ICP Forests ist ein europaweites Netzwerk von Waldstandorten, auf dem die Einflüsse von Luftschadstoffen auf Bäume untersucht werden. Wissenschaftler messen die Ozonwerte seit dem Jahr 2000 auf 233 Forschungsflächen in 18 Ländern und haben eine geringe, aber statistisch zuverlässige Abnahme der Durchschnittswerte im Sommer beobachtet. Die Südschweiz gehört hierbei allerdings weiterhin zu den Regionen mit den höchsten Ozonwerten Europas; Gebiete in Nordeuropa sind weniger stark betroffen.
Der aggressive Luftschadstoff Ozon verursacht auf vielen Standorten des ICP Forests-Messnetzes sichtbare Schäden an Blättern und Nadeln (Abb. 1 und 2). Diese variieren je nach Baumart und wie gut die Bäume mit Wasser, Licht und Nährstoffen versorgt sind. Die Ozonschäden können das Wachstum und den Wasserhaushalt der Bäume beinträchtigen und tragen dazu bei, dass Wälder und ihre wichtigen Leistungen gefährdet sind: Wälder sorgen für reinere Luft, sauberes Grundwasser, produzieren Bau- und Energieholz, schützen vor Naturgefahren und erhalten die Biodiversität.
Abb. 2 - Blätter des Wolligen Schneeballs (Viburnum lantana) mit Ozonsymptomen.
Foto: Marcus Schaub (WSL)
Wissenschaftler der Eidgenössichen Forschungsanstalt WSL fassen diese Resultate im "ICP Forests Brief Nr. 3" zusammen. Ihre wichtigsten Botschaften sind:
- Ozon ist ein gasförmiger Luftschadstoff, der Schäden an Pflanzen verursachen kann. Er entsteht auch in äusserst abgelegenen Gebieten.
- Trotz eines deutlichen Rückgangs liegen die Ozonwerte an den Standorten von ICP Forests immer noch über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert, der für den Schutz von Bäumen vor Schäden gilt.
- Ozon-induzierte Blattsymptome traten bei den verschiedensten Gehölzpflanzen in ganz Europa auf.
- Weitere Studien zur langfristigen Beobachtung und Überwachung der Wälder sind erforderlich, um unterschiedliche Ozon-Konzentrationen und ihre Auswirkungen auf das Waldwachstum besser beziffern zu können.
Mehr Ozon im Süden als im Norden Europas
Die langfristigen durchschnittlichen Ozonkonzentrationen während der Vegetationsperiode (April bis September) zeigen, dass die Ozonwerte in den Wäldern Europas im Zeitraum zwischen 2000 und 2014 von Nord nach Süd zunehmen. Im Durchschnitt lagen die Werte bei 36,2 ppb, mit einem Schwankungsbereich von 14,5 bis 70,1 ppb (Abb. 3). Die höchsten Ozonkonzentrationen in der Luft wurden in Italien, im Tessin, in Tschechien, in der Slowakei, in Rumänien und in Griechenland gemessen.
Das ICP Forests (International Co-operative Programme on Assessment and Monitoring of Air Pollution Effects on Forests) ist ein europäisches Netzwerk für die langfristige Erforschung der Schadstoffbelastung von Wäldern. Es findet im Rahmen des UN-Übereinkommens über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung (CLRTAP) statt. ICP Forests wurde 1985 gegründet und überwacht den Zustand der Wälder auf ca. 6’000 Langzeit-Beobachtungsflächen (Level I) und 800 Forschungsflächen (Level II) in 42 Ländern.
Abb. 3 - Räumliche Verbreitung durchschnittlicher Ozonkonzentrationen von April bis September interpoliert von 18'464 automatischen Messstellen auf 205 Flächen in 15 Ländern im Zeitraum 2000–2014 (Hintergrundfarbe) und Auftreten von ozonbedingten Blattsymptomen auf 155 Flächen in 11 Ländern im Zeitraum 2002–2014 (farbige Punkte). Quelle: ICP Forests Brief No 3
(TR)