Die Afrikanische Schweinepest (ASP) stammt ursprünglich aus Afrika und breitet sich seit 2007 in Europa stetig weiter aus. 2020 wurden die ersten Fälle von ASP in der Bundesrepublik bei Wildschweinen an der deutsch-polnischen Grenze in Brandenburg festgestellt. Weitere Wildschwein-Infektionen folgten in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Bayern ist bisher noch nicht vom ASP-Seuchengeschehen betroffen. Dennoch liegt der aus Sachsen nahende Seuchenzug im Schwarzwildbestand nur noch etwa 130 km von der bayerisch-sächsischen Landesgrenze entfernt. Mitte Juni 2024 wurde bei einem Wildschwein bei Rüsselsheim im hessischen Landkreis Groß-Gerau die ASP festgestellt. Somit hat sich die Entfernung des Seuchengeschehens zur bayerischen Landesgrenze auf etwa 40 km verringert. Das Risiko einer Ausbreitung oder Einschleppung nach Bayern ist daher extrem hoch.

ASP ist eine gefährliche Tierseuche

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Viruskrankheit, die Wild- und Hausschweine befällt und in den meisten Fällen zum Tod der Tiere führt. Gegen das ASP-Virus gibt es gegenwärtig weder einen in Deutschland zugelassenen Impfstoff noch Medikamente, die eine Heilung herbeiführen. Das ASP-Virus ist sehr zäh und widerstandsfähig. Unter den aktuellen Bedingungen hoher Schwarzwilddichten sind die Infektionsketten sehr eng, was im Fall eines Seuchenausbruchs zu hohen krankheitsbedingten Verlusten und einer starken Ausbreitungsdynamik führt.

Die Verbreitung dieser Krankheit erfolgt in einer Kombination von einerseits Infektionen durch natürliche Weitergabe des Virus zwischen den Wildschweinen oder andererseits durch menschliche Einträge. Bei letzterem Übertragungsweg handelt es sich vorrangig um Nahrungsmittel, welche aus Bestandteilen von infizierten Wild- und Hausschweinen hergestellt werden. Eine weitere Übertragungsgefahr besteht durch Unachtsamkeiten im Rahmen von Jagdtourismus in Seuchengebiete.

Im gesamten bisherigen ASP-Tierseuchengeschehen hat sich der Mensch als Hauptvektor herausgestellt. Eine Übertragung des ASP-Virus durch menschliches Zutun ist daher nicht nur in der Nähe des Seuchengeschehens, sondern an jeder Stelle Bayerns zu jeder Zeit möglich. Je früher eine Betroffenheit festgestellt wird, desto größer ist die Chance, die Seuche bereits zu Beginn einzudämmen und eine weitere Ausbreitung zu unterbinden. 

ASP in Deutschland

Im September 2020 erreichte die Afrikanische Schweinepest das Bundesland Brandenburg. Wenige Monate zuvor hatte ein menschlicher Eintrag in Westpolen eine flächige Verseuchung in den angrenzenden polnischen Schwarzwildlebensräumen erzeugt. Das war der Beginn eines Seuchenzuges, der sich nahezu ungebremst auf die Schwarzwildbestände in westlicher Richtung zubewegte und entlang der Grenze zunehmend die Schwarzwildbestände in Brandenburg infizierte. Durch die dynamische Ausbreitung des Seuchengeschehens in alle Richtungen waren innerhalb kurzer Zeit die grenznahen Schwarzwildlebensräume Sachsens ebenfalls betroffen. Bilder mit an der ASP verendeten Wildschweinen waren nun auch in Deutschland eine traurige Realität (Abb. 1).

Maßnahmen nach dem Seucheneintrag

Wenn es trotz aller Präventionsbemühungen zu einer ASP-Infektion kommt, werden die Maßnahmen zur Tierseuchenbekämpfung aktiviert. Diese beginnen mit einer flächendeckenden Absuche und der Entsorgung der toten Wildschweine. Die Lokalisierung der toten bzw. noch lebenden Wirtstiere erfolgt auf verschiedene Weise: In begehbaren Bereichen werden visuelle Absuchen durchgeführt. Zusätzlich kommen in Bereichen mit üppigem Unterwuchs, also starker Deckung, Kadaversuchhunde oder Drohnen zum Einsatz. Gleiches gilt für Bereiche, in denen das Betreten für Menschen problematisch ist (Abb. 2). 

Als Ergebnis der Suchmaßnahmen erfolgt die Festlegung der Restriktionszonen. Die Trennung von infizierten und gesunden Beständen wird durch Zaunbau erreicht. Eine Kernzone grenzt den unmittelbar von der Tierseuche betroffenen Bereich vom gesunden, aber hochgradig gefährdeten Areal ab. In dieser Zone erfolgt eine Wirtstierentnahme, die möglichst vollständig sein sollte. Ein Pufferbereich, in dem der Bestand die Möglichkeit einer Tilgung der Seuche zulässt, schließt sich daran an.

Die Entnahme der lebenden und vorrangig gesunden Wirtstiere erfolgt über die konventionelle Jagd und unter gezielter Anwendung von Fanganlagen. Letztere vermeiden Bewegungsdruck in der Fläche und sind in den erfolgreichen Tilgungen der ASP sehr wirkungsvolle und bewährte Seuchenbekämpfungsinstrumente. 

Die Nutzungsbeschränkungen von forst- und landwirtschaftlichen Flächen und die Anordnung einer temporären Jagdruhe sind zusätzliche notwendige Maßnahmen, die einer Versprengung infizierter Wirtstiere vorbeugen. Bis zur Errichtung der “Festzäune” müssen Bewegungsdruck erzeugende Jagdmethoden unterbleiben. Die jagdlichen Aktivitäten sind vollumfänglich der Seuchenbekämpfung im Schwarzwildbestand unterzuordnen. 

Erfolgreiche ASP-Seuchenbekämpfung ist möglich

Dass es in Deutschland möglich ist, eine erfolgreich verlaufende ASP-Seuchenbekämpfung durchzuführen, zeigen Teilerfolge in Brandenburg. Hier konnte der Seuchenzug in seiner Ausbreitung nach Westen aufgehalten werden. In den Bereichen des Erstbefalls gibt es bereits wieder Regionen, in denen über längere Zeiträume keine Fälle mehr aufgetreten sind. Mecklenburg-Vorpommern hat die ASP sogar erfolgreich wieder getilgt.

Es geht bei der Tierseuchenbekämpfung im Schwarzwildbestand nicht um eine Bekämpfung dieser Wildart, es geht darum, die Krankheit zu bekämpfen, die diese Wildart bedroht. In Tschechien und Belgien wurden hohe Schwarzwildentnahmen vollzogen. Die ASP wurde dort ausgelöscht und es leben heute in den ursprünglich betroffenen Wildlebensräumen wieder gesunde Wildschweine.

ASP-Prävention in Bayern

In den bayerischen Schwarzwildlebensräumen und in der bayerischen Hausschweinehaltung sind erfreulicherweise noch keine ASP-Fälle aufgetreten. Das Risiko einer Einschleppung in den Freistaat ist aber weiterhin sehr hoch. Es besteht daher die Notwendigkeit, den Erhalt der Tiergesundheit landesweit so lange wie möglich zu gewährleisten. 

Die Vorbereitung und Durchsetzung von Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen sind daher Staatsaufgabe über alle Verwaltungsebenen hinweg. Um die Behörden vor Ort bestmöglich bei deren Vorbereitungen auf den Seuchenfall zu unterstützen, wurde der bayerische “Rahmenplan Afrikanische Schweinepest” durch das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) erarbeitet. Er bündelt alle notwendigen Informationen für die Umsetzung von Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen und gibt den zuständigen Kolleginnen und Kollegen das geeignete rechtliche und technische Werkzeug an die Hand. Damit wird ein bayernweit koordiniertes, schnelles und zielgerichtetes Vorgehen sowie eine enge Zusammenarbeit von Behörden, Tierärzten, Landwirtschaft, Fleischwirtschaft, Jägern und Verbänden sichergestellt.

Bei der präventiven Vorbereitung und im Seuchenbekämpfungsgeschehen geht es insbesondere auch um eine nachhaltige und effiziente Reduktion der Wirtstierbestände. Dazu müssen die mit der Entnahme Beauftragten und unmittelbar betroffenen Menschen in diese komplexe Aufgabe eingewiesen und entsprechend qualifiziert werden. Denn in der ASP-Seuchenbekämpfung kommen auch methodische Vorgehensweisen zur Anwendung, die bis dato noch nicht zum konventionellen Repertoire der jagdlichen Ausbildung gehörten. Bei den bislang erfolgreich verlaufenen ASP-Tierseuchenbekämpfungen innerhalb Europas haben sich insbesondere Fanggeräte, Zaunabgrenzungen und minimalinvasive Wirtstierentnahmen als sehr wirkungsvoll erwiesen; allerdings haben bisher derartige Methoden in der bayerischen Jagdpraxis noch wenig Anwendung gefunden.

In Bayern bewegen sich trotz intensiver jagdlicher Bemühungen aktuell die Schwarzwildbestände noch nicht überall auf einem Niveau, bei dem eine problemlose Tilgung der Seuche möglich wäre. Enge Infektionsketten machen erwiesenermaßen den Vorteil einer geringen Ansteckungsgefährdung bei der ASP zunichte. 

Die Erfahrungen zeigen, dass eine unzureichende Prävention eine spätere Tierseuchenbekämpfung erheblich erschwert. Die Tilgungsbemühungen dauern sehr viel länger, die Kosten erhöhen sich auf ein vorher nicht vorstell- und planbares Niveau. Das Gebiet der Seuchenausbreitung übertrifft die vorher kalkulierten Erwartungen um ein Vielfaches. Die Aufwendungen an Arbeitskraft, technischer Ausrüstung und sonstige materiellen Aufwendungen übersteigen die finanzielle Ausstattung der für die Seuchenbekämpfung verantwortlichen Regierungsbezirke. Zudem sind die Einschränkungen in den Restriktionszonen für alle Betroffenen erheblich. 

Zusammenfassung

Eine Übertragung des ASP-Virus durch menschliches Zutun ist an jeder Stelle Bayerns zu jeder Zeit möglich. Je frühzeitiger eine Betroffenheit festgestellt wird, desto größer ist die Chance, die Seuche bereits zu Beginn einzudämmen und eine weitere Ausbreitung zu unterbinden. Dabei ist es wichtig, dass die betroffenen Personen auf einen eventuellen Seuchenfall vorbereitet sind.

Nur eine schnelle Qualifizierung der beteiligten Akteure und eine rasche Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen mit den dafür erprobten Methoden sichern einen erfolgreichen Tilgungsverlauf bei dieser Wildkrankheit.