Das Ingenieurbüro Hasspacher&Iseli hat ein Erholungskonzept für den Allschwiler Wald erarbeitet, das auf Forschungsarbeiten der Universität Basel zur Freizeitnutzung des Waldes, auf dem aktuellen Waldentwicklungsplan und auf dem bereits bestehenden Naturschutzkonzept basiert.
Grundsätze
- Naturschutz, Holzproduktion und Erholung auf der ganzen Fläche integrieren. Schwerpunkte bei den verschiedenen Nutzungen setzen und Lenkungsmassnahmen ergreifen.
- Für die Erholungssuchenden wie auch für den Natur- und Landschaftsschutz attraktive Lösungen suchen. Möglichst nicht mit Zwang, sondern mit positiven Angeboten arbeiten.
- Auf den gut ausgebauten Waldwegen ein Miteinander der verschiedenen Erholungsnutzungen anstreben, Entflechtungen finden nur im Ausnahmefall statt.
Differenziertes Erholungsangebot
Die Bedürfnisse der Erholungssuchenden sind individuell und unterschiedlich. Während für die einen soziale Kontakte und Aktivitäten in Gruppen im Vordergrund stehen, wollen sich andere primär bewegen und Sport treiben. Für eine dritte Gruppe sind Naturbeobachtungen, Ausgleich und Ruhe, Sich-Zurückziehen und der Wald als Gegenwelt zur Zivilisation wichtig. Dies bedingt unterschiedliche Gestaltungs- und Unterhaltsmassnahmen.
Die gesamte Waldfläche wurde drei Kategorien A bis C zugeordnet, die verschiedenen Erholungsbedürfnissen Rechnung tragen:
- Das Erholungsangebot A dient vor allem der Erholung in Gruppen. Es finden Aktivitäten und Sport an stationären Anlagen statt.
- Beim Erholungsangebot B handelt es sich vor allem um Wandern, Spazieren und Sport auf Wegen.
- Das Erholungsangebot C dient der Naturbeobachtung und ist Ort der Ruhe, des Ausgleichs und des Sich-Zurückziehens.
Die Ausscheidung basiert auf den festgelegten Vorrangfunktionen und entwickelt diese weiter. Tabelle 1 zeigt als Übersicht, welche Gestaltungs- und Unterhaltsmassnahmen vorgesehen sind.
Erholungsangebot A | Erholungsangebot B | Erholungsangebot C | |
Zugang | gute Anbindung öV Angebot Parkplätze | keine Parkplätze beim Wald | |
Wege | Bestehendes Waldstrassennetz in gutem Zustand Attraktive Fusspfade in gutem Zustand | Bestehendes Waldstrassennetz in gutem Zustand Fusspfade, die Routen und Wegverbindungen schaffen, in gutem Zustand | Bestehendes Waldstrassennetz in gutem Zustand Wenige Fusspfade |
Infrastrukturen | Feuerstellen Typ 1 und 2 Spielplätze für Familien, mit Bach/Waldrand Platz zum Feuern und Feiern | wenige Feuerstellen Typ 1 | 1 Feuerstelle |
Unterhalt | Wegunterhalt Trampelwege, wilde Feuerstellen: "Legalisierung" prüfen, übrige Trampelwege aufheben wilde Feuerstellen und Müll entfernen | Wegunterhalt Trampelwege aufheben wilde Feuerstellen und Müll entfernen | Wegunterhalt Trampelwege aufheben wilde Feuerstellen und Müll entfernen |
Waldbau | aufgelockerte Bestände (stufige Bestände, Eichen-Überhälter, Mittelwald) Beachtung Sicherheit! Bodenregeneration im Zaun (Turnus) | nach Kriterien Nutz- und Schutzkonzept entlang der Wege Förderung der Strauch- und Krautschicht sowie der Sicherheit | nach Kriterien Nutz- und Schutzkonzept entlang der Wege Förderung der Strauch- und Krautschicht sowie der Sicherheit |
Fläche | 51 ha (siedlungsnah) | 114 ha | 80 ha (siedlungsfern) |
Vorrangfunktionen im WEP | Erholung | übriger Wald, Holzproduktion | Naturschutz, inkl. Wildruhezonen |
Wege
Die Wege sind von herausragender Bedeutung für die Erholung im Wald, denn die meisten Besucher bewegen sich auf Wegen, Fusspfaden und Forststrassen. Die Wege sollen in gutem Zustand zur Verfügung stehen, sie sollen attraktive Routen und Verbindungen bieten und an abwechslungsreichen und interessanten Waldbildern vorbeiführen. Das bestehende Wegnetz wurde erhoben und klassiert:
- fahrbare Waldstrassen mit intensivem Unterhalt
- Waldwege mit normalem Unterhalt
- Fusspfade (Abb. 2)
Bei den Fusspfaden prüften die Konzept-Ersteller jeweils, ob diese in das planmässige Wegnetz aufgenommen oder aufgehoben werden sollen. Zum Teil werden auch sinnvolle Fusswegverbindungen ergänzt.
Abb. 2a. Matschiger, verbreiterter Weg. Foto: Beate Hasspacher
Abb. 2b. Gut begehbarer Fusspfad mit Wegunterhalt. Foto: Markus Lack
Abb. 2c. Trampelpfad, der durch Astmaterial schlecht begehbar wurde und heute praktisch verschwunden ist. Foto: Beate Hasspacher
Erholungsinfrastruktur
Feuerstellen und Rastplätze sind sehr beliebt, und es entstehen ständig neue wilde Feuerstellen. Um den Bedürfnissen Rechnung zu tragen, werden gemäss Konzept unterschiedliche Feuerstellen für verschiedene Nutzertypen zur Verfügung gestellt. Die herkömmlichen, gut ausgebauten festen Feuerstellen bleiben bestehen (Abb. 1).
Neu bietet man den Waldbesuchern zusätzliche Feuerstellen mit Material zum Selbergestalten an. Wilde Feuerstellen werden entfernt und eventuell durch Lenkungsmassnahmen (Dornbüsche, Astmaterial o.ä.) weniger attraktiv gemacht. Zur Erholungsinfrastruktur gehören ferner Parkplätze, Bänke, Brunnen, Mülltonnen und Robidogs, die regelmässigen Unterhalts bedürfen.
Waldbau
Waldbauliche Massnahmen spielen eine wichtige Rolle im Erholungskonzept. Sie wurden in Abstimmung mit den Naturschutzzielen und dem besonderen Charakter des mittelwaldähnlichen, artenreichen Eichenwaldes entwickelt. Ziel ist es, attraktive, abwechslungsreiche Waldbilder zu schaffen.
Die Eingriffe erfolgen daher zeitlich und örtlich gestaffelt. Der Nebenbestand dürfte sich lokal schnell entwickeln und einen geschlossenen Eindruck vermitteln, daneben werden offene, lichte Waldpartien liegen, die sehr attraktiv für die Besucher sind. In erster Priorität greifen die Förster in den Baumhölzern ein, jüngere Bestände werden entlang der Wege mit der Pflege und Durchforstung strukturiert.
Mit waldbaulichen Massnahmen lassen sich die Besucher auch lenken. Dort, wo man bestehende Fusswege aufheben möchte, um der Bodenverdichtung entgegen zu wirken, fördern die Förster die Strauch- und Krautschicht mit gezielten Auslichtungen. Astmaterial dient dazu, den Zugang zu erschweren. Erfahrungsgemäss überwachsen nicht mehr begangene Pfade in absehbarer Zeit.
Öffentlichkeitsarbeit
Eine gute, proaktive Information der Bevölkerung schafft Vertrauen, erhöht die Akzeptanz der Lenkungsmassnahmen und verbessert die Einhaltung der Regeln. Regelmässige Öffentlichkeitsarbeit ist deshalb Bestandteil des Massnahmenpakets.
Fazit
Die Erholung im Wald wird in Allschwil und Binningen als Waldnutzung anerkannt. Sie wandelt sich von einer "schädlichen Nebennutzung" zu einem wichtigen Angebot für die Bevölkerung, das der psychischen und physischen Gesundheit dient, die Beziehung zur Natur ermöglicht und die Verbundenheit mit dem Wohnort fördert.
Die Erholung im Wald wird flächendeckend angeboten, örtlich jedoch auf verschiedene Nutzertypen zugeschnitten. Die nachhaltige Eichenbewirtschaftung im ganzen Wald liefert zudem Wertholz und erfüllt Naturschutzziele von nationaler Bedeutung.
Mit dem Erholungskonzept in der vorliegenden Form erreichen die Bürger- und Einwohnergemeinden Allschwil und Binningen eine deutlich verbesserte Koordination der Leistungserbringung für die Freizeitnutzung des Waldes. Dadurch verringern sich die Schäden, das Erholungsangebot wird verbessert und die Umsetzung der Naturschutzziele unterstützt. Die laufenden Kosten für all diese Vorzüge dürften künftig nicht merklich höher sein als bis anhin.