Die Gemeinde Medel/Lucmagn mit einer Fläche von 136 km2 und rund 500 Einwohnern lebt vor allem von der Bau- und Landwirtschaft. Viele Arbeitnehmer sind Tagespendler. In den letzten Jahren hat der sanfte Tourismus mit Wandern im Sommer sowie Skitouren und Schneeschuhwandern im Winter zugenommen. Die Gemeinde besitzt und unterhält über 100 km Wanderwege.
Topografisch bedingt ist der Unterhalt kostspielig und es stellen sich immer wieder knifflige Aufgaben. Nicht selten müssen die Wanderwege mit teuren Bauten, wie Stegen oder Brücken, ausgebaut oder wiederhergestellt werden.
Eine solche Problemzone befindet sich auch auf der Wanderwegstrecke Disentis – Lukmanierpass, die Hauptverbindung durch das Val Medel ins Tessin, unmittelbar beim Weiler Mutschnengia. Dort quert der Weg das Tavetscher Zwischenmassiv, die sogenannte Urseren-Garvera-Mulde, mit den besonders erosionsanfälligen Gesteinen aus Schiefer-Verrucano und Gneisschichten. Vor allem nach der Schneeschmelze im Frühling und bei starkem Regen wurde der ca. 400 m lange Weg, welcher das Val Mutschnengia überquert, immer wieder zerstört. Vergebens hat man mehrmals versucht, diesen Abschnitt mit Bauten (Stege, Holzkästen, Hangroste) zu stabilisieren.
Von der Idee zur Ausführung
Abb. 2 - Die Forstwart-Lernenden bauen die ersten Querhölzer ein.
Im Sommer 2009 wurde eine neue Variante mit einer 100 m langen Hängebrücke diskutiert. Die Idee reifte und nach ersten finanziellen und technischen, geologischen und statischen Abklärungen gab die Gemeinde im Jahr 2010 grünes Licht zum Bau. Durchgeführt wurde die Arbeit 2011 innerhalb eines Baukurses für Forstwart-Lernende. Der Auftrag lautete: Bau der 100 m langen Hängebrücke über das Val Mutschnengia innerhalb von 4 Wochen.
Herausforderung und Chance
Es lag nun an allen Akteuren – Ingenieurbüro, Gemeinde, Forstdienst, Kursleitung und Instruktoren und natürlich den Forstwart-Lernenden – das Werk anzugehen und das Ziel zu erreichen.
Die Chance, ein einzigartiges Werk mit den Forstwart-Lernenden zu erstellen, wurde ergriffen und umgesetzt. Die Idee war, nicht nur eine relativ schwierige Aufgabe zu lösen, sondern auch einen Weg aufzuzeigen, wie man die auftretenden Schwierigkeiten löst. Die Lernenden wurden angeleitet aber gleichzeitig auch zum Mitdenken angeregt. Manchmal musste auch improvisiert werden. Gerade im forstlichen Bauwesen ist gutes, praktisches Handeln in vielen Situationen entscheidend im Hinblick darauf, ob ein Bauwerk gelingt oder nicht.
Wie man an den Fotos sieht, ist der Plan einer Lärchenholz-Hängebrücke im Val Mutschnengia aufgegangen. Sie hat sich auch im Winter bestens bewährt.