Wichtige Kohlenstoffspeicher
Organische Böden sind wichtige Kohlenstoffspeicher, die auf der gleichen Fläche ein Mehrfaches der Kohlenstoffmenge z.B. eines Waldes speichern. Auf ihrer Oberfläche können zudem Feuchtpflanzen wachsen. Abgelagerte, im Nassen unvollständig zersetzte Pflanzenteile werden zu Torf. Ein echtes Moor im bodenkundlichen Sinne ist durch mindestens 30 cm Torfmächtigkeit gekennzeichnet. Ein Waldmoor ist in diesem Sinne ein im Wald gelegenes Moor, genauer ein Moor mit überwiegend bewaldetem Wassereinzugsgebiet. Dabei ist es unerheblich, ob die Moorfläche selbst mit Bäumen bestanden, baumarm oder baumfrei ist. Der Baumanteil kann in der Entwicklungsgeschichte des Moores aus natürlichen Gründen (Moortyp, Wasserhaushalt des Moores) oder infolge menschlicher Nutzung mehrfach gewechselt haben.
Baustein Renaturierung
Intakte, naturnahe Waldmoore erfüllen als Kohlenstoffspeicher und -senke wichtige Klimaschutzfunktionen. Sie speichern Wasser, tragen also zur Verzögerung des Abflusses bei, und helfen Hochwasser zu vermeiden. Waldmoore sind darüber hinaus ein wichtiger Lebensraum seltener und gefährdeter, oft hochspezialisierter Tier- und Pflanzenarten. Moore sind zudem ein Archiv der Vegetationsgeschichte, denn Pollen und Pflanzenteile werden im Torf dauerhaft konserviert. Damit vom Menschen beeinträchtigte Waldmoore diese vielen wichtigen Aufgaben wieder erfüllen können, müssen sie zum Teil renaturiert werden. Dafür wird der sogenannte Geländewasserhaushalt wiederhergestellt. Moore benötigen zum Wachsen einen permanenten Wasserüberschuss. In früheren Zeiten wurde viel Wasser insbesondere auf landwirtschaftlichen Flächen, aber auch im Wald mit Entwässerungsgräben abgeleitet. Im Wald wurde dies häufig mit dem Ziel durchgeführt, diese Gebiete mit Nadelbäumen aufzuforsten. Die oft vor über hundert Jahren angelegten Grabensysteme sind bis heute aktiv und müssen daher für eine Renaturierung verschlossen werden.
Geplantes Vorgehen wichtig
Die Renaturierung beginnt am besten mit einer Kartierung, um die vollständige Ausdehnung des Moorgebietes zu erfassen. Ebenso werden Informationen zu Torfen und Vegetation und zu vorhandenen Beeinträchtigungen (z.B. durch Gräben, Trinkwasserentnahme oder Bewuchs mit standortsfremden Baumarten) aufgenommen. Auf dieser Grundlage lässt sich die Entwicklungsgeschichte des Moores nachvollziehen und es können Maßnahmenempfehlungen für die Renaturierung abgeleitet werden. Bei mit Fichten bestockten Mooren ist häufig zunächst eine Holzerntemaßnahme erforderlich. Anschließend müssen die Entwässerungsgräben zurückgebaut werden. Bei geneigten Mooren am Hang passiert dies idealerweise durch eine Vollverfüllung der Entwässerungsgräben, um die flächige Durchrieselung des Torfkörpers am Hang wiederherzustellen. Als Füllmaterial wäre natürlich Torf am besten geeignet. Moore im Bergland besitzen in der Regel jedoch nur wenige Dezimeter mächtige Torfschichten, sodass hier, um die Eingriffe minimal zu halten, auf ein Gemisch aus Sägespänen und Holzhackschnitzeln als Verfüllung zurückgegriffen wird. Dazwischen werden Holzspundwände zur Sicherung gegen Erosion und zur Erhöhung des Durchflusswiderstands eingebaut. Bei sehr kleinen bzw. stark wassergesättigten Torfen, in denen selbst mit bodenschonender Technik keine Befahrung des Bodens stattfinden sollte, muss dies in Handarbeit geschehen. Sind die Böden bereits stärker verdichtet, kann die Bearbeitung der Gräben auch über den Einsatz von Kettenbaggern erfolgen, die einen geringen Bodendruck verursachen.
Abb. 2: Renaturierung in Handarbeit durch das Bergwaldprojekt im Moor bei Hirschhagen (Kaufunger Wald, Hessen). Bei geneigten Mooren ist eine Vollverfüllung der Gräben mit torfähnlichem Material erforderlich. Die Füllung aus Sägespänen wird zur Sicherung gegen Erosion und zur Erhöhung des Durchflusswiderstands durch Spundwände fixiert (Bildmitte) und mit aus dem Grabenaushub gewonnen Pflanzen (vorne im Bild) bepflanzt. Foto: Philipp Küchler (NW-FVA)
Quellmoore im Vorteil
Ob sich eine Renaturierung als erfolgreich erweist, hängt ganz entschieden vom jeweiligen Moortyp sowie den jeweiligen anthropogen bedingten Beeinträchtigungen des Wasserhaushalts ab. Rein regenwasserernährte Moore, wie es bei den Hochmooren der Fall ist, leiden unter der sich verschlechternden klimatischen Wasserbilanz. Viele Waldmoore im Bergland gehören in die Kategorie der Quellmoore und beziehen ihre Wasserversorgung aus einem mehr oder weniger großen bewaldeten Wassereinzugsgebiet. Diese Moore haben im Klimawandel die besten Chancen auf eine erfolgreiche Wiedervernässung, da sich die Versickerungsrate und somit das letztendlich im Moor ankommende Wasser hier auch direkt über die Baumartenwahl steuern lässt. Je höher der Anteil von Laubbäumen ist, desto höher ist auch die Versickerungsrate. Intakte Moore sind in der Lage, insbesondere in den regenarmen Jahreszeiten Wasser zurückzuhalten und langsam und gleichmäßig an die Landschaft abzugeben, daher sorgen sie sowohl für eine effektive Wasserspeicherung als auch für eine Abflussverzögerung von Wasser in der Landschaft. Auf diese Weise können sie auch zum Hochwasserschutz beitragen.
Kosten- und personalintensiv
Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist die Zusammenarbeit mit den Waldbesitzenden bzw. Forstämtern auf allen Ebenen (Forstamts- und Revierleitung, Funktionsstelle für Naturschutz, Forstwirtinnen und Forstwirte bzw. Forstunternehmen) ebenso wie die frühzeitige Einbindung weiterer beteiligter Akteurinnen und Akteure, wie weiterer Behörden oder Fördermittelgeber.
Die Renaturierung eines Waldmoores kann durchaus mit hohen Kosten verbunden sein, je nachdem, wie groß das Gebiet ist und welche Maßnahmen durchgeführt werden müssen. Neben Kosten für eventuelle Gutachten (z.B. aufgrund wasserrechtlicher Genehmigungsverfahren) hängt dies insbesondere vom erforderlichen Technikeinsatz und den Personalkosten ab. In stark entwässerten Mooren mit geringmächtigen Torfauflagen oder bereits weit fortgeschrittener Mineralisierung der Torfe kann die Grabenverfüllung beispielsweise mit einem Kleinbagger erfolgen – je nach Hangneigung und Grabentyp reichen abschnittsweise Verplombungen des Grabens mit Überleitungen, um das Wasser wieder der ursprünglichen Hangneigung entsprechend in den Torfkörper zu leiten. Solche Maßnahmen sind kostengünstig und gleichzeitig effektiv. Auch Bewässerungsgräben können sinnvoll sein, um durch Wegeseitengräben abgehaltenes Hangwasser wieder dem Moor zufließen zu lassen. Sind jedoch Holzerntemaßnahmen, sowie die Vollverfüllung von sehr breiten und tiefen Gräben erforderlich, fallen zusätzliche Kosten für Füllmaterial und Transport, des Weiteren auch Maschinenkosten an. Bei kleinen Mooren mit intakter Moorvegetation und/oder gering zersetzten oder sehr weichen Torfen, die nicht maschinell befahrbar sind, ist ein manueller Rückbau der Gräben unverzichtbar. Dieser ist sowohl zeit- als auch kostenintensiv. So kann die Renaturierung eines knapp zwei Hektar großen Waldmoores mit bis zu 150.000 Euro zu Buche schlagen (so zum Beispiel die Wiedervernässung des Quellmoors Hirschhagen bei Friedrichsbrück in der Söhre (Nordhessen, Werra-Meißner-Kreis im Jahr 2022)). Gegebenenfalls muss auch eine Übergangspflege von aufkommender Gehölzverjüngung mit einkalkuliert werden, die bis zum Erreichen eines gewünschten Zielzustandes notwendig sein kann.
Abb. 3: Kleine Quellmoore, wie dieses aufgewölbte basaltgeprägte Moor in der Rhön, beziehen ihre Wasserversorgung aus einem im Vergleich zur Moorfläche großen Wassereinzugsgebiet. Diese Moore haben im Klimawandel deutlich bessere Überlebenschancen als regenwasserversorgte Moore. Foto: Philipp Küchler (NW-FVA).
Fördermittel für die Wiedervernässung von Mooren inklusive der dafür erforderlichen Planungen und Gutachten stehen bis 2028 in großem Umfang über Bundesmittel aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) durch die Förderrichtlinie für die Wiedervernässung und Renaturierung naturschutzbedeutsamer Moore (1000 Moore) zur Verfügung. Einen guten Überblick über weitere Fördermöglichkeiten gibt die Webseite moor-net.de/moorschutzdatenbank/foerderprogramme.
Umfangreiche Moorkartierung
Im moorarmen Bundesland Hessen gab es nur wenig Informationen zur aktuellen Verbreitung und dem Zustand von Waldmooren. Das Hessische Landwirtschaftsministerium stellte daher im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans Hessen 2025 für das von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt bearbeitete Projekt „Waldmoore in Hessen“ Gelder zur Verfügung. Ziel war es, bestehende Wissenslücken zu schließen und eine Grundlage für die aktive Revitalisierung von Waldmoorgebieten zu erhalten. In dem dreijahrigen Projekt (Laufzeit von November 2020 bis Oktober 2023) wurden landesweit Moor-Verdachtsflächen mit Hilfe von Geodaten und Abfragen bei den Forstämtern identifiziert. Ein Teil der Verdachtsflächen im Staatswald wurde aufgesucht. Die kartierten vermoorten Teilflächen (Moor- und Anmoorpolygone) lassen sich ca. 220 Mooren und weiteren 60 überwiegend anmoorigen Gebieten zuordnen. Aus den im Gelände gewonnen Erkenntnissen zur Verteilung und Charakteristik der vermoorten Flächen wurde über eine Hochrechnung geschätzt, dass knapp 1000 Hektar Waldmoore in Hessens Wäldern anzutreffen sind. Die Kartierungen werden fortlaufend ergänzt. Darüber hinaus ist die NW-FVA auch in ihren anderen Trägerländern im Bereich des Moorschutzes aktiv. So gibt es einen intensiven Austausch mit den Niedersächsischen Landesforsten in Bezug auf die Revitalisierung von Waldmooren im Solling sowie eine Beteiligung in der AG Moorbodenschutz in Sachsen-Anhalt.
Chancen im Zuge des Waldumbaus
Waldumbau- und Wiederbewaldungsmaßnahmen und die Renaturierung von Waldmooren können sich sinnvoll ergänzen. Die Aufforstung von geschädigten Nadelwäldern mit Laubhölzern im Umfeld der Moore bietet insbesondere im Wassereinzugsgebiet des jeweiligen Moores die Möglichkeit, andere Baumarten zu wählen und damit eine erhöhte Grundwasserneubildung zu erreichen. Unter Laubbäumen ist die Versickerung in den Boden um ca. 30 bis 40 % höher als unter Nadelbäumen. Das neu gebildete Grundwasser kommt auch dem Moor zugute und trägt so zu einer Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel bei. Die Moorflächen selbst werden nicht aufgeforstet, da dies in vielen Fällen die Torfzersetzung und Kohlenstofffreisetzung beschleunigen würde. Um die Moore zu erhalten, muss die von alleine einsetzende natürliche Wiederbewaldung der Moorflächen, z.B. mit Moorbirke oder Schwarzerle, je nach Zielsetzung durch Pflegemaßnahmen oder ein angepasstes Wasserregime gesteuert werden.