In den bayerischen Wäldern zeichnen sich durch die trocken-heißen Sommer und Stürme der letzten Jahre weitreichende Folgen für den Wald ab. Forstleute und Waldbesitzende müssen daher eine aktive und rasche Anpassung der Wälder an den Klimawandel vornehmen. Eine entscheidende Frage beim Waldumbau ist der Wissensstand zur Baumarteneignung. Dieses Wissen hat die LWF im Jahr 2019 in übersichtlicher Form in der Praxishilfe "Klima–Boden–Baumartenwahl" mit 16 Baumarten veröffentlicht. Jetzt ist ein zweiter Band mit zehn seltenen heimischen und sechs alternativen Baumarten erschienen.
Forstliche Beratung noch besser machen
Innerhalb der letzten Jahre hat die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) neues, umfangreiches Wissen zu den Standortansprüchen der Baumarten erarbeitet. Mit dem Waldatlas und dem Bayerischen Standortinformationssystem (BaSIS) im Bayerischen Waldinformationssystem (BayWIS) wurde dieses Wissen der Forstverwaltung zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wurden 2019 mit dem ersten Band der "Praxishilfe Klima–Boden–Baumartenwahl", im Folgenden kurz "Praxishilfe" genannt, verständliche und nachvollziehbare Erläuterungen für 16 Baumarten (Fichte, Weißtanne, Waldkiefer, Europäische Lärche, Douglasie, Buche, Stieleiche, Traubeneiche, Bergahorn, Spitzahorn, Feldahorn, Esche, Winterlinde, Schwarzerle und Sandbirke) erstellt.
Für diese Praxishilfe wurden sowohl Informationen aus der Literatur, aktuelle Ergebnisse verschiedener vorangegangener Projekte als auch Expertenwissen genutzt. Die Praxishilfe ergänzt die Informationen aus dem Bereich der Standortansprüche mit kurzen Beiträgen zu den Themen Leistung, Holzverwendung, Waldschutz, Artenvielfalt sowie Waldbau, um mit einem möglichst breiten Überblick die Baumartenwahl zu unterstützen.
Praxishilfe jetzt ergänzt
Im August 2020 ist der zweite Band der Praxishilfe mit weiteren 16 Baumarten (Küstentanne, Schwarzkiefer, Japanische Lärche, Roteiche, Zerreiche, Flaumeiche, Französischer Ahorn, Sommerlinde, Bergulme, Elsbeere, Speierling, Vogelbeere, Wildbirne, Vogelkirsche, Edelkastanie und Robinie) erschienen. Wie der erste Band ist auch diese Praxishilfe als Ergänzung zu BaSIS zu sehen und eng damit verknüpft. Auch bei diesem Band wurden sowohl aktuelle Ergebnisse verschiedener vorangegangener Projekte, Informationen aus der Literatur als auch Expertenwissen genutzt. Die Praxishilfen ergänzen die Informationen aus dem Bereich der Standortansprüche und Herkunft mit kurzen Beiträgen zu weiteren entscheidungsrelevanten Themen, um mit einem möglichst breiten Überblick die Baumartenwahl zu unterstützen.
Steckbriefe für den übersichtlichen Vergleich
Die Praxishilfen bestehen aus jeweils zwei Teilen. Im ersten Teil werden Grundlagen zu den in BaSIS und in den Steckbriefen enthaltenen Informationen erläutert. Der zweite Teil besteht aus vierseitigen Baumartensteckbriefen.
Die Grundlagen erläutern die Hintergründe, die zum besseren Verständnis und dem Umgang mit den Steckbriefen beitragen. Zum jeweiligen Thema werden Methoden und Modelle zu den abgeleiteten Schwellenwerten dargestellt sowie Übersichtstabellen präsentiert. Ergänzungen zu den Fachthemen Verbreitung, Holzverwendung, Waldschutz, Artenvielfalt und Waldbau vervollständigen diesen Teil.
Die vierseitigen Steckbriefe behandeln wesentliche ökologische Ansprüche der Baumarten, um das in BaSIS dargestellte Anbaurisiko zu ergänzen und nachvollziehbar zu machen. Von der Verbreitung der Arten und Herkunftsinformationen wird über ökologische Toleranzen, Klimahüllen und Bodenansprüche die Breite der Aspekte dargestellt, die letztlich den Anbaurisiko-Karten zu Grunde liegen. Ergänzt werden die Steckbriefe um die weiteren Fachthemen Leistung, Holzverwendung, Waldschutz und Artenvielfalt. Die Steckbriefe münden dann in einem kurzen Abriss zu Möglichkeiten der waldbaulichen Umsetzung.
Primäres Ziel ist die prägnante Darstellung praxisrelevanten Wissens zur Baumartenwahl im Klimawandel, was in Form der vierseitigen Baumartensteckbriefe realisiert wurde. Durch die Vergleichbarkeit der Darstellung aller Baumarten entfaltet die Praxishilfe ihre besondere Stärke. Dies ermöglicht es dem Leser (Berater oder Waldbesitzer), für eine gegebene Standortsituation in Frage kommende Baumarten quasi nebeneinander zu legen und die Chancen und Risiken der Baumarten vergleichend zu betrachten. Die Achsen aller Abbildungen wurden nicht verändert, damit der Vergleich zwischen beiden Bänden möglich ist. Im zweiten Band wurde die Datengrundlage der klimatischen Beschreibung der europäischen Vorkommen aktualisiert, was beim Vergleich der Klimahüllen beachtet werden muss. Die beiden Bände der Praxishilfe sind in Summe ein Kompendium, das es in der vorliegenden Form mit der Darstellung des aktuellen Wissenstands der Jahre 2019 und 2020 noch nicht gibt.
Informationen zur Herkunft wurden im zweiten Band der Praxishilfe integriert. Herkunftsempfehlungen stehen für 15 Arten des ersten Bandes und acht Arten des zweiten Bandes (Küstentanne, Schwarzkiefer, Japanische Lärche, Roteiche, Sommerlinde, Vogelbeere, Edelkastanie, Robinie) zur Verfügung. Die Empfehlungen sind unter anderem im Internet auf den Seiten des Bayerischen Amts für Waldgenetik zu finden. Zerr- und Flaumeiche unterliegen zwar dem Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG), für diese Arten sind aber keine Herkunftsgebiete in Deutschland ausgewiesen. Für die dem Forstvermehrungsgutgesetz unterliegenden Baumarten sind die Erzeugung (z. B. Pflanzenanzucht von ausländischen Samen) und das Inverkehrbringen klar geregelt und die Bestimmungen müssen eingehalten werden. Die Bände der Praxishilfe können als Ringbuch bestellt oder als PDF auf den Internetseiten der LWF heruntergeladen werden.
Zusammenfassung
Die Praxishilfen "Klima–Boden–Baumartenwahl" der LWF beschreiben in zwei Bänden jeweils 16 Baumarten mit vierseitigen Steckbriefen. In einem Grundlagenteil werden Methoden und Hintergründe erläutert. Das aktuelle Wissen zu den Themen Verbreitung, Herkunft, Arteigenschaften, Klima, Wasser und Boden, Anbaurisiko, Leistung, Holzverwendung, Waldschutz, Artenvielfalt und Waldbau ist auf den vierseitigen Baumartensteckbriefen so aufbereitet, dass ein Vergleich zwischen den Baumarten leicht möglich ist.
Dabei nehmen die Praxishilfen die Informationen aus dem Geoinformationssystem BaSIS der Bayerischen Forstverwaltung auf und ergänzen dieses mit weiteren fachlich relevanten Aspekten. Die Praxishilfen sind so aufgebaut, dass sie auch ohne das BaSIS-Programm von forstfachlich ausgebildeten Personen gut und einfach verwendet werden können. Die Praxishilfe kann gegen einen Unkostenbeitrag bei der LWF bestellt werden, sie stehen aber auch auf den Internetseiten der LWF zum freien Download zur Verfügung.
Die Illustrationen wurden von "DAS ILLUSTRAT – Büro für Grafik & Illustration, München" erstellt.