Seit 2020 forscht ein Team aus deutschen und japanischen Wissenschaftlern mit Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im Projekt "3-Pfeile" zu Fragen der Wildökologie und deren Bedeutung für zukunftsfähige Waldökosysteme in Deutschland und Japan.

In Japan ist das Sikawild (Cervus nippon, Abb. 1) die Wildart, die die bedeutsamsten Wildschäden verursacht. Relevante Schäden durch Schwarzbären (Ursus thibetanus japonicus) oder verschiedene Affenarten sind auf lokale Ereignisse beschränkt. Schwarzwild (Abb. 2) ist in erheblichem Umfang für die Schäden in landwirtschaftlichen Flächen relevant.

Sikahirsche und Wildschweine sind in Japan die größten Wildschädenverursacher:

Zur Geschichte der Jagd in Japan

Japan bringen wir heutzutage mit moderner Technik in Verbindung, doch die Ursprünge liegen in einem Volk von Ackerbauern. Das Land ist in der Gegenwart zu etwa 2/3 bewaldet. Die Landschaft wird von Gebirgs- und Hügellandschaften dominiert. Wie in Mitteleuropa wurden die Ackerflächen durch Rodung von Wäldern erschlossen. Die Jagd war und ist notwendig, um Schäden durch die Wildtiere möglichst gering zu halten.

In Europa war das Jagdrecht bis zur Revolution im 19. Jahrhundert traditionell ein Privileg des Adels. Auch in Japan galt die Jagd als Privileg der adeligen Klasse. Gleichzeitig war die Bejagung zum Schutz der Ackerflächen von großer Bedeutung zur Versorgung mit Nahrung. Die Landbevölkerung erwirkte sich dadurch ein Recht auf Besitz und Gebrauch von Waffen zur Wildschadensverhütung. Dazu wurden von der Edo-Regierung an die Bauern sogar Schusswaffen verliehen. Schätzungen gehen davon aus, dass sich gegen Ende der Edo-Zeit (um 1868) rund 1,5 Mio Gewehre im Besitz von Bauern befand und diese nicht als Waffen, sondern als landwirtschaftliches Gerät verstanden und zur Jagd eingesetzt wurden. Heute sind es lediglich noch rund 200.000 registrierte Waffen (IIDA, 1996).

Mit der Öffnung Japans und der einsetzenden Modernisierung ab 1868 kam es zu einem raschen Bevölkerungswachstum. Politische Unruhen und die damit verbundenen Versorgungsengpässe sorgten zudem dafür, dass Wildfleisch als Nahrungsmittel stark nachgefragt wurde. In der Folge kam es zu Wilderei und Überjagung. Darüber hinaus führte die allgemeine Übernutzung der Wälder und die Urbanisierung zu einem rapiden Rückgang der natürlichen Habitate, so dass die Wildpopulation insgesamt stark zurückging. Diese Entwicklung setzte sich über die nächsten rund 100 Jahre fort. Die Wildbestände blieben auf einem niedrigen Niveau und eine aktive Wildschadensverhütung und gezielte Bejagung wurden somit überflüssig. Dadurch verschwand auch allmählich die in der bäuerlichen Gesellschaft tradierte Jagdkultur und die Fangtechniken. Der Fang von Wildtieren jeder Größe oder Art war in Japan stets eine wichtige Jagdmethode und spielt noch heute eine wichtige Rolle.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, Mitte der Shôwa-Zeit (um 1950), sank im Zuge des Wiederaufbaus und dem damit verbundenen Wohlstand der Wert von Wildbret. Andere Lebensmittel gewannen an Bedeutung. Schutzmaßnahmen zu Gunsten des Wildes wurden eingeführt und die Wildpopulationen erholten sich. Dies galt vor allem für das in Japan indigene Sika- und Schwarzwild. Aufgrund verschiedener politischer Entscheidungen in Bezug auf die Land- und Forstwirtschaft, wuchs die Fläche der Aufforstungsgebiete und brachliegenden Ackerflächen. Benötigte Güter wurden verstärkt importiert. Der Bedarf von einheimischen Gütern der Primärproduktion sank. Es kam zu massiven Wiederaufforstungen.

Die bis zum Ende des zweiten Weltkrieges stark übernutzten Wälder wurden in den 50er und 60er Jahren überwiegend mit mit der Sicheltanne (Cryptomeria Japonica, Abb. 3) großflächig in Monokulturplantagen in engen Pflanzverbänden wieder aufgeforstet. Die großflächige Verfügbarkeit relativ jungen Pflanzenmaterials bot eine ideale Nahrungsquelle für das Rehwild. Die japanische Landschaft entwickelte sich zu idealen Habitaten und das Fehlen der Jäger im ländlichen Raum und die Tendenz zu milden Wintern begünstigten den Anstieg der Wildbestände. Das Schwarzwild profitierte von der fortschreitenden Landflucht und konnte den abgelegenen ländlichen Siedlungsraum nun wieder weitgehend ungestört nutzen.

Parallel dazu wurden in den urbanen Gegenden Ackerflächen bis an die Waldgrenzen erschlossen und eröffneten dem Schwarzwild dort ebenfalls neue Futterquellen in der Nähe der neuen Siedlungszentren. Die mangelnde Nachfrage nach Wildbret machte die Jagd zusätzlich unwirtschaftlich und verringerte den Bejagungsdruck auf die Wildpopulation. Wildfleisch wurde nahezu unverkäuflich.

Wildschäden in Land- und Forstwirtschaft

2017 wurde die Zahl an Sikawild auf mehr als 2,4 Mio. Stück geschätzt. Beim Schwarzwild ging man von rund 880.000 Stück aus (ENV, 2019). Seit 2014 gibt es zwar tendenziell einen leichten Rückgang, allerdings vergrößert sich die räumliche Verbreitung von Sikawild in Japan fortwährend, was erneut Maßnahmen gegen Wildschäden notwendig macht (Abb. 1). Nach mehr als 100 Jahren, in denen Wildschäden kaum eine Rolle spielten, werden diese jetzt wieder sehr wichtig. Die Wildschadenserhebung für das Jahr 2019 ergab einen flächenmäßigen Schaden von rund 48.000 ha betroffenen Ackerlandes gegenüber rund 5.700 ha Waldfläche.

    Verglichen mit den landwirtschaftlichen Flächen ist die Fläche der forstwirtschaftlichen Schäden zwar gering, doch man vermutet, dass die Dunkelziffer weitaus größer ist. Schäden entstehen somit über sämtliche Altersstufen der Bäume hinweg. Grundsätzlich kommen Wildschäden sowohl in natürlich verjüngten als auch in künstlich begründeten Waldbeständen vor und teilen sich auf in:

    • Verbiss von Ästen, Blättern und Knospen
    • Rindenschäden durch Fegen und Äsen
    • Abäsen der Unterholzvegetation und der unteren Äste

    Wildschadensausgleich

    In Japan gelten Wildtiere ebenso wie in Deutschland als herrenlos. Ein mit den Verhältnissen in Deutschland vergleichbares System zum Wildschadensausgleich, z.B. durch eine Jagdgenossenschaft oder einen Jagdpächter, existiert nicht. Allerdings schafft die Regierung durch ein System von Subventionen und Prämien Anreize zur Errichtung von Schutzzäunen oder Einzelbaumschutzmaßnahmen sowie zur Bejagung. Die regionalen Jagdverbände unterstützen dabei lokale Maßnahmen zur Kontrolle der Wildpopulationen.

    Betrachtet man die Schadensfläche nach Tierarten unterteilt, so fällt auf, dass sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Forstwirtschaft das Sikawild für nahezu 75% aller Schäden verantwortlich ist (Abb. 5). Was jedoch die geldwerten Schadenssummen in der Landwirtschaft betrifft, so machen ebenfalls Schwarzwildschäden einen bedeutenden Anteil (37%) aus, was diese Tiere neben dem Sikawild (41%) zum größten Feind der Landwirtschaft macht (MAFF, 2020). Die rechnerische Schadenssumme belief sich im Jahr 2020 im Bereich der Landwirtschaft auf rund 130 Mio. Euro. Die finanziellen Schäden in der Forstwirtschaft werden nicht erfasst. 

    Ein Reviersystem existiert in Japan nicht, wenngleich es vereinzelt Regionen gibt, in denen Jagdreviere ausgewiesen sind. Beispielsweise beträgt die als Jagdrevier konzipierte Jagdfläche in der Präfektur Gifu nur rund 750 ha bei einer Gesamtfläche von ca. 1 Mio. ha (davon rund 70% bewaldet).

    Wildabwehrmaßnahmen in Wäldern richten sich vorrangig gegen Sikawild. Dazu werden Netze, Zäune oder Vergrämungsmittel eingesetzt. Als jagdliche Maßnahmen wird neben der Schusswaffe auch die Fallenjagd eingesetzt. Dies ist bei der Abwehr einer so großen Schalenwildart für deutsche Verhältnisse bemerkenswert.

    Die Schutzmaßnahmen werden in der Regel eigenständig von Landwirten und Waldbesitzern durchgeführt, wobei diese von offizieller Stelle mit Fördergeldern subventioniert werden. Auch kommt es vor, dass Behörden und Flächenbesitzer oder -bewirtschafter kooperieren, um Maßnahmen, wie das Umzäunen von Ackerland oder ganzen Gemeinden in großem Stil durchzuführen. Was die Fangmethoden betrifft, so fallen diese aufgrund von Einschränkungen im Jagdsystem in die Zuständigkeit der lokalen Behörden. In der Praxis werden die Fangmaßnahmen i.d.R. von behördlich beauftragten Jägern der örtlichen Jagdverbände übernommen – ähnlich einem Berufsjäger. Die Form der Jagd wird unterteilt in die allgemeine Jagd während der Jagdsaison und der geregelten Jagd zur Populationskontrolle schädlicher Vögel und Wildtiere außerhalb der Jagdsaison. Die Bejagung basiert auf einem Bejagungsplan, den die Verwaltung vorgibt und in dem die Tierart, die Höhe der Jagdstrecke sowie die durchführenden Organe und das Jagdgebiet festgelegt werden. Das Jagdpersonal ist von der Präfektur und der Gemeinde zertifiziert und beauftragt. Die beauftragten Jäger sehen sich hierbei als Dienstleister für die Behörden bzw. für die Land- und Forstwirte.

    In der Folge werden derzeit mehr Tiere durch diese beauftragten Jäger erlegt, als durch private Jagdausübende (Abb. 6). Die Jagdausübung durch Privatpersonen ist wegen des geringen Ansehens der Jagd in der Öffentlichkeit und das mangelnde Interesse an Wildfleisch eher selten.

    Jagdlizenz ohne Flächenbindung

    Grundsätzlich kann in den meisten Wald- und Naturgebieten frei gejagt werden. Ausgenommen sind Vogel- und Tierschutzgebiete, geschlossene Jagdreviere, Sperrgebiete um urbane Zonen, Parkanlagen und Friedhöfen sowie eingezäunten Ackerflächen oder Waldgebiete. Die Sperrzonen werden regelmäßig auf digital verfügbarem Kartenmaterial aktualisiert und an der Jägerschaft zur Verfügung gestellt. Es ist grundsätzlich jedem Jäger möglich ohne Flächenbindung frei zu jagen. Es gibt nur wenige Gebiete, in denen das Jagdausübungsrecht durch bestimmte Personen „besetzt“ ist. Historische Sonderfälle haben zu einer überschaubaren Anzahl von festen Jagdbezirken geführt. So wurden zum Beispiel in ausgewählten Jagdbezirken gezielt Tiere wieder ausgewildert, um die Populationen zu erhöhen und den Jägern eine sichere Beute zu garantieren. Als eher neueres Beispiel seien an dieser Stelle Jagdbezirke auf der Insel Hokkaidô aufgeführt, die von der Regionalregierung zu jagd-touristischen Zwecken ausgewiesen wurden. Dort kann, in Begleitung eines lokalen Rangers, gegen eine Gebühr von ca. 150 Euro/ Tag und Person gejagt werden.

    Der Erwerb einer Jagdlizenz und die Erlaubnis für den Besitz einer Waffe sind an Prüfungen gebunden und es bedarf eines gewissen Zeiteinsatzes bis zum Erwerb der Jagdlizenz 2 (zweithöchste Kategorie, die den Besitz von Jagdgewehren wie Flinten oder Büchsen erlaubt). Dennoch sind die Hürden grundsätzlich, z.B. bei der Anwendung von Fallen, nicht sonderlich hoch. Aber auch das freie, ortsunabhängige Jagen ohne finanziellen Aufwand für Jagdpacht und drohende Wildschadenszahlungen schaffen kaum Anreize. Allerdings gibt es in den letzten Jahren positive Tendenzen im Hinblick auf die Zahl der Jagenden. Lag die Vergabe an Jagdlizenzen 2006 gerade einmal bei rund 186 Tsd., so stieg diese bis 2017 auf rund 210 Tsd. an (allerdings 1975 noch 518 Tsd.) (ENV,2022).

    Jagdmethoden in Japan

    Während in Deutschland die Jagdausübung mit Schusswaffen in Verbindung gebracht wird, ist die Fallenjagd in Japan wie bereits erwähnt von weit größerer Bedeutung. In den letzten Jahren wurden mehr Wildtiere durch Fallen erlegt, als durch Schusswaffen. Ursache dafür ist ein in Japan ungleich strengeres Waffengesetz im Vergleich zu Deutschland. Bei der Fallenjagd hingegen sind der Lizenzerwerb sowie die Handhabung der Gerätschaften einfach, so dass auf Basis behördlicher Maßnahmen immer mehr Landwirte und junge Leute diese Jagdart ausüben (Abb. 7). Ursache dafür ist aber nicht die Beliebtheit der Fallenjagd, sondern die im Vergleich mit dem Besitz von Schusswaffen unkomplizierte Genehmigung.

    Als Gerätschaften kommen bei der Fallenjagd häufig Draht- und Kastenfallen, bzw. Käfige zum Einsatz. Unter diesen ist auch die Schlingenfalle mit Tellereisenauslösung (Abb. 8) weit verbreitet. Obwohl es bezüglich der Fallengröße, des Drahtdurchmessers usw. strenge Vorschriften gibt, ist die Drahtfalle in Japan eine legale Jagdausrüstung. Der Gebrauch von Bärenfallen, in Deutschland als Tellereisen bekannt, ist hingegen verboten.

    Die Schlingenfalle besteht aus einer Drahtschlinge, einem Trittbrett und einem Kastenrahmen. Die Schlinge wurde unter Verwendung eines Drahtseils mit Durchmesser 4-5 mm, sowie einer Feder von etwa 1 m Länge hergestellt. Um die Falle einzurichten, hängt man den Draht um den Rand des Trittbretts, legt die durch eine Feder unter Spannung gebrachte Schlinge auf den Kastenrahmen, gräbt alles an einem Wildwechsel ein und bedeckt es mit Laub. Tritt ein Tier auf das Auslösebrett, so springt der Draht mitsamt dem Federrahmen nach oben und die Drahtschlinge hängt am Bein des Tieres.

    Die Jagd mit der Schusswaffe erfolgt für gewöhnlich mit einer Kombination aus Schrot (Kaliber 12 oder 20) und Flintenlaufgeschossen. Büchsen (Abb. 9) sind in Japan nicht in Privatbesitz, es sei denn man verfügt über mindestens 10 Jahre Erfahrung im Umgang mit der Flinte (Abb. 10). Der Ursprung dieser strengen waffenrechtlichen Regelungen ist unklar. Möglicherweise steht dies im Zusammenhang mit der Reichweite und Gefährdung von Büchsengeschossen.

    Zukünftige Herausforderung bei der Reduzierung von Waldschäden

    Was die Wildschadensbekämpfung in der Land- und Forstwirtschaft betrifft, so sind Schäden in der Landwirtschaft leicht zu erkennen und zu bewerten. Daher werden aktiv Maßnahmen gefördert, um deren Wirksamkeit zu erhöhen. Wildschäden im Wald hingegen sind auf den ersten Blick kaum wahrnehmbar und haben somit eine geringere wirtschaftliche Priorität, weswegen auch die Maßnahmen, verglichen mit der Landwirtschaft, kaum gefördert werden. Die meisten Waldbesitzer überlassen die Bewirtschaftung ihrer überwiegend sehr kleinteiligen Parzellen Forstbetriebsgenossenschaften (shinrinkumai). Das Bewusstsein und das Interesse am eigenen Waldbesitz ist gering. Nennenswerte Einkommen werden von der Mehrheit der Kleinprivatwaldbesitzer kaum erzielt. Eine übergeordnete, ökonomisch begründete Zielsetzung der Bewirtschaftung ist für die Wildschadensbekämpfung bislang nicht im Blick.

    Durch den starken Fokus auf die Schadensabwehr in der Landwirtschaft ist absehbar, dass das Sikawild, je mehr Vergrämungsmethoden im Ackerland angewendet werden, zukünftig eher in den Wäldern verbleibt und dort für umso mehr Schäden sorgen wird. Da Sikawild der Hauptverursacher von Waldschäden ist, beschränkt sich der Schaden nicht allein auf Forstkulturen, sondern betrifft das gesamte Waldökosystem. Die gesellschaftliche Bedeutung ist daher genau genommen größer, als auf landwirtschaftlichen Flächen. Sie werden jedoch nicht so stark wahrgenommen.

    Bisher konzentrierten sich die Maßnahmen gegen Waldschäden hauptsächlich auf Schutzmaßnahmen wie Zaunbau und Baumeinzelschutz. Doch die zu schützende Waldfläche ist groß und das Gelände häufig steil und somit schwierig zu schützen. Darüber hinaus sorgen die Schutzmaßnahmen allein nicht für eine Senkung des Sikawildbestandes und somit nicht zu einer grundlegenden Lösung des Problems. Daher ist es bei den zukünftigen Maßnahmen gegen Waldschäden erforderlich, zusätzlich zu den Schutzmaßnahmen auch die Jagd wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Aufgrund der Überalterung der Jägerschaft wird erwartet, dass es in Zukunft schwierig werden wird, ausreichend aktive Jäger zu haben, die die Jagd zur Vermeidung von Forstschäden durchführen.

    60% der Waldfläche in Japan befindet sich im Privatbesitz und ist strukturell vergleichbar mit den sehr kleinparzellierten Besitzverhältnissen in Deutschland. Hinzu kommen unklare Besitzverhältnisse und ein häufig niedriger Erschließungsgrad. In der Regel werden die Bewirtschaftung und die Forsteinrichtung von lokalen Forstbetriebsgemeinschaften übernommen. Es wäre denkbar, dass diese auch bei der Jagd zukünftig eine zentrale Rolle übernehmen. Dazu wäre es sinnvoll, dass in der Zukunft auch Forsttechniker und Waldarbeiter, jagdtechnisch weiterqualifiziert werden, um einen Teil der Bejagung durchzuführen. Bislang liegt der Schwerpunkt der Ausbildung der Waldarbeiter bei der Pflanzung, Pflege und Ernte von Bäumen sowie dem Bedienen und Führen der dazu notwendigen Gerätschaften und Maschinen.

    Zum Schluss eine persönliche Anmerkung des Autors Akiyoshi Isaji

    Ich habe im Dezember 2019 die Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg besucht und durfte dabei wertvolle Erfahrungen und Informationen zu Jagdtechniken sammeln. So konnte ich beispielsweise an einer Drückjagd teilnehmen und auch an einem Schießausbildungsprogramm (inklusive Schießtraining) der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg teilhaben. Was ich dort erlebte an Jagdkultur, Jagdsystem sowie dem natürlichen Umgang mit Waffen, ist für Japan bisher kaum vorstellbar. Zu groß sind die Unterschiede bei den rechtlichen Rahmenbedingungen, der Professionalisierung und auch der gesellschaftlichen Akzeptanz.

    Bei meinen Vorträgen in Deutschland über die Jagd in Japan waren die Zuhörer überrascht, was sie über die japanische Jagdkultur, das Jagdsystem sowie die Wildschadensverhütungsmaßnahmen erfahren haben. Besonders die Tatsache, dass Schlingenfallen in Japan legale und übliche Jagdausrüstung sind und es eher schwierig ist, ein Gewehr zu besitzen erstaunte die Menschen. Schlingenfallen und Käfige (ähnlich Saufängen) sind in Japan weit verbreitet. Ethische Bedenken gibt es in der Gesellschaft kaum. Auch von Tierschutzorganisationen gab es in der Vergangenheit bislang keine Forderungen, diese Jagdtechnik aus Gründen des Tierschutzes zu verbieten. Alleine beim Bejagen und Fangen von Schwarzbären gibt es gesellschaftlichen Widerstand, nicht jedoch bei Sika- und Schwarzwild.

    Wie man sieht, sind in Deutschland wie in Japan System und Kultur der Jagd sowie der Wildschadensbekämpfung sehr unterschiedlich. Viele Informationen und Techniken der Jagdausübung sind den jeweils anderen unbekannt. Ich hoffe, dass wir durch den Austausch zwischen den beiden Ausbildungsstätten in Gifu und Rottenburg die aktuelle Situation des jeweils anderen besser kennenlernen und dieses Potenzial nutzen können, um Ideen und Hinweise zu finden, die zur Lösung der Probleme im jeweils anderen Land führen.

    Quellenverzeichnis

    • ENV (2019): Ergebnis der landesweiten Erhebung zum Bestand an Sika- und Schwarzwild (Umweltministerium Japan), https://www.env.go.jp/press/107256.html
    • ENV(2022): Jagdlizenzen nach Altersgruppen und Lizenzart (https://www.env.go.jp/nature/choju/docs/docs4/index.html)
    • MAFF (2020): Wildschadenserhebung 2020 (Ministerium für Ackerbau, Forst und Fischerei Japan), https://www.rinya.maff.go.jp/j/hogo/higai/tyouju.html
    • IIDA, M. (1996): inoshishi, teppô, Andô Shoueki (Wildschwein, Flinte, Andô Shoueki). Tokio. 270 p.