Vorkommen und Verwendung

Die Art ist weit verbreitet und kommt praktisch in allen Regionen Bayerns vor. Ein ausgesprochener Waldpilz ist der Schopftintling (Coprinus comatus) allerdings nicht. Pilzsammler finden ihn eher an Waldrändern, entlang von Straßen und Wegen, in Parkanlagen und Gärten oder auch mal auf einer Wiese. Aber trotzdem können junge, weiße Schopftintlinge auch als Speisepilze Verwendung finden. Nur müssen sie rasch verarbeitet werden, denn sonst setzt bald die charakteristische Eigenverdauung der Tintlinge ein. Und sobald sich das im jungen Zustand weiße Fleisch oder auch die zunächst weißen Blätter bzw. Lamellen rosa verfärben, sollten die dezent nach Spargel schmeckenden Pilze nicht mehr im Kochtopf landen. Im Unterschied zu den Pilzhüten sind die Stiele weniger zum Verzehr geeignet. Ihre meist zähe Konsistenz erinnert an alte, holzige Spargelstangen – eine weitere Verbindung zwischen Pilz und dem edlen Frühjahrsgemüse.

Der eiförmige Hut hat wichtige Erkennungsmerkmale

Charakteristisches Merkmal des Schopftintlings ist der langgezogene, eiförmige, weiße bis cremefarbene Hut mit seinen abstehenden Schuppen und der ebenfalls weiße, lange und glatte Stiel. Bis zu 20 cm hoch können die Fruchtkörper werden. Der Ring am Stiel ist eher sehr dünn ausgebildet und deshalb bei den etwas älteren Fruchtkörpern oft nicht mehr zu erkennen. Die Erscheinungszeit der Fruchtkörper kann vom späten Frühling bis in den Spätherbst andauern. Je nachdem wieviel Nährstoffe dem unterirdischen Pilzmyzel zur Verfügung stehen, erscheinen die Fruchtkörper eher einzeln, in kleineren Gruppen oder auch in großen Ansammlungen mit bis zu mehreren hundert Fruchtkörpern. 

Vorsicht Verwechslungsgefahr

Speisepilzsammler müssen den Schopftintling insbesondere vom giftigen Faltentintling und seinen Verwandten unterscheiden können. Dabei hilft vor allem der Aufbau der Hutoberfläche, die beim Schopftintling durch die groben Schuppen auf dem glatten Hut geprägt ist. Dagegen ist der Hut des Faltentintlings ähnlich wie ein Faltenrock oder eingeklappter Sonnenschirm aufgebaut und besitzt eine von der Mitte zum Rand hin gefaltete bzw. geriefte Oberfläche. Der Genuss des Faltentintlings kann in Verbindung mit Alkohol zu gesundheitlichen Problemen führen, da der Pilz den Alkoholabbau im Körper verhindert und es auch bei kleineren Mengen zu regelrechten Alkoholvergiftungen kommen kann.

Mit Schopftintling und Federkiel zum Künstler werden

Eine Besonderheit für die Gruppe der Tintlinge ist der Umstand, dass sich die Pilze durch eine enzymatische Eigenverdauung der Zellen bei der Reife der Sporen in eine tintenartige Flüssigkeit verwandeln. Darin lösen sich auch die schwarzen Sporen des Pilzes. Verschiedene Insekten werden von der “Tinte” angelockt, fressen einen Teil davon, tragen aber damit auch dazu bei, dass die Sporen an andere, für den Pilz geeignet Stellen verschleppt werden, um wieder ein neues Myzel im Boden aufzubauen. Diese Tinte lässt sich aber auch nutzen, um wie zu Urgroßvaters Zeiten mit dem Federkiel zu schreiben. Probieren sie es aus. Legen Sie einen Tintling in eine Schale und warten Sie ein bis zwei Tage, bis sich sein Hut mit den Lamellen zersetzt hat. Mittels einer größeren Feder oder auch einer alten Schreibfeder können Sie dann ein paar Buchstaben auf ein Blatt Papier “zaubern”. Wer die Tinte haltbar machen möchte, kann sie mit Nelkenöl (aus der Apotheke) versetzten.

Das unterirdische Geheimnis des fleischfressenden Pilzes

Doch nicht nur über der Bodenoberfläche hat der Schopftintling seine unverkennbaren Eigenschaften - auch unter der Erde offenbart er ein besonderes Geheimnis. Wie viele andere Pilzarten ernährt sich der Schopftintling mit seinen Hyphen in erster Linie von abgestorbenem organischem Material wie etwa Grasresten. Organische Abfälle, die auf den Boden gefallen sind, werden von den Pilzhyphen durchwachsen und vom Pilz für seine Ernährung aufgeschlossen. Doch neben dieser vegetarischen Ernährungsweise ist der Schopftintling auch ein Fleischfresser. Hierzu bildet der Pilz im Boden winzig kleine Schlaufen aus seinen Myzelfäden. Mit diesen kann er Fadenwürmer, die dort im Boden leben, fangen. Dabei pumpt der Pilz in dem Augenblick, in dem sich ein solcher Fadenwurm gerade durch eine der Schleifen bewegt, Wasser in den Myzelfaden. Durch die Ausdehnung dieser Myzelschleifen wird der Fadenwurm gefangen und praktisch erwürgt. Anschließend wird der Wurm durch Enzyme, die der Pilz abgibt, vorverdaut. Dann werden die Nährstoffe wieder über die Zellwände des Pilzmyzels aufgenommen und so dient der Fadenwurm dem Schopftintling schließlich als eiweißreiche Nahrungsgrundlage.

Ein echter Pilzschaden

Von einer weiteren unglaublichen Geschichte berichtet der Pilzexperte Peter Specht in der Pilzzeitschrift “Der Tintling”. Demnach bildeten sich in einer neu angelegten Sportanlage unter dem dort befindlichen Kunststoffbelag innerhalb eines Jahres bis zu 6 cm hohe Beulen, die an kleine Maulwurfshaufen erinnerten. Wegen der Unfallgefahr durch diese Aufwölbungen musste der Sportplatz zunächst gesperrt werden. Als die unter dem Kunststoffbelag befindliche, ca. 4 cm dicke Asphaltdecke schließlich aufgetrennt wurde, war die Überraschung groß. Unter dem Asphalt hatten sich rund 100 eng zusammenstehende Fruchtkörper des Schopftintlings gebildet. Da beim Pilzwachstumm durch die Pilzfäden Wasser in die Fruchtkörper gepumpt wird, war die Asphaltdecke entsprechend dem hydraulischen Prinzip angehoben worden. Ähnliche Schäden an Teerdecken kann auch ein Vertreter der Champions, der sogenannte Stadtchampion, verursachen.