Die bei Passau in die Donau mündende Ilz wird wegen ihrer schwärzlichen Farbe auch als die "schwarze Perle des Bayerischen Waldes" bezeichnet. Die Naturfreunde Deutschlands und der Deutsche Anglerverband ernannten sie zur Flusslandschaft des Jahres 2002/2003. Mit diesem Titel soll die landschaftliche Schönheit des Ilztales herausgestellt und die Leistungen der Bevölkerung gewürdigt werden, die bislang zum Schutz der Ilz ergriffen wurden. Die Auszeichnung enthält aber auch die Verpflichtung, Gewässerqualität und Ökosystem weiter zu verbessern. Der Titel wird auf zwei Jahre vergeben, um eine optimale Umsetzung geplanter Vorhaben zu ermöglichen. Die Ilz ist jedoch nicht nur wasserwirtschaftlich und ökologisch interessant. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert wurde auf der Ilz Holz getriftet und in die großen Städte an der Donau verbracht.

Ökologische Bedeutung der Ilz

Das Einzugsgebiet der Ilz erstreckt sich von der Mündung bei Passau bis zu den Höhen des Nationalparks Bayerischer Wald. Es weist einen Höhenunterschied von über 1.000 Metern auf. Die Quellflüsse Kleine und Große Ohe sowie die Mitternacher Ohe entwässern den Nationalpark und fließen südlich von Grafenau zur eigentlichen Ilz zusammen. Weil die Ilz Hochmoore und Fichtenwälder durchfließt, ist ihr Wasser bräunlich bis schwärzlich gefärbt. Es ist weich, da es kristalline Gneise und Granite durchsickert.

Der Gesteinswechsel zwischen Granit und Gneis ist auch die Ursache für das Entstehen eindrucksvoller Schluchten. Der Pfahl, eine geologische Störung, der das Einzugsgebiet von Südost nach Nordwest durchzieht, führt zu markanten Flussablenkungen. Der kleinere Aicha-Halser Nebenpfahl bei Passau ist verantwortlich für die berühmten Halser Ilzschleifen sowie für den Verlauf der Donau bis weit nach Österreich hinein.

Die besondere ökologische Bedeutung des Ilztales liegt in seiner Funktion als Verbindungsachse zwischen den Lebensräumen im Inneren Bayerischen Wald und dem Donautal. In der Ilz und ihren Quellflüssen halten sich mindestens 32 Fischarten auf. Die Artenzahl nimmt naturgemäß von den Quellen zum Unterlauf zu. Nasen, Barben, Neunaugen und andere Fischarten leben dauernd in der Ilz. Zander, Äsche und Flussbarsch sind Donaufische, die die Ilz als Laichgewässer nutzen. In der Ilz findet sich auch heute noch die Flussperlmuschel. Allerdings ist ihr Bestand trotz zahlreicher Artenhilfsmaßnahmen rückläufig.

Transportwesen in früherer Zeit

Weil Holz ein sperriges Transportgut ist, war in der vormotorisierten Zeit der Wasserweg die einzige Möglichkeit, Brenn- und Bauholz über große Distanzen zu transportieren. Wird das Holz ungebündelt auf dem Wasserweg verfrachtet, spricht man von Trift, werden Stämme zusammengebunden, spricht man von Flößerei. Geflößt wurde aber nur auf den größeren Flüssen wie Main, Isar oder Donau.

Den im 18. Jahrhundert noch unbesiedelten und holzreichen Höhenzügen des Bayerischen Waldes lagen die bevölkerungsreichen Städte auf den fruchtbaren, aber waldarmen Gäuböden des Donautales zu Füßen. Was lag also näher als einen Ausgleich zwischen Überschussgebiet und Mangelregion zu schaffen? Weil mit einer solchen Ressourcenverschiebung ein Geschäft zu machen ist, begannen ab 1729 die Passauer Fürstbischöfe an der oberen Ilz die Gewässer triftmäßig auszubauen.

Ausbau der Ilz

Das Wasser der Bäche und Flüsse wurde gefasst, der Ausbau immer mehr in den Bayerischen Wald hineingetrieben. Bäche wurden bis zu den Einschlagsorten ausgebaut und dazwischen Querkanäle errichtet, um möglichst viel Wasser zu fassen. Das Holz wurde im Sommer geschlagen und während der Schneeschmelze über die dann wasserreichen Flüsse als Blochholz oder Scheitholz zu Tal befördert. Für die Trift vom Inneren Bayerischen Wald bis nach Passau war mit etwa sechs Wochen zu rechnen.

Immer Ärger mit Bayern

Weil die fürstbischöflich-passauische Trift auch Flussabschnitte passierte, die zu Kurbayern gehörten, kam es immer wieder zu Reibereien zwischen Fürstbistum und Kurfürstentum. Als Ausgleich hatten die Passauer jährlich 1.600 Klafter Brennholz (1 Klafter = 3,1 Raummeter) zu einem Vorzugspreis an das Brauhaus im bayerischen Hals zu liefern. Dennoch gingen die Streitereien weiter bis zur Auflösung des Fürstbistums.

Um 1750 waren alle Bäche im Einzugsbereich der Ilz erschlossen. Die damals noch vorhandenen Urwälder wurden zunächst von den Einhängen der Bäche her in Form von Kulissenhieben genutzt.

An der Ilzmündung bei Passau wurde das Holz mit einem quer zum Fluss schwimmenden Rechen aufgefangen. Während der Triftsaison zogen bis zu 500 Arbeiter die Scheite aus dem Wasser und luden es auf Lastkähne, sogenannte Kelheimer, die das nasse Holz zum Trocken zu Holzhöfen brachten. Das trockene Holz wurde dann erneut auf Schiffe verladen und donauabwärts in die großen Städte Österreichs transportiert. Um 1775 wurden so jährlich an die 20.000 Klafter Brennholz von Passau nach Wien verschifft.

230 km ausgebaute Triftwege

Während der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert kam die Trift wegen der großen politischen Umwälzungen und der vielen Kriege fast zum Erliegen. In königlich bayerischer Zeit wurde sie wieder aufgenommen und gelangte zu nie vorher da gewesenen Ausmaßen. Die bayerische Forstverwaltung, der die Passauer Triftanlagen übertragen wurden, baute das Triftsystem auf 230 km Länge aus. Jährlich wurden bis zu 100.000 fm verfrachtet.

Im 19. Jahrhundert wurden im ganzen Bayerischen Wald Klausen gebaut, in denen das Wasser gestaut wurde, um das Holz mit einem Schwall in die größeren Vorfluter Ilz und Regen zu schwemmen. Das machte die Trift unabhängiger von der Schneeschmelze. Zwischen Lusen und Rachel ist z. B. noch die Martinsklause erhalten.

Unter Ludwig I. wurde bei Hals (heute Stadtteil von Passau) ein Trifttunnel gebaut, der die Ilzschleife bei Hals abkürzt und die Triftzeit um eine ¾ Stunde verringerte (Abb. 2). Außerdem konnten so Triftschäden an Mühlen und sonstigen Wasserbaueinrichtungen in Hals vermieden werden. Dort verkeilte sich das Holz wegen der engen Schleife besonders gern. Das Holz wurde an einer Sperre vor dem Tunnel gestaut und in Teilmengen Richtung Passau abgelassen, wo es herausgefischt wurde. Der heute noch begehbare Tunnel ist 115 m lang.

Ende der Trift

Die Triftmengen gingen gegen Ende des 19. Jahrhunderts zurück, weil immer mehr Holz mit der Eisenbahn aus dem Wald gebracht wurde (die Eisenbahnlinien Freyung-Passau und Deggendorf-Zwiesel wurden 1890 errichtet). In die Städte wurde weniger Brennholz geliefert, weil man dort inzwischen Steinkohle verheizte. 1877 wurde das letzte Passauer Brennholz nach Wien auf der Donau transportiert.

Mehr als ein Jahrhundert waren Trift und Holztransport auf den Flüssen entscheidend für die Energieversorgung der wachsenden Städte.

Heute wird die Trift nur noch bei historischen Vorführungen ausgeübt. So zeigte das Forstamt Kötzting im August 2003 vor großem Publikum eindrucksvoll, wie auf dem Regen einst getriftet wurde (siehe Kasten "Flößerei in Kötzting").

Literatur

Butz, L.; Eden, D.; Feuchtgruber, J. (2002): Die Ilz - Flußlandschaft des Jahres 2002/2003. Der Bayerische Wald, Zeitschrift für naturwissenschaftliche Bildung und Forschung im Bayerischen Wald., Jg. 16, Nr. 1+2, Passau, S. 4-7

Deichner, O.; Schmidt, H.; Foeckler, F.; Herrmann, T. (2002): Die Ilz - Zustand und Entwicklungsmöglichkeiten des Flussmündungsabschnitts in Passau. Der Bayerische Wald, Zeitschrift für naturwissenschaftliche Bildung und Forschung im Bayerischen Wald., Jg. 16, Nr. 1+2, Passau, S. 8-21

Gleißner, R. (1983): Die Entwicklung von Holznutzung und Holztransport im Ilzgebiet unter besonderer Berücksichtigung der Forstwirtschaftspolitik im 19. und 20. Jahrhundert. Typoskript, Holzknechtmuseum Ruhpolding, 188 S.

Ergänzung

  • Der Ilz folgten bei der "Natur des Jahres" die nachstehenden Flusslandschaften:
  • 2004 / 2005: Die Havel
  • 2006 / 2007: Die Schwarza
  • 2008 / 2009: Die Nette
  • 2010 / 2011: Die Emscher
  • 2012 / 2013: Die Helme
  • 2014 / 2015: Die Argen
    2016 / 2017: Die Trave