust von rund 41 Mio. CHF aus (Abb. 5).
Abb. 5 – Einnahmen und Ausgaben der Schweizer Forstbetriebe > 50 ha im Gesamtbetrieb 1980 – 2019. Einnahmen: Hauptbetrieb ohne Beiträge; Gesamtbetrieb mit Beiträgen.
Betriebserträge und Aufwände
Die Einnahmen der Forstbetriebe im Jahr 2019 belaufen sich auf 533 Mio. CHF. Wichtigste Einnahmequelle der Betriebe sind die Holzerträge mit 37%. Mit ebenfalls 37% sind auch die übrigen Erträge bedeutend (z.B. Arbeiten für Dritte oder Energieholzproduktion). Die öffentlichen Beiträge, z.B. für die Schutzwaldpflege, machen gut einen Viertel (26%) der Einnahmen der Forstbetriebe aus (Abb. 6).
Die Ausgaben von 576 Mio. CHF übersteigen die Einnahmen der Betriebe. Mit 41% ist der Personalaufwand bei den Ausgaben bedeutend. 26% der Ausgaben entfallen auf Unternehmerleistungen in der Waldbewirtschaftung (Holzeinschlag und Rückearbeiten). Der übrige Betriebsaufwand macht einen Anteil von 28% der Ausgaben der Forstbetriebe aus (Abb. 6).
Abb. 6 – Einnahmen und Ausgaben der Forstbetriebe in der Schweiz im Jahr 2019.
Investitionen
Die Forstbetriebe haben 2019 Investitionen in Umfang von rund 60 Mio. Franken getätigt. Dank öffentlichen Beiträgen (27 Mio. CHF) und Erlösen aus Desinvestitionen (1 Mio. CHF) belaufen sich die Nettoinvestitionen der Forstbetriebe 2019 auf rund 32 Mio. CHF (Abb. 7).
Bedeutend im Bereich der Investitionen sind die Erschliessungsanlagen (53%). Die weiteren Investitionen teilen sich auf die Wirtschaftsgebäude (13%), Maschinen (29%) sowie auf die übrigen Investitionen (6%) auf.
Abb. 7 – Investitionen der Forstbetriebe in der Schweiz in der Schweiz im Jahr 2019.
Weiterführende Informationen
Eine detailliertere Darstellung der Waldeigentümerstrukturen, der Holzernte, der Pflanzungen und den Finanzdaten der Forstbetriebe sind auf der interaktiven Statistikdatenbank «STAT-TAB» des BFS online verfügbar. Eine Vielzahl von Kennzahlen der FS können zudem der Taschenstatistik «Forstwirtschaft der Schweiz» des BFS entnommen werden.
Eine detailliertere Darstellung der Kosten- und Leistungssituation der TBN-Betriebe sowie eine umfassende Interpretation der Ergebnisse der Jahre 2008 - 2019 kann den TBN-Publikationen von Bürgi et al. (2021, 2018, 2015 und 2012) entnommen werden. Eine Vielzahl an Kennzahlen aus dem TBN sind auf der interaktiven Statistikdatenbank «STAT-TAB» des BFS online verfügbar.
Detaillierte Ergebnisse FS
Literatur