Birken besitzen gemäß den Ergebnissen aus der Bundeswaldinventur in den unteren Altersklassen bedeutsame Holzvorräte. Es wird deshalb ein erhebliches ungenutztes Holzpotenzial vermutet. Als wichtige Voraussetzungen für ihre Nutzung müssen sich Erntemaßnahmen ökonomisch sinnvoll gestalten lassen. Im Projekt "Piowood" wurden dafür auf ehemaligen Kahlflächen maschinelle Pflegemaßnahmen bezüglich einer Vornutzung von Birkenholz eingehender untersucht.
Untersuchte Erntemaschinen
Zum Einsatz kamen fünf Maschinentypen mit unterschiedlichen Fäll- und Vorliefertechniken. Mit Ausnahme einer Maschine mit einem reinen Zwickeraggregat ("Kneifer", "Messer") waren die restlichen Aggregate alle mit einer Sammeleinheit ausgestattet. Mit ihr konnten schwächere Bäume kurz nacheinander gefällt, gesammelt und als Bündel abgelegt werden. Jede Maschine hat spezifische Vorteile in Bezug auf eine Schwachholzernte. Die Zwicktechnik erlaubt das problemlose Abtrennen sehr dünner Stämme auch bei buschartigem Aufwuchs. Ideal sind Flächen mit einem Bestandesmitteldurchmesser bis einschließlich 10 cm. Mit den Sägeaggregaten besteht in zu dünnen Beständen ein erhöhtes Risiko eines Abspringens der Kette. Ihr Einsatz ist in Jungbeständen ab 10 cm von Vorteil. Die Maschine "KSA" ist besonders flexibel. Sie vereint beide Fälltechniken in einem Aggregat.
In den Beständen wurden von den Maschinen aufgrund ihrer technischen Ausstattung unterschiedliche Sortimente ausgehalten. Die Zwickermaschinen "K" und "KA" ernteten ausschließlich Hackholz als Vollbäume. Die sägefähigen Aggregate "KSA", "SA1" und "SA2" hielten stoffliche Sortimente aus, die Maschinen "KSA" und "SA1" produzierten zudem noch Hackholz aus schwachen Bäumen oder Kronenresten.
Abb. 2: Eingesetzte Maschinentypen auf den Pionierbaumflächen.
Ergebnisse
Abb. 3: Mittlere Bestandesdurchmesser ("entnommener Bestand") in 91 beernteten Versuchsplots
Abb. 4: Deckungsbeitrag pro Schüttraummeter Hackholz (y-Achse) in Abhängigkeit vom Preis (x-Achse) und dem mittlerem Durchmesser des entnommenen Bestandes (Maschinen "K" und "KA"; entnommener Bestand 2.000 n/ha Birkenanteil 90%).
Die Arbeitszeiten der Maschinen wurden in 91 Versuchsplots auf einer Gesamtfläche von 4,1 ha zusammen mit den Bestandesdaten erfasst. Mit einer Regressionsanalyse wurden die entscheidenden Zeitfaktoren identifiziert. Demnach ist die Arbeitszeit der Erntemaschinen vor allem von der Anzahl der Erntebäume abhängig. Hier bestehen allerdings signifikante Unterschiede zwischen den Maschinen. Je nach Fälltechnik und Sortimentsaushaltung spielt zusätzlich die Vorkommensdichte der Erntebäume und deren Dimension eine Rolle. Insgesamt steigt mit zunehmendem Bestandesmittendurchmesser die Maschinenproduktivität aller Maschinen deutlich an und die Erntekosten sinken. Dementsprechend verhalten sich auch die Kurvenverläufe der Deckungsbeiträge.
Mit den Zwickeraggregaten und einer reinen Hackholzproduktion kann nur in den wenigsten Fällen kostendeckend gearbeitet werden. Dazu muss der Holzpreis überdurchschnittlich hohe Werte erreichen und die Erntebäume sollten im Durchschnitt nicht zu dünn sein. Bei der Maschine "K" lag die Gewinnschwelle bei einem Durchmesser des entnommenen Bestandes von 9 cm zwischen bei 12 €/Srm, bei der Maschine "KA" bei ca. 14 €/Srm. Dafür sind relativ hohe Erntebaumzahlen nötig. Bei zu geringen Erntebaumzahlen erhöht sich die Gewinnschwelle.
Bei einer zusätzlichen Aushaltung von "Industrieholz", darunter fällt auch "Birkenbrennholz lang", ist in den stärkeren Beständen eine Gewinnerzielung möglich. Hackholz wird immer mehr zum Koppelprodukt. Legt man beispielsweise einen durchschnittlichen Preis für "Industrieholz" von 45 €/Efm zugrunde, ist ein positiver Deckungsbeitrag ab 12 cm Mittendurchmesser der geernteten Bäume erzielbar.
Von Maschine "SA2" wurde ausschließlich Industrieholz ausgehalten. Kronenreste und zu schwache Bäume blieben im Bestand. Die Gewinnschwellen verhalten sich ähnlich wie bei den industrie- und hackholzproduzierenden Maschinen. Die Geraden verlaufen allerdings steiler. Mit steigenden Industrieholzpreisen werden schneller höhere Deckungsbeiträge erzielt, allerdings mit fallenden Preisen auch schneller Defizite. Zu schwache Erntebestände bleiben ohne Hackholznutzung hochdefizitär.
Abb. 5: Deckungsbeitrag pro Schüttraummeter Hackholz (y-Achse) in Abhängigkeit vom Preis (x-Achse) und dem mittlerem Durchmesser des entnommenen Bestandes (Maschinen "K" und "KA"; entnommener Bestand 2.000 n/ha Birkenanteil 90%).
Abb. 6: Deckungsbeitrag pro Erntefestmeter Industrieholz für die Maschinen SA2 (y-Achse) in Abhängigkeit vom Holzpreis (x-Achse) und dem mittlerem Durchmesser des entnommenen Bestandes. (Maschine "SA2"; entnommener Bestand 1.200 n/ha mit Birkenanteil 32%).
Fazit
Aus forsttechnisch-ökonomischer Sicht sind für eine optimale maschinelle Vornutzung Birkenbestände geeignet sind, bei denen die meisten Bäume zum Eingriffszeitpunkt wenigstens Industrieholzdimensionen aufweisen. Zudem muss mit einer Mindestanzahl an Bäumen ein ausreichender Gesamtvorrat erreicht werden. Je mehr erntbarer Vorrat vorhanden ist, desto höher kann, zumindest im untersuchten Kranbereich inklusive Rückegasse, ein positiver Deckungsbeitrag ausfallen. Als grobe Faustzahl für eine minimale Erntemenge bei mittleren Holzpreisen müssten bei einer reinen Industrieholznutzung mit hohem Birkenanteil ca. 35 Efm und bei einer kombinierten Hack- und Industrieholznutzung 25 bis 30 Efm an Industrieholz pro Hektar aufgearbeitet werden. Während dazu bei einer reinen Industrieholzaushaltung Mittendurchmesser ab ca. 13 Zentimeter benötigt werden, sind es bei einer kombinierten Nutzung zumindest ca. 11 bis 12 Zentimeter. Je nach erzielbarem Industrieholzpreis verschiebt sich die Durchmessergrenze im Zentimeterbereich nach oben oder unten.
- Den vollständigen Projektbericht mit Literaturverzeichnis können Sie als PDF-Dokument herunterladen.