Beträchtliche Waldflächen Mitteleuropas liegen in Hochgebirgsregionen oder in Mittelgebirgen. Die Bewirtschaftung und Pflege dieser Wälder und insbesondere die Holzernte finden aufgrund der natürlichen Voraussetzungen unter erschwerten Bedingungen statt. Für den Wirtschafter stehen zahlreiche, bewährte Varianten an Ernte- und Bringungsverfahren sowie Verfahrenskombinationen zur Verfügung. In den letzten Jahren gab es zudem viele Neuentwicklungen und Verbesserungen in der Forsttechnik für gebirgige Lagen. Häufig ist es nicht einfach, ein geeignetes und kostengünstiges Verfahren für die jeweiligen Einsatzbedingungen zu finden.

Um Waldbesitzern für die Auswahl geeigneter Verfahren ein Hilfsmittel an die Hand zu geben, wurden im Rahmen einer Literaturstudie unter Einbeziehung von Erfahrungswerten aus der Praxis der Maschinenbetriebe gebräuchliche Ernte- und Bringungstechniken für das Hochgebirge sowie Neuerungen auf diesem Gebiet zusammengetragen und im LWF-Bericht Nr. 36 beschrieben. Die Studie umfasst die Analyse von Veröffentlichungen in einschlägigen Fachzeitschriften, Dissertationen, wissenschaftlichen Arbeiten, Merkblättern, Internetbeiträgen, Maschinendatenblättern sowie technischen Unterlagen von Herstellern. Zusätzlich wurden Leistungs- und Kostenwerte mit praktischen Erfahrungen aus zahlreichen Einsätzen des Seilstützpunktes Laubau ergänzt und verprobt.

Was leistet der Bericht?

Der Bericht gibt einen konzentrierten Überblick über die gängigsten Arbeitsverfahren und Maschinen für die Holzernte im Gebirge. Die Aussagen treffen gleichermaßen auch für die Holzernte in den steilen Lagen unserer Mittelgebirge zu. Die Verfahren werden einheitlich nach den im Folgenden beschriebenen Kriterien veranschaulicht. Dies hilft, die Verfahren besser zu vergleichen. Die Darstellung beschränkt sich dabei auf das jeweilige Arbeitsverfahren oder charakteristische Abläufe. Abweichungen von den Verfahrensbeschreibungen oder der Maschinenausstattung kommen in der Praxis häufig vor. Daraus können sich Änderungen in der Leistung, Ergonomie und Pfleglichkeit ergeben. Kriterien zur Beschreibung der einzelnen Verfahren:

  • Einsatzbereich
  • Maschinen und Geräte
  • Verfahrensablauf
  • Leistung und Kosten
  • Pfleglichkeit
  • Ergonomie und Arbeitssicherheit
  • Abschließende Beurteilung

Aus der Literatur wurden Anhaltswerte für Leistung und Kosten der einzelnen Verfahren abgeleitet. Das gesichtete Material, insbesondere zu Leistungs- und Kostenansätzen, war allerdings sehr heterogen. Zum großen Teil handelte es sich um Arbeitsstudien unter speziellen Einsatzbedingungen. Langfristige Zeitstudien liegen nur für Verfahren vor, die bereits seit längerem in die Praxis eingeführt sind. Gerade im Gebirge beeinflussen jedoch eine Vielzahl von Rahmenbedingungen das Arbeitsergebnis. Eine Verallgemeinerung der genannten Kennwerte ist daher nicht möglich. Sie geben aber hilfreiche Rahmenwerte und Tendenzen an. Bei der Berechnung von Kosten sind stets die Kalkulationsgrundlagen genannt. Dies eröffnet die Möglichkeit, Leistungswerte und Kostensätze den eigenen Verhältnissen entsprechend zu modifizieren und individuell zu berechnen.

Welche Verfahren werden beschrieben?

Der Bericht enthält Beschreibungen zu mehreren gängigen Ernte- und Bringungsverfahren sowie Verfahrenskombinationen. Es war nicht beabsichtigt, alle in der Praxis vorkommenden Verfahren und ihre Varianten zu beschreiben. Die Auswahl der Verfahren beschränkt sich der Übersichtlichkeit wegen vielmehr auf Standardverfahren und ausgesuchte Verfahrenskombinationen, die die aktuelle Entwicklung für die Holzernte im Gebirge aufzeigen.

In einer Übersicht werden alle Verfahren nochmals stichwortartig mit erläuternden Piktogrammen zusammengefasst, ergänzt von einer Beurteilung nach den beschriebenen Kriterien. Der Bericht endet mit einer umfangreichen Literaturliste. Detaillierte Informationen zu einzelnen Verfahren können so leicht gefunden werden.

Ausblick

Der forstlichen Praxis soll anhand der Zusammenstellung eine Entscheidungsunterstützung für die Wahl eines geeigneten Holzernteverfahrens in steilen Lagen an die Hand gegeben werden. Im Laufe der Arbeit wurde jedoch auch klar, dass in vielen Bereichen noch Forschungsbedarf besteht. Sowohl zu den bekannten Verfahren, insbesondere aber zu innovativen Techniken, liegen vielfach noch keine ausreichenden Kenndaten vor.

Der LWF-Bericht Nr. 36 "Holzernte am Hang" kann kostenlos von der Homepage der LWF heruntergeladen werden. In dem LWF-Merkblatt Nr. 13 "Holzernte in steilen Hanglagen" werden die wichtigsten Aussagen des Berichts nochmals zusammenfassend dargestellt.

Hier folgt noch eine Aufstellung der im Bericht beschriebene Arbeitsverfahren und Verfahrenskombinationen:

Arbeitsverfahren für Fällen und Aufarbeiten
  • Motormanuelle Verfahren
  • Mechanisierte Verfahren

Bringungsverfahren

  • Freies Treiben
  • Kunststoffloiten
  • Schlepperbringung
  • Forwarder
  • Seilbringung
  • Hubschrauberbringung

Verfahrenskombinationen

  • Motormanuelles Fällen und Aufarbeiten, Rücken mit Forstschlepper auf Maschinenwegen
  • Motormanuelles Fällen und Aufarbeiten, Bringung mit Seilkran, Verziehen mit Forstschlepper
  • Motormanuelle Fällung in Kombination mit Seilkranbringung (Vollbäume) und Aufarbeitung mit Harvester oder Prozessor
  • Gebirgsharvester
  • Raupenharvester mit anschließender Seilkranbringung
  • Motormanuelle Fällung, Hubschrauberbringung, Aufarbeitung mit Harvester oder Prozessor