Auf unserem Weg in eine klimafreundliche Zukunft spielen gesunde und nachhaltig bewirtschaftete Wälder mit ihrem nachwachsenden Rohstoff Holz eine wichtige Rolle. Holz ist dabei nicht nur als traditioneller und bewährter Bau-, Werk- und Brennstoff zu betrachten, sondern bietet dank einer Vielfalt an Baumarten und Holzeigenschaften auch Potenzial für innovative Einsatzbereiche. Im Sinne der Bioökonomie werden aus Holzinhaltsstoffen Produkte hergestellt, die ehemals auf Basis fossiler Rohstoffe produziert wurden.

Informationsplattform Holzernteverfahren

Auf der Homepage der FVA wurde mit der Informationsplattform Holzernteverfahren ein neues Werkzeug bereitgestellt, das für baden-württembergische Verhältnisse geeignete Holzernteverfahren vorstellt:

Die Informationsplattform richtet sich an ein breites Publikum: forstliche Auszubildende, Studierende, Forstpraktikerinnen und Forstpraktiker, aber auch am Wald Interessierte können sich einen Überblick über in Baden-Württemberg angewandte Holzernteverfahren verschaffen. Die Verfahren werden ausführlich beschrieben, bebildert und bewertet. Für einzelne Holzernteverfahren stehen Kurzvideos mit Erläuterungen zur Verfügung. Eine Besonderheit der Informationsplattform liegt darin, dass Verfahren nach bestimmten Einsatzbedingungen gefiltert und verglichen werden können.

Bei der Zusammenstellung von Holzernteverfahren handelt es sich um ein sukzessiv gewachsenes Nachschlagewerk. Während manche der dargestellten Verfahren heutzutage als Raritäten gelten dürften, sind Standardarbeitsverfahren und auch ganz aktuelle Verfahrensentwicklungen aufgeführt wie das „Königsbronner Starkholzverfahren“ und der „Gebirgsharvester in der Ebene“. Diese tragen den  Herausforderungen durch Klimawandel und Waldumbau Rechnung. Weitere Arbeitsverfahren sind in der Entwicklung und sollen gemäß dem Ansatz „aus der Praxis für die Praxis“ in die Informationsplattform integriert werden.

Zur Informationsplattform Holzernteverfahren auf fva-bw.de

Produktion und Bereitstellung des Rohstoffs Holz

Vor der Holzverwendung stehen zunächst die Pflege und Entwicklung der Wälder sowie die Holzernte und -bereitstellung. An der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt BW (FVA) werden zusammen mit Partnern seit vielen Jahrzehnten die Entwicklungen in der Waldarbeit und bei der Holzernte beobachtet und untersucht. Dabei sind die Bemühungen nach stetiger Verbesserung der Arbeitsprozesse ein wichtiger Forschungsgegenstand. In der Abteilung Waldnutzung steht im Arbeitsbereich Holzernte und Logistik der arbeitende Mensch im Wald im Vordergrund. Es werden Arbeitsstudien durchgeführt, Holzernteverfahren verglichen und neue Arbeitsmittel in Praxisversuchen getestet. Hierbei werden Daten zur Produktivität und Wirtschaftlichkeit erhoben und die Auswirkungen auf Arbeitssicherheit, Ergonomie und die Pfleglichkeit von Verfahren beurteilt. Auch die organisatorischen Rahmenbedingungen und damit der gesamte Arbeitsprozess sind Gegenstand der Betrachtungen.

Bis heute wird im Staatswald in Baden-Württemberg der überwiegende Anteil des Holzeinschlages durch Waldarbeitende mit der Motorsäge durchgeführt. Dies gilt insbesondere für anspruchsvolle, steile und mehrschichtige Bestände mit stärkeren Baumdimensionen. Hier müssen die Bäume präzise „von Hand“, also motormanuell durch Forstwirtinnen und Forstwirte, gefällt und aufgearbeitet werden. Dabei wird versucht, die Arbeit durch den Einsatz von Maschinen sicherer, pfleglicher und effizienter zu gestalten.

Abb. 2: Anspruchsvolle Arbeitsbedingungen bei der Holzernte. (Fotos: FVA BW/Schmitz und FVA BW/Brieger)

Herausforderungen bei der Waldbewirtschaftung

Trotz aller technischen und verfahrensseitigen Fortschritte handelt es sich bei der motormanuellen Baumfällung und -aufarbeitung bis heute um eine anspruchsvolle und gefährliche Tätigkeit. Und die Herausforderungen bei der Waldbewirtschaftung nehmen weiter zu. Die Umgestaltung der Waldbestände gemäß einer naturnahen Waldwirtschaft zeigt bereits deutliche Erfolge: Strukturierte Mischbestände, ein hoher Naturverjüngungsanteil, eine gezielte Anreicherung von Totholzvorräten sind wichtige Elemente klimastabiler, artenreicher und damit zukunftsfähiger Waldbestände. Allerdings bergen sie auch neue Gefahren für die Menschen, die die Wälder pflegen und bewirtschaften. Die Bestände sind unübersichtlicher, schlecht zugänglich und stehendes Totholz stellt eine schwerer einschätzbare Gefahr dar.

Auf der anderen Seite zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels ganz massiv gerade auch im Wald: Ein großflächiges Absterben von ehemals vitalen Beständen nach Hitze- und Trockenjahren, Sturm- und Käferkalamitäten, Verschiebung von Niederschlagsphasen und zu geringe Frostperioden erfordern angepasste, flexible und sorgsame Vorgehensweisen bei der Holzernte.

Erkenntnisse aus der Praxis für die Praxis

Im Austausch mit der Landesforstverwaltung, der ForstBW AöR und projektbezogenen Partnern, werden in der Abteilung Waldnutzung zukunftsweisende Arbeitsverfahren identifiziert und wissenschaftlich untersucht, mit dem Ziel, den Waldbewirtschaftenden Hilfsmittel an die Hand zu geben.

Am Beispiel der Informationsplattform Holzernteverfahren zeigt sich, wie wichtig eine Differenzierung und kontinuierliche Anpassung der Arbeitsverfahren ist. Im Hinblick auf die zu erwartenden Veränderungen der Arbeitsbedingungen ist die Entwicklung von ressourcenschonenden, sicheren und leistungsstarken Holzernteverfahren von großer Wichtigkeit. Wir bleiben dran!