Aufbauend auf Österreichs Waldkarte und Daten der Waldinventur hat das BFW nun neben einer Karte von Baumartenmischungen und Schlagflächen eine Karte des stehenden Vorrats mit der gleichen Methodik erstellt.
Grundlagen zur Erstellung der Vorratskarte sind neben den Bildern des Satelliten Landsat ETM 7 die Vorratsdaten der ÖWI 2000/02, die während der letzten Inventurperiode erhoben wurden. Ausgehend von diesen Daten werden nun mit der Satellitenbildinformation Vorratswerte flächendeckend für den gesamten Wald Österreichs geschätzt. Die Probeflächen der ÖWI dienen dabei als "Lerndaten" für ein System, das Pixel für Pixel den Vorrat/ha ermittelt. Für den Wald Österreichs geschieht dies bei einer Pixelgröße von 30 x 30 m rund 45 Millionen mal.
Erst viele Pixel ergeben ein Bild
Diese pixelweisen Ergebnisse zum Vorrat dürfen jedoch nicht überinterpretiert werden. So wäre es zum Beispiel falsch, daraus zuverlässige Werte für einzelne Bestände zu erwarten. Schon gar nicht darf das Ergebnis eines einzelnen Pixels interpretiert werden. Die Aussagekraft dieses Systems liegt in der Zusammenschau einer Vielzahl von Pixelergebnissen.
Die Waldinventur wertet traditionell auf Grund der Probeflächenverteilung die Ergebnisse der Felderhebungen auch für Bezirksforstinspektionen (BFI) aus. Damit ist sie aber an der Grenze des statistisch Zulässigen angelangt. Diese BFI-Ergebnisse sind mit einer sehr hohen statistischen Unsicherheit belastet. Die neuen Auswertungen mit der zusätzlichen Information vom Satelliten verringern diese Unsicherheit nun deutlich. Das genaue Ausmaß dieser Verringerung können wir derzeit noch nicht angeben, Abbildung 2 zeigt diese Verringerung daher nur grob angeschätzt.
Abbildung 2: Der Vergleich der klassischen BFI-Ergebnisse aus Felderhebungen mit der satellitengestützten Auswertung, beispielhaft für Teile der Steiermark, zeigt die Verkleinerung des Unsicherheitsbereiches durch die neue Methodik
Das alleine wäre wahrscheinlich den getätigten Aufwand nicht Wert. Mit der Vorratskarte können aber auch Ergebnisse für kleinere Einheiten wie etwa für Gemeinden geschätzt werden. Dies gilt nicht nur für die Hektarvorräte, sondern auch für den Gesamtvorrat. Dieser kann dann darüber hinaus noch in die vier Baumartengruppen Nadelholz, Laubholz und zwei Mischtypen aufgeteilt werden. So eine Auswertung zeigt die Abbildung 3 für das Burgenland beispielhaft für Nadelholz.
Abbildung 3: Gegenüberstellung von Hektar- und Gesamtvorräten für Nadelholz für einzelne Gemeinden im Burgenland
Was kann die Vorratskarte noch?
Mit relativ großer Genauigkeit erfolgt die Auswertung nach vier Baumartengruppen Nadelholz, Nadel-/Laubmischwald, Laub-/Nadelmischwald und Laubwald. Grund für die qualitativ guten Ergebnisse ist die deutliche Trennung dieser Baumartengruppen im Infrarotkanal von Landsat.
Auch wenn die ersten Ergebnisse aus dem ÖWI-Satellitenbildprojekt jetzt schon publik gemacht werden, sind Verbesserungen geplant. Die komplexen Methoden, die hinter solchen Auswertungen stehen, werden am BFW laufend weiterentwickelt. Dabei kann die ÖWI auf nationale (BOKU, Institut für Vermessung, Fernerkundung und Landinformation) und internationale Partner zählen. Die angewandten Methoden wurden ausgehend von der finnischen Waldinventur entwickelt. Die gute internationale Verflechtung des Institutes für Waldinventur, welches das Netzwerk aller europäischen Waldinventuren leitet, ermöglicht hier Kooperationen mit kompetenten Partnern in Europa.
Das bedeutet, dass sich die Ergebnisse für den Vorrat in nächster Zeit noch leicht verändern werden. Trotzdem werden sie demnächst sowohl auf der Homepage des BFW als auch im WEB GIS des LFRZ zur Verfügung gestellt werden. Damit sollen die Aktivitäten im Rahmen der Holzmobilisierung unterstützt werden, unter der Voraussetzung, dass die genannten Grenzen der Aussagekraft berücksichtigt werden.
In Zukunft sind auch Verfeinerungen der Aussagekraft der Vorratskarte geplant, indem sie mit der digitalen Katastermappe und Grundstücksdaten verschnitten wird. Die Auswertungen zielen hier auf den Kleinwald ab, wo die Eigentumsstruktur feiner erfasst werden soll, als das bislang mit der ÖWI-Waldbesitzkategorie bis 200 Hektar möglich war. So eine Auswertung muss selbstverständlich Datenschutzaspekte berücksichtigen. Darüber hinaus laufen am Institut für Waldinventur in Kooperation mit der TU-Wien erste Auswertungen von Laserscannerdaten, die sehr viel versprechende Ergebnisse erwarten lassen.
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Abbildung 4: Erste viel versprechende Ergebnisse mit Laserscanning-Daten