Durch die FVA wurde im Rahmen eines Interreg-Projektes, in Zusammenarbeit mit der Schweiz und Frankreich, kleine Fließgewässer im Wald auf ihren ökologischen Zustand hin untersucht. Nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie der EU sind bis spätestens zum Jahr 2027 alle Fließgewässerin einen guten ökologischen Zustand zu bringen (siehe hierzu die Info rechts).
Ziele der WRRL
Oberstes Ziel der WRRL ist die "Vermeidung einer weiteren Verschlechterung sowie Schutz und Verbesserung des Zustands der aquatischen Ökosysteme und der direkt von ihnen abhängigen Landökosysteme und Feuchtgebiete im Hinblick auf deren Wasserhaushalt".
Teilziele sind der gute Zustand der Oberflächengewässer (guter ökologischer und guter chemischer Zustand), der gute Zustand des Grundwassers (guter chemischer und guter mengenmäßiger Zustand) und eine ausreichende Wasserversorgung der unmittelbar vom Grundwasser oder Oberflächenwasser abhängigen Landökosysteme und Feuchtgebiete. Der gute Zustand ist definiert als Zustand, der vom sehr guten Zustand nur unwesentlich abweicht. Der sehr gute Zustand ist gegeben, wenn keine oder nur sehr geringfügige Änderungen gegenüber den Werten zu verzeichnen sind, die normalerweise mit der Abwesenheit störender anthropogener Einflüsse einhergehen.
Referenzgewässer beschreiben für unterschiedliche Gewässertypen den sehr guten bzw. den guten Zustand.
Vorausgehende Studien der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg ergaben, dass sich Referenzstrecken in erster Linie im Wald befinden. Dies verdeutlicht, dass, sofern überhaupt noch vorhanden, naturnahe Gewässerstrecken, die sich auch durch einen guten hydromorphologischen Zustand ausweisen, sich im Wald befinden (die Hydromorphologie beschreibt die tatsächlichen Gegebenheiten eines Gewässers). Die Herleitung von Referenzbedingungen kann raumbezogen, modellbasiert oder durch Kombination erfolgen. Der raumbezogene Ansatz leitet die Referenzbedingungen anhand von realen Gewässerstrecken her, die hinsichtlich ihrer Morphologie, ihrer Wasserqualität und Wasserführung sowie ihrer Besiedlung den guten oder sehr guten ökologischen Zustand repräsentieren. Im Interreg-Projekt wurde der raumbezogene Ansatz gewählt. Folgende Auswahlkriterien waren für die Bestimmung der Referenzstrecken (deutsche Seite) maßgebend:
1. Referenzgewässer sollen einen möglichst naturnahen Zustand wiedergeben. Deshalb wurden nur Bachstrecken, die bei der Waldbiotopkartierung zumindest teilweise eine naturnahe, für den Bach typische Waldgesellschaft (> 0,1 ha) als Begleiter vorweisen können, in die nähere Auswahl einbezogen, diese sind
- Hainmieren-Schwarzerlen-Auwald (Stellaria-Alnetum glutinosae)
- Grauerlen-Auwald,(Alnetum incanae), Sonderform
- Traubenkirschen-Erlen-Eschen-Wald (Pruno-Fraxinetum)
- Schwarzerlen-Eschen-Wald (Carici remotae für Silikatbäche, Carici elongatae für Karbonatbäche)
2. Die Gewässerstrecke sollte eine Länge von mindestens 300 m haben
3. und sich im Staatswald befinden, um eventuell anschließende Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen durchführen zu können
4. Die eigentliche Auswahl fand bei einer Vor-Ort-Besichtigung statt Die Auswahl auf französischer Seite erfolgte, soweit möglich, analog dazu.
Für jeden Naturraum wurden zwei Referenzgewässer ermittelt
- für den Nördlichen Tälerschwarzwald das Reichenbächle und der Wernestbach,
- für den Mittleren Schwarzwald der Kahler Bach und der Sulzbach,
- für den Südlichen Hochschwarzwald der Schwöbenenbach und die Mettma.
Auf französischer Seite:
- für die Nördlichen Bundsandsteinvogesen der Tiefenbach,
- für die Buntsandsteinhochvogesen der Netzenbach und das Fallbaechel,
- für das elsässische Jura die Lucelle, als Grenzfluß zur Schweiz und
- für die Grundgebirgsvogesen die Petite Fecht, der Strengbach und die Ehn.
Auch diese Referenzgewässer unterliegen Beeinflussungen und Störungen, welche den guten ökologischen Zustand beeinträchtigen und dadurch die Durchgängigkeit des Gewässers für an Wasser gebundene Lebewesen einschränken bzw. unmöglich machen. Diese Strukturen wurden mittels des von der FVA entwickelten Verfahrens (EStruKa) an den Referenzgewässern erhoben. Zusätzlich gab es Untersuchungen zur Gewässergüte, der Besiedlung mit Kleinlebewesen (Makrozoobenthos) und zum Vorkommen der Fischfauna. Die Ergebnisse wurden dokumentiert und in ihrer Ausprägung, unter Bezug auf die qualitativen Forderungen der EU-WRRL beschrieben. Des weiteren gab es für die Bachaue bzw. auf einem Streifen von 25 m Tiefe links und rechts der Gewässer eine Beschreibung nach vegetations- und standortskundlichen Merkmalen. Die Kurzbeschreibung und Dokumentation erfolgte in Form eines sog. Gewässersteckbriefes, welcher sich an den bestehenden LAWA-Steckbriefen orientiert (siehe Erläuterung zu den Steckbriefen). Diese Steckbriefe dokumentieren anhand verschiedener Merkmale den guten ökologischen Zustand und helfen somit das Entwicklungsziel für vergleichbare naturferne Fließgewässer festzulegen.
Die durch die FVA ausgewählten und beschriebenen Referenzgewässer mit den hierbei erhobenen Daten sind sowohl Fallbeispiele für den guten ökologischen Zustand eines Waldbaches als auch für Abweichungen davon. Es sind Gewässerstrecken, an denen gezeigt werden kann, wie die Waldbewirtschaftung den ökologischen Zustandes eines Fließgewässers beeinflusst.
Literatur
- Kern, K. & T. Fleischhacker (2005): Naturnahe Fließgewässer in Baden-Württemberg – Referenzstrecken. Reihe: Oberirdische Gewässer, Gewässerökologie, Bd. 96, LfU Baden-Württemberg, Karlsruhe.
- Pottgiesser, T. Sommerhäuser, M.: Vorläufige Steckbriefe der deutschen Fließgewässertypen (Stand: Februar 2004).