2018 stand im Zeichen des europäischen Jahres des kulturellen Erbes. Es soll Menschen dafür begeistern, sich mit Kulturgütern zu beschäftigen. Nun haben sich das Institut für Naturgefahren und der Fachbereich Klima des BFW im Rahmen eines europäischen Projekts zum Ziel gesetzt, österreichische Kulturgüter vor Naturgefahren zu schützen. Wenn es in Österreich um die Rettung von Leben geht, dann gibt es sehr genau erarbeitete Pläne, um Menschen und Tiere etwa vor Wasser, Feuer oder Schnee zu schützen. Durch das enge Netz der engagierten Freiwilligen Feuerwehr, Bundesheer und Rettung kann man damit rechnen, innerhalb kurzer Zeit Hilfe zu bekommen. Der Leitspruch lautet dabei, dass die Rettung von Leben immer an erster Stelle steht.
Was aber passiert mit den Kulturgütern, die bei den Einsätzen womöglich zu Schaden kommen? Versicherungen können im Normalfall den materiellen Schaden, nicht aber den ideellen decken. Das Bundesdenkmalamt ist in Österreich für den Schutz von Kulturgütern zuständig. Sie hat das Mandat, Bestandsaufnahmen und Voruntersuchungen durchzuführen und für den Erhalt von denkmalgeschützten Gebäuden und deren baulichen Veränderungen zu sorgen. Diese Daten sind von Expertinnen und Experten solide erarbeitet und langfristig archiviert, gelangen bei Rettungseinsätzen allerdings oft nicht zeitgerecht zu jenen, die an Ort und Stelle die Katastrophen bekämpfen – dort, wo jede Minute zählen kann.
Risiken einschätzen
Historische Ritterrüstungen im Schloss Ambras in Innsbruck
Stift Dürnstein in der Wachau
Cheers, die Abkürzung für Cultural Heritage Risks and Securing Activities, ist ein von der EU cofinanziertes Interreg-Alpine-Space-Projekt. Mittel kommen auch vom europäischen Fonds für ländliche Entwicklung. Es soll das Wissen von Bundesdenkmalamt und Rettungseinheiten in Form von operativen Strategien integrieren, damit Einsatzkräfte auch im Hinblick auf wertvolle Kulturgüter handeln können. Insgesamt sind am Projekt elf Forschungseinrichtungen und 30 Institutionen unter der Leitung der italienischen Lombardy Foundation for the Environment beteiligt. Italien, Deutschland, Slowenien, Schweiz, Frankreich und Österreich, sie alle wollen künftig ihre Kulturgüter vor Katastrophen schützen.
Robert Jandl, Klimaexperte am BFW, arbeitet gemeinsam mit Naturgefahren-Fachmann Karl Kleemayr, Bodenexpertin Cecilie Foldal sowie Kollegen des Austrian Institue of Technology am Projekt. "Erster Schritt ist, dass wir repräsentative mobile und immobile Kulturgüter aussuchen und auf Grundlage von Gefahrenzonenplänen und naturräumlichen Daten das Risiko für deren Gefährdung beurteilen", erläutert Jandl. Dabei werden die Folgen des Klimawandels, der zu einer geänderten Gefahrensituation führt, auf der Grundlage von Klima-Simulationen mitgedacht.
Ausgewählte Schätze
"Hofburg und Franziskanerkirche in Innsbruck", gemalt von Jakob Alt (1845)
Ehemaliges Serviten-Kloster Schönbühel in der Wachau.
In Österreich sind dies die Hofburg und Schloss Ambras in Innsbruck sowie das Ensemble des Stiftes Dürnstein in der Wachau. "Wir suchen noch ein weiteres Objekt. Wir möchten eigentlich das typische kleine Kircherl am Land, das für die Leute so wichtig ist", fasst Jandl die Suche nach einem geeigneten Forschungsobjekt zusammen. Schritt zwei wird sein, dass man gemeinsam mit Eigentümern, Verwaltern und Behörden abklärt, ob es bereits Maßnahmen der Evakuierung gibt und ob diese vielleicht nicht nur in der Theorie funktionieren. Praxistauglichkeit ist gefragt.
Das Ziel sind Pläne, die in Schulungsunterlagen für Rettungshelfer fließen. Die Ergebnisse sollen für möglichst viele Krisensituationen anwendbar sein. "Es ist ein Beitrag zur Eigenvorsorge, da nicht immer mit behördlichen Zuständigkeiten gerechnet werden kann", gibt Jandl zu bedenken. Innerhalb von drei Jahren werden dann Best-Practice-Modelle geschaffen, die in Folge jeweils bundesweit oder auch grenzübergreifend zum Einsatz kommen sollen. Dann, wenn etwa wieder Brände oder Folgen von Unwettern den heiligen Antonius oder gar den heiligen Florian bedrohen.
Kleine Heiligenkunde
Der heilige Antonius (aka Antonius von Padua, 12. Jhdt) ist zuständig für alle, die etwas verloren haben und predigt notfalls vor Fischen, wenn die Leute nicht in die Kirche gehen.
Er ist nicht zu verwechseln mit Antonius dem Großen (Ägypten, 3. Jhdt), der Eremit war und eine Zeitlang asketisch in der Wüste lebte. Er wird manchmal mit einem Schwein gezeigt, das für die Versuchung steht.
Der heilige Florian (aka Florian von Lorch, 3. Jhdt) hilft jenen, die Feuer bekämpfen und ist daher auch der Schutzpatron der Feuerwehr.