Forschungsprojekt bestätigt Wildkatzenvorkommen im Eggegebirge
Abb. 2: Blick über das 2.600 Hektar große Waldnaturschutzgebiet Egge-Nord zwischen Altenbeken, Horn-Bad Meinberg und Bad Lippspringe (Kreise lippe, Höxter und Paderborn). Foto: J. Preller
Abb. 3: Mittels Fotofalle fotografierte Wildkatze in der Nähe eines Lockstockes. Foto: J. Preller
Abb. 4 und 5: Die am Lockstock verbleibenden Wildkatzenhaare werden abgesammelt (links). Rechts Wildkatzenhaare am Lockstock. Fotos: J. Preller
Abb. 6: Neue Wildbrücke über die B 64 zwischen Altenbeken und Bad Driburg im Eggegebirge, die auch für die Wildkatze gebaut wurde (neben Rotwild und anderen). Das Foto zeigt insbesondere den wildkatzensicheren Zaun. Sie liegt mitten im Untersuchungsgebiet. Foto: J. Preller
Dass die streng geschützte, seltene Wildkatze im ostwestfälischen Eggegebirge als heimliche Waldbewohnerin vorkommt, war von Forstleuten und Jägern schon lange vermutet worden. Jetzt liegen die Genuntersuchungen nach einem mehrmonatigen Forschungsprojekt vor. Fast 400 Haarproben an so genannten "Wildkatzen-Lockstöcken" wurden gesammelt und deren DNA untersucht. Eindeutig identifiziert wurden 31 Wildkatzen im gesamten Eggegebirge und in südwestlich angrenzenden Waldgebieten. Laut Gutachten des renommierten Wildkatzenforschers Karsten Hupe scheint die Region aber nicht nur für die heimischen Wildkatzen wichtig zu sein.
Das von den Kreisen Paderborn und Höxter, der Bezirksregierung Detmold und Wald und Holz NRW (Regionalforstamt Hochstift) getragene Forschungsprojekt war bereits im vorletzten Winter mit dem Einschlagen von 159 Lockstöcken im Staats- und Kommunalwald gestartet. An den mit Baldriantinktur benetzten Dachlatten wurden über fünf Monate Katzenhaare gesammelt. Wie so manche Hauskatze werden auch Wildkatzen, insbesondere zur winterlichen Paarungszeit, fast magisch vom Baldriangeruch angezogen. So hinterließen 13 Kater und 18 Katzen beim intensiven Reiben am sägerauen Pfosten ihren genetischen Fingerabdruck. Einige Wildkatzen konnten mittels Fotofallen dabei sogar fotografiert werden.
Der eindeutige Beweis aber, dass es sich um richtige Wildkatzen und nicht um ähnlich aussehende Hauskatzen oder Mischlinge, die so genannten "Blendlinge" handelt, konnte aber nur über eine Genuntersuchung erfolgen. Die Untersuchungsergebnisse eines auf Wildtiergenetik spezialisierten Instituts liegen jetzt vor und stimmen die Auftraggeber grundsätzlich zufrieden. Die Wälder des Eggegebirges und hier anscheinend besonders die im südlichen Teil sind ein guter Lebensraum für Wildkatzen. Sie nutzen die großen, strukturreichen und häufig als Naturschutzgebiete ausgewiesenen Wälder auch zur Aufzucht ihrer Jungen.
So ist das Eggegebirge nicht nur ein Durchzugsgebiet für wandernde junge Wildkatzen. Es gibt eine eigenständige Population, die mit anderen Wildkatzenvorkommen vernetzt ist. Denn die Genuntersuchung brachte neben dem reinen Artnachweis auch verwandtschaftliche Beziehungen mit sowohl dem mitteldeutschen als auch dem westdeutschen Wildkatzen-Genotyp zu Tage. Das Eggegebirge scheint hierbei eine wichtige Funktion als Korridor für den Austausch der deutschen Wildkatzenvorkommen einzunehmen. Doch der Gutachter stellt fest, dass die Wälder der Region diese Funktion nicht optimal erfüllen können. Zu groß sind die Barrieren und Gefahren durch Straßen und die A 44. Der Bau der Wildbrücke über die B 64 ist ein erster Schritt im Hinblick auf die bessere Vernetzung der Wildkatzenlebensräume. In die aktuelle Untersuchung konnte die Brücke bei Altenbeken-Buke allerdings noch nicht einfließen. Hier hat eine ergänzende Forschung des Landesbetriebes Wald und Holz bereits begonnen.