Abb. 2 - Die KAT-Ausrüstung.
Abb. 3 - Schritt 1: Das Anschlagseil wird um den Stammfuss ausgelegt und mittels Schäkel zu einer Schlinge verbunden. Der zweite Schäkel stellt die Verbindung zum Windenseil her
Abb. 4 - Schritt 2: Mit der Anschlagkralle wird das Seil entgegen der Fällrichtung in der gewünschten Höhe fixiert.
Abb. 5 - Schritt 3: Mit dem Einziehen des Windenseiles schliesst sich die Seilschlinge.
Abb. 6 - Schritt 4: Merke: Stets den korrekten Verlauf des Seiles kontrollieren. Der Umlenkwinkel des Seiles am Schäkel soll kleiner 15° sein.
Fotos: Werner Kieser
Abb. 7 - Diese Schnittführung wird beim seilunterstützten Fällen gefährlicher Bäume empfohlen.
Die Ernte von Bäumen in naturnah bewirtschafteten Wäldern erfordert zunehmend den Einsatz von Seilwinden als Fällhilfe. Mit der "Königsbronner Anschlag-Technik" (KAT) kann das Zugseil einfach und schnell in einer Höhe von 5 bis 6 m am Baum befestigt werden. Die neu entwickelte Arbeitstechnik erhöht die Arbeitssicherheit und reduziert Zeitbedarf und Kosten bei der seilunterstützten Holzernte.
Im naturnah bewirtschafteten Wald stellt die Holzernte eine besondere Herausforderung dar. Starke Bäume mit grossen, schweren Kronen sollen zielgerichtet und pfleglich gefällt werden. Dies erfordert insbesondere im Laubholz häufig den Einsatz der Seilwinde als Fällhilfe. Eine herkömmliche Fällung ist aufgrund der vorhandenen Risiken durch Trockenäste und Totholz in Einzelfällen völlig ausgeschlossen. Auch bei Fällarbeiten entlang von Verkehrswegen, Siedlungen und Gewässern ist der Einsatz der Seilwinde zumeist unabdingbar.
Das Seil muss nach oben
Wichtigste Voraussetzung für die fachgerechte Fällung mit der Seilwinde ist eine ausreichende Anschlaghöhe (Anbinde-) des Zugseiles. Genau darin aber liegt das Problem, insbesondere mit schweren Stahl-Windenseilen. Die zur Verfügung stehenden Arbeitstechniken mit Steigeisen oder Anlegeleitern sind zeitaufwändig und beschwerlich. Deshalb sind waghalsige "Klettereinlagen" mit Leitern oder völlig unzureichende Anbindehöhen derzeit noch viel zu häufig zu beobachten. Der Einsatz eines Verlängerungsseiles sowie Seilschubhilfen (Weilburger Laubstarkholz-Erntesystem/2001) ermöglichen die Anbringung des Seiles vom Boden aus. Bei Bäumen mit grober Borke oder tief angesetzten Ästen wird aber rasch die Einsatzgrenze erreicht.
Die Königsbronner-Anschlag- Technik
Mit der am Forstlichen Bildungszentrum Königsbronn entwickelten Anschlag-Technik kann das Zugseil einfach und schnell in einer Höhe von 5 bis 6 m am Baum befestigt werden. Hierbei werden sowohl bei der Ausrüstung als auch beim Arbeitsablauf neue Wege beschritten. Zum Einsatz kommt ein Seilstrupp aus ummantelter Dyneema-Faser, der in Zusammenarbeit mit der Firma Teufelberger konzipiert wurde. Knackpunkt ist aber eine bestechend einfache Arbeitstechnik, mit der eine Person in kürzester Zeit das Seil vom Boden aus positionieren kann.
Die KAT-Ausrüstung
- Seilstrupp aus ummantelter Dyneema- Faser mit zwei Schlaufen, Länge 12 m, Seiltyp Stratos Winch (17 mm)
- Zwei Schäkel (Nutzlast 8 t)
- KAT-Anschlagkralle. Diese ist erforderlich, damit das Seil in 5 bis 6 m Höhe am Baum fixiert werden kann. Die spezielle Ausformung gewährleistet den freien Lauf des Seiles, wenn die Schlinge zugezogen wird. Bei Randbäumen mit tief angesetzten Ästen wird die Arbeitstechnik leicht modifiziert; dabei leistet der Haken der Anschlagkralle wertvolle Dienste.
- Teleskopstange, Länge 4 – 5 m
- Transportsack. Die Ausrüstung hat ein geringes Gewicht und wird kompakt in einem Rucksack mitgeführt. Dies ist vor allem in schwierigem Gelände und bei behinderndem Bewuchs von Vorteil.
Arbeitstechnik
Die Bildserie rechts (Abb. 3 bis 6) stellt den Standard- Arbeitsablauf schrittweise dar. Die vorgeschlagene Arbeitstechnik ist universell bei allen Baumarten einsetzbar.
In Sondersituationen (z. B. Äste) wird der Ablauf etwas modifiziert. Auch Bäume mit grober Borke oder tief angesetzten Ästen können einfach und schnell angeschlagen werden. Hierzu wird ein Seilende mit Schäkel in der gewünschten Anschlaghöhe über einen Ast gelegt. Mit dem Haken der Anschlagkralle wird das Anschlagseil dann schrittweise um den Stamm gezogen. Ist der Baum umkreist, kann am Boden die Schlaufe geschlossen und das Anschlagseil mit der Seilwinde verbunden werden.
Spezielle Schneidetechnik
Bei der Fällarbeit, insbesondere im Laubholz, stellen trockene oder anbrüchige Äste und Kronenteile eine erhebliche Gefahr dar. Schon leichte Erschütterungen des Baumes oder das Touchieren benachbarter Kronen reichen aus, damit diese abbrechen und weit verstreut zu Boden gehen können!
Bei der seilunterstützten Fällung von Bäumen mit hohem Gefahrenpotenzial wird deshalb vom FBZ Königsbronn eine spezielle Arbeitstechnik empfohlen. Deren Ziel es ist, sicherzustellen, dass der Baum erst dann mittels Seilwinde in Bewegung gesetzt wird, wenn alle Personen den gefährdeten Bereich verlassen haben. Durch den Einsatz dieser Schneidetechnik und der Seilwinde wird ein hohes Mass an Arbeitssicherheit erreicht.
Folgendes Vorgehen wird empfohlen:
- Gefahr durch herabfallende Äste besteht erstmals, sobald das Zugseil straff gezogen wird. Deshalb vorher den gefährdeten Bereich verlassen.
- Das Kommando zum Anziehen des Windenseiles gibt immer der Motorsägeführer.
- Nach der Anlage des Fallkerbs wird die Sicherheit hergestellt.
- Der Fällschnitt wird als Stechschnitt ausgeführt. Dabei wird ein grosszügig bemessenes Halteband (mind. 10% des Stockdurchmessers) ausgeformt. Sicherungskeile sind Pflicht – diese werden aber durch "gefühlvolle Keilarbeit" nur leicht angezogen.
Da beim herkömmlichen Trennen des Haltebandes eine ruckartige Erschütterung des Baumes nicht zu vermeiden ist, wird eine modifizierte Schneidetechnik empfohlen:
- Das Halteband wird negativ, das heisst 15 bis 20 cm unterhalb des Fällschnittes durchtrennt. Die in Folge der versetzten Schnittebenen noch verbundene Holzfaser hält den Baum in der ursprünglichen Position fest. Ohne Stress und Gefährdung kann die Fällmannschaft nun einen sicheren Rückweichplatz aufsuchen. Nach nochmaliger Überprüfung des Fallbereiches erteilt der Sägeführer das Kommando, um den Baum mittels Seilwinde zu Fall zu bringen. Dabei wird die senkrechte Faser des Haltebandes vom Wurzelstock gelöst.
Bewertung
Die Königsbronner-Königsbronner-Anschlag-Technik (KAT) ist universell bei allen Baumarten einsetzbar. Das Anbringen des Zugseiles in einer Höhe von 5 bis 6 m ist einfach und schnell möglich – auch bei grobborkigen sowie tief beasteten Bäumen.
- Arbeitssicherheit, Ergonomie: Schon nach kurzer Einweisung kann die Arbeitstechnik von jedem Mitarbeiter ausgeführt werden. Die Arbeit erfolgt vom Boden aus, das Besteigen des Baumes oder einer Leiter ist nicht erforderlich. Somit werden Unfallgefahren reduziert, Rüstzeiten entfallen. Fällarbeiten mit unzureichender Anschlaghöhe und waghalsige Klettereinlagen auf Leitern sollten somit schnell der Vergangenheit angehören.
- Wirtschaftlichkeit: Neben den aufgezeigten Vorteilen im Bereich Arbeitssicherheit und Ergonomie ist von der Einführung der Arbeitstechnik auch eine Steigerung der Produktivität zu erwarten. Es ist davon auszugehen, dass mit der Königsbronner Anschlag- Technik der erforderliche Zeitaufwand für die Anbringung des Zugseiles vergleichsweise mindestens halbiert wird! Da die Notwendigkeit zum Einsatz der Seilwinde als Fällhilfe in den genannten Einsatzbereichen stark zunehmende Tendenz aufweist, ist durch die KAT eine spürbare Kostensenkung für die Betriebe zu erwarten.
Die vorgestellte Arbeitstechnik hat sich in der Praxis bewährt und findet im Rahmen der Fortbildung eine sehr hohe Akzeptanz.