Rund 145.000 Waldbesitzerinnen und -besitzer pflegen und nutzen Österreichs Wälder. Speziell die Gruppe der Kleinwaldbesitzer hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert: Die Anzahl der urbanen oder nicht mehr traditionell in der Landwirtschaft verwurzelten Waldbesitzer erhöht sich. Gleichzeiig steigt aber auch die Zahl jener Waldbesitzer, die Ausbildungen zum Forstfacharbeiter oder Forstwirtschaftsmeister absolvieren, um ihre Waldbewirtschaftung zu professionalisieren und damit ihr Einkommen zu erhöhen.
Begleitet wird diese Entwicklung von der Erfolgsgeschichte der Waldverbände. 2010 waren darin bereits knapp 60.000 Kleinwaldbesitzer organisiert. Der Schwerpunkt liegt auf der gemeinschaftlichen Holzvermarktung. Darüber hinaus haben aber auch Aktivitäten zur Informationsbereitstellung, Aus- und Weiterbildung und gemeinsamen Strategieentwicklung einen immer größer werdenden Platz eingenommen. 2010 haben 11.000 Mitglieder Veranstaltungen der Waldverbände besucht und damit ihr reges Interesse an der Gemeinschaft und den angebotenen Aktivitäten gezeigt.
Ziele der Waldbesitzer vielfältig
Neben den Verbandsaktivitäten decken die forstlichen Ausbildungsstätten mit ihren Kursangeboten den Aus- und Weiterbildungsbedarf der "Neueinsteiger" und "Profis" in der Waldbewirtschaftung ab. Stehen bei den Waldverbänden Informationen zu Holzmarkt, gemeinschaftlicher Vermarktung, überbetrieblichem Maschineneinsatz und Organisationsfragen im Vordergrund, werden an die Angebote der Ausbildungsstätten eindeutig arbeitstechnische und -sicherheitsrelevante Ansprüche gestellt. Der Waldverband Österreich hat Anfang des Jahres 2011 den Bildungsbedarf unter seinen Mitgliedern erhoben.
Erhebung im Detail
Abbildung 1: Frage nach den Motiven (Waldverband-Umfrage, 2011)
Teilgenommen haben an der Umfrage großteils aktive Mitglieder, die Beantwortung der Fragebögen erfolgte im Zuge von Veranstaltungen der Waldverbände. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Bereitschaft zur Weiterbildung (Abbildung 1), das persönliche Interesse an Weiterbildung steht im Vordergrund.
Austausch von Erfahrungen, ökonomische Interessen, Erwerb von neuem Wissen, zusätzliche oder höhere Qualifikation als Motive für Aus- und Weiterbildung unterstreichen den Wunsch nach Professionalisierung der Waldbewirtschaftung. Allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede in der Form, wie diese Weiterbildung von den Waldbesitzern "konsumiert" wird.
"Greifbare" Weiterbildung
Abbildung 2: Frage nach den Informationsquellen (Waldverband-Umfrage, 2011)
Abbildung 3: Frage nach den Hinderungsgründen (Waldverband-Umfrage, 2011)
Informelle Weiterbildungsprodukte in Form von Fachliteratur, Broschüren oder Foldern sind bei 26 % der Befragten die wichtigste Art persönlicher Weiterbildung (Abbildung 2). Dann folgen Holzstammtische, Messen und Vorführungen sowie Exkursionen. Erst an fünfter Stelle werden Kurse genannt.
Deshalb lohnt ein Blick auf die wichtigsten Hemmnisse für einen Kursbesuch. Knapp 63 % der Befragten geben Zeitmangel und über 18 % lange Wegstrecken als wesentlichen Hinderungsgrund an (Abbildung 3). Hingegen spielen Teilnahmegebühren eine eher untergeordnete Rolle.
Das wirkungsvollste Lernen erfolgt durch direktes Erleben und Anwenden. Weiterbildung muss "greifbar", handlungs- und erlebnisorientiert und direkt in der täglichen Arbeit auf dem Betrieb anwendbar sein. Hier ist auch einer der größten Kritikpunkte zu erwähnen. Der Anteil von Theorieeinheiten bei Kursen wird als zu hoch bewertet, jener von praktischen Übungen zu klein.
Gewünscht werden strenge Zeitpläne mit frühem Beginn der Veranstaltungen und Theorieblöcken am Abend, da Betriebsleiter für die Dauer des Kursbesuches oft für Ersatz im Betrieb sorgen müssen. So müssen die Kurse zu Holzernte, Arbeitstechnik, Arbeitssicherheit und zum Beispiel Erste Hilfe den erhofften und erwarteten Mehrwert bringen, um als erfolgreich beurteilt zu werden.
Näher an den Kunden, frauenspezifische Kurse
Aus diesen Ergebnissen und weiterführenden Experteninterviews ist abzuleiten, dass für forstliche Ausbildungsstätten durchaus Bedarf der Weiterentwicklung der Bildungsangebote besteht. Flexible Kurszeiten am Abend und am Wochenende, früher Beginn und noch stärkere Konzentration auf praktische Übungen stehen auf der Wunschliste der Waldbesitzer ganz oben. Dem Zeitmangel könnte sicherlich auch durch mobile Weiterbildungsangebote begegnet werden, indem regional Weiterbildungskurse angeboten werden.
Eigene Kurse und Angebote für weibliche Betriebsführer sind ein weiterer Wunsch, dem auch die Waldverbände in Zukunft mehr Aufmerksamkeit widmen werden. Viele Entscheidungen im Familienverband werden von Frauen getroffen, die ungern an männlich dominierten "Expertenkreisen" teilnehmen.
Jedenfalls ist der Umstand höchst erfreulich, dass Waldbesitzer ein hohes Interesse an der forstlichen Weiterbildung zeigen. Für Ausbildungsstätten bieten sich jedoch immer noch Chancen, das Angebot ihrer Aktivitäten weiterzuentwickeln und noch attraktiver zu gestalten. Die Austrofoma 2011 in Rein hat mit gut 20.000 Besuchern einmal mehr gezeigt, dass das Interesse an aktiver Waldbewirtschaftung und Professionalisierung der Waldarbeit steigt.