Um die Wahrnehmung und das Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur und den innewohnenden Gefahren zu fördern, bietet das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML), Wien, im Rahmen von Biber Berti seit Jahren Unterlagen für den Schulunterricht an. Das Bundesforschungszentrum für Wald überprüfte deren Eignung mittels einer Online-Befragung. Vorweg nur so viel: Manches Schulkind würde sich über die Noten freuen, mit denen die befragten Pädagoginnen und Pädagogen die Unterlagen bewertet haben.
Naturgefahren betreffen einen Großteil der Bevölkerung Österreichs. Dazu zählen nicht nur Personen, deren Hab und Gut im Wirkungsbereich von Lawinen, Rutschungen, Steinschlag, Muren oder Hochwasser liegen, oder deren täglicher Weg zur Schule oder Arbeit solche Bereiche quert.
Auch Erholungssuchende aus städtischen Regionen können – oft ohne, dass es ihnen bewusst ist - davon betroffen sein. Darüber hinaus haben Extremereignisse auch ökonomische Auswirkungen, die indirekt jeder Einwohner mehr oder weniger zu spüren bekommt.
Während die Anforderungen der Gesellschaft an die Naturgefahrenprävention steigen, nimmt der Beitrag des Einzelnen dazu durch den zunehmend urbanen Lebensstil und den dadurch fehlenden Fähigkeiten, Gefahren des Naturraumes zu erkennen, zu verstehen und zu vermeiden, stetig ab.
Dieser Diskrepanz kann unter anderem während der schulischen Ausbildung wirkungsvoll begegnet werden, indem das Erkennen der Phänomene im Naturraum und das Verständnis komplexer Wirkungszusammenhänge gefördert und dadurch der Grundstein für eine rational basierte Entscheidungs- und Handlungskompetenz gelegt wird.
Zu diesem Zweck stellt das BML (Abteilung III/5, Wildbach- und Lawinenverbauung) die Biber Berti-Schulunterrichtsunterlagen kostenlos zur Verfügung (Abbildung 1). Die Unterlagen sind derzeit für Hochwasser und Klimawandel verfügbar und für das Thema Lawinen in Ausarbeitung. Sie bestehen aus einem Leseheft für Kinder und einer umfangreichen Arbeitsmappe für die Pädagoginnen und Pädagogen. Primäre Zielgruppe sind dritte und vierte Klassen von Volkschulen (weiteres Lehrmaterial, z.B. von seiten des Landesforstes Mecklenburg-Vorpommern)
Erreichen die Unterlagen ihr Ziel?
Nachdem die Biber Berti-Unterlagen nun schon mehrere Jahre angeboten werden, war es an der Zeit, sie auf ihre Verbreitung und Eignung im Schuleinsatz zu überprüfen. Dadurch sollten Verbesserungspotenziale ausgelotet werden. Gleichzeitig steht dadurch auch eine Basis für künftige Verbreitungsstrategien bzw. eine zielgerichtete Weiterentwicklung der Unterlagen zu Verfügung.
Mit der praktischen Umsetzung der Befragung unter den BezieherInnen dieser Unterlagen und der Analyse der Ergebnisse wurde im September 2014 das BFW beauftragt, das an der Schnittstelle zwischen Praxis und Forschung positioniert ist und selbst einem klaren Bildungsauftrag hat.
Um eine möglichst große Reichweite bei den (potenziellen) Anwendern zu erzielen, wurde diese als Online-Befragung unter den Beziehern der Unterlagen konzipiert. Nachdem nun die Ergebnisse vorliegen, sei eines vorweg genommen: Biber Berti kommt sehr gut an!
Insgesamt haben 50 Personen aus dem Bildungsbereich den kompletten Fragenkatalog beantwortet – nur deren Antworten wurden schließlich für die Auswertungen herangezogen. Überraschend war, dass sich an der Befragung ein hoher Anteil (knapp ein Drittel) an Personen beteiligten, die nicht direkt der Lehrerschaft zuzurechnen sind (z.B. HortleiterInnen, StudentInnen, WaldpädagogInnen).
Wie und wo werden die Biber Berti Unterlagen eingesetzt?
Abbildung 2: Eignung der Biber Berti Unterlagen (für Hochwasser) nach Schulform und Schulstufe
Abbildung 3: Antworten auf die Frage nach der Motivation, die Unterlagen anzufordern
Die Unterlagen werden nicht nur für die dritten und vierten Volkschulklassen, sondern durchaus auch für die fünfte und sechste Schulstufe als geeignet bewertet (Abbildung 2). Dass hier die neuen Mittelschulen deutlich vor den AHS rangieren, liegt wahrscheinlich auch an der Zusammensetzung des "Teilnehmerfeldes".
Tatsächlich eingesetzt werden die Unterlagen (Texte, Abbildungen, Experimente, Webseiteninhalte und Online-Spiele) zum überwiegenden Teil im fächerübergreifenden Sachunterricht der Grundschulstufen.
Anwendungen ab der fünften Schulstufe sind aufgrund der dann zu dem Themenkreis in Frage kommenden, differenzierten Fächer (Biologie, Geographie, Physik etc.) offenbar schwieriger zu realisieren, fachübergreifende Arbeiten die Ausnahme. In diesen Schulstufen war eine hohe Anwendungsrate von Biber Berti-Texten im Fach Deutsch auffallend.
Die Unterlagen werden überwiegend als Ergänzung zu anderen Unterrichtsmaterialien verwendet. Das Stundenausmaß, in welchem die Unterlagen eingesetzt wurden, streut stark; gut ein Drittel der UmfrageteilnehmerInnen geben für Hochwasser, die Hälfte für Klimawandel drei bis fünf Unterrichtseinheiten an.
Die Motivation für den Einsatz der Unterlagen sind primär das persönliche Interesse und der Wunsch, den Unterricht lebendig zu gestalten, während die Verankerung der Thematik in den jeweiligen Lehrplänen weniger relevant scheint (Abbildung 3). Die Unentgeltlichkeit und eine gute Bewerbung sind den Pädagoginnen und Pädagogen offenbar ebenfalls wichtig.
Die Unterlagen zu Hochwasser werden deutlich öfter im Unterricht eingesetzt und das Thema auch ausführlicher behandelt (Stundenausmaß) als jenes des doch komplexeren Bereiches Klimawandel.
Wie die Pädagoginnen und Pädagogen Biber Berti bewerten
Abbildung 4: Antworten zur Frage, welche Lernbehelfe zum Thema Hochwasser sich im praktischen Einsatz bewährt haben
Die bestehenden Unterlagen zu Hochwasser und Klimawandel wurden insgesamt sowohl bezüglich Inhalt, Verständlichkeit, Erscheinungsbild und auch im Verhältnis von Texten zu Bildern überwiegend mit "sehr gut" bewertet. Im praktischen Einsatz überwiegend "sehr gut" bewährt haben sich Texte, Abbildungen und auch die beschriebenen Experimente.
Eine geringere Eignung - auf immer noch hohem Niveau - wurde der Website und den Online-Spielen attestiert (Abbildung 4). Ihre Anwendung scheitert mitunter an mangelnden Ressourcen (Workstations), immerhin 40 % der Befragten gaben an, dass Onlinespiele im Unterricht nicht möglich seien.
Ähnlich gut kommen die Unterlagen nach Meinung der UmfrageteilnehmerInnen übrigens auch bei den SchülerInnen an. Ein ansprechendes Layout scheint besonders in Hinblick auf die Ansprüche der Kinder wichtig.
Wünsche an Biber Berti
Interesse an weiterführenden oder vergleichbaren Unterlagen zu weiteren Themen besteht besonders für das Thema "Wald und seine vielfältigen Wirkungen", aber auch für die bereits in Ausarbeitung befindlichen Unterlagen zu Lawinen.
Was das pädagogische Personal an weiteren Angeboten brauchen könnte: Hilfestellungen durch Experten, z.B. in Form von Besuchen vor Ort, wie sie zum Beispiel schon für den thematischen Bereich Boden angeboten werden (Boden macht Schule), oder die Organisation von spezifischen Workshops im Rahmen der LehrerInnenfortbildung, finden sich im Ranking der Wünsche ganz oben.