Es steht insgesamt nicht gut um die Gelbbauchunke in Deutschland. Im letzten Nationalen FFH-Bericht 2019 wurde ihr auch in Bayern ein ungünstiger bis schlechter Erhaltungszustand konstatiert.
Als mitteleuropäischer Endemit genießt die Gelbbauchunke (Bombina variegata) über die Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie einen hohen internationalen Schutz. Sie ist eine Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie, für deren Erhalt FFH-Gebiete ausgewiesen wurden. Ziel ist der Erhalt oder die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes. Zudem ist sie auch im Anhang IV aufgeführt und somit durch das Artenschutzrecht streng geschützt. Lokale Populationen – auch außerhalb von FFH-Gebieten – dürfen somit nicht erheblich beeinträchtigt werden.
Rund ein Drittel des Gesamtareals der Gelbbauchunke liegt in Deutschland. Innerhalb Deutschlands wiederum stellen Bayern und Baden-Württemberg das Hauptverbreitungsgebiet dar. Bayern hat dementsprechend eine sehr hohe Verantwortung für den Erhalt dieser Art (Abbildung 2).
Eigentlich eine Pionierart der Auen
Die Gelbbauchunke war ursprünglich eine Art der lichten Auenlandschaften mit sporadischen Überflutungen. Die immer wieder neu entstandenen kurzlebigen Klein- und Kleinstgewässer waren ihre natürlichen Laichgewässer. Fehlende Prädatoren und Nahrungskonkurrenten sowie gute Besonnung boten beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Reproduktion. Allerdings verschwanden seit dem 19. Jahrhundert diese Primärhabitate durch Gewässerverbauungen, Flussbegradigungen, Trockenlegen von Feuchtgebieten und Intensivierung der Landnutzung nahezu vollständig.
Heute besiedelt die Art hauptsächlich von Menschen geschaffene Ersatzlebensräume wie Steinbrüche, Sand-, Ton- und Kiesgruben oder militärische Übungsgelände, wo durch den laufenden Betrieb immer wieder geeignete Kleingewässer entstehen. Im Wald sind es heute vor allem wassergefüllte Fahrspuren und Gräben, die die Gelbbauchunke als Reproduktionsgewässer nutzt.
Insbesondere in Baden-Württemberg und Bayern gibt es noch großflächigere Gelbbauchunken-Vorkommen in Wäldern. Dies spiegelt sich auch in der Anzahl der Wald-FFH-Gebiete wider, in denen sie als Schutzgut gemeldet ist. Zwar kommt sie dort meist nur in geringen Individuendichten vor, dennoch haben die Wald-Unkenbestände eine wichtige Funktion für die Vernetzung der isolierten Populationen im Offenland. Daher ist es umso wichtiger, diese Vorkommen in den Wäldern zu stabilisieren.
In bayerischen Wald-FFH-Gebieten noch häufig anzutreffen
In Bayern wird die Gelbbauchunke in 187 FFH-Gebieten als Schutzgut aufgeführt. Davon sind 85 Gebiete überwiegend mit Wald bestockt, in denen der Bayerischen Forstverwaltung die Managementplanung obliegt. Die Managementplanung der Wald-FFH-Gebiete ist mittlerweile fast abgeschlossen, so dass ein guter Überblick vorhanden ist, wie es um die Gelbbauchunke in den bayerischen FFH-Gebieten steht: Auch wenn der Wald als Ersatzlebensraum einen kleinen Teil der in den Auenlandschaften verlorengegangenen Populationen auffangen konnte, bestätigt sich der landesweite negative Trend für die Gelbbauchunke. In nur einem einzigen FFH-Gebiet wird der Erhaltungszustand mit sehr gut (Bewertung "A") bewertet und nur in 30 % der Gebiete geht es dem kleinen Lurch gut (Bewertung "B"). 44 % der Vorkommen in den FFH-Gebieten sind dagegen so individuenarm (weniger als 50 erwachsene Tiere), dass sie mit "C" (mittlerer bis schlechter Erhaltungszustand) bewertet werden mussten. In rund 25 % der FFH-Gebiete konnte die Art sogar gar nicht mehr nachgewiesen werden.
Keine Fortpflanzung ohne Kleingewässer
Als häufige Ursache für den schlechten Erhaltungszustand der Art wurden ungünstige Habitatbedingungen festgestellt, insbesondere das Fehlen geeigneter Laichgewässer.
Durch die Pflege und Schaffung von künstlichen Kleinstgewässern könnten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer der Unke also sehr effektiv helfen. Da die Gelbbauchunke konkurrenzschwach ist, profitiert sie davon, wenn ihre Laichgewässer immer wieder austrocknet und so eine Etablierung anderer Arten verhindert wird. Andererseits müssen die Kleinst-Gewässer zumindest so groß sein, dass sie nicht austrocknen, bevor sich die Larven darin fertig entwickelt haben. Die Unke durchläuft die Entwicklung vom Ei bis zum "fertigen" Amphibium in einer sehr kurzen Zeit von zum Teil nur 4 bis 6 Wochen. Kleinste Gewässer von nur einem Quadratmeter Größe und einer handbreiten Wassertiefe können bereits als Laichgewässer geeignet sein (Abbildungen 5 und 6).
Kleinstgewässer am Wegesrand
Forstwege werden in der Regel mit Gräben und Durchlässen ausgestattet. Gumpen bzw. kleine Tümpel am Ein- und Auslauf solcher Durchlässe bilden eine sehr gute Möglichkeit, Aufenthalts- und auch Laichgewässer für Amphibien zu schaffen (Abbildung 5, unten). Periodisch starker Durchfluss sorgt auf Rohböden teils jahrelang für einen vegetationsarmen Zustand, den die Gelbbauchunke braucht. Die Gumpen wirken zudem als Sedimentsammler. Bei Bedarf kann das eingeschwemmte Material mit geringem Aufwand entfernt werden.
Eine ähnlich positive Wirkung wird erzielt, wenn die Sohle von Wegseitengräben nicht plan, sondern strukturiert angelegt wird: im ebenen Gelände mit muldenartigen Vertiefungen bzw. Gumpen, bei leichter Neigung in Stufen und in steilerem Gelände kaskadenartig (Abbildung 5, oben). Die Dauer der Wasserführung kann dabei durch punktuelles Verdichten (z. B. mit Baggerschaufel) verlängert werden. So können kleine Wasserflächen bereitgestellt werden, die von Unken gern angenommen werden. Durch ihre perlenartige Reihung entlang von Wegen bilden sie zudem Fortbewegungskorridore und verbessern die Durchlässigkeit für Amphibienwanderungen auch in trockeneren Wäldern.
Auch am Rand von Holzlager-, Wende- und Parkplätzen, wo schwere Fahrzeuge rangieren, ist oft genügend Platz für die gezielte Anlage verdichteter "Pfützen". Ohne die Nutzung dieser Flächen einzuschränken, können durch regelmäßiges Befahren die Kleinstgewässer offengehalten werden. Ein ähnliches Vorgehen ist an breiten Wegbanketten sowie an Wegeinfahrten und -kreuzungen denkbar.
Fahrspuren im Wald: problematisch, aber bedeutsam
Untersuchungen bestätigen als wichtigste Struktur für die Reproduktion der Gelbbauchunke im Wald immer wieder wassergefüllte Fahr- und Rückespuren auf Erdwegen (z. B. Geise et al. 2020). Der Erhalt oder gar die Schaffung solcher Kleinstgewässer stellt jedoch einen Zielkonflikt zum gebotenen Bodenschutz dar. Im Spannungsfeld zwischen Amphibien- und Bodenschutz muss im Einzelfall geprüft werden, ob die entstandenen Gewässer für den lokalen Unkenbestand bedeutend sind. Diese sollten dann erhalten bleiben, bis alternative, für Unken gleichwertige Kleingewässer in der näheren Umgebung angelegt wurden. In jedem Fall sollte auf ein Durchfahren der mit Unken besetzten Fahrspuren zur Fortpflanzungszeit (April – September) verzichtet werden. Wie oben dargestellt, gibt es aber vielfältige kostengünstige Alternativen zu den Fahrspuren, um der Gelbbauchunke geeignete Laichgewässer zur Verfügung zu stellen.
Nicht vergessen werden dürfen aber auch die ursprünglichen Primärhabitate vieler Amphibien. Vielleicht bietet sich ja in manchen Waldgebieten die Möglichkeit einer Wiederzulassung von Gewässerdynamik und der Renaturierung ehemaliger Lebensräume entlang von Fließgewässern an (z. B. durch Gewährenlassen des Bibers in geeigneten Bereichen).
Maßnahmen für den Lebensraum "Land"
Die überwiegende Zeit im Jahreslauf verbringen die meisten Amphibien – so auch die Gelbbauchunke – an Land. Umso wichtiger sind daher neben geeigneten Laichgewässern und Aufenthaltsgewässern auch entsprechend strukturreiche Landlebensräume in der direkten Gewässerumgebung. Ideal sind laubbaumreiche Wälder mit einer lichten Kraut- und Strauchschicht und einer Vielzahl an Unterschlupfmöglichkeiten. Liegendes stärkeres Totholz, Ast- und Steinhaufen, Wurzelstöcke und Kleinsäugergänge sind gute Tagesverstecke und Überwinterungsquartiere. Waldbesitzern und Forstleuten bieten sich also auch bei der Gestaltung des Landhabitats viele Möglichkeiten, dem kleinen, gefährdeten Lurch "auf die Sprünge" zu helfen.
Weitere Tipps und Einzelheiten zu Waldamphibien können auch dem LWF-Merkblatt 49 "Amphibienschutz im Wald" entnommen werden, das zusammen mit dem Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern erstellt wurde.